Contergan (eBook)
454 Seiten
Waxmann Verlag GmbH
978-3-8309-6503-9 (ISBN)
Die biographischen Erzählungen contergangeschädigter Frauen und Männer, so ein zentrales Ergebnis, lassen ihrerseits Regeln erkennen, nach denen biographisch 'wahres' Wissen entwickelt wird und Ablehnungen und Modifikationen der Bezeichnungs- und Normalisierungspraktiken verlaufen. Zudem geben sie Hinweise auf Bildung von gesellschaftlichen Gegenentwürfen, die kurz davor sind, in moralisch motivierte Kämpfe zu fließen.
Dr. Walburga Katharina Freitag, Erziehungswissenschaftlerin, leitet den Arbeitsbereich Lebenslanges Lernen am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Hannover. Ihre gegenwärtigen Forschungsfragen sind, wie Hochschulen und andere relevante Institutionen die Anforderung umsetzen, Strukturen für Lebenslanges Lernen im hochschulischen Kontext zu schaffen und wie sich Lernverhältnisse für berufstätige Studierende ausgestalten. Öffnung der Hochschulen, Durchlässigkeit, Selektionsprozesse, Heterogenität und Gender sind wichtige analytische Kategorien.
Vorwort 5
Inhalt 7
1 Einleitung 11
2 Methodologische Anmerkungen zur ersten Studie 17
2.1 Diskurs, Wissen, Macht und Körper bei Foucault 17
2.1.1 Diskurse als Ordnungsprinzipien des Wissens 18
2.1.2 Diskursanalyse 20
2.1.3 Körperpolitik: Körper und Gefühle 21
2.1.4 Wissen und Macht 23
2.1.5 Vom ‚Wissen – Objekt‘ zum ‚Wissen – Subjekt‘ oder: Lust und Begehren als Positivitäten der Macht 24
2.2 Sortierung des Materials der ersten Studie 26
2.3 Disziplinen, Forschungs- und Publikationsphasen – ein Überblick 28
3 Konstruktion des ‚Dysmelie-Kindes‘ 32
3.1 Prolog: Das unsichtbare Phänomen ‚Thalidomid-Polyneuritis‘ 33
3.2 Zeichensuche: Das sichtbare/unsichtbare Phänomen ‚Thalidomid-Embryopathie‘ 36
3.3 Bezeichnungspraktiken 44
3.4 Naturalisierungspraktiken 48
3.5 Juristische Absicherung der medizinisch (an-)erkannten Zeichen und Schädigungen 50
3.6 Folgen der Ein- und Ausschlusspraktiken 53
4 Medizinische Habilitationspraktiken 54
4.1 Dominanz des orthopädischen Blicks 56
4.2 Wortführer des Diskurses 59
4.3 Orthopädisches Behandlungsprogramm 63
4.3.1 Normalisierung durch Richten der Glieder, Arm- und Beinprothesen 63
4.3.2 Frühprothetisierung als neues Behandlungsdispositiv 65
4.3.3 Prothesen und Operationen zur Korrektur der unteren Extremitäten 70
4.4 Thematisierung des Einflusses externer Akteure auf die Behandlungspraktiken 72
4.4.1 Thematisierung der Eltern 72
4.4.1.1 Integration ins Elternhaus 73
4.4.1.2 Die Mutter als ‚beste Therapeutin‘ 77
4.4.1.3 Behandlungswünsche der Eltern 78
4.4.1.4 Zuweisung von Verantwortung und Zuständigkeit bei Misserfolgen 80
4.4.2 Beziehungen zu politischen Akteuren und Finanziers von Projekten 82
4.4.3 Wissenschaftliche Forschungsförderung 85
4.5 Funktion des Diskurses 86
4.6 Legitimation und Absicherung der Behandlungspraktiken 87
5 Psychosoziale Habilitationspraktiken 88
5.1 Dominanz des heil- und sonderschulpädagogischen Blicks 89
