Werde unbesiegbar (eBook)
400 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1307-9 (ISBN)
Ross Edgley ist Athlet, Abenteurer und Autor. Er beschäftigt sich intensiv mit den Themen Sport, Fitness und Ernährung und ist weltweit bekannt für seine extremen Aktionen. Er stellte rund um den Globus Weltrekorde auf, wurde 2016 vom Magazin GQ zum World's Most Travelled Fitness Expert gekürt und von Askmen.com in die Liste »Die 50 fittesten Männer der Welt 2016« aufgenommen.
Ross Edgley ist Athlet, Abenteurer und Autor. Er beschäftigt sich intensiv mit den Themen Sport, Fitness und Ernährung und ist weltweit bekannt für seine extremen Aktionen. Er stellte rund um den Globus Weltrekorde auf, wurde 2016 vom Magazin GQ zum World's Most Travelled Fitness Expert gekürt und von Askmen.com in die Liste »Die 50 fittesten Männer der Welt 2016« aufgenommen.
PROLOG
Es ist 10 Uhr morgens, am 31. Januar 2018 im Royal Marines Commando Training Centre in Lympstone, Devon, Großbritannien. Ich hatte gerade eine 48-stündige Schwimmeinheit beendet (und dabei 185 Kilometer im Trainingsbecken der Anlage zurückgelegt), in Vorbereitung auf meinen Weltrekordversuch: die längste strömungsneutrale Strecke aller Zeiten in einem Ozean, einem Meer oder einer Bucht zu schwimmen. Mein ursprünglicher Plan war es, dafür die Bermudainseln zu umrunden, wo das Wasser warm und das Essen lecker ist und ich viele Leute kenne, die ein Boot besitzen, sodass genug Unterstützer bereitgestanden hätten.
Im Offizierskasino (dem Bereich, in dem sich das hochrangige Militärpersonal trifft und isst) setzte ich mich mit meinem guten Freund Ollie Mason zusammen – ein Kapitän der Royal Marines, Rugby-Coach und übergangsweise mein Schwimmtrainer –, um die vergangenen Tage auszuwerten. Wir machten es uns auf ein paar üppigen Ledersofas bequem, tranken Tee und verbrachten die ersten Augenblicke in Stille. Als ich mich so umsah, erschien es mir wie ein großes Privileg, überhaupt hier sein zu dürfen. Hunderte Offiziere waren über die Jahre in diesen Räumen ein- und ausgegangen. Dieser Ort besaß eine zeitlose und doch altmodische Opulenz, mit den Buchregalen aus massiver Eiche, den Türrahmen aus poliertem Messing, dem Flügel in der Ecke und dem großen Gemälde, das eine Gruppe Kommandotruppen zeigte, die ihre Green Berets erhalten und so zu vollwertigen Royal Marines werden.
Die Stille wurde unterbrochen, als sich einer der älteren Offiziere zu uns setzte.
»Junge«, sagte er und deutete auf meine schrumpeligen Hände und Füße. »Ich habe von deinem 48-Stunden-Schwimmtraining gehört. Für was genau trainierst du denn da?«
Er war groß und hatte gewaltige Hände, in denen die Tasse, aus der er trank, geradezu absurd winzig wirkte. Sein Oberlippenbart war nicht minder beeindruckend. Einen besseren Offizier der Royal Marines hätte sich kein Drehbuchautor ausdenken können.
»Ich trainiere wohl für die längste strömungsneutrale Strecke aller Zeiten«, entgegnete ich.
Er hielt kurz inne, nippte an seinem Tee und blickte nachdenklich in die Tasse, als wolle er dort nach Indizien suchen, bevor er sein Urteil fällt.
»Kann ich ehrlich zu dir sein, junger Mann?«, fragte er schließlich.
»Ja, aber bitte«, antwortete ich, neugierig, was er wohl sagen würde.
»Das klingt ganz schön beschissen.«
Mit einer solchen Meinung hatte ich selbstverständlich nicht gerechnet. Im Grunde hatte ich nicht einmal um seine Meinung gebeten. Im Gegenteil, weder hatte ich mich überhaupt vorgestellt noch kannte ich seinen Namen. Aber den üblichen Austausch von Höflichkeiten hatten wir offenbar übersprungen, um direkt mit einer spontanen Runde Brainstorming zu beginnen.
