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Abräumer, Abstauber, Abenteurer. Band II (eBook)

Die ersten deutschen Fußballstars

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
332 Seiten
tredition (Verlag)
9783347233485 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Abräumer, Abstauber, Abenteurer. Band II -  Bernd Engel
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Anfang des 20 Jahrhunderts entwickelt sich der Fußball von einer Nischensportart zu einem Massenphänomen. Vereins- und Auswahlmannschaften ziehen Zuschauer in vier-, fünfstelliger Zahl in die Stadien, locken sie auf eilig aufgeschüttete Wälle und rasch zusammengezimmerte Holztribünen. Zwei Weltkriege, eine schwere Weltwirtschaftskrise, heuchlerische Schleiertänze um das Thema 'Amateurismus' und anhaltende Vorbehalte aus der Turnvater-Jahn-Ecke machen es der jungen Sportart nicht leicht, sich zu etablieren und populär zu werden. Aber wie so oft, wenn eine starke, faszinierende Idee auftaucht, gibt es die klassischen Pioniere und umsichtigen Kustoden, die mit Optimismus bis hin zur Unvernunft diese Idee aufgreifen, pflegen und beschützen. Es sind Wegbereiter wie Konrad Koch, Walther Bensemann, Ivo Schricker, Kurt Landauer u.a. Sie entzünden die Flamme, besorgen Kerzen und denken auch an die Kerzenständer. Mit ihnen erscheinen auch die Freaks auf der Bildfläche, die es ins Begeisternde, manchmal sogar ins Atemberaubende tragen. Um sie soll es in diesem Buch gehen, die ersten Stars im deutschen Fußball. Die Magier, die Zauberer, die Künstler, die das Spiel verstehen, vorantreiben, seine Reichweite erhöhen. Sie fachen die Flamme weiter an, machen sie noch größer, stärker, faszinierender. Doch nicht jeder von ihnen, soviel sei vorweggenommen, besteht auch die zahlreichen Charakterprüfungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Spieler in Band II: Gottfried Fuchs Adolf Jäger Willibald Kreß Johannes 'Hanne' Sobek Hans Kalb Ludwig 'Lutte' Goldbrunner Ernst Lehner Albin Kitzinger u. Andreas 'Ander' Kupfer Paul Janes Fritz Szepan

Bernd Engel wurde am 1. Juli 1962 in Letmathe, heute Iserlohn, geboren. Nach Abitur, Zivildienst, M.A.-Abschluss Japanologie / BWL an der Ruhr-Universität Bochum folgten die beruflichen Stationen Marketing-Assistent in Düsseldorf, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Berlin (Freie Universität), Drehbuch-Autor und Konzeptioner für interaktive Medien sowie Inhaber einer kleinen Internet-Agentur in Hamburg. Seit etwa vier Jahren arbeitet Engel nur noch freiberuflich und vermietet an der Nordsee Ferienwohnungen. Neues bzw. reaktiviertes Hobby: Schreiben. Früher als freier Journalist (Japan-Themen) und Fachbuchautor (Wirtschaftsjapanisch). Mittlerweile ausschließlich nach Interesse und Neigung.

Bernd Engel wurde am 1. Juli 1962 in Letmathe, heute Iserlohn, geboren. Nach Abitur, Zivildienst, M.A.-Abschluss Japanologie / BWL an der Ruhr-Universität Bochum folgten die beruflichen Stationen Marketing-Assistent in Düsseldorf, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Berlin (Freie Universität), Drehbuch-Autor und Konzeptioner für interaktive Medien sowie Inhaber einer kleinen Internet-Agentur in Hamburg. Seit etwa vier Jahren arbeitet Engel nur noch freiberuflich und vermietet an der Nordsee Ferienwohnungen. Neues bzw. reaktiviertes Hobby: Schreiben. Früher als freier Journalist (Japan-Themen) und Fachbuchautor (Wirtschaftsjapanisch). Mittlerweile ausschließlich nach Interesse und Neigung.

Gottfried Fuchs / Godfrey E. Fochs

* 3. Mai 1889 in Karlsruhe

† 25. Februar 1972 in Montreal, Québec, Kanada

Vereine (Spieler)

1904-1907

Düsseldorfer FC 1899

1907-1914

Karlsruher FV

1917-1918

Wacker Halle (Gastspieler)

1919-1920

Karlsruher FV

Auswahl (Spieler)

Zeitraum

Auswahl

Spiele

Tore

1911-1913

DFB-Nationalelf

6

14

Abb. 1: Gottfried Fuchs (Godfrey Fochs). // Bild: be – eigenes Werk; CC BY-SA 4.0

Zehn Tore für die Ewigkeit

Oder wie der DFB auch 40 Jahre später alles vermasselt

Er kommt aus einer bemerkenswerten Familie mit vielen Talenten und klugen Köpfen. Doch ein wenig fällt er schon raus, denn er ist kein Wissenschaftler, kein Künstler, kein Architekt. Nein, er ist ein begnadeter Fußballer, ein sehr guter Geschäftsmann. Und daraus macht er eine Menge. Mit 50 Jahren muss er jedoch sein Leben komplett umkrempeln. Unter großen Gefahren und allein gelassen von seinem Fußballverband. Aber auch das kriegt er hin. Dreißig Jahre später erklärt er sich, obwohl es für ihn nicht unbedingt eine Veranlassung gibt, zur Versöhnung bereit. Doch der Verband schafft es erneut, die schlechteste aller Lösungen zu wählen.