5.2 Wortführer des Diskurses 91
5.2.1 Mental-Health-Gruppe München e.V. 91
5.2.2 Heilpädagogisches Institut der Pädagogischen Hochschule Hannover 97
5.2.3 Forschungsgemeinschaft ‚Das körperbehinderte Kind‘ e.V., Köln 104
5.2.4 Institut für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Reutlingen 112
5.2.5 Schulpsychologischer Dienst der Hamburger Behörde für Schule, Jugend und Berufsausbildung 120
5.2.6 Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Hör- und Sprachgeschädigten 122
5.2.7 Sonderforschungsbereich 88 der Universität Münster 125
5.3 Funktion und Legitimation des Diskurses 129
5.4 Umsetzungsprobleme 131
5.5 Einflussnahme medizinischer Habilitationspraktiken 133
6 Berufsbildungsdiskurs 136
6.1 Zentrale Themen und Gestalter des Diskurses 138
6.1.1 Berufsfähigkeit und Vermittelbarkeit aus der Sicht der Sonderschulpädagogik 138
6.1.2 Berufseignungsdiagnostik und Kritik an der Berufswahlvorbereitung 141
6.1.3 Berufsberatung durch die Bundesanstalt für Arbeit 145
6.1.4 Arbeitserprobung und Berufsausbildung in Berufsbildungswerken 147
6.1.5 Berufsverbleibsstudien: „Was aus ihnen wurde“ 152
6.2 Funktion und Wirkung des Berufsbildungsdiskurs 159
7 Methodologische Anmerkungen zur zweiten Studie 163
7.1 Von der Prothetisierung des Körpers zur Hermeneutik des Subjekts 163
7.2 Biographieforschung und das interpretative Paradigma 166
7.2.1 Die idealtypische Gestaltung der Interviewsituation 170
7.2.2 Die formale Analyse biographischer Narrationen 171
7.3 Interviews mit contergangeschädigten Frauen und Männern 177
8 Geschichten der biographischen Auseinandersetzung mit ‚wahrem‘ Wissen 179
8.1 Elisabeth Henze 179
8.1.1 Kurzbiographie 179
8.1.2 Struktur und Themen des Interviews 183
8.1.3 Strukturelle Analyse der Erzählung 185
8.1.3.1 Hoher Preis für den Zugang zum Regelschulsystem 185
8.1.3.2 In den Fängen der Medizin: Normalisierung der Beine 192
8.1.3.3 Trennungen, Misstrauen und Orientierungslosigkeit 197
8.1.3.4 Ausbildung und Studium 204
8.1.3.5 Opfer eines Überfalls und Jahre „Out of Space“ 210
8.1.4 Handlungskapazitäten und Handlungsverluste oder ‚Psychotherapie und Wen-Do als Wege der ‚Sorge um sich‘ 216
8.2 Heiner Offel 221
8.2.1 Kurzbiographie 221
8.2.2 Struktur und Themen des Interviews 225
8.2.3 Strukturelle Analyse der Erzählung 228
8.2.3.1 Kindheit im Krankenhaus 228
8.2.3.2 Körperbehindertenschule und Trennung von den anderen ‚Contis‘ 234
8.2.3.3 Berufsvorbereitung und Ausbildung im Rehazentrum 237
8.2.3.4 Verwirklichung der Interessen durch Hundezucht 246
8.2.4 Handlungskapazitäten oder ‚Gesellschaftliche Partizipation und Anerkennung (nur) durch Hundezucht‘ 250
8.3 Vera Nickel 254
8.3.1 Kurzbiographie 254
8.3.2 Struktur und Themen des Interviews 257
8.3.3 Strukturelle Analyse der Erzählung 259
8.3.3.1 Entwicklung einer biographischen Identität als contergangeschädigte Frau 259
8.3.3.2 Erwachsenenzeit: Kampf um das Zutrauen, Kinder groß zu ziehen und Kritik an den „Normis“ 270
