LIFE IS A PARTY! (eBook)
208 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1642-1 (ISBN)
N/A
N/A
Kapitel 1
Mein Corona-Krisenmanagement
»Ich glaube, ich muss dich mal besuchen, ist Hamburg schon abgeriegelt oder kann ich noch bei dir klingeln,« fragte ein gewisser Kai M. per SMS und mit reichlich Buchstabensalat.
Mit einem Kai hatte ich noch nie was, kann ich schwören – hatte zwar das Alphabet schon achtmal durch – von hinten bis vorn – aber noch nie einen Kai. Horst auch noch nicht. Detlef auch nicht.
Normalerweise lösche ich so eine Nachricht. Aber nicht am 22. März 2020. Seit einer Woche saß ich nämlich schwer auf dem Trockenen. Auch untenrum. Ich litt an akutem Corona-Coitus-Interruptus, seit mir das Virus den Zugang zu den einschlägigen Revieren verschloss. Stammlokale, wo ich in ungezwungener Atmosphäre seit Jahren unkompliziert mit paarungswilligen Jungs anbandel: Lockdown.
Mein Standardspruch seit Jahren: »Ich glaub, du willst mich kennenlernen.« Es gibt ja ganze Regale voll mit Büchern über Flirt-Tipps – dabei reichen dieser eine Satz und ein Lächeln. Aber seit dem 16. März hockte ich nicht nur auf einem Berg frisch gelieferter Sommerware mit Verfallsdatum Mai – sondern auch allein auf meinem Sofa, mein Verfallsdatum ebenfalls vor den Augen. Mit fast 60 haste echt keinen Puffer mehr für ne Pandemie.
Bis auf die Supermärkte wurden fast alle Geschäfte sowie Schulen und Kitas geschlossen, inklusive meinem Bazaar. Da hingen sie, die Etuikleider von einer gaaanz exklusiiiven Firma aus Loooondon. Der Tourismus wurde runtergefahren, also nix Fluchtpunkt Ibiza und die Nachbarländer machten die Grenzen dicht. Fehlte nur noch die elektronische Fußfessel.
Seit 30 Jahren verkaufe ich Schuhe und Klamotten – mir war klar, das ist meine erste fette Krise – und ich begriff sofort – auch die Firma Schnackselhuber & Söhne hat ne heftige Flaute. Ich meine, wenn ich schon nicht arbeiten kann, dann will ich doch wenigstens knattern.
»Vielleicht kann dich ja mein Besuch reizen … überleg es dir« – es machte pling auf meinem Handy und Kai legte nach. Ich war total gelangweilt und wollte den Typ eigentlich nur hochnehmen und fragte: »Wie lange brauchst du, wann bist du hier?« Und er schrieb promptamente zurück: »Wo wohnst du denn? Da schaue ich mal und kann dir einen Preis nennen.« Der erste Impuls: Kostenvoranschlag? Kai ist Handwerker. Vielleicht Klempner? Ich sollte auf Anhieb richtig liegen – denn der Junge wollte bei mir Rohre verlegen. Ein Profi. Ein echter Callboy. Ein Handlungsreisender in Sachen mal ordentlich bei den Damen die Geräte durchpüstern.
Mit dem Charme eines zuverlässigen Klempnermeisters, der als Dienstleister alles hundertprozentig machen will, ging’s erst mal um die Preise: »385 km Anfahrt. Das ist sportlich« schrieb der Kölner, dem die Frauen vertrauen. »Wie lange möchtest du mich erleben? Was willst du ausgeben, dann geht’s einfacher.«
Der Junge war zielstrebig, er hatte mich offensichtlich ausspioniert. Im Fernsehen liefen die Trailer für die Sendung »Promis unter Palmen«, die nur drei Tage später auf Sendung gehen sollte. Ein Trash-Format, dem ich zu Glanz verhalf, weil mir live und in Farbe Richter Gnadenlos-Schill in der Botanik Thailands an meine Dattel griff. Ein anderer Teilnehmer erlangte Berühmtheit wegen seiner Geschlechtsteil-Vergrößerung – und genau: die Insider erinnern sich: Das war die Sendung, in der die Nick mir gegenüber handgreiflich wurde. Und bei Kai machte es katsching. Obert = TV-Gage = Kundschaft = Akquise. Warum nicht? Ich bin ja selbst Geschäftsfrau.