Abb. 2: Karlsruhe um die Jahrhundertwende. // Bild: Autor unbekannt; CC0 gemeinfrei

Das Jahr 1889. In Paris wächst anlässlich der Weltausstellung der Eiffelturm in die Höhe. In Afrika wird erstmalig der Kilimandscharo bestiegen. Im Ruhrgebiet streiken die Berg- und in London die Dockarbeiter. Es sind unruhige, bewegte Zeiten. In der Politik dominiert das nationalstaatliche Denken, während in der Wirtschaft die „Große Depression“ überwunden scheint. Mit der zweiten Welle der Industrialisierung kehren Aufbruchstimmung und Optimismus der Gründerzeit zurück. 1889 werden u.a. Michelin, Allianz, die Carl-Zeiss-Stiftung oder im fernen Japan der noch analoge Spielkarten-Hersteller Nintendo gegründet.

In Deutschland, genauer gesagt in Karlsruhe, stellt sich am 3. Mai in der Familie des Holzhändlers Gustav Fuchs (1858–1931) Nachwuchs ein. Ehefrau Sarah, geborene Durlacher (1863–1941), bringt einen gesunden Sohn zur Welt. Er soll Gottfried und mit Zweitnamen Erik heißen: Gottfried Erik Fuchs.

Ursprünglich kommen die Fuchs aus dem benachbarten Weingarten. Gottfrieds Großvater, Hirsch Fuchs, zieht 1871 mit seiner Familie nach Karlsruhe – zunächst ins „Dörfle“, ein Karlsruher Armeleuteviertel südlich der Renommiermeile Kaiserstraße. Die gesetzlichen Benachteiligungen von Menschen jüdischen Glaubens sind mit der Reichsgründung 1871 weitgehend abgeschafft. Weite Teile des jüdischen Bürgertums nutzen selbstbewusst die neuen Freiräume für unternehmerische Aktivitäten. So auch Gottfrieds Vater Gustav, der zusammen mit seinem Vater Hirsch Fuchs und seinen beiden Brüdern Bernhard und Max 1875 in den Holzhandel einsteigt. Eine weitsichtige Entscheidung, denn es sind immer noch von Landflucht und Urbanisierung geprägte Wachstumsjahre, in denen viel gebaut wird.

Abb. 3: Anzeige vom 25. September 1907: Bekanntgabe neuer Geschäftsräume am Rheinhafen. // Bild: „Badische Presse“, 25.09.1907 – Badische Landesbibliothek; CC BY-SA 4.0

Die Holzhandlung heißt „H. Fuchs & Söhne“ und wird in den späteren Jahren auch noch ein Sägewerk, ein Hobelwerk und eine Parkett-Fertigung integrieren. Die „Holz-Füchse“, wie die Familie im Volksmund genannt wird, steigen binnen kurzer Zeit zum führenden Unternehmen der regionalen Holzindustrie auf.

Die Familie Gustav Fuchs wohnt zunächst in der Durlacher Allee 10 (1886-88), danach in der Gottesauer Straße 1 (1888-92), dann in der Bernhardstraße 8 (1892-99) und schließlich, jetzt als Hausbesitzer, in der Kriegsstraße 46 (1899-1915) und in der Kriegsstraße 120 (ab 1915).

Sie kommt über die Jahre zu einem gewissen Wohlstand und gestattet sich dabei die Freude und den Luxus, ihre Kinder mit Vornamen aus den Opern Richard Wagners zu beglücken. Der Erstgeborene Richard Fuchs (1887–1947), er wird später ein bekannter Architekt und tatsächlich auch Komponist werden, wird sogar direkt nach dem 1883 verstorbenen Leipziger benannt. Schwester Senta (1888–1943) verdankt ihren Namen der Tochter Dalands im „Fliegenden Holländer“. „Gottfried“ wird dem „Lohengrin“ und „Erik“ dem „Fliegenden Holländer“ entnommen. Zwei und neun Jahre später freuen sich die Fuchs noch über die Söhne Walther (1891–1950) und Siegmund (1898–1976), bei deren Namensfindung wohl Walther von der Vogelweide im „Tannhäuser“ und der Zwillingsbruder von Sieglinde in der „Walküre“ Pate gestanden haben.

