Unendliche Reise (eBook)
332 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783756250691 (ISBN)
Jez Alborough ist ein bekannter englischer Kinderbuchautor, der sich zuletzt auch spirituellen Themen zuwendet. Er lebt mit seiner dänischen Ehefrau in Südengland.
1 ÖFFNUNGEN
Blicke jenseits der
Persönlichkeit
»WÜRDEN DIE PFORTEN DER WAHRNEHMUNG GEREINIGT,
SO ERSCHIENE DEM MENSCHEN ALLES, WIE ES IST:
UNENDLICH.
DENN DER MENSCH HAT SICH SELBST EINGESPERRT,
SODASS ER ALLE DINGE NUR DURCH DIE ENGEN RITZEN
SEINER HÖHLE SIEHT.«
––WILLIAM BLAKE
Jez: Du hast mir, nachdem wir unsere letzte Gesprächsreihe beendet hatten, erzählt, dass du eine Öffnung erfahren hast. Was an dieser Erfahrung bringt dich dazu, sie als Öffnung zu beschreiben?
Matthew: Plötzlich eröffnete sich all das, worüber wir gesprochen hatten... Es wurde realer und weniger konzeptionell, weil ich einen Geschmack dafür bekam...
Jez: Versuch zu beschreiben, was passiert ist.
Matthew: Ich ging am Stadtpark entlang... Es war ein schöner Tag und ich setzte mich für einen Moment in den Schatten einer Eiche. Ich erinnere mich an die Vögel, die im Himmel aufstiegen, und an die Musik, die aus einem Eiswagen drang. Ich war mir auch des Grases unter meiner Hand bewusst... Schwierig, es in Worte zu fassen...
Jez: Mach weiter, sieh was noch kommt...
Matthew: Ich erfuhr, was man »eine andere Wahrnehmung des Lebens« nennen könnte... Ich fühlte mich, als ob der Teil von mir, der diese Wahrnehmung erfuhr, sich seit ich ein Baby war nicht übermäßig verändert hatte. Ich will damit nicht sagen, dass es das Bewusstsein eines Kindes war, das in den Himmel sah, aber es schien auch in keinerlei Beziehung zu dem fünfundvierzigjährigen Mann zu stehen, der ich bin. Es schien irgendwie ein Blickwinkel jenseits von Zeit gewesen zu sein. (Pause.) Ich erinnere mich daran, zu denken, wie wundervoll, perfekt und absurd die Welt ist. Ich saß einfach da, sah den Vögeln zu, dem Gras... den Leuten, wie sie Eis kauften. Ich fühlte mich von allem entbunden und... doch auch irgendwie verbunden.
Jez: Hast du noch was anderes gefühlt?
Matthew: Fast hätte ich schon »glücklich« gesagt, aber das trifft es nicht ganz. Ich fühlte mich einfach... sehr still. Alle meine Probleme verschwanden nicht, aber ich hatte eine andere Perspektive... Irgendwie war alles einfach gut, so wie es war.
Jez: Du meinst, deine Probleme mussten nicht erst verschwinden, damit alles gut war?
Matthew: Ja, das ist es: Alles war schon gut, so wie es war.
Jez: Eine Öffnung ist ein kurzer Blick jenseits der Persönlichkeit, ein Geschmack deines ursprünglichen Seinszustands. Sie erscheint innerhalb des Feldes der Persönlichkeit. Ich meine inmitten deines Lebens, in dem du dich als Persönlichkeit identifizierst, aber woher sie kommt, ihre Quelle, ist jenseits davon.
Betrachtet man das Leben vom Blickwinkel der Öffnung aus, wenn auch nur für einen Moment, wird der Bann der Persönlichkeit gebrochen und die Merkmale des Seins werden erfahren. Im normalen Bewusstsein identifizieren wir uns als Persönlichkeit, doch in einer Öffnung kommt die absolute Ebene, in der die relative Ebene entsteht, zum Vorschein. Öffnungen können ein Gefühl der Objektivität, der Offenherzigkeit, der Freude, Stille, erhöhter physischer Energie und sogar der Verzückung mit sich bringen. Aber auch Gedanken können in ihnen enthalten sein.
Matthew: Ich hatte keine bestimmten Gedanken. Mein Geist war ungewöhnlich still! Welche Art der Gedanken meinst du?
Jez: Es gibt verschiedene Arten von Gedanken: Praktische Gedanken – so wie, »Ich muss Brot kaufen« –, und alle möglichen Gedanken, die aus der Betriebsamkeit der Persönlichkeit entstehen. Das ist der innere Dialog, der ständig das, was wir tun, kommentiert und bewertet, wie etwa, »Wenn ich das mache, wird man mich mögen«, »Ich bin eine schlechte Person«, oder »Ich bin eine gute Person«, oder »Sollte ich diese Beförderung bekommen, werde ich glücklich sein« usw.
Die Art von Gedanken, von denen ich bei diesen Öffnungen spreche, gehören zu einer völlig verschiedenen, dritten Kategorie. Ich nenne sie »ursprüngliche Gedanken«. Sie sind nicht in der Weise ursprünglich, dass sie originell wären und niemand zuvor solche Gedanken gehabt hätte. Sie sind ursprünglich im Sinne von, dass du sie niemals zuvor hattest. Sie sind nicht erlernt, du hast diese Gedanken nicht von deinen Eltern, Lehrern oder der Gruppenpersönlichkeit übernommen... Sie erscheinen einfach in deinem Kopf, genau wie deine Talente einfach spontan aus deinem Charakter entstehen. Wie ein Freund von mir sagte:
Du weißt nicht, wie du es weißt,
Aber du weißt, dass du es weißt.