»Ich mache Hausbesuche.« Die Verhandlungen nahmen Fahrt auf – Richtung Hamburg-Eppendorf. Meine Antwort: »Vorfreude ist die schönste Freude.« Er war auf jeden Fall mit mehr Ernst bei der Sache – ich wollte eigentlich nur mal aufs Menü und die Preisliste gucken, war nur neugierig. Denn ich bin ja nun seit 45 Jahren sexuell recht überdurchschnittlich aktiv, aber ein Callboy, das war neu.
»550 Euro An- und Abfahrt – und für 1000 Euro bin ich 4 Stunden lang dein Gast.«
Mööööööööp. Gast? Ich zahl doch nicht 250 Euro Stundenlohn für einen »Gast« und tippte mir selbst an die Stirn, während ich aufs Handy starrte und meine Antwort formulierte. Doch nicht 1550 Euro dafür, dass Kai sich bei mir vier Stunden lang die Kölner Klöten schaukelt.
»Du hast den Führerschein auf Frauen gemacht – aber wer sagt, dass ich dich sexy finde? Du hast ein Bild von mir, ich aber nicht von dir.«
Ich sag nur: Vorsicht vor einem Blind Date. Was bei Cameron Diaz in Hollywood immer total supi läuft, flutscht zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen eher nicht immer so. Ich hatte mal einen am Telefon mit ner Stimme, mit der er dich schon am Apparillo feucht quatscht, und dann sitzt da am Treffpunkt ein Hobbit – mit Nelke im Knopfloch – an der Bar und du musst auf Magen-Darm machen, damit du sauber aus der Nummer rauskommst.
Ich hab’s auch letztens auf Ibiza erlebt – da hat ne Truppe Männer sich Nutten bestellt, aber als die fünf kamen, gefielen sie nicht. Der einen fehlte ein Zahn, die andere hatte keine Titten und die Dritte roch nach Klostein. Muss man sich ersparen so unangenehme Situationen, geschäftlich wie privat – immer raus mit der Sprache – die meisten Leute verdaddeln zu viel Zeit mit falscher Höflichkeit und wundern sich dann, wenn die Dinge schieflaufen.
Von daher, als Callboy Kai dann noch kurz textete »nur Vorkasse« antwortete ich: »Horrorvorstellung, ich weiß nicht wer kommt, bin dann vielleicht abgeturnt und muss dann auch noch mit dir vögeln, weil ich bereits bezahlt hab und ich die vorausgezahlten 1550 Euro nicht mehr zurückbekomme.«
Ließ Kölner-Klöten-Kai nicht auf sich sitzen: »Ich bin ein Kerl. 1,94 m und 105 kg, groß, breit, bärtig.«
Claudi: »Wenigstens größer als eine Parkuhr.«
Kai: »An mir ist alles ein wenig größer.«
Dann kam ein Foto. Mehr Haare im Gesicht als der Bär an den Eiern. Auf einem weißen Flauschteppich steht Mr. Lover Boombastic vor einer weißen Lackschrankwand. Guter Schuh, sieht die Fachfrau sofort, schwarze Hose, schwarzes Hemd, selbstbewusste Pose, gute Zähne, ein Lächeln, Foto endet an der Oberlippe. Auf einem zweiten Foto dann das ganze Gesicht mit Sonnenbrille auf ner ziemlich großen Nase.
Höflich, wie man einen Kostenvoranschlag halt in guten Handwerkerkreisen beendet, textet Kai: »Ich würde mich sehr über deine Buchung freuen.«
Hochachtungsvoll dein neuer Stecher, denke ich.
Einen Tag später stand die Auftragsvergabe noch aus. Ich zögerte und er merkte das. Er musste das schon tausendmal gemacht haben. Wenn du einen Deal machen willst, musst du dranbleiben – und sehen, dass du einen Fuß in die Tür bekommst. Oder dein Ding Dong in den Schritt. Kai wusste das.
