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Das Recht zu kicken (eBook)

Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs
eBook Download: EPUB
2025
336 Seiten
Hier und Jetzt Verlag für Kultur und Geschichte
978-3-03919-687-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Recht zu kicken - Marianne Meier, Monika Hofmann
Systemvoraussetzungen
41,99 inkl. MwSt
(CHF 40,95)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Frauen und Fussball - eine Verbindung, die lange als «unästhetisch», ja «unsittlich» galt. Seit über 100 Jahren kämpfen Kickerinnen für die gesellschaftliche, institutionelle und rechtliche Akzeptanz ihres Sports. Marianne Meier und Monika Hofmann erzählen die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs im Kontext der in­ternationalen Entwicklungen. Sie fokussieren auf die Kommerzialisierung sowie die mediale Berichterstattung und machen deut­lich, wie viel noch zu tun bleibt. Zahlreiche Bilder sowie elf Interviews mit Schweizer Sport- und Fussballpionierinnen geben zu­dem lebhafte Einblicke in ein faszinierendes und hochaktuelles Stück Sportgeschichte.

Marianne Meier ist Historikerin und Sportpädagogin. Sie befasst sich seit Jahrzehnten mit Geschlecht im Sport- und Fussballkontext. 2004 veröffentlichte sie «Zarte Füsschen am harten Leder». Monika Hofmann ist Geschlechterforscherin und journalistisch als Podcast-Host tätig. Beide Autorinnen arbeiten am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern.

«Was? Du spielst Fussball? Aber wieso? Von dir hätte ich das nicht erwartet!» Solche Sätze hörte Co-Autorin Marianne Meier als junge Fussballspielerin in der Schweiz der 1990er-Jahre oft. In den USA hingegen, wo sie 1995/96 ein Schuljahr am College absolvierte, war es für Frauen das Normalste der Welt, «Soccer» zu spielen. Dieser Kontrast im Umgang mit derselben Sportart veranlasste Meier dazu, in ihrer Lizentiatsarbeit die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs zu erforschen. Daraus entstand 2004 das Buch «Zarte Füsschen am harten Leder».1 Zwei Jahrzehnte später hat sich vieles verändert: wie Frauen im Fussball von der Schweizer Gesellschaft wahrgenommen werden, wie sie sich sportlich etabliert haben und wie die Medien darüber berichten. Und doch hat der Fussball der Frauen immer noch nicht denselben Stellenwert wie jener der Männer. Auch 2025 ist ein «Mädchenpass» in vielen Fällen ein schlechter Pass, und ein «Frauenschuss» wird als schwach eingestuft.

Den Autorinnen ist es wichtig, die Schweizer Frauenfussballgeschichte zugänglich zu machen und eine Brücke zwischen verschiedenen Generationen zu schlagen. So, dass Wegbereiter:innen im Fussball honoriert werden und jüngere Kickerinnen wissen, welche Hürden es zu meistern galt. Um Vorreiterinnen ging es auch im Buch «Vorbild und Vorurteil. Lesbische Spitzensportlerinnen erzählen»,2 das Marianne Meier und Monika Hofmann, zusammen mit drei weiteren Autorinnen, 2020 verfasst haben. Co-Autorin Monika Hofmann wurde im Boxsport als erste Schweizer Ringrichterin im Jahr 2021 selbst zur Pionierin.

«Das Recht zu kicken» will die sich seit 2015 rasant beschleunigende Entwicklung des Frauenfussballs in Relation setzen zum zähen Kampf um Daseinsberechtigung und Anerkennung der vorherigen fünfzig Jahre. Es will das unermüdliche Engagement der Pionier:innen würdigen und die zeit- und grenzenlose Energie und Leidenschaft für den Fussball über alle Generationen hinweg sichtbar machen.

Was umfasst dieses Buch?


