Zielgruppen in Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener (eBook)
280 Seiten
WBV Media (Verlag)
978-3-7639-4711-9 (ISBN)
Inhalt
3
Einführung des Herausgebers 5
Birte Egloff/Michael Grosche/Peter Hubertus/Jascha Rüsseler, Funktionaler Analphabetismus im Erwachsenenalter: eine Definition
11
Diana Sahrai/Jürgen Gerdes/Stephan Drucks/Hidayet Tuncer, Eine Typologie des funktionalen Analphabetismus
33
Anke Grotlüschen/Wibke Riekmann, Design und Vorgehen der leo. – Level-One Studie
59
Elisabeth Maué/Ulrike Fickler-Stang, Angebote zur Alphabetisierung im Erwachsenenalter – Partizipation am lebenslangen Lernen oder Etablierung der notwendigen Voraussetzungen dafür?
77
Antje Pabst/Christine Zeuner, Begründungen und Anwendungen literaler Praktiken – Ein Beitrag zur Perspektiverweiterung der Alphabetisierungsarbeit mit Erwachsenen
97
Joachim Ludwig/Katja Müller, Lernen und Teilhabe – Ergebnisse aus dem Projekt SYLBE
119
Annegret Klaus/Anna Theresa Lohr/Christian Vogel, Zusammenhänge zwischen Lernbiografie und Lernmotivation funktionaler Analphabeten undAnalphabetinnen 143
Helmut E. Klein/Sigrid Schöpper-Grabe, Grundbildungskompetenzen von Jugendlichen am Übergang Schule und Beruf – Mindestanforderungen aus pragmatischer Sicht
161
Matthias Alke, Betriebe als Lernorte für Grundbildung
179
Rainer Brödel/Jörg Siefker, Zielgruppensteuerung und Entwicklungsperspektiven in einem doppelt gelagerten Weiterbildungssystem – Alphabetisierungsarbeit im Lichte von Ankündigungstexten
199
Anita Pachner/Anne John, Lebensweltorientierung – ein erwachsenenpädagogisches Prinzip für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit fruchtbargemacht: Ausgewählte Ergebnisse zu lernförderlichen Aspekten aus einer Lerntagebuchstudie mit Kursleiterinnen und Kursleitern 223
Daniela Wagner, Schlüsselpersonen in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit 245
Sabine Hüsing, Qualifizierung: „Lernende zu MultiplikatorInnen“ Konzept und Ergebnisse der Evaluation 261
Literatur 279
Grundbildungskompetenzen von Jugendlichen am Übergang Schule und Beruf – Mindestanforderungen aus pragmatischer Sicht (S. 161-162)
Helmut E. Klein/Sigrid Schöpper-Grabe
Zusammenfassung
Die Teilhabe an Gesellschaft und Arbeit setzt grundlegende literale, soziale und personale Kompetenzen voraus, die als Grundbildung bezeichnet werden. Dieser Qualifikationsfunktion wird das deutsche Bildungssystem jedoch nur suboptimal gerecht. So ist weder curricular noch in Form von Mindestkompetenzen festgelegt, was unter Grundbildung im Sinne der Ausbildungsreife zu verstehen ist. Ebenso wird nicht überprüft, ob und in welchem Umfang die Schulen dem kodifizierten Erziehungs- und Bildungsauftrag nachkommen und allen Schülerinnen und Schülern die zur Bewältigung späterer Lebenssituationen notwendigen Kompetenzen vermitteln.
Der Autor und die Autorin argumentieren, dass zur nachhaltigen Problemlösung ein impliziter gesellschaftlicher Konsens über Grundbildung im Sinne basaler Kompetenzen notwendig und ableitbar ist. Mithilfe eines mehrstufigen deduktiven Analyseverfahrens machen sie deutlich, dass es eine nahezu identische Schnittmenge von basalen schulischen Bildungsinhalten, zu vermittelnden Kompetenzen und den von Seiten der Unternehmen erwarteten Mindestanforderungen an Lehrstellenbewerber und -bewerberinnen gibt. Um eine ausreichende Grundbildung für alle Schulabsolventinnen und Schulabsolventen sicherstellen zu können, ist die Festschreibung von verbindlichen, fächerübergreifenden und schulformunabhängigen Mindeststandards eine unabdingbare Voraussetzung.
1 Einleitung
Unternehmen in Deutschland zählen die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können, unvermindert zu solchen grundlegenden literalen Kompetenzen, die für das erfolgreiche Absolvieren einer dualen Berufsausbildung erforderlich sind. Dies ist das kaum überraschende Ergebnis einer zum Jahresende 2010 durchgeführten Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) (Klein/Schöpper- Grabe 2011).
Dass allerdings Schulabsolventen so elementare Fähigkeiten nicht ausreichend beherrschen könnten, erscheint angesichts einer neun- bis zehnjährigen Schulpflicht kaum nachvollziehbar. In den Schulgesetzen aller Bundesländer ist kodifiziert, dass den Schülerinnen und Schülern die zur Bewältigung späterer Lebenssituationen notwendigen Kompetenzen vermittelt werden sollen. Dennoch – so die aktuellen PISA-Ergebnisse – verfügen immer noch 18,5 Prozent der Schüler und Schülerinnen nicht über die minimal erforderlichen Lesefähigkeiten (OECD 2010).
Auch wenn zu unterstellen ist, dass die demografische Entwicklung positive Effekte für diese Risikogruppen mit sich bringen wird, ist die Situation nicht hinzunehmen: Seit dem Jahr 2000 haben je nach Stärke der Absolventenjahrgänge jährlich zwischen 150.000 und 220.000 Jugendliche ohne eine ausreichende Ausbildungsreife die Schule verlassen. Immerhin etwas mehr als ein Drittel der Schulabsolventinnen und -absolventen mündete 2008 in das Übergangssystem ein (Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung 2011).
Die nachträgliche „Reparatur“ der schulischen Defizite in den unterschiedlichen Übergangssystemen zwischen Schule und Beruf kostet Bund, Länder, Kommunen und Bundesagentur für Arbeit nach Berechnungen des IW Köln etwa 5,6 Milliarden Euro pro Jahr (Werner/Neumann/Schmidt 2008). Experten und Expertinnen der Aus- und Weiterbildung kritisieren zudem die mangelnde Transparenz und Effektivität der Maßnahmen (Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung 2011)."
| Erscheint lt. Verlag | 8.11.2011 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener | Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener |
| Verlagsort | Bielefeld |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch ► Unterrichtsvorbereitung ► Berufliche Bildung |
| Geisteswissenschaften | |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Erwachsenenbildung | |
| Schlagworte | Alphabetisierung • alphabund • Analphabeten • Analphabetismus • Ausbildung • Bildung • Bildungskompetenz • Bildungskonzepte • Bildungssystem • Erwachsenenalter • funktionaler Analphabetismus • Grundbildung • Kompetenzen • Lebenslanges Lernen • Lernbarrieren • Lernmotivation • Lernorte • Literalität • Partizipation • Schule • Übergangssystem • Weiterbildung |
| ISBN-10 | 3-7639-4711-6 / 3763947116 |
| ISBN-13 | 978-3-7639-4711-9 / 9783763947119 |
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