Zeit und Information (eBook)
296 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-81822-4 (ISBN)
Diether Elstner, 1942 geboren, studierte Mathematik im heutigen Sankt Petersburg und erwarb dort Spezialkenntnisse in Operations Research und Spieltheorie. In seiner beruflichen Laufbahn als Informatiker arbeitete er erfolgreich in den verschiedensten Organisationen. Sein besonderes Interesse gilt den adaptiven Prinzipien von Organisation in Technik, Natur und Gesellschaft und den damit verbunden theoretischen Fragen, was Organisation bedeutet und wie Information zu verstehen sei. Es zeigte sich, dass die in der Vergangenheit gewonnenen Erkenntnisse Schlüssel in dem Verstehen der Wechselwirkungen von Information und Zeit sind.
Diether Elstner, 1942 geboren, studierte Mathematik im heutigen Sankt Petersburg und erwarb dort Spezialkenntnisse in Operations Research und Spieltheorie. In seiner beruflichen Laufbahn als Informatiker arbeitete er erfolgreich in den verschiedensten Organisationen. Sein besonderes Interesse gilt den adaptiven Prinzipien von Organisation in Technik, Natur und Gesellschaft und den damit verbunden theoretischen Fragen, was Organisation bedeutet und wie Information zu verstehen sei. Es zeigte sich, dass die in der Vergangenheit gewonnenen Erkenntnisse Schlüssel in dem Verstehen der Wechselwirkungen von Information und Zeit sind.
4. Zeit in der Philosophie
Ob die Zeit überhaupt Realität hat, ist eine Frage, die durch die ganze Tradition des abendländischen Philosophierens das Denken begleitet. (Georg Gadamer)33
Die hier aufgeführten Zeitauffassungen von Philosophen des Altertums erfolgen unter dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts und stützen sich auf ausgewählte Literaturstellen und werden somit deren Ansichten nicht im vollen Umfange gerecht. Es werden Betrachtungen und Zitate von Philosophen - vor allem der Neuzeit - übernommen, die sich mit ersteren historischphilologisch und philosophisch ausführlicher auseinandersetzten und die die klassischen Philosophen sicher treffender als ich charakterisierten. Eine Wertung dieser Aussagen gegeneinander wird nicht erfolgen, da jene - historisch bedingt - vor einem jeweilig anderem wissenschaftlichen Hintergrundwissen erfolgten.
Philosophieren über Zeit steht vermeintlich vor dem Problem, dass Zeit im ontologischen Sinne kein Sein zugeordnet werden kann, aber wahrgenommen wird. Augustinus von Hippo brachte es durch seinen berühmten und oft kolportierten Ausspruch auf den Punkt: Zeit ist erfahrbar, aber nicht vorzeigbar.34
Platon (428/427 - 348/347 v.Chr.)
Nach Gernot Böhme (*1937) machte Platon unter dem Begriff Chronos die Zeit zum ersten Mal in der Geschichte zum Thema philosophischer Betrachtungen. Zwar werden bereits Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft von Homer und anderen vor Platon in der Literatur verwendet, aber Platon sei der Erste, der die Zeitmodi in Zusammenhang mit dem Begriff Chronos betrachtet.35
Im Parmenides entwickelt Platon eine Logik der Zeit: „Kein Gegenstand, der älter oder jünger ist als ein anderer, kann also jemals älter oder jünger werden als dieser, sofern er stets um ein gleiches Maß im Alter von ihm sich unterscheidet, sondern er ist bereits und ist geworden älter oder jünger, nicht aber wird er es erst.“36
Der Ursprung von Zeit - wie von Allem - wird bei Platon einem Schöpfungsakt zugeschrieben. Es drängt sich die Frage auf: Warum eigentlich? Reflektionen unserer Vorfahren über das eigene Ich und besonders die philosophischen Gedanken der großen Denker der Vergangenheit erfolgten fast immer, angesichts des Werdens und Seins von Harmonie und Vollkommenheit in der Natur und der Erkenntnis, selbst gestalten zu vermögen, gleichermaßen jedoch im schmerzlichen Bewusstsein der Beschränktheit menschlicher Fähigkeiten - auch hinsichtlich des Verstehens des Weltgeschehens - in der befürchteten Annahme der Existenz einer höheren vollkommenen Schöpferkraft und Vernunft, der Existenz eines allmächtigen Schöpfers und allwissenden Geistes.