Abb. 4: Die Kriegsstraße in Karlsruhe. Im Blick der Bahnhof. // Bild: Autor unbekannt, AK via ka.stadtwiki.net; CCO gemeinfrei

Zähe Schulzeit

Die Zugehörigkeit zum wohlhabenden Bürgertum zeigt sich auch im Schulweg des jungen Gottfried. Nach vier Jahren Volksschule wechselt er zum Realgymnasium. Doch ein guter Schüler ist Gottfried nicht. Speziell in Latein ist er mit selbigem schnell am Ende. Die besten Noten weist er im Turnen auf.

Noch mehr als das Turnen fasziniert Fuchs jedoch der Fußball. Eine neue Sportart, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Karlsruhe schwappt. Heutige Trendforscher würden die badische Residenzstadt wohl als „best place to be“ bezeichnen, um frühzeitig und intensiv mit der neuen Sportart in Berührung zu kommen. Denn bereits am 16. September 1889 gründet ein gewisser Walther Bensemann1 den ersten Fußballklub in Süddeutschland, den International Football Club (IFC) Karlsruhe. Die IFCler spielen nach den Spielregeln der englischen Football Association („The FA“), was zunächst umständlich „association football“ und später mit Verkürzung und Verballhornung „soccer“ genannt wird. Zu den IFClern zählen Karlsruher Gymnasiasten und etwa 15 englische Studenten.

Innerhalb von zwei Jahre bildet sich innerhalb des IFC eine neue Gruppe rund um den Vordenker und Wortführer Bensemann, die sich stärker von den anglisierten Fachwörtern und Gewohnheiten lösen möchte – wohl auch, um mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen. So kommt es am 17. November 1891 auf dem Engländerplatz2 zur Gründung des „Karlsruher Fußballvereins", kurz KFV. Auch dieser junge Verein muss in den nächsten Jahren noch so einige Irrungen und Wirrungen überstehen. Konstant bleibt indes die Fußballbegeisterung auf dem „Engländerle“, die auch Gottfried Fuchs erfasst. Er dürfte so manche Stunde dort verbracht haben.

Lehre in Düsseldorf

In der Untersekunda (10. Schuljahr) sehen wohl auch die Eltern ein, dass Gottfrieds Stärken eher außerhalb der Schule liegen. Und so schicken sie ihn 1904 mit fünfzehn Jahren rheinabwärts nach Düsseldorf, wo der junge Gottfried eine kaufmännische Lehre im Holzhandel beginnt.

Auch in Düsseldorf muss Fuchs nicht lange suchen, wo er seiner Fußballleidenschaft weiter nachgehen kann. Bereits seit fünf Jahren gibt es den Düsseldorfer FC 1899, der schon einige Jahre Wettspiele austrägt. Wie die meisten frisch gegründeten Vereine kämpft auch der DFC seit vielen Jahren um eine geeignete Spielstätte. Zu Anfang nutzt der Verein einen Platz an der Färberstraße in Bilk. Danach wechselt man auf die Golzheimer Insel (Rheinpark Golzheim) und kurz darauf auf die schräg gegenüberliegenden Oberkasseler Rheinwiesen vor dem „Vergnügungs-Etablissement Rheinlust“, einem legendären Veranstaltungslokal unter Leitung eines gewissen Friedrich Bösken. Im September 1907 errichtet der Verein endlich eine eigene Sportanlage an der Windscheidstraße im Stadtteil Düsseltal. Die hektische Platzsuche hat ein Ende; der Nachfolgeclub Düsseldorfer SC 99 (ab1912) logiert noch heute an gleicher Stelle.

Abb. 5: Oberkasseler Rheinbrücke 1902; im Vordergrund die Rheinwiesen. // Bild: Autor unbekannt – Postkarte, 1902; CC0 gemeinfrei

Die Mannschaft des DFC besteht aus fußballbegeisterten deutschen Jugendlichen und einigen Engländern, die aus Ratingen3 zum Verein stoßen. Schnell formiert sich eine für die damaligen Verhältnisse spielstarke Mannschaft, die bereits...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2021
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte 1. FC Nürnberg • 1. FC Schweinfurt 05 • Adolf Jäger • Albin Kitzinger • Altona 93 • Ander Kupfer • Blau-Weiß 90 Berlin • DFB • Dresdner SC • Drittes Reich • Ernst Lehner • FC Bayern München • FC Schalke 04 • Fortuna Düsseldorf • Fritz Szepan • FSV Frankfurt • Fuchs • Fußball • Goldbrunner • Gottfried Fuchs • Hamburger SV • Hanne Sobek • Hans Kalb • Herberger • Hertha BSC • Jäger • janes • Kalb • Karlsruher FV • Kitzinger • kreß • Kupfer • Lehner • Ludwig Goldbrunner • Nationalelf • Nationalmannschaft • Nationalspieler • Nerz • NS-Zeit • Paul Janes • Rot-Weiß Frankfurt • Schwaben Augsburg • Sobek • Szepan • Weimarer Republik • Weimarer Zeit • Willibald Kreß
ISBN-13 9783347233485 / 9783347233485
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