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Kita-Eltern begleiten und beraten (eBook)

Konkrete Impulse für beziehungsorientierte Elterngespräche

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
144 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83222-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kita-Eltern begleiten und beraten -  Eliane Retz
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Bedürfnisorientierung ist das aktuelle Thema in der Frühpädagogik. Eltern bei einer beziehungsorientierten Elternschaft zu begleiten und zu beraten (neue) Aufgabe und Herausforderung für pädagogische Fachkräfte.  Zentrales Element des Buches sind  Fallbeispiele, die typische Entwicklungsthemen von Kindern von 0-6 Jahren aufgreifen und von der Autorin in den Kontext von Bindung und Autonomie und eine entsprechende Begleitung durch Bezugspersonen eingeordnet werden. Konkrete Handlungsimpulse zeigen, wie pädagogische Fachkräfte Eltern unterstützten können, kindliches Verhalten zu verstehen, sowie den Wunsch nach Bindung und Autonomie feinfühlig und altersentsprechend zu begleiten. Das Buch für eine zeitgemäße Elternarbeit!

Dr. Eliane Retz promovierte am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie arbeitete mehrere Jahre als Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Eltern- und Familienbildung. Sie ist systemische Beraterin sowie Autorin und berät seit vielen Jahren Eltern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern bindungsorientiert sowie nach dem familiensystemischen Ansatz. Dabei bezieht sie sich auf aktuelle Erkentnisse der Bindungs- und Entwicklungsforschung. Eliane Retz ist langjährig in der Fortbildung für pädagogische Fachkräfte tätig und setzt sich für eine beziehungs- und bedürfnisorientierte Begleitung von Kindern in Kitas ein. 

Dr. Eliane Retz promovierte am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie arbeitete mehrere Jahre als Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Eltern- und Familienbildung. Sie ist systemische Beraterin sowie Autorin und berät seit vielen Jahren Eltern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern bindungsorientiert sowie nach dem familiensystemischen Ansatz. Dabei bezieht sie sich auf aktuelle Erkentnisse der Bindungs- und Entwicklungsforschung. Eliane Retz ist langjährig in der Fortbildung für pädagogische Fachkräfte tätig und setzt sich für eine beziehungs- und bedürfnisorientierte Begleitung von Kindern in Kitas ein. 

CLAIRE – EIN LANGERSEHNTES WUNSCHKIND


Hier geht es um die folgenden Themen:

Elterliche und kindliche Trennungsängste

Verlusterfahrungen aufgrund von Fehlgeburten sowie Frühgeburt

Regulationsintensive Säuglinge und Kleinkinder

Wechsel des eingewöhnenden Elternteils

Psychische Belastungen bei Eltern

Effekte einer behutsamen Eingewöhnung im Krippenalter

Auch in der dritten Woche der Eingewöhnung kann die Erzieherin Mari keinerlei Fortschritt erkennen. Claire (24 Monate) klammert sich bereits beim Betreten der Kita panisch an ihren Vater. Sie vermeidet jeglichen Blickkontakt mit Mari. Der Vater ist sichtlich betroffen. Zwar drängt er seine Tochter nicht, sich von ihm zu lösen, aber die Verunsicherung ist ihm deutlich anzusehen. Da Claire jedes Spielangebot ablehnt, findet zwischen Mari und den Eltern ein Gespräch statt. Dieses wird online geführt, und zwar während der Schlafenszeit von Claire. Nur auf diesem Weg können beide Eltern an dem Gespräch teilnehmen, da diese auf keinerlei familiäre Betreuungsangebote zurückgreifen können.

Mutter und Vater sprechen sehr offen ihre Gefühle und Bedenken an. Insbesondere die Mutter sorgt sich, dass Claire durch den einmaligen Trennungsversuch ein Trauma erlitten habe – auch wenn dieser nur sehr kurz gewesen sei. Zudem befürchten beide Eltern einen Vertrauensverlust von Claire in sie als Eltern. Claire sage jeden Morgen erneut „Kita, nein, zu Hause bleiben.“ Die Eltern würden dies natürlich ernst nehmen, aber ihr Kind dennoch täglich erneut in die Kita bringen.