Nun schaltete sich auch Ollie ein: »Ich will ehrlich sein, Kumpel. Meiner Meinung nach solltest du einfach den Hintern zusammenkneifen und einmal um ganz Großbritannien schwimmen.«
»Warum sollte ich das tun?«, fragte ich, geschockt von der Größenordnung dieses Vorschlags.
»Also mir fallen da mindestens drei Gründe ein«, sagte er. »Das sind etwa 2900 Kilometer, es wäre also die längste in Etappen geschwommene Strecke der Menschheitsgeschichte. Du würdest diesen Rekord damit heim in britische Gewässer holen. Und es klingt nicht so beschissen wie ›ein strömungsneutraler Rekord in Bermuda‹.«
Ich ließ mir seine Logik kurz durch den Kopf gehen. Zunächst verwarf ich die Idee. Völlig erschöpft und mit noch immer jeder Menge Chlor im Hirn schlürfte ich meinen Tee und schüttelte lachend den Kopf, schaudernd beim Gedanken daran, den gesamten Sommer über durch einige der tückischsten Strömungen der Welt die britische Küste auf und ab zu schwimmen.
Doch als im Verlauf des Abends die Teevorräte langsam zur Neige gingen, musste ich gestehen, dass der Vorschlag gar nicht mehr so übel klang. Vielleicht konnte ich aufgrund des Schlafmangels nicht mehr klar denken, doch als ich dort, halb benommen, in meinem riesigen Ledersessel saß, lief der Gedanke, um diesen gigantischen Felsen namens Großbritannien zu schwimmen, in meinem Kopf auf Dauerschleife. Ich dachte plötzlich an all die großen britischen Abenteurer von früher, an Captain James Cook und Ernest Shackleton. Abenteuer und Entdeckungen scheinen uns Briten im Blut zu liegen. Die Vorstellung, in deren Fußstapfen zu treten (auf meine bescheidene Art und Weise), hatte ein Feuer in mir entfacht, das selbst ein energiezehrendes 48-stündiges und 185 Kilometer langes Schwimmtraining nicht mehr zu löschen vermochte.
~
Es ist 19 Uhr am 3. August 2018. 63 Tage und knapp 1300 Kilometer des Great British Swim liegen hinter mir. Ich habe die Straße von Corryvreckan erreicht, eine kleine Meerenge zwischen den Inseln Jura und Scarba vor der schottischen Westküste. Diese Region ist zweifelsohne der ganz wilde Westen Großbritanniens. Im Sommer laufen die gewaltigen Bergketten auf dem Festland in malerische, von Pinien gesäumte grüne Täler aus. Doch im Winter sind dieselben Berge von dichtem Weiß umhüllt, weil arktische Blizzards eine kristallartig schimmernde Schneeschicht auf ihren Gipfeln hinterlassen haben.
Im Moment befinden wir uns irgendwo zwischen Sommer und Herbst. Kilometer um Kilometer des rauen, feuchten Heidelands mit seinen Fjorden und Fjellen nimmt unter den immer schwächer werdenden Sonnenstrahlen langsam eine goldbraune Farbe an. Eine atemberaubende Aussicht, die man genießen könnte, wenn man einen dicken Mantel, eine Wollmütze und warme Thermohandschuhe tragen würde.
Doch nicht, wenn man von acht Grad kaltem Wasser umgeben ist, auf halber Strecke des Versuchs, als erster Mensch Großbritannien zu umschwimmen, die neuntgrößte Insel der Welt.
Und genau dort befinde ich mich gerade, bei etwa Kilometer 1380 des sogenannten Great British Swims. Alles andere als glücklich – und alles andere als gesund.
Nachdem ich durch mörderische Stürme, peitschende Wellen, tückische Strömungen und verschmutzte Wasserstraßen geschwommen bin, funktionieren meine Lunge und meine Gliedmaßen nicht mehr so gut wie gewohnt. Die letzten zwei Monate hatte ich durchweg zwölf Stunden täglich mit Erschöpfung zu kämpfen. Doch so erschöpft wie jetzt war ich noch nie.
