Kampf der Zauberer
Wie wir von Thomas Mann lernen können, uns gegen das Unheil zu wappnen. Eine Betrachtung rund um »Mario und der Zauberer«r
Seiten
2025
Dielmann, Axel (Verlag)
978-3-86638-478-1 (ISBN)
Dielmann, Axel (Verlag)
978-3-86638-478-1 (ISBN)
Nachwort:
Warum überhaupt lesen wir Literatur? In Zeiten des politischen Hyperaktivismus stellt sich diese Frage verschärft. Wer liest, macht sich schnell des Eskapismus verdächtig. Als gäbe es nicht ernsthaftere Probleme zu lösen.
Auf diesen Vorwurf fand vor beinahe hundert Jahren schon Thomas Mann eine Antwort. Noch in seiner Besprechung der Politischen Novelle seines Freundes Bruno Frank aus dem Jahr 1928 übt er leise Kritik an dessen „Abscheu vor dem Gebaren, der Geistesverfassung des neuesten Italien […], den wir in solcher Unbedingtheit nicht teilen“. Da lag sein eigenes faschistisches Italien-Sommererlebnis, das er in Mario und der Zauberer schildert, schon zwei Jahre zurück. Bezeichnend ist, dass er es im Jahr darauf selbst so halten wird, dieses „Gebaren“ mit einiger Schärfe und Herablassung zu schildern, „diese Gewaltsamkeit und sich übernehmende Unnatur, diese Selbstberäucherung und Eisenfresserei, dies ganze unangenehme und kompromittierende Theater“, um abermals seine Einlassung zur Politischen Novelle zu zitieren. All dies, legt Mann nahe, sei der falsche Weg, „sich tüchtig zu machen für die Zeit“.
Sich tüchtig machen für die Zeit: Wie soll das gehen? Mann schlägt in Mario und der Zauberer einen anderen Weg vor, einen leisen, literarischen, fern jeder Eisenfresserei – den eines sehr weitgefassten Willens, auch das zu verstehen, was einem missliebig ist. Das ist sein Weg, ein spezifisch literarischer, den er in seiner Reisenovelle exemplarisch beschreitet, und der dieser bald hundert Jahre alten Geschichte eine traurige, aber umso bedeutsamere Aktualität verleiht. Hier nähert er sich Fragen der Gegenwart, um ein letztes Mal Manns Frank-Text heranzuziehen, als „schwebendes Anerbieten an das Herz und den Geist des Menschen“. Auf eine Weise also, wie es nur Literatur vermag.
Verdankt sich die Neu-Lektüre von Mario und der Zauberer dem unschönen Anlass einer unerwarteten Aktualität, so erschöpft sich die Erzählung darin doch nicht. Sie weist, über den Anlass hinaus, auf eine überzeitliche Möglichkeit hin, sich auch in krisenhaftesten Zeiten im gegenseitigen Verstehen zu üben.
Meiner Familie danke ich für die Zeit, die sie mich, wieder einmal, mit Thomas Mann verbringen ließ, Axel Dielmann bin ich von Herzen verbunden für seine engagierte Lektüre sowie zupackende Ideen und Anregungen. Ein besonderer Dank gebührt Dr. Paul Franken und Dr. Dominik Bartmann von der Hans Meid Stiftung für die Druckgenehmigung der Illustration, die aus der ersten Ausgabe von Mario und der Zauberer stammt. Mehr Inforamtionen zu Autor und Buch auf der Verlagswebsite unter
http://www.dielmann-verlag.de/de/content/wolters-dierk/~nm.18~nc.57/Gesamtliste.html#x Inhaltsverzeichnis:
I Uns geht es nicht gut (I)
IIGeblähter Nationalstolz
IIIVom unscheinbaren, entscheidenden „und“
IVVon der Abneigung gegen Politik
V Wo die Welt ist, kann kein Friede sein
VI Lieber unpolitisch?
VII Ausweichmanöver
VIII Was also tun?
IX Uns geht es nicht gut (II)
X Konsequent konservativ
XI Konsequent fortschrittlich
XII Uns geht es nicht gut (III)
XIII Schatten und Spiegel
XIV Wie es uns nun geht? Etwas besser
Warum überhaupt lesen wir Literatur? In Zeiten des politischen Hyperaktivismus stellt sich diese Frage verschärft. Wer liest, macht sich schnell des Eskapismus verdächtig. Als gäbe es nicht ernsthaftere Probleme zu lösen.
Auf diesen Vorwurf fand vor beinahe hundert Jahren schon Thomas Mann eine Antwort. Noch in seiner Besprechung der Politischen Novelle seines Freundes Bruno Frank aus dem Jahr 1928 übt er leise Kritik an dessen „Abscheu vor dem Gebaren, der Geistesverfassung des neuesten Italien […], den wir in solcher Unbedingtheit nicht teilen“. Da lag sein eigenes faschistisches Italien-Sommererlebnis, das er in Mario und der Zauberer schildert, schon zwei Jahre zurück. Bezeichnend ist, dass er es im Jahr darauf selbst so halten wird, dieses „Gebaren“ mit einiger Schärfe und Herablassung zu schildern, „diese Gewaltsamkeit und sich übernehmende Unnatur, diese Selbstberäucherung und Eisenfresserei, dies ganze unangenehme und kompromittierende Theater“, um abermals seine Einlassung zur Politischen Novelle zu zitieren. All dies, legt Mann nahe, sei der falsche Weg, „sich tüchtig zu machen für die Zeit“.