In ihrer ersten Publikation beschrieb Meier vor allem die letzten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie analysierte die frühen Anfänge und ersten Konsequenzen der Integration in den Schweizerischen Fussballverband (SFV), fokussierte aber hauptsächlich auf die Institutionalisierungsphase des Schweizer Frauenfussballs. Das vorliegende Buch zeichnet die gut hundert Jahre des Fussballs der Frauen in der Schweiz nach: von den ersten dokumentierten Anfängen in den 1920er-Jahren bis 2025.3 Es erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich so viele Menschen beharrlich für die Anliegen und die Legitimation von Fussballerinnen eingesetzt, sei es in Verbänden, Klubs, Medien, Behörden, Familien und Schulen oder in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit, dass hier nicht alle namentlich erwähnt werden können. Unzählige, die auf regionaler und lokaler Ebene mitwirk(t)en, sind noch gänzlich unbekannt. So sollen die elf Interviews in diesem Buch, die mit Akteurinnen aus unterschiedlichen Bereichen geführt wurden, stellvertretend für eine starke Frauenelf stehen. Den Autorinnen liegt viel daran, dass sich auch alle anderen, die den Frauenfussball in ihren Rollen und Funktionen verdienstvoll vorangebracht haben, mitgemeint fühlen. Im Podcast «Fussballpionierinnen», der das Buch ergänzt, kommen einige der elf Interviewten sowie weitere Wegbereiterinnen zusätzlich zu Wort. Es sind hauptsächlich jene Stimmen, von denen es bislang kaum Tonaufnahmen gab.

Die folgenden Fragen führen durch das Buch: Weshalb scheint eine Geschlechtskategorie – die männliche – ein grösseres Anrecht auf Fussball zu haben? Wie und durch wen hat sich dieses Privileg etabliert – und lässt es sich verändern? Welche historischen, strukturellen und soziokulturellen Elemente haben zur Entwicklung des Schweizer Frauenfussballs beigetragen? Was hat diesen Prozess gefördert oder gebremst? Welche Rolle spielt der Frauenfussball in den Nachbarländern und auf internationaler Ebene? Wohin führen die ersten Spuren fussballspielender Frauen in der Schweiz? Wer waren die Pionierinnen, die diese «männliche Doppeldomäne» von Sport und Fussball eroberten? Wie reagieren Medien, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf diese neue Realität? Welche Entwicklungen könnten für die Zukunft zuversichtlich stimmen – und wo herrscht noch Handlungsbedarf?

Begrifflichkeit und sprachliche Macht


Auch sprachlich hat sich in den zwanzig Jahren seit Meiers erster Publikation einiges geändert: Damals wollte der Verlag unbedingt «Damenfussball» im Untertitel haben, um «so ein Thema» vermarktbarer zu machen. Der Begriff des «Frauenfussballs», der sich schliesslich doch durchgesetzt hat, schien damals noch unpassend. Auch 2025 spielen Begrifflichkeiten eine Rolle: Die UEFA Women’s EURO 2025 in der Schweiz wird vom SFV offiziell als «WEURO» abgekürzt. Das Hervorheben des Geschlechts, das sogenannte Gender-Marking, kommt bei internationalen Sportanlässen oft zum Einsatz. Im Fussball war beispielsweise von der «Frauen-EM» 2022 in England die Rede, während die WM der Männer in Katar ganz ohne Geschlechtsbezeichnung auskam. Das wird zum Problem, weil Sprache Wirklichkeit schafft. Eine Terminologie, die den Männersport ohne Gender-Marker definiert, macht ihn zum Mass aller Dinge. Eine Markierung wie «WEURO» hingegen wirkt, als wäre das Turnier eine zweitrangige Kopie der «echten» EURO. Auch der «Schweizer Cup-Final» ist Männerfussball – das Endspiel der Frauen im gleichen Wettbewerb wird als «Schweizer Frauen-Cup-Final» bezeichnet. So finden auch Begriffe mit doppelter Weiblichkeitsform wie «Frauenfussballerin» immer noch Anwendung. Dasselbe Sprachmuster wäre bei Sportarten, die geschlechtsneutral wahrgenommen werden, allerdings kurios. Wer spricht von Belinda Bencic schon als Frauentennisspielerin?

