Wehrdienst und Verweigerung als komplementäres Handeln
Individualisierungsprozesse im bundesdeutschen Protestantismus der 1950er Jahre
Seiten
2020
Mohr Siebeck (Verlag)
978-3-16-156260-0 (ISBN)
Mohr Siebeck (Verlag)
978-3-16-156260-0 (ISBN)
In den 1950er Jahren diskutierte der Protestantismus intensiv über die Beteiligung an der westdeutschen Wiederbewaffnung. Konnten Protestanten zur Verteidigung der Bundesrepublik wieder zu den Waffen greifen? Die Diskussionen führten an den Rand der Kirchenspaltung. Hendrik Meyer-Magister zeigt, wie die Heidelberger Thesen die Entscheidung schließlich ganz ins Gewissen des Einzelnen legten - ein wichtiger Schritt zur Individualisierung der Ethik des Nachkriegsprotestantismus.
Bei Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde mit Art. 4 Abs. 3 GG erstmals in einem deutschen Staatswesen ein Verfassungsrecht auf Kriegsdienstverweigerung verankert. Den Protestantismus stellte das vor eine neue Frage: Könnten Protestanten in einer westdeutschen Armee Wehrdienst leisten oder müssten sie von ihrem Verweigerungsrecht Gebrauch machen? Im Rahmen der hitzig geführten Debatten um die Wieder- und Atombewaffnung der Bundesrepublik argumentierte der linksprotestantische Flügel klar für die Verweigerungsoption während der konservativ-lutherische Flügel für die Dienstpflicht optierte. Beide formulierten dabei hohe normative Ansprüche an die Gewissensentscheidung des Einzelnen. Erst als die Kircheneinheit an der Frage einer Beteiligung an der Atombewaffnung zu zerbrechen drohte, wurde mit der Komplementaritätsformel der Heidelberger Thesen die Entscheidung ganz in das Gewissen des Einzelnen verschoben. Hendrik Meyer-Magister zeigt, wie sich dies als massiver Individualisierungsschub für die Ethik des Nachkriegsprotestantismus interpretieren lässt.
Bei Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde mit Art. 4 Abs. 3 GG erstmals in einem deutschen Staatswesen ein Verfassungsrecht auf Kriegsdienstverweigerung verankert. Den Protestantismus stellte das vor eine neue Frage: Könnten Protestanten in einer westdeutschen Armee Wehrdienst leisten oder müssten sie von ihrem Verweigerungsrecht Gebrauch machen? Im Rahmen der hitzig geführten Debatten um die Wieder- und Atombewaffnung der Bundesrepublik argumentierte der linksprotestantische Flügel klar für die Verweigerungsoption während der konservativ-lutherische Flügel für die Dienstpflicht optierte. Beide formulierten dabei hohe normative Ansprüche an die Gewissensentscheidung des Einzelnen. Erst als die Kircheneinheit an der Frage einer Beteiligung an der Atombewaffnung zu zerbrechen drohte, wurde mit der Komplementaritätsformel der Heidelberger Thesen die Entscheidung ganz in das Gewissen des Einzelnen verschoben. Hendrik Meyer-Magister zeigt, wie sich dies als massiver Individualisierungsschub für die Ethik des Nachkriegsprotestantismus interpretieren lässt.
Geboren 1982; 2003-12 Studium der Theologie und Geschichte in Berlin und Stellenbosch, Südafrika; 2013-16 wissenschaftlicher Mitarbeiter der DFG-Forschergruppe 1765; 2016-19 Vikar der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern; 2017 Promotion zum Dr. theol. an der Ludwig-Maximilians Universität München; seit 2019 Akademischer Rat (a.Z.) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
| Erscheinungsdatum | 31.01.2020 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Religion in der Bundesrepublik Deutschland |
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 167 x 239 mm |
| Gewicht | 2123 g |
| Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Zeitgeschichte |
| Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie | |
| Schlagworte | 3 • 4 • Abs. • Art. • Art. 4 Abs. 3 GG • Aufbaujahre • Gewissen • GG • Heidelberger • Heidelberger Thesen • Individualisierungstheorie • Komplementaritätsthese • Nachkriegszeit • Thesen |
| ISBN-10 | 3-16-156260-7 / 3161562607 |
| ISBN-13 | 978-3-16-156260-0 / 9783161562600 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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