Bereits der gemeinsame Start als Familie war von vielen Sorgen überschattet. Nach mehreren Fehlgeburten hatten die Eltern sehr große Angst davor, ein weiteres Kind zu verlieren. Claire kam als Frühchen auf die Welt. Die Eltern berichten von diversen Anpassungsschwierigkeiten in den ersten Lebenswochen und von vielen sorgenvollen Momenten in dieser Zeit. Claire sei ein „untröstliches“ Baby gewesen, das im Anschluss an die Zeit in der Kinderklinik nur durch permanenten Körperkontakt sowie lange Phasen von Clusterfeeding zu beruhigen war. Claire bevorzuge bis heute ihre Mutter. Sobald der Vater versuche, das Kind zum Schlafen zu bringen, würde Claire „völlig außer sich geraten“. Auch die Tatsache, dass Claire abgestillt ist und einen Schnuller habe, hatte die Situation nicht verändert.

Clusterfeeding

Cluster ist ein englischer Begriff für Ansammlung oder Anhäufung. Bei Babys lässt sich oftmals eine deutliche Steigerung ihres Stillverlangens in den späten Nachmittags- sowie Abendstunden feststellen. Es zeigt sich dann ein beständiger Wechsel von nutritivem, also nährendem Stillverhalten sowie nicht-nutritivem Stillen, das vorrangig der Beruhigung des Säuglings dient.

Mari thematisiert zunächst die elterliche Ambivalenz: „Einerseits sorgen Sie sich, dass die Eingewöhnung schadet. Andererseits wünschen Sie sich, dass Claire ein Krippenkind wird. Sich in diesem Prozess unsicher zu fühlen, ist vollkommen in Ordnung. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, was die Situation positiv verändern könnte." Auf diesen Vorschlag können sich beide Elternteile sehr gut einlassen. Mari bespricht mit den Eltern, dass die Eingewöhnung mit dem Vater eine „doppelte Trennung“ für Claire bedeuten könnte: Bereits zu Hause zeige Claire starken Trennungsprotest, indem sie sich an die Mutter anklammere und heftig weinen würde. Dass Claire nach diesem morgendlichen „Drama“ keinerlei Motivation zeige, sich von ihrem Vater in der Krippe zu lösen, sei somit nicht verwunderlich. Die Idee, dass die Mutter nun die weitere Eingewöhnung übernehmen werde, entlastet den Vater sichtlich. „Auch wenn die ersten Wochen nach außen hin keinen sichtbaren Fortschritt erbracht haben, waren Sie für Claire sehr wichtig in diesem Prozess. Sie haben sich gut um Ihre Tochter gekümmert, sie getröstet und aufgefangen.“ – auf diese Weise drückt Mari Wertschätzung für das väterliche Engagement aus. Es ist offensichtlich, dass ihm die Worte guttun und ihn berühren.

Claires Mutter kann sich gut auf diesen Vorschlag einlassen, auch wenn sie bislang die Übernahme der Eingewöhnung gescheut hatte. Der Start in die Mutterschaft war von vielen Sorgen und Ängsten überschattet. Nicht nur Claire fällt es schwer, sich von ihrer Mutter zu trennen. „Wenn ich Claire allein lasse, dann denke ich sofort, ich lasse sie im Stich. Ich kann die Zeit ohne Claire überhaupt nicht genießen oder sinnvoll füllen“, so beschreibt die Mutter ihre inneren Angstzustände im Rahmen von Trennungssituationen. Da sie dies selbst sehr belaste, habe sie mit einer Psychotherapie begonnen – dies vertraut sie Mari an. Damit die Rückkehr in ihren Job als Lektorin sowie die kontinuierliche Fortsetzung der Therapie überhaupt möglich werde, sei die Mutter dringend auf die außerfamiliäre Betreuung angewiesen.

Nach diesem Gespräch – das die Beziehung zwischen Eltern und Mari sichtlich gestärkt hatte – besuchen Mutter und Kind vier Wochen lang täglich für 1,5 Stunden die Krippe. Es gibt dabei keinerlei Trennungsversuche. An Claire werden keinerlei Erwartungen gestellt. Sie darf einfach Claire sein. Dieser neue Weg erweist sich als sinnvoll. Claire zeigt kontinuierlich weniger anklammerndes Bindungsverhalten. Sie klettert freiwillig vom mütterlichen Schoß und lässt nun Blickkontakt mit Mari zu. In der zweiten Woche lässt sie sich von Mari an die Hand nehmen. In Woche drei rückt sie beim gemeinsamen Vorlesen in Maris Nähe und lässt zu, dass diese den Arm um sie legt.