Der Begriff «Frauenfussball» ist – aus historischer Perspektive – ebenfalls problematisch: Ab den 1970er-Jahren wurden formelle Fussballverbote für Frauen in Ländern wie England oder Deutschland aufgehoben. Dabei war es den nationalen und internationalen Verbänden wichtig, den «Frauenfussball» als Sportart mit Sonderregeln auszustatten: So wurde etwa mit kleineren Bällen und reduzierter Spieldauer gekickt. Diese Vorgaben dienten dem Ziel einer strategischen und bewussten Abwertung. Erst im Verlauf der 1990er-Jahre trauten die Verbände den Fussballerinnen den heutigen Standard von neunzig Minuten Spielzeit zu. Inzwischen gibt es im Regelwerk keine Unterschiede mehr. Aus einer historisch informierten Perspektive impliziert der Begriff «Frauenfussball», dass es sich um einen Ballsport mit anderen, vereinfachten Spielregeln handelt. Heutzutage ist mit «Frauenfussball» der Fussballsport gemeint, der von Frauen gespielt wird.

So wird der Begriff auch im vorliegenden Buch verstanden. Korrekter, aber sprachlich etwas umständlicher wäre «Fussball der Frauen». Hier werden diese beiden Begriffe – mit den diskutierten Vorbehalten – synonym verwendet. Ausserdem wird im Sinn der Gleichwertigkeit das Gender-Marking auch auf den Männerfussball angewendet.

Wichtig ist mitzudenken, dass sich nicht alle Personen, denen bei Geburt das weibliche Geschlecht zugeordnet wurde, als Frauen bezeichnen. Mit dem Begriff «Frauen» schliessen die Autorinnen alle Menschen mit ein, die sich damit identifizieren – auch wenn der Sport nur zwei klare Geschlechterkategorien kennt. Wenn die Autorinnen von «Frauen und Mädchen» schreiben, meinen sie Fussballerinnen in ihrer ganzen ethnischen, kulturellen, religiösen und körperlichen Vielfalt.

Anfänge des Frauensports und neues Momentum


Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte ist der organisierte Sport traditionell männlich konnotiert. Laut dem Gründer der modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, war das olympische Heldentum nur für «erwachsene, männliche Individuen» vorgesehen. Für Coubertin bestand die einzige Rolle der Frauen im Sport darin, die Sieger zu krönen. Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis waren Athletinnen nur im Bogenschiessen in bodenlangen Gewändern zugelassen. Trotz Warnungen vor «anmutiger Erschlaffung» und «übermässiger Muskelbildung» begeisterten sich wohlhabende Töchter rasch für die Schwimm- und Tenniswettkämpfe.4 Bereits 1922 wurden in Paris die ersten offiziellen Frauenweltspiele organisiert. Diese «Jeux olympiques féminins» erwiesen sich als grosser Erfolg. Deshalb war die in Göteborg geplante Fortsetzung der männlichen Olympiazunft ein Dorn im Auge. Um den «Wildwuchs» zu kontrollieren, konnten Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam schliesslich – probeweise und insbesondere auch in der Leichtathletik – teilnehmen.5

Die sportliche Aktivität von Frauen wurde noch bis in die 1960er-Jahre als unästhetisch und...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2025
Zusatzinfo 90 sw und farbige Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Alisha Lehmann • Cathy Moser • Esther Zaugg • euro 2025 • Frauenfussball • Fussballpionierinnen • Lara Dickenmann • Marianne Meier • Monika Hofmann • Nicole Petignat • Seraina Degen • Tatjana Haenni • Viola Amherd
ISBN-10 3-03919-687-1 / 3039196871
ISBN-13 978-3-03919-687-6 / 9783039196876
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