Das Haus der Gefühle (eBook)
88 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-45996-0 (ISBN)
Daniela Britzelmayr, geboren 1975, arbeitet als Luna Yoga®- und Achtsamkeitslehrerin. Außerdem ist sie als Pädagogin und Trauerbegleiterin tätig und lässt ihr breites Wissen und ihre Erfahrung in ihr Buch "Das Haus der Gefühle" einfließen. In ihrer Praxis begleitet sie Frauen und setzt ihren Schwerpunkt auf eine entspannte und wertfreie Selbstfürsorge. Sie lebt mit ihrem Mann in der Schweiz.
Daniela Britzelmayr, geboren 1975, arbeitet als Luna Yoga®- und Achtsamkeitslehrerin. Außerdem ist sie als Pädagogin und Trauerbegleiterin tätig und lässt ihr breites Wissen und ihre Erfahrung in ihr Buch "Das Haus der Gefühle" einfließen. In ihrer Praxis begleitet sie Frauen und setzt ihren Schwerpunkt auf eine entspannte und wertfreie Selbstfürsorge. Sie lebt mit ihrem Mann in der Schweiz.
Geschichtenkerne
Was die Szenen eröffnen
Kapitel 1
Erkennen
„Das Gegenteil von Liehe ist nicht Hass, sondern Trennung.“
John Berger, Dichterund Maler, 1926-2017
Betrachtungen
Wahrscheinlich kennst du sie auch, die Lebensphasen von innerer Entfremdung. Vielleicht hast du sie selbst erlebt oder ein Mensch, der dir nahesteht.
… Ein Single findet sich auf einer Geburtstagsfeier unter lauter Paaren und fühlt sich einsam, … eine alleinerziehende Mutter leidet unter dem Gefühl, „nicht wertvoll zu sein“,
… ein sensibler und schüchterner Mann zerbricht, weil er sich in unserer Gesellschaft nicht männlich genug fühlt,
… eine Pädagogin mit viel Berufserfahrung und Zusatzausbildungen glaubt immer noch, „nicht gut genug zu sein“ und mehr erreichen zu müssen,
… die Königin im Märchen hat ein Leben ganz ohne sichtbare Mängel und versinkt dennoch in Trübnis.
Unterschiedliche Ereignisse und Biografien führen dazu, dass sich ein Mensch fremd und nicht mit sich selbst und der Welt verbunden fühlt, ich könnte unzählige weitere Beispiele aufführen.
Schief und krumm … und gut genug
Obwohl ich ein heiteres Wesen habe, blicke ich oft mit strengen Kriterien ins Leben und fühle mich dabei wie ein krummer und schiefer Baum. In solchen Situationen versuche ich, mir bewusst zu machen, dass auch der krumme und schiefe Baum wunderschön ist. Wäre es nicht langweilig, wenn unsere Wälder nur aus den gleichen gut gewachsenen Bäumen bestehen würden? Dabei denke ich an die Kiefer, die in unserem Garten steht. Sie besitzt morsche Äste. Sie wächst inakkurat in verschiedene Richtungen. Sie verbreitet Chaos wegen den unzähligen Nadeln und Zapfen, die sie im Garten verstreut. Unmerklich vermehrt sie ihre Jahresringe. Wir haben immer wieder überlegt, ob wir die Kiefer entfernen lassen wollen, weil ihre überhängenden Äste sehr viel Sonnenlicht von unserem Garten abhalten. Doch die Kiefer wirkt mit ihren Narben und sichtbaren Spuren heilsam auf meine Seele. Fast wie eine treue Freundin. Schon bei dem Gedanken, dass sie irgendwann nicht mehr im Garten stehen könnte, empfinde ich Wehmut. Sie ist ein versöhnliches Symbol für die Risse geworden, die ich in meinem Spiegelbild manchmal sehe.
