Bildung und Wissensgesellschaft (eBook)
XII, 406 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-29517-4 (ISBN)
Umfassend und interdisziplinär: Der vorliegende Band reflektiert die Begriffe 'Bildung und Wissensgesellschaft'. PISA-Studie, Diskussionen um die Zukunft unseres rohstoffarmen Landes und kulturell bedingte weltpolitische Spannungen verleihen dem Thema Aktualität und Bedeutung. Sind wir in eine neue, wissensdominierte Epoche gesellschaftlicher Selbstorganisation eingetreten? Welche speziellen Arten von Wissen und Wissensvermittlung brauchen wir?
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 9
Autorenverzeichnis 11
Anmerkungen zur jüngeren Debatte über Bildung und Kanon 13
I Die Wiederentdeckung der Bildung Ausgangspunkte der neueren Bildungsdebatte 13
II Dietrich Schwanitz und die Re-Kanonisierung der Bildung 16
III Arzneien gegen die PISA-Krankheit: Konrad Adam und die Rückkehr zu Humboldt 18
IV Systematische Grundlegung der europäischen Bildung: Manfred Fuhrmann und der doppelte Kanon 20
V Der literarische Kanon: Harold Bloom, Marcel Reich-Ranicki und andere 22
VI Der zweite Kernbestandteil: Welche Geschichte sollen wir lernen? 27
VII Eine notwendige Ergänzung? Ernst Peter Fischer und das naturwissenschaftliche Wissen 30
VIII Ein Kanon schon für kleine Kinder: Donata Elschenbroich und das „Weltwissen" 34
IX Eine radikale Kritik: Werner Fuld gegen die „Bildung" 36
X Rückkehr zum Kanon oder „Ankerwissen"? Die Zukunft der Bildung 38
Literatur 42
Humboldt heute – das klassische Bildungsprogramm und die gegenwärtigen Bildungsaufgaben 45
1 Die Problemstellung 45
2 Das Programm 46
3 Bildunguntergegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen 58
4 Humboldt alsMaßstab – Maßstab an Humboldt 64
Literatur 68
Hegels Bildungstheorie dargestellt anhand seiner Nürnberger Gymnasialreden nebst einer Reflexion auf die Situation der Bildung in der heutigen Weltgesellschaft 71
Vorbemerkung: Die Situation der Bildung in der heutigen Weltgesellschaft 71
1 Hegels systemphilosophischer Begriff der Bildung 74
2 Die Funktion der Bildung: Bildung als das „Sich ins Allgemeine Hinaufarbeiten 76
3 Bildung als theoretische Entfremdung: Aneignung durch Entfremdung und Entäußerung Aneignung durch Entfremdung und Entäußerung 80
4 Der Ort der Bildung: Schule als „Mittlerin zwischen Familie und Gesellschaft und die damit verbundene zwischen Familie und Gesellschaft und die damit verbundene notwendige „Relativität der Schule" 82
Exkurs: Gymnasium und Realinstitut – die Schulsituation zu Hegels Zeit 86
5 Der Stoff der Bildung: Hegels Spezifikation des Bildungsbegriffs und die Frage nach den Lerninhalten 88
6 Die Form der Bildung 91
Schlussbemerkung: Hegel als Lehrer 92
Literatur 93
Werte für ein demokratisches Bildungswesen 95
I Grundwerte 96
II Ein Blick in dieWeltgeschichte 97
III Werte liberaler Demokratien 102
IV Demokratische Bildungsinstitutionen 106
Literatur 108
„Wie man in der Welt menschlich sein und bleiben kann" 109
1 Bildung als Herausforderung 109
2 Religiöse Bildung und Gegenwartskultur 113
3 Individualisierung und die Unverzichtbarkeit tragender Gewissheiten 116
4 Die Suche nach dem eigenen Weg in der Vielfalt der Optionen 119
5 Bildung und die Würde der Kinder und Jugendlichen 121
6 Zur Praxis religiöser Bildungsprozesse 122
7 Religiöse Bildung, damit die Welt menschlich sein und bleiben kann 134
Literatur 135
Zwischen Vorurteilen und Missverständnissen – Zur Situation der Geisteswissenschaften 139
I Vorurteile 139
II Geisteswissenschaften: Was ist das? 143
III PräziseVerwirrung: Fakten und Zahlen 152
IV Funktionsbestimmungen 155
Literatur 161
„Radikalphilologie" Die Bedeutung der Altertumswissenschaften für die heutige Bildung 163
Vorgeschichte oder Wie die Altertumswissenschaft die Bildung verloren hat 164
Gegenwart oder Die Leerstelle 164
Zukunft oder Wie die Altertumswissenschaft die Bildung zurückerlangen kann 165
Bildungskrisen und Selbstorganisation der Kultur 175
1 Die Kultur der Aufklärung 175
2 Die Umstellung der Lebensweise auf funktionale Integration 183
