Nur alles zählt (eBook)
208 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2073-2 (ISBN)
Ralph Denk, geboren 1973 in Bad Aibling, ist Gründer und Manager von Deutschlands erfolgreichstem Profi-Radsportteam. Als aktiver Rennradfahrer wurde er mehrfach Bayerischer Meister. Ab 2001 feierte er zahlreiche Erfolge als Team Manager eines eigenen Mountainbike-Rennstalls. 2010 gründete er ein professionelles Straßenradsport-Team, das seit 2017 unter dem Namen »BORA - hansgrohe« zu einem der Spitzenteams im Profiradsport aufstieg. Tim Farin, geboren 1976 in Troisdorf, schreibt seit 2005 als freier Journalist über den Radsport. Für das Magazin »TOUR« liefert er Interviews und Reportagen aus dem Profisport und von Hobbyrennen. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule ist selbst aktiver Rennradfahrer. Zusammen mit Radsportlegende André Greipel verfasste er dessen Autobiografie »Aus dem Windschatten«.
Ralph Denk, geboren 1973 in Bad Aibling, ist Gründer und Manager von Deutschlands erfolgreichstem Profi-Radsportteam. Als aktiver Rennradfahrer wurde er mehrfach Bayerischer Meister. Ab 2001 feierte er zahlreiche Erfolge als Team Manager eines eigenen Mountainbike-Rennstalls. 2010 gründete er ein professionelles Straßenradsport-Team, das seit 2017 unter dem Namen »BORA – hansgrohe« zu einem der Spitzenteams im Profiradsport aufstieg. Tim Farin, geboren 1976 in Troisdorf, schreibt seit 2005 als freier Journalist über den Radsport. Für das Magazin »TOUR« liefert er Interviews und Reportagen aus dem Profisport und von Hobbyrennen. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule ist selbst aktiver Rennradfahrer. Zusammen mit Radsportlegende André Greipel verfasste er dessen Autobiografie »Aus dem Windschatten«.
Einleitung
Auf den Weg gemacht
»Wir sind jetzt zum dreizehnten Mal hier«, mault der bald fünfzig Jahre alte Oberbayer Ralph Denk, der eine Sport-Daunenjacke im Teamlook trägt und sich in einen Konvoi von Fahrzeugen seiner Mannschaft eingereiht hat. Es ist ein Februarmorgen um kurz vor acht, und gerade fährt Denk mit seinem Ford-Kombi auf eine belgische Autobahn. »Kein Witz, wir waren jetzt zwölfmal hier und fast immer ist was schiefgelaufen, oft richtig scheiße.« Eine Delegation seines Millionenunternehmens, des mit Abstand wichtigsten Radsportteams Deutschlands, ist unterwegs zu einem ganz besonderen Termin im Rennkalender, unterwegs von einem anonymen Vier-Sterne-Teamhotel an der Autobahn irgendwo in Flandern an einen der glorreichsten Orte dieser Disziplin.
Aber Denk sitzt regungslos hinterm Lenkrad, wie es einer tut, der viel unterwegs ist und für den bei einer Reise kein Zauber mehr innewohnt, sondern blanke Notwendigkeit. Wir fahren eine Dreiviertelstunde durch den kalten Morgen, die Sonne kommt spät heraus über der noch fast leeren Autobahn, und es fällt nicht schwer, Ralph Denk abzunehmen, dass er »kein bisschen nervös« ist. Er fährt, er beantwortet die Fragen des Beifahrers ohne Allüren, er folgt den anderen Fahrern vor ihm und parkt endlich in der historischen Halle gleich neben Belgiens Kult-Radrennbahn ’t Kuipke, wo schon Tausende Fans auf den Beinen sind und auf die Stars ihres Lieblingshobbys warten. Denk folgt den Anweisungen eines Ordners, legt den Rückwärtsgang ein, rollt den Kombi zurück in die vorgegebene Position neben dem Bus und begibt sich in Deckung. Er ist der Chef eines Starensembles, das an diesem Morgen in Flandern den traditionellen Auftakt in die europäische Klassiker-Saison angeht. Aber Denk bleibt im Hintergrund, wo ihn kaum jemand trifft, und selbst wenn die Fans vor dem Absperrkordon ihn sähen, die allerwenigsten würden den Fahrer des Fahrzeugs mit dem amtlichen Kennzeichen KU-BOH 1 erkennen.