Die Erschöpfung steckte mir buchstäblich tief in Sehnen und Bändern. Wegen des vielen Salzwassers begann meine Zunge, sich Schicht für Schicht aufzulösen. (Dieser Zustand nennt sich »Salzzunge«. Dabei geht alle Flüssigkeit im Mund verloren und die obersten Schichten der Zunge beginnen zu erodieren.) Und um all dem die Krone aufzusetzen, zeigten die schottischen Gewässer keine Gnade mit mir. Die Wellen schienen wütend zu sein und türmten sich bösartig vor mir auf.
Meinen anderen Körperteilen war es nicht besser ergangen: Die Schultern wurden immer wieder von den Wellen verdreht, meine Haut war wund gescheuert und gepeinigt von Wassergeschwüren und der bitteren Kälte. Sie war inzwischen ganz rau geworden, hatte ihre natürliche Farbe verloren und dafür einen seltsamen Ton aus Blau, Lila und Grau angenommen, sodass ich aussah, als sei ich nicht von dieser Welt. Meine Nase und Wangen waren durch die ständigen Wellenschläge so stark angeschwollen, dass ich Schwierigkeiten hatte, die Schwimmbrille auf meine immer stärker schmerzenden Augenhöhlen zu setzen.
Doch trotz dieser langen Liste von Beschwerden war ich glücklich, noch immer auf dem Wasser zu sein (statt auf dem Meeresgrund). Der Mann von der örtlichen Küstenwache hatte uns berichtet, dass die Gewässer hier derart tückisch und schon so viele Menschen darin ertrunkenen seien, dass dieser Ort ein fester Bestandteil schottischer Folklore geworden ist. Einheimische Fischer erzählen von einer mythischen Hexengöttin, die über die schottischen Seen und Teiche wacht. Dazu muss ich sagen, dass ich mich – bevor ich in Corryvreckan ankam – nicht gerade als abergläubischen Menschen bezeichnet hätte. Das änderte sich allerdings schnell. Als der heulende Wind so über die Inseln pfiff, machte mich dieser eindringliche Sound, der die Küsten entlangzuschallen schien, glauben, die schottische Mythologie sei tief beleidigt, dass ich etwas wie das hier überhaupt versuchte.
Das galt im Übrigen auch für die wilde schottische Tierwelt. Vögel versammelten sich, um dem Spektakel beizuwohnen, und kreisten über meinem Kopf, in weiter Ferne beobachtete mich eine einsame Möwe. Sie alle mussten sich gewundert haben, was sie da sahen. Weil meine Schultern schon so lange von den Wellen malträtiert wurden, waren meine Schwimmzüge zäh und schwerfällig geworden und ich sah wohl nicht mehr so aus wie die meisten...
| Erscheint lt. Verlag | 21.2.2021 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Abenteuer • Adrenalin • Belastbarkeit • Bestseller • Buch • Bücher • Cardio • Cardio Training • Erfolg • Erschöpfung • Extremsport • Extrem Sport • Extremsportler • Fitness • Fitnessbuch • gefährliche sportarten • Gelassenheit • Gesundheit • ginesbuch • ginnesbuch • Great British Swim • guinesbuch • Guinessbuch der Rekorde • Guiness Buch der Rekorde • Guinnesbuch • Guinness Buch • Guinness Buch der Rekorde • Immunsystem • Innere Stärke • kraft der gedanken • Krafttraining • Leben am Limit • Maximum Fitness • Mentale Stärke • Mentales Training • Mentaltraining • Müdigkeit • Muskelaufbau • Nervenkitzel • Neuerscheinung • Outdoor • Positiv denken • Positiv denken lernen • Positives Denken • Rekorde • Resilienz • resilienz buch • resilienz stärken • Ross Edgley • Schmerzen • schwimm • Schwimmen • Schwimmer • Schwimmtraining • selbstbewusst • selbstbewusstsein stärken • Selbstvertrauen • Sportpsychologie • Sportwissenschaft • Stoiker • stoisch • stoischer • Stoizismus • stoizistisch • Stressabbau • The Art of Resilience • Trainingsplan • Weiterentwicklung • Weltrekord • Widerstandsfähigkeit • Widerstandskraft • Willen • Wohlbefinden • Workout • World's Fittest Book • zeichen für stärke |
| ISBN-10 | 3-7453-1307-0 / 3745313070 |
| ISBN-13 | 978-3-7453-1307-9 / 9783745313079 |
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