3 Die Eigendynamik des Bildungswesens 190
4 Wissensteilung – eine historisch späte Einsicht 202
Literatur 217
Bildung und Wissen im Zeitalter der elektronischenMedien und des Internets 221
Wissen für die Gesellschaft 221
Quod libet – Wikipedia 223
Archivierung des Wissens 224
Identifikation von Wissen 226
Das Buch 227
Alles wird flüchtig 228
Vom Lesen zum Schauen 228
Interaktives Lernen 230
Digitale Bibliotheken 231
Überflutung mit flüchtiger Information 232
Wissensportale 233
Wissensmanagement 234
Wissen im Stand-by-Modus 235
Literatur 235
Bildung als kritisches Korrektiv der Gesellschaft 237
I Im Namen von Rationalität und Emanzipation 238
II Aspekte des Bildungsbegriffs 244
III Standortbestimmungen kritischerVernunft 247
IV Rücknahmen 251
V Abschied vom normativen Denken 254
Literatur 256
Lebenslanges Lernen: Erfahrungen und Einstellungen der deutschen Bevölkerung 259
1 Entwicklungen der Lern- bzw. Bildungsprozesse Erwachsener 259
2 Selbststeuerung von Lernprozessen 262
3 Lernerfahrungen in unterschiedlich institutionalisierten Lernkontexten 269
4 Kontinuität von Lernprozessen 274
5 Fazit 278
Literatur 279
Wissen und Raum – ein subtiles Beziehungsgeflecht 281
1 Einführung in die Problemstellung 281
2 Situation, räumlicher Kontext, Standort und Region – Variierende Beziehungen zwischen „Raum und Wissen" 283
3 Theoretische Grundlagen der Räumlichkeit des Wissens 297
4 Beispiele für die Räumlichkeit des Wissens 303
5 Ausblick – Schluss 314
Literatur 315
Ethnizität und Bildungsverhalten 321
1 Kulturelle Prägungen der öffentlichen Schule in den USA 325
2 Ethnizität und die Entwicklung der öffentlichen Schule in den USA 327
3 Bildungsverhalten und Bildungslandschaften 333
Literatur 342
Grenzenlos mobil? 345
Einleitung 345
Wissenschaftliche Praxis als Netzwerkbildungsprozess 348
Zur Bedeutung zirkulärer Mobilität in den Wissenschaften 349
Geographische Muster zirkulärer akademischer Mobilität 351
Erfahrungen international mobiler Wissenschaftler 353
Fazit 371
Literatur 373
Aktuelle Probleme der Wissensgesellschaft: Bildung, Arbeit und Wirtschaft 375
I Die Zukunft der Arbeit 376
II DasVolumen der Arbeit in der Wissensgesellschaft 378
III Die Anatomie der Arbeit in der Wissensgesellschaft 381
IV Bildung und Arbeit in der Wissensgesellschaft 382
Ausblick 387
Literatur 388
Freiheit in der Wissensgesellschaft 391
1 Wissen und Bildung bestimmen unseren Wohlstand 391
2 Die staatliche Planung von Bildung und Wissenschaft versagt 393
3 Mehr öffentliche und private Mittel in Forschung und Bildung investieren 394
4 Öffentliche Bildungs- und Forschungsfinanzierung über die Kunden lenken 395
5 Mehr Eigenverantwortung von Schulen und Hochschulen ermöglichen 398
Literatur 400
Universität im Umbau 401
I 401
II 403
III 406
IV 408
V 411
VI 414
Literatur 417
Anmerkungen zur jüngeren Debatte über Bildung und Kanon (S.1-2)
Ein Literaturbericht Klaus Kempter
Im Jahr 1999 erzielte der Hamburger Literaturprofessor Dietrich Schwanitz einen großen Publikumserfolg mit einem Buch, das unter dem volltönenden Titel „Bildung" einen Überblick zu geben versprach über „Alles, was man wissen muss". Schwanitz, einige Jahre zuvor schon mit dem ebenfalls äußerst populären Unterhaltungsroman „Der Campus" als Kritiker der real existierenden deutschen Universität hervorgetreten, ging in seinen beiden wenig konventionell-akademischen Büchern von einer Diagnose aus, die in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre nicht mehr ganz neu war, in den Massenmedien aber – und ebenso beim breiten „gebildeten" Publikum – auf ein großes und überwiegend zustimmendes Echo traf. Diese Diagnose lautete etwa so: Die Kulturrevolution von „1968" und die sozialdemokratisch geführten Bundesund Landesregierungen hätten das, was vom überkommenen klassischen Bildungskanon die Wechselfälle des 20. Jahrhunderts und sogar den Untergang des Bildungsbürgertums alter Schule überstanden hatte, mit einer „emanzipatorisch" inspirierten Politik der Nivellierung und Gleichmacherei zerstört.