»Nimm doch die vier Stunden ohne Zeitdruck, Spaß haben, Prickeln und gemeinsam die Laken zerwühlen.« Mit solchen Nachrichten setzt der Profi immer wieder Impulse – bis du denkst: »Oh ja – Laken zerwühlen, now, jetzt, hier.« Kai legte mit einer Fremdsprache nach: »I’m that guy in a suit and tie that will act like a gentleman in public, hold the door, buy flowers but will bend you over pull your hair, and slap your ass in the bedroom.«
Fifty Shades of Grey im Rheinland. Ein gegoogeltes Meme. Ich kam mit Kai ins Gespräch – man hat ja noch die eine oder andere Frage zum Kleingedruckten. Corona setzte ihm jedenfalls auch zu – eine Amerikanerin, die jedes Jahr nach Europa kommt, um mit ihm einen gemeinsamen Urlaub zu verbringen, hing in den USA fest. »Damit gehen mir 35 000 Euro durch die Lappen. Das ist ekelhaft.« Seit drei Jahren hat er allein mit dieser Lady 35 000 pro Jahr gemacht – Cash in de Täsch. Olaf Scholz hat von Kai M., Nachname und Adresse unbekannt, noch nie gehört, da bin ich mir sicher.
Am 28. März 2020 – fünf Tage nach der ersten Kontaktaufnahme, stellte Kai die Frage aller Fragen: »Wann hattest du das letzte Mal Sex?«
Seit der Corona-Stress so richtig losging, waren drei Wochen vergangen. Da hatte ich noch mal Spaß mit einem sehr untreuen Ehemann aus Berlin. Der 28. war der Samstag – Montag musste ich nach Köln, für eine TV-Aufzeichnung. Die Produktion hatte mir Limousine mit Fahrer und Hotel organisiert. Ein Drei-Sterne-Vertreter-Schuppen in Pulheim, mit dieser typischen Kirschbaum-Furnier-Kombi aus Bett mit Umrandung und Nachttisch – und auf der Konsole stehen standardmäßig ein Fernseher, Wasserkocher und die immer gleiche Kunstpflanze.
Ja, in dieser Anonymität könnte das erste Treffen mit Kai stattfinden, dachte ich, als ich das Hotel im Netz beluscherte. Seit Promi Big Brother galt ich als Star – Trashstar – Realitystar. Dieses Ding mit der Limousine, die mich abholen würde – irgendwie...
| Erscheint lt. Verlag | 12.9.2021 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Abtreibung • Autobiographien • Beauty • berühmte person • beziehungsunfähig • Biographien • buch witzig • Celebrity • Champagner • Claudia Obert • Claudia Obert Datingshow • Claudia Obert House of Love • Claudia Obert Mode • Claudia Obert Schuhe • Claudia Obert Show • Claudias House of Love • Das perfekte Promi Dinner • designer mode • Ehrlichkeit • Emanzipation • Empowerment • Erfolgreiche Unternehmer • Erotik • Erotik Geschichten • Fashion • Fashion Design • Feminismus • Femme fatale • Flirten • Flops • Freizügige Frauen • Geld • Geld Verdienen • Geschäftsfrau • Hedonist • High Society • Hollywood • Kampf der Realitystars • Karl Lagerfeld • Klatsch und Tratsch • Krisen • Krisenmanagement • Lean Selling • Lebensgeschichte • Lebenskünstler • LIFE IS A PARTY! • Löschen • Luxusmarke Mode • männer verführen • Martina Taubert • Millionär • Millionär werden • Modebranche • Nutte • Party • pervers • Porno • Promi Big Brother • Promis unter Palmen • Provokation • Reality show • reality star • Reality TV • Reichtum • Reich werden • Rückschläge • Scheitern • Schönheits OP • Schuhe • Selfmade Millionär • Sex • Sexabenteuer • sex buch • Sex Geschichten • Sex Ideen • Sex im Alter • Sexparty • Sexsucht • sex tipps • Skandal • Star • Trash TV • unabhängige Frauen • Unterhaltung • Unternehmen gründen • Verführung • VIP |
| ISBN-10 | 3-7453-1642-8 / 3745316428 |
| ISBN-13 | 978-3-7453-1642-1 / 9783745316421 |
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