Bei Platon wurde dieser Glaube durch die zusätzliche Annahme der Existenz einer zweiten Welt von reinen, für sich und nur unter sich im Verhältnis stehenden zeitlosen Ideen überhöht.
Dadurch ist bei Platon Erkenntnis immer nur Erkenntnis der Ideen, wobei diese nie direkt, sondern nur mittelbar durch ihre Bilder, als Abglanz ihres wahren Seins, der begrenzten menschlichen Vernunft zugängig seien. Aus der Betrachtung des Bildes, wird ermittelt, wie das Original zu denken ist, um dann das Bild zu erklären. Zeit ist bei ihm ein Abbild der Ewigkeit37, wobei der Kosmos diese zur Darstellung bringt.38
Dieses Ewige, das in Platons Erkenntnis als das sogenannte Eine gilt, ist, wie auch immer gedanklich vervielfältigt, wiederum das Eine – das Ewige unveränderliche, orts- und zeitlos. Der sich bewegende Kosmos hingegen kann dann, entsprechend dieser Logik, nur ein Abbild sein:
..aber ein bewegtes Bild der Ewigkeit beschließt er zu machen und bildet, um zugleich dadurch dem Weltgebäude seine innere Einrichtung zu geben, von der in der Einheit beharrenden Ewigkeit ein nach der Vielheit der Zahl sich fortbewegendes dauerndes Abbild, nämlich eben das, was wir Zeit genannt haben. Nämlich Tage, Nächte, Monate und Jahre, welche es vor der Entstehung des Weltalls nicht gab …39
Die zeitlose Ewigkeit nach der Vielheit der Zahl Ablesende bzw. Abbildende ist die Zeit. Die Gestirne bilden hierbei die „Werkzeuge der Zeit“, wobei Sonne und Mond eine Sonderstellung einnehmen: „Nun aber nehmen wir … Tag und Nacht und auch die Monate und die Jahresumläufe wahr und haben so durch dies alles die Zahl sowie den Begriff der Zeit empfangen“.40
Mit der Auflösung des Kosmos – der Ordnung - ist für Platon auch das Ende der Zeit gedacht: „So entstand denn also die Zeit zugleich mit der Welt, damit beide, zugleich ins Leben gerufen, auch zugleich wieder aufgelöst würden, wenn ja einmal ihre Auflösung eintreten sollte.“ ….41
Interessanter Weise existiert für Platon nicht schlechthin eine Zeit, sondern: Auch bei Gestirnen, die weder einen besonderen Namen tragen, noch deren Umläufe zahlenmäßig bestimmt wurde, findet er „dass auch ihre Bahnen, deren Menge verwirrt und deren Mannigfaltigkeit wunderbar ist, eine Zeit bezeichnen.“42
Es gibt, Platon zufolge, Zeit, weil es Veränderungen gibt und unter den Veränderungen nehmen Gestirnbewegungen die erste Stelle ein, weil von ihnen alle Prozesse abhängen. Aber worauf es Platon, laut Kurt Flasch(*1930) , ankommt, ist das der Charakter der Zeit ein ständiges Werden darstellt, das nach den Gesetzen der Zahl geregelt ist.43
Für unser, durch Newton geprägtes, Zeitverständnis ist das des Platons nicht leicht nachvollziehbar. Eine Erklärung hierzu kann aus seinem Verständnis von Erkenntnis abgeleitet werden: Aus dem Abbild ist auf das Original, die Idee, zu schließen. Die Zeiten, beobachtet als vollständige Umläufe der Gestirne können somit als vollständige, wenn auch mehrfache, Abbilder eines Originals verstanden werden. Ein Teilbild bzw. das Abbild eines Teils des Urbildes würde hingegen zum unendlichen Regress auf der Erkenntnissuche nach dem wiederum dahinter befindlichen, ganzheitlich gedachten Original führen.