Ursprüngliche Gedanken drücken ein spontanes Verständnis darüber aus, wie das Leben jenseits des Blickwinkels der Persönlichkeit funktioniert. Schreiben wir das Wort »Verständnis« kursiv, damit man es etwa vom Verständnis eines mathematischen Problems oder einer politischen Situation differenzieren kann. Diese Verständnisse sind spontane Einsichten in unsere grundlegende Natur.
Matthew: Kannst du mir ein Beispiel geben?
Jez: Jedes dieser Gespräche baut auf einem Verständnis jenseits der Persönlichkeit auf. Nichts davon stammt aus einem Buch. Es sind spontane Wahrnehmungen, die in meinem Leben aufgetreten sind.
Matthew: Sie wurden also nicht verursacht?
Jez: Nein, man kann aber sagen, dass es eine Umgebung gibt, in der sie eher auftreten. Es muss auf einer Ebene eine Offenheit für dieses Mysterium geben, eine Bereitschaft über die vorherrschende Sicht der Gruppenpersönlichkeit hinauszugehen. Aus meiner Erfahrung scheint diese Offenheit diese ursprünglichen Gedanken anzuziehen.
Im Verlauf meines Lebens wurde ich, weil ich immer die Antwort auf die Frage »Wer bin ich jenseits der Persönlichkeit?« gesucht hatte, mit vielen ursprünglichen Gedanken gesegnet. Der früheste, an den ich mich erinnern kann, kam mir, als ich ungefähr zehn war.
Matthew: Welcher war das?
Jez: »Die Sonne scheint auf alle.« Das klingt vielleicht banal, aber für mich als Zehnjährigen bedeutete es wirklich etwas. Ich wusste es damals nicht, aber es war ein sehr ursprüngliches Verständnis des Einsseins.
Ich erinnere mich auch an ein Ausflugsboot in Amsterdam und plötzlich hatte ich dort ein Verständnis zur Natur von Überzeugungen: Ich erkannte, dass, wenn du glaubst, dass irgendetwas wahr ist, es in deiner Weltsicht wahr ist. Das half mir wirklich dabei, die Art und Weise zu verstehen, wie sich viele Persönlichkeiten um mich herum benahmen.
Ursprüngliche Gedanken sind wie Blumen des Verständnisses, die sich spontan in dir öffnen. Sie sind eine der möglichen Manifestationen einer Öffnung.
Matthew: Die Öffnung, die ich hatte, war definitiv spontan. Ich war nicht unbedingt in einer besonders friedlichen Stimmung an jenem Tag. Wenn ich zurückblicke, kann ich nichts erkennen, dass sie ausgelöst hätte. Ich tat einfach, was ich schon hunderte Male getan hatte: Ich ging zu den Geschäften einkaufen und wieder zurück.
Jez: Das ist wie bei den Öffnungen, die ich als Kind auf dem Fahrrad hatte; die Aktivität löste sie nicht aus, sie war einfach nur zufällig das, was ich während der Öffnung tat. Aber manche Öffnungen können durch Ereignisse oder Umstände ausgelöst werden.
Matthew: Welche Art von Umständen kann sie auslösen?
Jez: Viele verschiedene Dinge: Einmal passierte mir eine nachdem ich die sanfte, entspannende Stimmlage einer indischen Frau gehört hatte. Manchmal tauchten sie als Resonanz auf etwas auf, das ich gelesen hatte. Ich stöberte gern durch einen Buchladen im Covent Garden und gelegentlich traf mich ein Zitat von Rumi oder Laotse wie ein Schlag ins Herz. Irgendetwas in mir erkannte die Wahrheit, die in den Worten enthalten war, auch wenn ich sie nicht vollständig verstand; es gab in meinem Körper und Geist eine energetische Resonanz.
Zitate von Lehrern, Philosophen, Dichtern oder Künstlern sind oft destillierte ursprüngliche Gedanken. Da er ursprünglich ist, hat der Gedanke hinter dem Zitat eine gewisse Kraft – so überlebt er. Jeder, der ihn liest und der eine gewisse Offenheit hat, kann die Macht spüren und der Gedanke kann ein gewisses Verständnis in jenem Menschen entzünden.
Geschichten können auch Trigger sein – daher gibt es auch eine Tradition der Lehrgeschichten für spirituell Suchende. Als ich auf der Uni war, las ich zum ersten Mal über Buddha. Irgendwas an dieser Geschichte über den Prinzen, der eines Tages das Leiden der Menschen außerhalb der Palastmauern entdeckte, und der sich entschloss, einen Weg aus diesem heraus zu finden, fand bei mir Resonanz. Ich war so inspiriert und aufgeregt darüber, dass ich mich sogar daran erinnere, meinen christlichen Eltern geschrieben zu haben, um...
| Erscheint lt. Verlag | 12.4.2022 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Leben jenseits der Persönlichkeit |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
| Geisteswissenschaften | |
| Schlagworte | Bewusstsein • Buddhismus • Daoismus • Erwachen • Gurdjieff • non-duality • Spiritualität |
| ISBN-13 | 9783756250691 / 9783756250691 |
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