Heilige Drachen Band II (eBook)
306 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-77993-8 (ISBN)
Lehrer der japanischen Teezeremonie und Zen-Künste, Gründer und Leiter des Myôshinan Chadôjô in Waldfenster bei Bad Kissingen. Über vierzig Jahre Auseinandersetzung mit Hölderlin's Dichtung. Verfasser mehrerer Bücher.
Lehrer der japanischen Teezeremonie und Zen-Künste, Gründer und Leiter des Myôshinan Chadôjô in Waldfenster bei Bad Kissingen. Über vierzig Jahre Auseinandersetzung mit Hölderlin's Dichtung. Verfasser mehrerer Bücher.
Einleitung
1. Korea und Japan
Im ersten Band über die ‚Heiligen Drachen‘1 wurden die Drachen in der Alten Welt, in Indien und China betrachtet. In diesem Buch konzentrieren wir uns auf die Geschichten von Drachen in Korea und Japan. Man kann unmöglich über koreanische oder japanische Drachen sprechen, ohne die chinesischen Ursprünge zu kennen. Und Korea war der Vermittler der chinesischen Kultur nach Japan. Später haben dann japanische Mönche China besucht, aber die chinesische Kultur kam zunächst von Korea aus nach Japan.
Die meisten westlichen Menschen haben kaum eine Vorstellung von Korea. Wir haben höchsten vom Korea-Krieg gehört, aber das ist auch schon lange her. Dann gibt es dort in Nordkorea einen dicklichen Diktator, der Raketen starten lässt und mit Atomwaffen spielt. Damit ist unser Wissen über Korea in der Regel schon zu Ende.
Auch die Wissenschaft hat Korea und die koreanische Kultur bei weitem nicht so untersucht wie die japanische Kultur. Deutschland hatte schon seit langem ein besonderes Verhältnis zu den Japanern, den ‚Preußen Ostasiens‘. Aber Korea kam im deutschen Bewusstsein kaum vor.
Deshalb wird in diesem Buch nicht nur von den Drachen in Korea die Rede sein. Erlebnisse von Reisen durch Südkorea und Begegnungen mit Mönchen, Schamanen und Literaten lassen Südkorea und seine Kultur lebendig werden. Es gibt in Korea durchaus auch eine starke christliche Bewegung. Es gibt sogar mehr Christen als Buddhisten in Korea. Aber in diesem Buch wird vom viel älteren Buddhismus und vom ursprünglichen Schamanismus berichtet, denn das Thema sind die Drachen in Korea. Drachen aber kamen durch den Buddhismus aus China nach Korea und auch nach Japan.
In Korea gibt es weitaus ältere buddhistische Tempel als in Japan. Manche der alten Buddha-Figuren erinnern noch sehr stark an die hellenistischen Vorbilder.
Auf der Karte des alten Korea erkennt man die geografische Lage von China, Japan und Korea im Mittelalter. Korea im Zentrum der Karte wird gebildet durch die „Drei Königreiche“ Goguryeo im Norden, Baekje und Silla im Süden. Das Gebiet von Gaya wurde Teil des Königreiches Silla. Im späteren Verlauf der Geschichte wurden die drei koreanischen Königreiche zum Vereinigten Königreich Silla zusammengefügt. Die restliche große Landmasse ist China, das direkt an Korea angrenzt.
Bild 1 China - Korea - Japan
Das Reich WA im Südosten ist das alte Japan mit der südlichen Insel Kyūshū und dem lang gestreckten Zentral-Honshū im Nordosten, das nur noch zum Teil auf der Karte zu sehen ist. Der Name WA, der wörtlich „Harmonie“ bedeutet, stammt aus einem Schreiben eines chinesischen Kaisers an den Herrscher von Japan. Der Herrscher des Landes Yamato - die alte einheimische Bezeichnung für Japan, deren Bedeutung wir heute nicht mehr kennen, weil es aus einer alten Sprachschicht stammt - hatte gehört, dass es weit im Westen eine Provinz gab, die noch keinen Tribut an ihn zahlte. Also forderte er den chinesischen Herrscher zur Tributzahlung auf. Der war recht verdutzt darüber, dass es offenbar so weit im Osten im Meer noch ein Land gab. Er stellte nun seinerseits fest, dass dieses Land keinen Tribut an ihn zahlte, obwohl es doch offenbar wesentlich kleiner war als China. Also forderte er den Herrscher von Yamato auf, sich zu unterwerfen und seinerseits Tribut an China zu zahlen.
In seiner Botschaft an das Land Yamato benutzte er das Schriftzeichen 和 - Wa, Harmonie, um das Land zu benennen. Das führt nun zu der vollkommen irritierenden Situation, dass dieses Schriftzeichen als Wort für Harmonie als „WA“ ausgesprochen wird. Wenn es aber das Gebiet um die alte japanische Hauptstadt Nara bezeichnet, muss es als „Yamato“ gelesen werden. Da soll sich nun noch einer auskennen! Das ist ja fast so wie in München, wo an dem berühmten Platz ein Schild mit dem Namen Karlsplatz steht, aber das wird in München immer als Stachus ausgesprochen.
In Yamato realisierte man nun allmählich, dass China so groß war, dass man sich besser nicht mit dessen Herrscher anlegen sollte. So behandelte man das Problem auf typisch japanische Art: Einfach Schweigen über die Angelegenheit breiten. Dann erledigt sich alles von selbst! Schließlich lag das Inselland Japan fast unerreichbar weit entfernt im Osten, im Bereich der ‚aufgehenden Sonne‘ oder der ‚Wurzel der Sonne‘ Ni-hon oder Ji-pon oder modern in westlichen Sprachen - Japan.
