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Ideal und Ironie der Gesellschaft

Die Utopia des Thomas Morus
Buch | Softcover
333 Seiten
2016
Campus (Verlag)
978-3-593-50649-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ideal und Ironie der Gesellschaft - Oliver Schmidtke
CHF 64,40 inkl. MwSt
Am Vorabend der Reformation, genau vor 500 Jahren, veröffentlichte Thomas Morus ein Buch, das die Sprache um ein neues Wort bereicherte: "Utopia". Berühmt ist der Autor für seine darin entworfene Idealgesellschaft, weniger bekannt jedoch für die satirische Qualität des Werks. In einer Sequenzanalyse entwickelt Oliver Schmidtke eine neue Deutung: Es ist nicht bloß ein utopischer Entwurf einer Idealgesellschaft, sondern eine frühe Soziologie der Aporien des intellektuellen Denkens. Der Protagonist Hythlodaeus verspielt scharfsinnige Einsichten in die sozialen Gründe für gesellschaftliche Missstände am Ende, indem er sich ins Utopische flüchtet.
Am Vorabend der Reformation, genau vor 500 Jahren, veröffentlichte Thomas Morus ein Buch, das die Sprache um ein neues Wort bereicherte: "Utopia". Berühmt ist der Autor für seine darin entworfene Idealgesellschaft, weniger bekannt jedoch für die satirische Qualität des Werks. In einer Sequenzanalyse entwickelt Oliver Schmidtke eine neue Deutung: Es ist nicht bloß ein utopischer Entwurf einer Idealgesellschaft, sondern eine frühe Soziologie der Aporien des intellektuellen Denkens. Der Protagonist Hythlodaeus verspielt scharfsinnige Einsichten in die sozialen Gründe für gesellschaftliche Missstände am Ende, indem er sich ins Utopische flüchtet.

Dr. Oliver Schmidtke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 1187 "Medien der Kooperation" an der Universität Siegen.

Inhalt



Vorwort 9



I. Einleitung 11



Warum eine Detailinterpretation der Utopia des Thomas More? 14

Die Utopia als Kunstwerk 17

Zu Interpretationsproblemen bei der Utopia 21

Zwischenresümee 29





II. Detaillierte Sequenzanalyse des Werks 33



Methodische Vorbemerkung zur immanenten Werkanalyse 33

Der Titel 37

Der Brief der Persona Morus an Petrus Aegidius 40

Zwischenresümee 55



Buch I - Der Dialog zwischen Raphael Hythlodaeus, der Persona Morus und Petrus Aegidius 57

Der Zwischentitel 57

Zur Entstehung der Dialogsituation 58

Die Gesandtschaft nach Flandern 58

Die Begegnung mit Raphael Hythlodaeus 60

Bericht von der Schiffsreise des Hythlodaeus 67

Zwischenresümee 73

Der Dialog um die Fürstendienerschaft - Teil I 74

Persönliche Gründe der Ablehnung der Fürstendienerschaft 74

Negotium versus Otium 78

Zwischenresümee 83

Der Exkurs zum Dialog im Haus des Kardinal John Morton 84

Die Diskussion über die Todesstrafe für Diebe 86

Soziale Gründe für den Anstieg der Diebstähle 90

Die Reaktion des Kardinals 95

Das Beispiel der Polyleriten 97

Möglichkeit der Nachahmung in England 101

Der Streit mit dem Mönch 102

Der Dialog um die Fürstendienerschaft - Teil II 106

Hythlodaeus' Kritik der Außenpolitik bei Hofe 108

Das Beispiel der Achorier 110

Hythlodaeus' Kritik der Finanzpolitik bei Hofe 111

Das Beispiel der Makarenser 114

Zwischenresümee 114

Die Reaktion der Persona Morus:

philosophia scholastica und philosophia civilior 115

Zwischenresümee 121

Der Dialog um die Bedeutung des Privatbesitzes 123

Die Argumentation des Hythlodaeus 123

Die Argumentation der Persona Morus 139

Die Reaktion des Hythlodaeus: Verweis auf Utopia 140

Die Reaktion der Persona Morus: Aufforderung zum Reisebericht 145

Zwischenresümee 146



Buch II - Der Bericht von der Insel Utopia 149

Geographie und Siedlungsstruktur 149

Gliederung des politischen Herrschaftssystems 156

Die beruflichen Tätigkeiten der Utopier 163

Exkurs zur Kritik nicht-utopischer Gesellschaften 166

Von der Arbeit befreite Wissenschaftler 170

Sozialordnung, Bevölkerungspolitik und Organisation der Mahlzeiten 174

Der Reiseverkehr 182

Ökonomie und Versorgung 183

Unterricht und Wissenschaft 193

Philosophie und Vernunftreligion 196

Symbolisierung sozialer Ungleichheit, Luxus und Müßiggang 201

Die Lehre von der Lustbefriedigung 204

Fremde und Sklaven 207

Krankenpflege und Euthanasie 209

Ehebruch, Rechtsprechung und Gesetze 210

Politische Bündnisse 220

Kriegswesen 223

Religion 229

Das Schlussplädoyer des Hythlodaeus 246

Der Kommentar der Persona Morus 259





III. Zusammenfassende Gesamtinterpretation 267



Die ästhetische Gestaltung des literarischen Werks 269

Die doppelte Distanzierung und ihre Folgen für die Interpretation 269

Hythlodaeus versus Persona Morus -Die Transformation der Beziehung innerhalb des Werks 274

