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Der Moses-Komplex

Politik der Töne, Politik der Bilder

(Autor)

Buch | Hardcover
368 Seiten
2014
diaphanes (Verlag)
978-3-03734-324-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Moses-Komplex - Ute Holl
CHF 54,90 inkl. MwSt
1974 verfilmten Jean-Marie Straub und Danièle Huillet die Oper Moses und Aron, an der Arnold Schoenberg in den dreißiger Jahren im Exil gearbeitet hatte, zur selben Zeit, wie der ebenfalls exilierte Sigmund Freud an seinem großen Moses-Buch schrieb. Fragen von Gesetzlichkeit und Gewalt, Kunst und Revolte, Geschichtlichkeit und Gedächtnis sind im Moses-Komplex aufgeworfen. Der Moses-Komplex zeigt, wie kulturelles Gedächtnis Gewalt konserviert. Er verhandelt die Kunst der Migration und die Frage, wie Gemeinschaften entstehen vor dem Gesetz und welche Gewalt dabei im Spiel ist. Er bringt musikalische und filmische Verfahren, Bilder und Töne, Texte, Sprachen und Stimmen im Hinblick auf die Frage nach einer Begründung von Gesetzlichkeit zusammen. Insofern ist er ästhetisch und militärisch, epistemologisch und brutal. Psychoanalytisch ist der Moses-Komplex nur als überindividueller zu verstehen, der Geschichtlichkeit an der Wahrnehmung aufspringen lässt. Im Sinne von Freud und Derrida bezeichnet er ein Archiv deutscher Geschichte.

Neues Gesetz und neue Medien tauchen, seit Moses die Tafeln vom Sinai brachte, immer zugleich auf. Verbunden damit ist die Mission, ein Volk zu befreien: Exodus, Exil, Migration, Lager. Virulent daran ist die Frage nach dem Umgang mit Fremden und nach der Gewalt, die in Kulturtechniken konserviert bleiben soll, in Krisen jedoch stets wieder aufbricht.
1974 verfilmen Jean-Marie Straub und Danièle Huillet die Oper »Moses und Aron«, an der Arnold Schoenberg auf dem Weg ins Exil seit den späten zwanziger Jahren gearbeitet hat. Film und Oper entwerfen ungerichtete Räume und fordern damit ein Sehen und Hören »vor dem Gesetz« heraus. Damit haben sie politischen Widerstand ins Musik- und ins Filmdenken des 20. Jahrhunderts gesetzt. Zugleich entwerfen sie so ein Modell für Kommunikationen kommender Gesellschaften.
Der Moses-Komplex ist eine Mediengeschichte des Fremden in der Wahrnehmung. Gegen Monotheismus und Bilderverbot setzen Schoenberg und Straub/Huillet das Projekt einer Moderne, das sich aus der Vervielfachung von Differenzen konstituiert. Sie fordern dazu auf, widerständige Formen von Räumen und Zeiten aus unvorgänglichen Unterscheidungen zu generieren, so wie aus dem Geräusch des Dornbusches eine Stimme erst gehört werden muss.

Ute Holl Ute Holl is a filmmaker, media scholar and professor for media aesthetics at Basel University. Her research focuses on a media-history of perception and on the epistemology of audiovisual media. She has published on film and cinema as well as on the mediahistory of acoustics and electro-acoustics. On Maya Deren, she published e.g. Choreographie für eine Kamera, Schriften zum Film (1995, co-edited by Jutta Hercher) and Cinema Trance and Cybernetics (2017).

Erscheint lt. Verlag 23.12.2014
Reihe/Serie hors série
Zusatzinfo 42 farb. Abb., 15 sw. Abb.
Verlagsort Zürich-Berlin
Sprache deutsch
Maße 165 x 225 mm
Gewicht 960 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Film / TV
Kunst / Musik / Theater Musik Klassik / Oper / Musical
Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften
Schlagworte Archiv • Arnold Schoenberg • Arnold Schönberg • Ästhetik • Danièle Huillet • Exil • Film • Gemeinschaft • Gesetz • Gewalt • Historiographie • Jacques Derrida • Jean-Marie Straub • Kino • Kulturtechniken • Mediengeschichte • Medium • Migration • Moses • Musik • Neue Musik • Oper • Politik • Psychoanalyse • Religion • Sigmund Freud • Widerstand
ISBN-10 3-03734-324-9 / 3037343249
ISBN-13 978-3-03734-324-1 / 9783037343241
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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