Das nördliche Goguryeo - zum Teil das heutige Nordkorea - erstreckte sich bis weit in Gebiete des heutigen China hinein. Korea bildet also eine ganz natürliche Brücke zwischen China und Japan. Das wurde mir einmal ganz klar, als ich an der Küste in Südkorea stand, südlich der Stadt Pusan, auf der Karte im Gebiet von Gaya. Man hat geradezu das Gefühl, als ob man fast zu Fuß von Insel zu Insel wandern könnte, um nach Japan zu gelangen. Mit dem Schnellboot ist man kaum eine Stunde bis Japan unterwegs.
Später versuchten japanische Mönche, ohne den Umweg über Korea direkt nach China zu gelangen. Aber das war eine weite und gefährliche Überfahrt, wenn man es nicht vorzog, an der koreanischen Küste entlang zu fahren. Die Nordroute nach China wurde deshalb nie versucht, weil der Norden Japans nur sehr dünn besiedelt war und das Nordmeer viel zu gefährlich für Überfahrten ist. Außerdem kam man dann so weit nördlich auf das Festland, dass man schon in Sibirien landete. Auch auf der Südroute, bei der man Korea umschiffen musste, war das Meer sehr oft stürmisch und nur wenige der Schiffe erreichten schließlich China.
Um das Jahr achthundert versuchte der japanische Mönch Ennin1 mit einer offiziellen Gesandtschaft in das China der Tang-Zeit zu gelangen, um dort den Buddhismus zu studieren. In seinem Tagebuch der Reise schildert er die fast unüberwindlichen Schwierigkeiten.2 Von vier Schiffen kamen nur zwei bis zur chinesischen Küste. Das Schiff mit dem Gesandten des Tennō wurde abgetrieben und zerschellte schließlich am Ufer. Das Schiff Ennins lief auf Felsen und wurde langsam von der Brandung zerstört. Mit Mühe gelang es der Besatzung, das Land zu erreichen. Er konnte nicht chinesisch sprechen, aber er beherrschte die chinesische Schrift. So unterhielt er sich ‚mit dem Pinsel‘. Das heißt, dass beide Parteien ihre Fragen und Antworten mit dem Pinsel schrieben, ohne dass sie jeweils die andere Sprache sprechen konnten. Ennin musste sich meistens als Koreaner ausgeben, denn die Chinesen hielten es einfach nicht für möglich, dass jenseits des Meeres weiter östlich von Korea noch ein Land existieren sollte. Für sie war das Ostmeer unendlich weit und ohne Grenze. Ennin traf viele Koreaner, die seit Jahrzehnten in China lebten, denn das koreanische Reich Silla stand unter starkem Einfluss der Tang. Zeitweise wurden auch heftige Kriege geführt und Silla versuchte, unabhängig vom chinesischen Tang-Reich zu werden. Manche der Koreaner, die Ennin in China traf, beherrschten nicht nur die chinesische, sondern auch die japanische Sprache und konnten als Übersetzer helfen. So war Korea in der frühen Zeit immer die Brücke zwischen China und Japan.
Ennin blieb achtzehn Jahre in China und brachte schließlich viele Schriften und neue Ideen des chinesischen Buddhismus direkt nach Japan ohne den Einfluss Koreas mit.
Das Königreich Silla, das schon 57 v. Chr. gegründet wurde, existierte als eigenständiges Reich bis ins Jahr 935, als Silla ein Teil des Reiches Goguryeo wurde. Silla hatte einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der japanischen Kultur. Zum Teil war die herrschende Klasse durch verwandtschaftliche Verhältnisse mit Korea verbunden. Ganz besonders der frühe Buddhismus kam aus Silla nach Japan. So soll der Überlieferung nach der koreanische Mönch Sim - Sang den Kegon - Buddhismus nach Japan gebracht haben, der sich auf das Kegon-Sutra oder Blumengirlanden-Sutra stützt.
Vermutlich hat der japanische Tennō Shōmu (701 - 756) eine Statue des Vairocana-Buddha, von dem im Kegon-Sutra die Rede ist, in einem Tempel in der Region von Osaka gesehen, die vorwiegend von koreanischen Einwanderern bewohnt war. Der Vairocana Buddha wurde also eigentlich nicht von den einheimischen Japanern, sondern von den Koreanern in Japan verehrt.
Diese Statue gefiel dem Tennō so sehr, dass er beschloss, den Kegon Buddhismus zur japanischen Staatsreligion zu machen und einen riesigen Vairocana Buddha errichten zu lassen. Der Vairocana Buddha - der ‚alles erleuchtende‘ - hieß fortan in Japan Dai-nichi-Nyorei, der ‚ehrwürdige große Sonne Buddha‘. So wurde er zu einem Japaner im Land der ‚Wurzel der Sonne‘ in Ni-hon 日本. Der Kegon Buddhismus war offenbar schon längst in Japan angekommen, bevor er offiziell eingeführt wurde. Aber manchmal braucht man eine große Gestalt, die eine wichtige Tat vollbringt, damit die Ereignisse im Bewusstsein der Allgemeinheit ankommen. Es ist wenig spektakulär, wenn kleine Leute - wie Handwerker oder Kaufleute - ihre Religion...
| Erscheint lt. Verlag | 20.12.2022 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Heilige Drachen | Heilige Drachen |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
| Schulbuch / Wörterbuch ► Lexikon / Chroniken | |
| Technik | |
| Schlagworte | Buddhimus • Drachen • Esoterischer Buddhismus • Japan • Korea • Schamanismus • Shinto • Zen |
| ISBN-10 | 3-347-77993-2 / 3347779932 |
| ISBN-13 | 978-3-347-77993-8 / 9783347779938 |
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