Denk ist einer für hinter den Kulissen. Er reicht seiner Schwester, die ihn seit Neuestem im Marketing unterstützt, einen Zugangspass für die offizielle Eröffnungsfeier, bei der die Radsportfanatiker in der Radhalle die Mannschaften zelebrieren. Denk will da gar nicht erst hin, zu viel Rummel, das überlässt er seinem Gast, also mir. Ich beobachte von der VIP-Tribüne den letzten Wheelie von Denks ehemaligem Superstar Peter Sagan auf dem Oval, höre den Applaus und spüre die fachkundige Begeisterung der Menschen, die Denks Sport und Geschäft die Basis bieten. Beim Blick runter auf die Karte am Halsband fällt erst auf, wie ungewöhnlich der Zugang ist: »Team Director« steht auf dem bedruckten Plastik, das Denk seinem Gast hat weitergeben lassen. Denk hat seinen Status weitergegeben an seinen Ghostwriter, mit dem er seit ein paar Monaten zusammen an diesem Buch arbeitet. Er kennt das Geschäft, die Orte, die Eindrücke. Er braucht sie nicht mehr zu sehen. Er gibt das Privileg gern weiter und redet nicht mal drüber. Es passiert einfach.
Ralph Denk hat einen markigen Spruch gebracht, der sein Leben prägt. Diesen Spruch, der auch eine Kampfansage war, hat er seinem Lehrer einmal ins Gesicht gesagt. Davon wird später zu lesen sein. Obwohl man weiß, dass Denk einer ist, der Großes vorhat und sich kaum je zufriedengibt, ist er zugleich ein sehr zurückhaltender Zeitgenosse. Für jemanden, der aus dem Nichts eines der erfolgreichsten Teams seiner Sportart geschaffen hat, und das nicht nur im Straßenradsport, sondern vorher schon mit dem Mountainbike, ist er enorm öffentlichkeitsscheu. Er macht, was er machen muss, wenn es um Presse geht. Man kann ihm abnehmen, dass es ihm dabei nicht um die große Bühne geht.
Dass Sie heute sein Buch in den Händen halten, hätte Ralph Denk deswegen vor nicht allzu langer Zeit wohl selbst kaum geglaubt. Ein Jahr bevor diese Mischung aus Mindset-Ratgeber und Autobiografie vor der Tour de France 2023 in den Handel kam, wirkte Denk selbst noch äußerst zurückhaltend. Es gab Vorgespräche zwischen Verlag und ihm, doch weiter kam man bis zum Spätsommer nicht. Dafür sind wir im Laufe einer Winterpause und einer Frühjahrssaison weit gekommen. Zwar kannten sich Denk und sein Co-Autor schon vom Telefon, doch richtig begegnet waren sie einander noch nie – und so war auch nach einer ersten Zoom-Konferenz im September 2022 kaum greifbar, welche Geschichte Ralph Denk in den kommenden Monaten erzählen würde.
Zu diesen Zeilen war es also ein weiter Weg. Ralph Denk und sein Ghostwriter trafen sich zuerst virtuell, dann saßen sie im Herbst zwei lange Tagessitzungen miteinander im noch spätsommerlichen Raubling, wo sie einander erst kennenlernen mussten. Auffällig ist dabei, dass Denk während eines solchen Treffens sehr zurückhaltend auftritt, keine Sprüche klopft, auf Small Talk oder persönlichen Austausch verzichtet – aber einen Plan hat. Es dauert, bis er den Kontakt ausbaut. Im Winter trafen Protagonist und Co-Autor sich noch mal in Raubling, diesmal schon vertrauter, und zum Abschluss der zwei Tage sagte Denk zum Journalisten: »Jetzt muss ich mal ganz blöd fragen: Interessiert das überhaupt irgendwen, was ich zu erzählen habe?« Der Zweifel war echt, sodass der Gesprächspartner dem erfahrenen Manager versichern musste: Ja, das ist Material, das für Radsportfans, aber auch Sportmanagement-Interessierte ebenso wie für Menschen spannend ist, die sich mit Unternehmertum und Führung auseinandersetzen.
