Und dann kam Uschi (eBook)
240 Seiten
tredition (Verlag)
9783347957114 (ISBN)
Die Autorin wurde in einer Kleinstadt im äußersten Norden geboren und verließ mit 16 Jahren das elterliche Haus. In der Ferne legte sie das Abitur ab, erlernte einen Brotberuf und haderte mit dem beruflichen Weg. An der Humboldt-Universität in Berlin studierte sie in den Ingenieurswissenschaften und legte einen Abschluss als Diplom-Ingenieurin ab. Mit diesem Berufsabschluss in der Tasche startete sie in den Wirren der Zeit nach 1989 ihre Berufstätigkeit. Fünf Jahre und zwei befristete Jobs später fand sie einen Bereich, in dem sie ihre Fähigkeiten einsetzen konnte. Seit fast 26 Jahren arbeitet sie in einer Wirtschaftskammer im Bereich der Unternehmensberatung. Den Mut zum Schreiben und Veröffentlichen fand sie erst nach der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Die Verarbeitung der Krankheit wurde zum Thema ihres ersten Buches.
Die Autorin wurde in einer Kleinstadt im äußersten Norden geboren und verließ mit 16 Jahren das elterliche Haus. In der Ferne legte sie das Abitur ab, erlernte einen Brotberuf und haderte mit dem beruflichen Weg. An der Humboldt-Universität in Berlin studierte sie in den Ingenieurswissenschaften und legte einen Abschluss als Diplom-Ingenieurin ab. Mit diesem Berufsabschluss in der Tasche startete sie in den Wirren der Zeit nach 1989 ihre Berufstätigkeit. Fünf Jahre und zwei befristete Jobs später fand sie einen Bereich, in dem sie ihre Fähigkeiten einsetzen konnte. Seit fast 26 Jahren arbeitet sie in einer Wirtschaftskammer im Bereich der Unternehmensberatung. Den Mut zum Schreiben und Veröffentlichen fand sie erst nach der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Die Verarbeitung der Krankheit wurde zum Thema ihres ersten Buches.
WIE GEHST DU DAMIT UM?
Diese Frage wurde mir oft gestellt. Die ehrliche Antwort ist, dass es niemanden gibt, der Einem sagen kann, wie es funktioniert und welcher Weg der richtige ist. Du musst es selbst herausfinden, was dir in der jeweiligen Situation gut tut und was nicht. Von den Ärzten oder Krankenschwestern brauchst du diesbezüglich keine allwissenden Antworten erwarten, denn sie sind mit der Durchführung der Behandlung und dem Organisieren der Abläufe vollends ausgelastet. Lesen und nochmals lesen, Informationen aus den unterschiedlichen Quellen sammeln und vor allem mit anderen Betroffenen reden, das alles ist hilfreich. Und so nach und nach findest du deinen ganz eigenen Weg mit der Erkrankung umzugehen.
Kurz nach der Diagnose und bis zum Ende des zweiten Monats »n. U.« habe ich mir diese Frage oft gestellt, immer angstvoll und voller Verzweiflung.
Etwas weiter auf meinem Weg, als ich mich auf die neue Situation besser eingestellt und eine eigene Strategie festgelegt hatte, nicht mehr so häufig. Heute, mehr als vier Jahre nach der Diagnose, spielt die Frage keine große Rolle mehr. Der Umgang mit der Krankheit ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Eine Herausforderung bleibt es, auch wenn sich die Blickrichtung verändert hat.