Viel hängt in diesem Themenkomplex mit unserer Selbstauffassung zusammen. Auffällig ist, dass der Begriff des „Betrügens“ und des „Scharlatans“ immer wieder erwähnt wird. Ein Grund könnte sein, dass viele von uns die Angst in sich tragen, ihr Umfeld könnte irgendwann herausfinden, dass sie gar nicht so perfekt und glücklich sind, wie sie nach außen wirken. Die Psychologin Sonja Rohrmann beschreibt Menschen, die unter dem Hochstapler-Syndrom leiden, so: „Sie bringen objektiv hervorragende Leistungen hervor, sind aber subjektiv davon überzeugt, ihre Erfolge nicht verdient zu haben. Sie führen gute Ergebnisse nicht auf ihre Fähigkeiten zurück, sondern auf externale, also äußere Faktoren wie Glück, Zufall oder gutes Networking.“1
Der britische Psychoanalytiker Donald W. Winnicott hat das Konzept „Gut genug“ in den 1950er Jahren maßgeblich geprägt. Als Kinderpsychologe hatte er viel mit Eltern zu tun, die an ihren persönlichen und den hohen gesellschaftlichen Ansprüchen ans Elternsein verzweifelten.2 Dieses Streben nach Fehlerlosigkeit ist bis heute allgegenwärtig und in unterschiedlichen Ausprägungen zu finden. Nicht nur Eltern sind von diesem mühseligen Streben betroffen. Viele von uns kennen die kritischen Stimmen in uns, die uns mal leise, mal laut sagen: „Du bist nicht gut genug. Du schaffst das nicht.“ Meistens folgt dann ein Vergleich mit anderen Menschen, die angeblich so glücklich und erfolgreich sind und wir gewinnen immer mehr den Eindruck, dass wir in dieser Welt nicht mithalten können. Die sozialen Medien, die Werbung, viele ratgebende Bücher und sogar manche Coaching-Programme unterstützen dieses Effizienzdenken. Sie zeichnen Bilder, die mit der Realität wenig zu tun haben und lassen die Musse und das Innehalten aussen vor: Ständige Arbeit für ein glückliches Leben – Leistungsbereitschaft als Garant für den Erfolg.
Das Denken und Fühlen ist getränkt von falschen Einstellungen und Erwartungen und es scheint dringend angezeigt zu sein, wieder einen natürlichen Umgang mit unserem Menschsein zu kultivieren. Der Wunsch, im Einklang mit sich und der Welt zu leben, bringt uns immer wieder an den Punkt, wo sich Entfremdung und Verbundenheit begegnen.
Menschen, die ehrlich über ihre essenziellen Fragen ans Leben und über ihre Verletzlichkeit sprechen, die ihre Lebensgeschichte anderen zur Verfügung stellen, berühren mich sehr. Bedauerlicherweise können die meisten das Lichtvolle an ihrem Wesen nicht erkennen. Die Kenntnis davon ist häufig durch schwierige Erfahrungen verschüttet worden. Was jetzt helfen kann, ist ein liebevolles und freundschaftliches Aufdecken der vergangenen Lebensschichten und das Gestalten von neuen Schichten in unterschiedlichsten Farben. Die Hinwendung zum Leben vereint Erinnerungen, Erfahrungen, Kraftquellen, Lebenseinstellungen, Lebensrealitäten und Wünsche.
Zu erkennen, dass wir vor allem dann Spaltung erfahren, wenn wir oder andere Unmenschliches von uns erwarten, ist ein wesentlicher Schritt.
In Phasen von Entfremdung spüren wir, dass etwas in unserem Leben nicht aufrichtig ist oder etwas fehlt. Das Erleben von Mangel, Nichtdazugehören und Zerrissenheit wird jedoch meistens unterdrückt. Wir versuchen, uns zu schützen, indem wir unseren Gefühlen misstrauen. Wir verstecken uns hinter Ersatzgefühlen oder Masken, die unsere tiefen Bedürfnisse verbergen. Wir lächeln unser Gegenüber an, obwohl uns zum Weinen ist. Wir sagen, dass alles gut sei, aber eigentlich fühlen wir uns verletzt. Die Entfremdung ist immer auch körperlich und kann sich in verschiedenen Formen zeigen, wie z.B. in Leere, Schmerzen, Schlafproblemen, Spannungsgefühlen und Erschöpfung.