Für Platon ist Zeit ein Derivat der Bewegung.44
Allerdings nicht jeder Bewegung - sondern nur einer Ideales als Ganzes abbildenden Bewegung.
Zusammen mit der „Zeit“ gelangte eine nicht minder unverstandene und umstrittene Entität in die Welt: “Die Darstellungsweise ist mit den Gegenständen, welche sie zum Verständnis bringen soll, auch selber verwandt und daher ist zu erwägen, dass die Darlegung des Bleibenden und Beständigen und im Lichte der Vernunft Erkennbaren selber das Gepräge des Bleibenden und Unumstößlichen an sich trägt.“45
Es ist die Seele, göttliche Vernunft abbildend und verkörperlichend, die den Bau des Weltalls ermöglichte, so „dass diese Welt als wirklich beseeltes und vernünftiges Wesen durch Gottes Vorsehung entstanden ist.46 …. Nachdem nun also alle die Sterne, welche zur Erzeugung der Zeit mitwirken sollten, in den einem jeden zukommenden Umschwung gebracht und durch beseelte Bänder, die ihren Körper zusammenhielten, zu lebendigen Wesen erhoben und des ihnen Aufgetragenen inne geworden waren.47 … Denn die Entstehung dieser Welt war ja eben eine gemischte, indem sie aus einem Zusammentreten der Vernunft und der Notwendigkeit hervorging; jedoch herrschte hierbei die Vernunft über die Notwendigkeit.“48
Aufgabe dieser Weltseele ist es, die Ordnung der reinen Bestimmungen (Ideen) und Proportionen (Zahlen) zu dynamisieren und Gesetzmäßigkeit und Definitionskonformität in die Stoffwelt und ihre Prozesse einzuführen. Sie soll sichern, dass das Logische auch Kraft erhalte.49
In Platons Vorstellung wurde sie in unterschiedlichen Proportionen auf die Stofflichkeit aufgeteilt und erzeugte so den jeweiligen abgestuften Vernunftsgrad der Bewegungen der Gestirne, der Sonne, des Mondes, der Menschen und Tiere.
Platons Ausgangshypothese ist die Existenz der Ewigkeit, des sogenannten Einen, der orts- und zeitlosen Ideen, der Existenz eines Schöpfer - dem Demiurgen (Schöpfer) – und der Existenz einer sich in chaotischer Bewegung befindliche Materie.
Die Entstehung der Welt wird dem Demiurg zugeschrieben, der die Gestirne mit Hilfe der Zeit ähnlich der Ewigkeit und die Götter unter Beteiligung, als auch Hinzunahme der Seele, in entsprechender Verteilung, ähnlich ihm und die Menschen ähnlich denen und letztlich die übrigen Anteile der Welt erzeugt. Die Seele ist anteilmäßig als Weltseele somit in jeder Daseinsform enthalten. Als „Darlegung des Bleibenden und Beständigen“, verhaftet der Welt und mit dem „Gepräge des Bleibenden und Unumstößlichen“, vermitteln Zeit und Seele die Widersprüchlichkeit des Seins.
Es ist Platons Ansatz zur Erklärung von Geschichtlichkeit und Kausalität der Evolution: Die Existenz einer außerirdischen Welt der Ideale und einer diesseitigen, ursprünglich chaotischen Materie, die gemäß ersterer geformt und, um das rätselhafte Wirken von Gesetzen zu erklären,...
| Erscheint lt. Verlag | 3.7.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
| Schulbuch / Wörterbuch ► Lexikon / Chroniken | |
| Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie | |
| Technik | |
| Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Wirtschaftsinformatik | |
| Schlagworte | Information • Kommunikation • Organisation • Physik • Uhren • Zeit • Zeitreisen • Zeitumstellung |
| ISBN-10 | 3-347-81822-9 / 3347818229 |
| ISBN-13 | 978-3-347-81822-4 / 9783347818224 |
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