Wenn es keinen Goldenen Weg gibt, was mache ich denn nun ganz konkret? Die Antwort erscheint relativ simpel: Ich greife auf eigene Erfahrungen, Erkenntnisse und Bewältigungsstrategien zurück. Bis zum Zeitpunkt der Diagnose hatte ich bereits Krisensituationen gemeistert. Dazu lernte ich sehr viel Neues und akzeptierte, was nicht zu ändern war. In meinem Fall waren es meine Grundhaltung zum Leben, eine buddhistische, und die Weisheiten der Amerikanerin Louise Hay, einer weltbekannten Autorin von Lebenshilfebüchern. Hinzu kam mein tiefer Glaube an die Wirksamkeit jeglicher Art von Atemtechnik kombiniert mit dem regelmäßigen Üben von Autogenem Training. Das gesamte Paket ergänzte ich mit den Anregungen aus einem neu entdeckten Buch, dem »Antikrebs-Buch« von David Servan-Schreiber. Der Autor, ein Wissenschaftler und Hirnforscher, erkrankte an einem Gehirntumor. Im Zuge der Auseinandersetzung mit seiner Krankheit hatte er die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, Studien und Methoden zusammengetragen, um eine möglichst breit gefächerte praktische Anleitung zum Umgang mit einer Krebserkrankung und auch der Verhinderung einer Ersterkrankung zusammenzustellen. Ich hatte das Buch begeistert verschlungen und einzelne Passagen mehrfach gelesen. Nein, ich hatte mich nicht der Illusion hingegeben, dass ich nun die ultimativen Mittel für den Endkampf gegen den Feind in meinem Körper in der Hand hatte, gegen Uschi, aber der Autor hatte viele meiner eigenen Ideen, wie man mit der Erkrankung umgehen könnte, bestätigt und um eine Reihe einiger neuer ergänzt. Alles in allem ergab sich so mein ganz persönliches Konzept und eine konkrete Handlungsanweisung, der ich folgen wollte.
Das oberste Prinzip stand fest: Ich wollte eine aktive Rolle bei der Behandlung meiner Krankheit spielen. Ich konnte mich nicht allein den Ärzten, ihren Methoden und Bewertungen ausliefern. Das Bild einer passiven Patientin, die klaglos, ohne zu fragen, alles mitmachen würde, was die Götter in Weiß vorschlugen, entsprach nicht meinem Selbstbild und Naturell. Ich wollte mich informieren, damit ich mit Ihnen reden konnte, damit ich ihre Handlungen nachvollziehen und sie ein Stückchen kontrollieren konnte. Ich musste wissen, was gerade in meinem Körper passierte und was er brauchte, um wieder zu genesen. Alle Entscheidungen, die ich treffen musste, wollte ich wohl überlegt und mit möglichst klarem Blick auf die Konsequenzen tragen. Falsche Hoffnungen galt es zu vermeiden. Konnte ich eine fundierte Analyse erhalten oder musste ich feststellen, dass man diese eine bestimmte Frage nicht hundertprozentig beantworten kann? Letzteres war im Übrigen meistens der Fall. Ein hoher Anspruch, aber darunter ging es für mich nicht, schließlich stand das Wichtigste überhaupt auf dem Spiel – mein Leben.
Meine Strategie
Die erste Säule der Strategie betraf mein Vertrauen in die Fähigkeiten der Medizin und der modernen Wissenschaft mit den teuren Medikamenten, den spezialisierten Untersuchungen und den Schrecken verbreitenden Großgeräten. Diese Medizin hatte schon vielen Menschen das Leben gerettet, so wollte ich glauben. Ich vertraute und vertraue immer noch den Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern. Aber das alleine reichte mir nicht. Ich las viel, lernte medizinische Begriffe und versuchte Zusammenhänge zu erkennen. Während der ganzen Zeit und insbesondere bei tiefer gehenden Fragen habe ich das Gespräch mit Ihnen gesucht und ihre Hilfsangebote angenommen. Um mir über meinen Zustand einen Überblick zu verschaffen, habe ich die Untersuchungsergebnisse kopieren lassen, damit ich sie mit Hilfe von Nachschlagewerken zu Hause lesen konnte. Das Verfahren empfand ich als anstrengend und anspruchsvoll. Sehr oft konnte ich die Informationen nur häppchenweise aufnehmen und ich musste Pausen einlegen, damit ich das Gelesene verarbeiten und irgendwie einordnen konnte. Es war verdammt hart zu erfahren, wie es um einen selbst steht und welche Aussichten sich aus der aktuellen Situation ergeben. Der Schrecken KREBS hatte mich im Würgegriff. Bald kam auch hinzu, dass ich körperlich und psychisch nur noch ein bestimmtes Quantum aufnehmen konnte. Das Trauma der Diagnose, der Stress der Behandlung und die sich allmählich ausbreitende Wirkung der Medikamente taten ihr unerbittliches Werk. Neben dem Vertrauen in die moderne Medizin nahm ich mir vor, die Behandlungen aktiv mitzumachen. Das bedeutete, keinen Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen zu entwickeln, sondern sie ganz bewusst anzunehmen und zu akzeptieren, sie im besten Fall innerlich gelöst und optimistisch zu erleben.