Der Austausch zwischen Denk und seinem Mitstreiter zeigt auch, wie atemlos der Radsport funktioniert. Wir saßen eben nicht nur im Konferenzzimmer in Raubling, wo natürlich ständig Mitarbeiter des Teams eilige Anrufe dazwischenwarfen, wir sprachen auch in einer Hotelbar in Roeselare, im Auto auf dem Weg zum Omloop Het Nieuwsblad, dem ersehnten Klassiker zwischen Gent und dem flämischen Provinzörtchen Ninove, wir trafen uns zwei Wochen später auf einem Parkplatz in der sonnigen, aber noch kühlen Toskana und dann noch einmal einen Monat später mitten in der historischen Altstadt von Brügge, wo die Flandern-Rundfahrt, eines der Monumente des Radsports, ihren Start zelebrierte. Denk wirkte immer gleich: ruhig, skeptisch, ein bisschen schelmisch, auf jeden Fall schüchtern. Doch in der Zwischenzeit war Vertrauen zwischen ihm und seinem Gesprächspartner gewachsen, auch darin, dass seine Gedanken für ein Publikum spannend sein würden. Viele Zoom-, Google- und Telefongespräche rundeten das Projekt ab. Wenn Texte abends kurz vor Mitternacht bei ihm waren, gab Denk schon morgens um kurz nach acht Rückmeldung. Natürlich sei er da, wenn die Texte kommen, sagte Denk, was sonst?
Und natürlich ist Denk da und dabei, wenn seine Leute unterwegs sind. Wir stehen an der im Radsport weltberühmten Kopfsteinpflasterstraße Haaghoek. Das ist eine gepflasterte Trasse, die beim Örtchen Sint-Kornelis-Horebeke nicht nur die Arme der Fahrer gehörig durchschüttelt, wenn sie ihre Position im Feld halten wollen. Ralph Denk ist mit seinem Ford so schnell wie möglich von der großen Zeremonie beim Start in Gent dorthin gefahren, hat sich einen Platz am Straßenrand gesucht und sich dann für eine Wartezeit von gut drei Stunden eingerichtet. Es gibt Wasser aus Plastikflaschen, Sandwiches und Salat aus der Kühlbox – und dazu läuft Radsport aus den Emiraten über das Tablet rechts neben Denks Steuer. Er ärgert sich kurz, weil sein Fahrer ein paar Tausend Kilometer entfernt die falsche Entscheidung im Zielsprint trifft, er ärgert sich überhaupt darüber, dass an diesem Tag hier in Belgien eines der größten Spektakel seines Sports stattfindet – und zugleich Weltklassefahrer bei Rennen in Dubai und Frankreich auftreten. »Das kann man doch nicht mehr vermitteln«, sagt Denk. Ihm schwebt ein anderer Sport vor, er redet von Reformen, davon, dass die Toprennen auch die Topfahrer verdient haben und keinen parallel stattfindenden Wettbewerb, der die Sache verwässert.
Gleich geht er raus aus dem Auto in die sehr windige Kälte, öffnet der Kofferraum und schreitet – ebenso wie die belgischen mittelalten Männer mit Biergläsern und Dosen in ihren Händen – ein paar Hundert Meter die Straße zurück am Kopfsteinpflaster entlang. Er lässt sich nur mit etwas Widerstand eines der beiden Laufräder abnehmen, die er als Ersatz für seine Fahrer dabeihat, auch die Trinkflaschen stopft er sich fast alle unter die Weste seines Teams. Dreimal läuft Denk an diesem Tag von seinem Auto zu dem Platz, wo er den Fahrern Hilfe anbietet, dreimal nimmt niemand diese Hilfe an, danach eilt Denk wieder ins Auto und brettert dem Ziel entgegen. Da steht er dann, mit derselben Miene wie am Morgen, neben dem Bus. War nix, geht weiter. So ist das eben.
An einem solchen Tag, an dem für Ralph Denk nichts Besonderes passiert, passiert aber sehr viel, das diesen Mann spannend macht. Denn er steht eben als Teamchef selbstverständlich an der Strecke. »Klar, wenn ich das nicht machen würde, dann wäre das doch ein ganz schlechtes...
| Erscheint lt. Verlag | 18.6.2023 |
|---|---|
| Co-Autor | Tim Farin |
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Coach • Denkweise • erfolg buch • Erfolgsgeschichte • Führung • Führungsstärke • Giro d Italia • Leistungssport • Management • Mentale Stärke • Paris Roubaix • Peter Sagan • Rennrad Geschenk • Resilienz • resilienz buch • Sport • Tour de France |
| ISBN-10 | 3-7453-2073-5 / 3745320735 |
| ISBN-13 | 978-3-7453-2073-2 / 9783745320732 |
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