Eine kurze Trennung in der fünften Woche verläuft sehr positiv. Claire kuschelt sich dabei in den Arm von Mari. Sie zeigt Wiedersehensfreude, als ihre Mutter wieder den Raum betritt. In den nächsten vier Wochen kann die Trennungszeit täglich gesteigert werden. Nach über drei Monaten Eingewöhnungszeit ist Claire gut in der Krippe angekommen. Sie besucht diese täglich für drei Stunden und wird von der Mutter unmittelbar nach dem Mittagessen abgeholt. Den Mittagsschlaf macht Claire zu Hause, und dieses Abkommen wird für die nächsten Monate so beibehalten. Claire möchte dann von sich aus länger bleiben, sodass erst dann die Betreuungszeit gesteigert wird.

Nimmt die Eingewöhnung Einfluss auf die Bindungsbeziehung?

Diese Frage drängt sich besorgten Eltern auf, die sich für eine außerfamiliäre Betreuung entschieden haben, diese jedoch zugleich kritisch für sich reflektieren. Bisherige Forschungsbefunde zeigen auf, dass die Bindungsqualität zwischen Müttern und ihren Kindern davon unberührt bleibt. Die Untersuchungen beleuchten dabei kaum die Rolle der Väter, sondern rücken die Mutter-Kind-Beziehung in den Mittelpunkt. Da sich heutzutage ebenso Väter im Rahmen der Eingewöhnung engagieren, sollte deren wichtige Bedeutung ebenso erforscht werden.

Sicherlich lassen sich die derzeitigen Befunde, gewonnen aus der Beobachtung von Mutter-Kind-Dyaden, auf Eingewöhnungsprozesse mit Vätern übertragen. Zentrale Erkenntnisse sind: Zeitlich knapp limitierte oder wenig einfühlsame Eingewöhnungsprozesse können sich nachteilig auf die Bindungsbeziehung zwischen Eltern und Kind auswirken, sodass sich die Qualität der Beziehung verschlechtert (Ahnert 2020). Eine gute, einfühlsame Eingewöhnung wiederum kann das Vertrauen in den anwesenden Elternteil im besten Fall sogar nachhaltig festigen. Gerade im Rahmen einer langwierigen Eingewöhnung kann dieser stärkende Befund den Eltern wertschätzend mitgeteilt werden. Demzufolge bleibt im Rahmen guter Eingewöhnungsprozesse die Qualität der Bindungsbeziehung in aller Regel davon unberührt. Gewonnene Bindungssicherheit entfaltet ihre schützende Wirkung gerade hier verlässlich und wohltuend für das Kind, vorausgesetzt, die Eltern bringen sich weiterhin als sichere Basis ein.

Prä- und postpartale Prägungen

Es gibt Kinder, die als besonders regulationsintensiv wahrgenommen werden. Sie zeigen intensive Gefühlszustände. Sie können aus Sicht der Erwachsenen weniger gut und nachhaltig beruhigt werden, sodass es beständig Situationen gibt, die eine erneute Co-Regulation erforderlich machen. Zugleich werden diese Kinder häufig auch als weniger einlenkbar und lösungsorientiert in ihrem Handeln erlebt. Hier ist der geschulte Blick von Fachkräften wichtig, um eine vorschnelle Pathologisierung des kindlichen Verhaltens abzuwenden.

Was nimmt Einfluss auf kindliches Verhalten?

Reagiert das Kind möglicherweise so heftig, da es bislang zu wenig Raum für Selbstbestimmung und Autonomie gibt?

Haben familiäre Stresserfahrungen zu dieser Dynamik geführt?

Haben die Eltern selbst...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Vorschulpädagogik
Schlagworte Bedürfnisorientierte Erziehung • Bedürfnisorientierung • Elternarbeit • Elterngespräch • Entwicklungsgespräch • Entwicklungspsychologie • Erziehungspartnerschaft • Frühpädagogik • Kindertagespflege • Kita • Krippe • Pädagogik • Pädagogische Fachkraft
ISBN-10 3-451-83222-4 / 3451832224
ISBN-13 978-3-451-83222-2 / 9783451832222
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