I DieWiederentdeckung der Bildung Ausgangspunkte der neueren Bildungsdebatte
Seit Ende der neunziger Jahre also wogt eine breite Diskussion über „Bildung" hin und her, die erste seit der Debatte der sechziger und siebziger Jahre, welche ausgehend von den Büchern Georg Pichts und Ralf Dahrendorfs die Initialzündung gab für die Bildungsreformund Bildungsexpansion derGroßen und der nachfolgenden sozialliberalen Koalition, die viele überkommene Strukturen und Inhalte insWanken brachte. Zwar hatten schon vor Schwanitz andere ins gleiche Horn gestoßen. Die Zahl der Leitartikel, Broschüren, Bücher etc., die den Verlust der Bildung, aber auch des guten Benehmens,von Sitte,Anstand und Moral beklagten,wuchs seit der „Tendenzwende" der siebziger Jahre, seit dem Stocken des wirtschaftlichen Nachkriegsbooms, dem Ende des „Goldenen Zeitalters" (Eric J. Hobsbawm), beständig an. Konservative Publizisten erhoben mahnende Zeigefinger ob des Verlusts an kulturellemWissen, an Sittlichkeit und Anstand.Und auch Helmut Kohls „Wende", die 1982 eingeleitete oder zumindest angekündigte „geistigmoralische Erneuerung", speiste ihre Legitimation in der Bevölkerung nicht zuletzt aus dem Gefühl, es sei des Guten (respektive des Schlechten) in Sachen „Emanzipation" auch im Bildungsbereich zu viel getan worden. Kohl selbst hatte des Öfteren gegen die von ihm so genannte „Konflikt-Pädagogik" polemisiert und sich den Appellen angeschlossen,die „Mut zur Erziehung" verlangten. Zu einem breiten Debattenstrom liefen die unterschiedlichen Klagen über kulturelle Modernisierungsverluste jedoch erst seit Ende der neunziger Jahre zusammen. Dabei waren und sind die Argumente des konservativen Lagers, anders als es lange Zeit von seinen Gegenspielern dargestellt wurde, nicht bloß Ideologie.
Die gesellschaftliche Praxis, jedenfalls die Nachrichten darüber, scheinen die Warner zunehmend zu bestätigen: Unternehmer klagen immer hörbarer über die mangelnden Kenntnisse derjenigen, die sich bei ihnen um eine Ausbildung bewerben, die erste PISA-Studie 1 von 2001 bescheinigte den deutschen Schülern im internationalen Durchschnitt weniger als mittelmäßige Fähigkeiten im Hinblick unter anderem auf Lesekompetenz und Textverständnis, 2 Universitätsprofessoren raufen sich angesichts derWissenslücken ihrer Studenten die Haare und fordern Propädeutische Jahre, und vergleichende Bewertungen der internationalen Hochschullandschaft erweisen die Mittelmäßigkeit der deutschen Universitäten.
| Erscheint lt. Verlag | 21.2.2006 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Heidelberger Jahrbücher | Heidelberger Jahrbücher |
| Zusatzinfo | XII, 406 S. 37 Abb., 16 Abb. in Farbe. |
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Bildungstheorie | |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
| Schlagworte | Bildung • Bildungstheorie • Bildungswesen • childhood studies • Erfahrung • Freiheit • Gesellschaft • Humboldt • Learning and Instruction • Lebenslanges Lernen • Lernen • PISA-Studie • Selbstorganisation • Universität • Werte • Wissensgesellschaft • Zukunft |
| ISBN-10 | 3-540-29517-8 / 3540295178 |
| ISBN-13 | 978-3-540-29517-4 / 9783540295174 |
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