Eine weitere Vermeidungs- und vermeintliche Lösungsstrategie kann sein, dass Ablenkung zu einem Dauerzustand wird und wir mit einem übertriebenen Aktionismus rennen – von einem Event zum nächsten, von einem Freizeitkurs zum anderen – und uns darüber hinwegtäuschen, dass wir nicht mehr fühlen (wollen). Daneben gibt es natürlich auch Belastungen und Herausforderungen im Alltag, die eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Entfremdungsgefühlen spielen, so z.B. Leistungs- und Zeitdruck, Verlusterfahrungen, Mobbing, Enttäuschungen usw.
Das Dilemma ist nur, dass die meisten Menschen sich im Grunde ihres Daseins danach sehnen, geliebt und gesehen zu werden. Aber wie kann Verbindung wachsen, wenn wir eine innere Auflösung hinnehmen? Das Gefühl von Geborgensein, das für die seelische und körperliche Entspannung so wichtig ist, kann sich nicht mehr richtig einstellen, denn womöglich haben wir das felsenfeste Urteil über uns gefällt, dass wir kein erfülltes Leben verdient haben oder nicht gut genug sind. Diese Annahmen werden oft gestützt von schmerzhaften Erfahrungen, die wir im Leben gesammelt haben. Ein Teufelskreis, der sich nährt und nährt.
… Wenn wir keine Ausdrucksformen für die eigenen Empfindungen finden,
… wenn unterdrückte Gefühle den Kontakt zu unseren schöpferischen und kreativen Kräften kappen,
… wenn tiefe Unsicherheiten unser Innenleben verdunkeln und die Führung übernehmen,
… wenn wir die Fähigkeit verlieren, aus unterschiedlichen Perspektiven das Leben zu beleuchten,
werden wir uns selbst fremd und das Lebendigsein kommt abhanden.
Bewegt werden – sich bewegen
Intuitiv spüren die meisten Menschen, dass sie ein Teil der Welt sind oder sein wollen und ihre Verwundbarkeit die Quelle der Lebendigkeit ist. Auch die Königin ahnt es, als die Frage des Spiegels „Wer bist du?“ etwas Vergessenes in ihr zum Leben erweckt. In ihr wird etwas bewegt, was sie dazu ermuntert, in ein neues Selbst zu schlüpfen. Sie macht sich auf den Weg. Sie nimmt nichts mit – außer sich selbst.
Die Königin hat einen Spiegel, der sie auffordert, loszuziehen, aber was oder wer übernimmt in unserem Leben die Aufgabe, uns aufzurütteln?
Erkennen ist der erste Schritt
Um aus den geschilderten Kreisläufen herauszutreten, ist es wichtig, zu f ü h l e n. Berührbar sein bedeutet empfänglich sein – es handelt sich um die Entscheidung, sich selbst an die Hand zu nehmen.
Ich erinnere mich an einen persönlichen Weckruf, ein unerwartetes Ereignis, das in mir viel bewirkte: Vor vielen Jahren durchlebte ich eine sehr schwierige Zeit. Obwohl ich viele Menschen um mich hatte, die mir Verständnis entgegenbrachten, konnte ich die warmen Begegnungen nicht in mich aufnehmen. Eines Tages stand...
| Erscheint lt. Verlag | 3.3.2022 |
|---|---|
| Illustrationen | Marina Lussi |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
| Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung | |
| Technik | |
| Schlagworte | Entspannung • Geschichten • Impulsgeber • Inspiration • Kunst • Lebensberatung • Märchenbuch • Meditation • Poesie • Psychologie • Rituale • Selbstmitgefühl • Wohlsein • Workbook • Yoga |
| ISBN-10 | 3-347-45996-2 / 3347459962 |
| ISBN-13 | 978-3-347-45996-0 / 9783347459960 |
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