Sich tüchtig machen für die Zeit: Wie soll das gehen? Mann schlägt in Mario und der Zauberer einen anderen Weg vor, einen leisen, literarischen, fern jeder Eisenfresserei – den eines sehr weitgefassten Willens, auch das zu verstehen, was einem missliebig ist. Das ist sein Weg, ein spezifisch literarischer, den er in seiner Reisenovelle exemplarisch beschreitet, und der dieser bald hundert Jahre alten Geschichte eine traurige, aber umso bedeutsamere Aktualität verleiht. Hier nähert er sich Fragen der Gegenwart, um ein letztes Mal Manns Frank-Text heranzuziehen, als „schwebendes Anerbieten an das Herz und den Geist des Menschen“. Auf eine Weise also, wie es nur Literatur vermag.
Verdankt sich die Neu-Lektüre von Mario und der Zauberer dem unschönen Anlass einer unerwarteten Aktualität, so erschöpft sich die Erzählung darin doch nicht. Sie weist, über den Anlass hinaus, auf eine überzeitliche Möglichkeit hin, sich auch in krisenhaftesten Zeiten im gegenseitigen Verstehen zu üben.
Meiner Familie danke ich für die Zeit, die sie mich, wieder einmal, mit Thomas Mann verbringen ließ, Axel Dielmann bin ich von Herzen verbunden für seine engagierte Lektüre sowie zupackende Ideen und Anregungen. Ein besonderer Dank gebührt Dr. Paul Franken und Dr. Dominik Bartmann von der Hans Meid Stiftung für die Druckgenehmigung der Illustration, die aus der ersten Ausgabe von Mario und der Zauberer stammt. Mehr Inforamtionen zu Autor und Buch auf der Verlagswebsite unter
http://www.dielmann-verlag.de/de/content/wolters-dierk/~nm.18~nc.57/Gesamtliste.html#x Inhaltsverzeichnis:
I Uns geht es nicht gut (I)
IIGeblähter Nationalstolz
IIIVom unscheinbaren, entscheidenden „und“
IVVon der Abneigung gegen Politik
V Wo die Welt ist, kann kein Friede sein
VI Lieber unpolitisch?
VII Ausweichmanöver
VIII Was also tun?
IX Uns geht es nicht gut (II)
X Konsequent konservativ
XI Konsequent fortschrittlich
XII Uns geht es nicht gut (III)
XIII Schatten und Spiegel
XIV Wie es uns nun geht? Etwas besser
Dierk Wolters, geboren 1965 in Frankfurt/Höchst, aufgewachsen im Taunus. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Heidelberg und Berlin, Promotion über Thomas Manns Roman-Tetralogie „Joseph und seine Brüder“. Wolters arbeitete als freier Journalist bei verschiedenen Zeitungen in Berlin und Potsdam. Seit 1999 ist er Kulturredakteur mit den Schwerpunkten Kunst und Literatur bei der Frankfurter Neuen Presse. Sein Roman-Debüt „Die Hundertfünfundzwanzigtausend-Euro-Frage“ war 2015 bei Weissbooks erschienen. 2023 ist in unserem Literaturprogramm sein Roman „Dienstag“ erschienen.
| Erscheinungsdatum | 14.05.2025 |
|---|---|
| Zusatzinfo | Nur eine Illustration von Hans Meid auf dem Titel, ein Auszug daraus auf dem Innentitel |
| Verlagsort | Frankfurt am Main – Niederrad |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 135 x 220 mm |
| Gewicht | 120 g |
| Themenwelt | Literatur ► Essays / Feuilleton |
| Schlagworte | Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie • Ambiguität • Ausweichmanöver • Buddenbrooks • Carl Gustav Jung • cipolla • Deutsches Reich • Dichterutopie • Dolce far niente • Dompteur • Einfühlungsvermögen • Epos • Exil • Fake News • Falschinformation • Faschismus • Felix Krull • Forte dei Marmi • Friedrich Schlegel • Führer • Gaukler • Gert Sautermeister • Hans-Meid-Stiftung • Herr und Hund • Hitler • Hollywood • Hugo von Hofmannsthal • Joseph und seine Brüder • Jürgen Habermas • Konservativ • Lackmustest • Lebensbereiche • Ligurien • Machtergreifung • Martin Walser • Mittäter • Monarchie • Nationalismus • Nationalsozialisten • Nationalstolz • Nobelpreis • Poetikvorlesung • Publizisten • Roosevelt • schicksalsfrage • Selbstbewusstsein und Ironie • Selbstkritik • Sigmund Freud • Sommerfrische • Tibetanische2 Totenbuch • Toleranz • Tonio Kröger • Torre di Venere • Tristan und Isolde • unpolitisch • Urlaubsort • Volk • Welt am Abgrund • Weltkrieg • Widerstand • Wilhelm Heitmeyer • Zauberberg |
| ISBN-10 | 3-86638-478-5 / 3866384785 |
| ISBN-13 | 978-3-86638-478-1 / 9783866384781 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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