Um mir selbst zu beweisen, was ich auf dem langen Behandlungsweg schon geschafft hatte, begann ich jedes Mal, wenn ich einen Behandlungsschritt absolviert hatte, ein Puzzleteil eines 900er-Puzzles in ein Glasgefäß zu legen. Über meinem Schreibtisch hängt ein Regal und gut sichtbar konnte ich jeden Tag das dort stehende Glas beobachten, wie es sich nach und nach füllte, wie meine Behandlung voranschritt und wie viel ich schon geschafft hatte. Eine Motivation für das Durchhalten auf der Marathonstrecke.
Jedes Projekt beginnt mit einem ersten Schritt oder eben einem Puzzlestein und setzt sich aus vielen weiteren Einzelschritten zusammen. Mein Plan war, am Ende der Behandlung, wenn alle Puzzlesteine aus dem Karton ins Glasgefäß gewandert waren, das Puzzle ein letztes Mal zusammenzusetzen. Das vollendete Bild würde dann das endgültige Ende der Krebsbehandlung dokumentieren. Das Motiv von Anne Geddes, neun vergnügte Babys in ihren bunten Schmetterlingskostümen, wollte ich auf einen Karton aufkleben. Ich würde es betrachten und mich darüber freuen, dass der Krebs nun besiegt und endgültig aus meinem Leben verschwunden ist.
Die zweite Säule betraf einen weiteren aktiven Anteil während der Behandlung. Zunächst bist du geneigt zu denken, dass eine große Katastrophe über dich hereingebrochen ist, dass das Leben bald vorbei sei und du nun nichts mehr machen kannst, sondern nur noch hinnehmen, was die Ärzte dir vorschlagen und auf den baldigen Tod warten.
Von diesem Satz stimmt aus meiner Sicht nur der erste Teil. Ja, es ist die größte Katastrophe, die über mich hereingebrochen ist. Ohne zu übertreiben, konnte ich sagen, dass ich mitten in einer gewaltigen universellen Lebenskrise steckte, die erhebliche Auswirkungen in der Gegenwart und für die Zukunft haben wird. Aber ich bin überzeugt, dass in dieser, wie in jeder anderen Krise, eine Chance steckt, die Chance ganz neue Erfahrungen zu machen, neue Menschen und andere Lebenswelten kennenzulernen. Es ist in jedem Fall eine Erweiterung des eigenen Horizontes und die Möglichkeit, Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, in meinem Leben etwas komplett Anderes zu machen als all die Jahre zuvor. Viele Menschen, die an Krebs erkranken, erlebten vor der Erkrankung eine lange Phase, die von Stagnation, Verzweiflung und Frustration geprägt war. Das sollte uns zu denken geben. Ich begab mich auch auf ein großes Abenteuer.
Ich wollte meine Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge lenken und optimistisch bleiben. An das Negative mochte ich meine Energien nicht mehr als nötig verschwenden. Jeden einzelnen Tag lebte ich von nun an bewusst, einen nach dem anderen. Ich versuchte nicht zu viele Gedanken zuzulassen, die meine Vergangenheit betrafen und um die Frage kreisten, was ich vielleicht falsch gemacht hatte, sodass ich an Krebs erkranken konnte. Meine bisherige Erfahrung war: Ich hatte gesund gelebt, moderat Sport getrieben und mich vernünftig ernährt, in meiner Familie gab es niemanden mit Brustkrebs und trotzdem war ich erkrankt. Wo sollte ich da ansetzen und nachforschen, woran es gelegen hatte? Das wäre äußerst kompliziert geworden. Hätte es zu einem Ergebnis geführt? Zu diesem Zeitpunkt wären diese Fragestellungen eine reine Energieverschwendung gewesen. Auf den Einsatz meiner abnehmenden Energien...
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