Eine soziologische Deutung des utopischen Gesellschaftsentwurfs des Hythlodaeus 291

Zum Institut des Privatbesitzes 291

Die Familie in Utopia 295

Das Verhältnis von Individuum und Institutionen in Utopia 298

Der Partikularismus der utopischen Konstruktion 302

Die Idealität Utopias - Kann Utopia als Beispiel für gelungenes Gemeinwesen gelten? 304

Worin besteht die Suggestivität des utopischen Entwurfs? 313



Literatur 323

Quellen 323

Sekundärliteratur 323

Vorwort

Die folgende Studie widmet sich einem gelungenen Kunstwerk, das be-sonders im deutschsprachigen Raum kaum in seiner schillernden Qualität erschlossen ist, der Utopia des Thomas More. Die Wahrnehmung des Werks erfolgt häufig durch die Brille seiner literarischen Nachfolger: Uto-pien, die Idealgesellschaften entwerfen. Der Autor More hat jedoch nicht selbst die entworfene Gesellschaft als Ideal empfohlen, sondern pro-blematisiert den Entwurf und seinen Schöpfer - die fiktionale Figur des Raphael Hythlodaeus - durchweg in ironischer Form. Diese Ironie konter-kariert den Ernst eines feierlichen Ideals. Es ist vor allem diese Ironie, die Mores Utopia auch 500 Jahre nach ihrer Publikation noch aktuell erschei-nen lässt. Hat More doch darin künstlerisch ein allgemeines Problem des Nachdenkens über Gesellschaften gestaltet. Dies ist Anlass genug, einen Versuch zu unternehmen, mit einer hermeneutisch-soziologischen Detailanalyse das Erkenntnispotenzial des frühneuzeitlichen Werks zu er-schließen.
Frank Schröder und Dr. Daniel Gaus seien für die Durchsicht des Manuskripts und die hilfreichen Korrekturen gedankt.

Frankfurt am Main im Juli 2016



I. Einleitung

Am Vorabend der Reformation - 1516 - lässt der englische Lordkanzler Thomas More (1478-1535) eine Schrift drucken, die die Sprachen später weltweit um ein neues Wort (dt. "Utopie" bzw. "utopisch") bereichern wird. Die Schrift trägt den Titel: "Vom besten Zustand des Gemeinwesens und der Insel Utopia. Ein wahrhaft goldenes Buch, nicht weniger heilsam als unterhaltend, vom klaren und redegewandten Mann: Thomas Morus - Bürger und Vicecomes der berühmten Stadt London." 1535 wird More für seine Weigerung dem Papsttum abzuschwören und seinem König Heinrich VIII gegenüber den Suprematseid zu leisten, hingerichtet und dafür im 20. Jahrhundert von der katholischen Kirche heiliggesprochen.
Berühmt geworden ist diese "epochemachende Schrift" für den darin enthaltenen utopischen Gesellschaftsentwurf, mit dem der Autor More als Begründer einer neuen literarischen Gattung in die Geschichte eingegangen ist, da in den kommenden Jahrhunderten zahlreiche weitere Schriftsteller das Darstellungsmuster des Berichts von einer idealen Gesellschaft nach dem Vorbild der Utopia abwandeln. Die in der Utopia vorgeführte umfassende Thematisierung ganzer Gesellschaften barg offensichtlich eine solche Suggestivität, dass die Darstellungsform von vielen späteren Schriftstellern übernommen wurde.
Das Werk bietet jedoch weit mehr als die Darstellung einer Utopie. In seinem Werk lässt der Autor seinen fiktiven Protagonisten Raphael Hythlodaeus zunächst in einem ersten Buch mit den realen Figuren Thomas Morus und Petrus Aegidius darüber debattieren, ob es sinnvoll sei, einem Fürsten als Berater zu dienen und welche Missstände in England und Europa bestehen, um ihm schließlich erst in einem zweiten Buch einen fiktiven Reisebericht von der Insel Utopia in den Mund zu legen. Die nova insula Utopia wird von Hythlodaeus als ein ideales Gemeinwesen geschildert, in dem die Institution des Privatbesitzes abgeschafft sei.
Einige der von Hythlodaeus dargelegten Analysen können bis heute Gültigkeit beanspruchen und lassen ihn als einen frühen Soziologen er-scheinen, der gesellschaftliche Strukturprobleme scharfsinnig rekonstruiert. So findet sich eine Rekonstruktion der Abhängigkeit der Diebstahlkriminalität von Motivlagen, die aufgrund der Deklassierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen entstehen, oder Hythlodaeus arbeitet ein eklatantes Missverhältnis der Einkommen für Tätigkeiten, die zur Aufrechterhaltung eines Gemeinwesens unabdingbar sind, und wenig entlohnt werden, zu solchen, die weniger nützlich erscheinen und beklagt, dass einige "ein vornehmes und glänzendes Leben in Muße oder überflüssiger Beschäftigung führ[en], während sich Tagelöhner, Fuhrleute, Handwerker und Bauern mit ihrer so schweren und unablässigen Arbeit [...] o

Erscheinungsdatum
Verlagsort Weinheim
Sprache deutsch
Maße 141 x 215 mm
Gewicht 424 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Gesellschaftsentwurf • Gesellschaft (Soziologie) • Idealgesellschaft • Morus, Thomas • Politische Soziologie • Soziologie des Intellektuellen • Thomas Morus • Utopie • Utopisches Denken
ISBN-10 3-593-50649-1 / 3593506491
ISBN-13 978-3-593-50649-4 / 9783593506494
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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