8.3.3.3 Schul- und Berufsausbildung: Biographisch relevante Entscheidungen 277
8.3.3.4 Erfahrungen mit dem medizinischen (Rehabilitations-)System 281
8.3.4 Handlungskapazitäten oder ‚Pfeffer ans Leben geben‘ 291
8.4 Stefan Neumann 295
8.4.1 Kurzbiographie 295
8.4.2 Struktur und Themen des Interviews 298
8.4.3 Analyse der Erzählung 299
8.4.3.1 Widerstand gegen medizinische Normalisierungspraktiken und ein unhinterfragtes Leben mit kurzen Armen 299
8.4.3.2 Schul- und Berufsausbildung 302
8.4.4 Handlungskapazitäten oder ‚Rückhalt in der Herkunftsfamilie‘ 310
8.5 Susanne Grün 313
8.5.1 Kurzbiographie 313
8.5.2 Struktur und Themen des Interviews 316
8.5.3 Strukturelle Analyse der Erzählung 317
8.5.3.1 Erfahrungen mit dem medizinischen Rehabilitationssystem 317
8.5.3.2 Problemloser Zugang zu normalen Bildungseinrichtungen 321
8.5.3.3 Erste Beziehung und Studienbeginn 328
8.5.3.4 Ausbildung und Berufstätigkeit beim Finanzamt 333
8.5.3.5 Studium der Psychologie 338
8.5.3.6 Nachschlag: Kritik an der Schulmedizin und noch einmal Prothesen 341
8.5.4 Handlungskapazitäten oder ‚Die Feldenkrais-Methode als Weg zur Selbstwahrnehmung und Selbstsorge‘ 349
8.6 Bernd Kreienbrink 352
8.6.1 Kurzbiographie 352
8.6.2 Struktur und Themen des Interviews 355
8.6.3 Feinanalyse der Erzählung 356
8.6.3.1 Initiative der Mutter zur Umsetzung des Rechts auf Bildung 356
8.6.3.2 Medizinische Verweigerungs- und Normalisierungspraktiken 361
8.6.3.3 Sportliche Höchstleistungen 367
8.6.3.4 Studium der Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Schwerbehindertenarbeit 369
8.6.4 Handlungskapazitäten oder ‚Sport als Weg zur Körperbeherrschung und Selbstentwicklung‘ 374
8.7 Annette Migula 377
8.7.1 Kurzbiographie 378
8.7.2 Struktur und Themen des Interviews 380
8.7.3 Strukturelle Analyse der Erzählung 381
8.7.3.1 Erfahrungen mit dem medizinischen Rehabilitationssystem 381
8.7.3.2 Unkomplizierte Schulzeit im Regelschulsystem 395
8.7.3.3 Ausbildung zur Erzieherin oder zur Beamtin? 397
8.7.3.4 Bedeutung der Berufstätigkeit als Erzieherin im Heimbereich 402
8.7.4 Handlungskapazitäten oder ‚Berührt werden und Gespräche als Wege der Selbsterkenntnis und ‚Sorge um sich‘ 409
9 Dispositive, biographische Erfahrungen, Macht, Lust und die ‚Sorge um sich‘ 413
9.1 Eltern unterstützen ihre Kinder und entscheiden gemeinsam ohne Rücksprache mit Disziplinen 413
9.2 Biographische Bedeutsamkeit der Normalisierungspraktiken 415
9.3 Wissenschaftliches versus biographisch ‚wahres‘ Wissen 419
9.4 Epilog: Anerkennung als zentrales biographisches Thema 423
Literatur 429
Anhang 451
Anhang 1: Medizinische Fachbegriffe 451
Anhang 2: Siglen der Schriften von Michel Foucault 453
Anhang 3: Siglen der Dysmelie-Arbeitstagungen (nach Tagungsjahr) 453
Anhang 4: Transkriptionsnotation 454
| Erscheint lt. Verlag | 1.6.2005 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik | |
| ISBN-10 | 3-8309-6503-6 / 3830965036 |
| ISBN-13 | 978-3-8309-6503-9 / 9783830965039 |
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