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Masha – Mein geliebtes Monster (eBook)

Die Katze, die mich lehrte, das Leben zu lieben - Der New York Times Bestseller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025
596 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-33055-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Masha – Mein geliebtes Monster - Caleb Carr
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Schon als Kind hatte der erfolgreiche Schriftsteller Caleb Carr eine ganz besonders innige Beziehung zu Katzen, die ihm in den schwierigen Verhältnissen, in denen er aufwuchs, Halt und Trost geben konnten. Auch als Erwachsener begleiteten ihn zahlreiche samtpfotige Freunde durchs Leben ― doch eine Katze war anders als alle anderen: Masha, die halbwilde Waldkatze, die er in einem Tierheim als fauchendes, kratzendes Bündel entdeckte und die nur ihm gegenüber Vertrauen fasste.
17 Jahre lang waren Caleb und Masha unzertrennlich ― der zurückgezogene, menschenscheue Literat und die eigensinnige, starke Katze, die über das riesige Haus und die umliegenden wilden und gefährlichen Wälder und Wiesen regierte. Ging es Masha schlecht, konnte nur Caleb ihr helfen. Und umgekehrt war es Masha, die ihn dabei unterstützte, seine chronische Krankheit mit immer wiederkehrenden Schmerzen zu ertragen ― ein fast blindes Verständnis zwischen Mensch und Tier. Wie kein anderer versteht es der belesene Katzenkenner, Mashas Verhalten zu entschlüsseln und zu beschreiben ― doch seine Hommage an Masha ist weit mehr als das Portrait einer außergewöhnlichen Katze: Eine bewegende und inspirierende Geschichte über das Leben und den Tod, über Abschied, Trauer und Liebe. Literatur vom Feinsten ― nicht nur für Katzenfreunde.

Caleb Carr ist in der Lower East Side von Manhattan aufgewachsen und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2024 in Cherry Plain, New York. Er studierte Geschichte an der New York University und hat am Bard College gelehrt. Sein erster Roman "Die Einkreisung" wurde ein internationaler Erfolg und in über zwanzig Sprachen übersetzt. 2018 wurde das Buch als Netflix Serie mit Daniel Brühl in der Hauptrolle verfilmt. Als Journalist veröffentlicht der Katzenliebhaber zahlreiche Artikel in The Washington Post, The New York Times und in The Wall Street Journal zu historischen Themen.

1 
Die Begegnung


Die Fahrt in den Norden vor siebzehn Jahren dauerte tatsächlich nur etwas mehr als anderthalb Stunden, kam mir jedoch länger vor. Dieser falsche Eindruck entsteht bei mir immer, wenn ich durch Vermont fahre. Vermont ist ein Staat, dem viele New Yorker, mich eingeschlossen, ein bisschen ambivalent gegenüberstehen, was unter anderem dar­an liegt, dass die Vermonter (oder Vermunster, wie manch ein New Yorker sagt) zuweilen recht selbstgefällig, wenn nicht sogar regelrecht eingebildet oder gar feindselig wirken, weil sie sich als bodenständig betrachten. Ihrer Ansicht nach sind sie enger mit dem Land verbunden und respektieren es mehr als ihre Landsleute von nebenan. Einer meiner Freunde, der dort in der größten Stadt, Burlington, lebt, ­sagte mir beispielsweise einmal, dass Vermonter den Unterschied zwischen New Yorkern und ihnen mit »dem Unterschied zwischen Fleece und Wolle« vergleichen. Das ist genau die Art von dummen Sprüchen, die eine Salve kreativer Obszönitäten von den Bewohnern des Empire State auslösen.

Doch abgesehen von den regionalen Animositäten gab es an diesem Herbsttag weitaus unmittelbarere Gründe für mein Unbehagen. Zu jener Zeit wurden Tierheime im Nordosten Amerikas nämlich seit einigen Monaten von einer besonders ansteckenden und tödlichen Form des ­Zwingerhustens heimgesucht, und wenn man ein Tier adoptieren ­wollte, so wie ich es vorhatte, musste man sich gründlich vergewissern, dass man ein Tierheim aufsuchte, das sauber und nicht befallen war, wie das Heim am Rande von Rutland, Vermont, zu dem ich fuhr. Mein damaliger Tierarzt hatte es abgesegnet, und dieses Vorgehen war nicht einmal übermäßig übertrieben, denn zu den heimtückischen Eigenschaften dieser Krankheit gehörte, dass sie nicht wie viele andere Zwingerkrankheiten nur von den Katzen und Hunden innerhalb der Tierheime und Zuchtstätten untereinander übertragen wurde, sondern dass Menschen, die sich an einem infizierten Ort aufgehalten hatten, sie auch auf der Haut, der Kleidung und den Haaren hin­austragen und damit Tiere an anderen Orten anstecken konnten. Die Konsequenzen einer derartigen Sorglosigkeit waren immens, wie ich selbst kurz zuvor nach einem Besuch eines unsicheren Ortes hatte erfahren müssen: Nachdem ich meinem damaligen Tierarzt erzählt hatte, dass ich ein solches Tierheim aufgesucht und sogar ein Tier berührt hatte, schickte er mich auf direktem Weg wieder nach Hause, wo ich mindestens eine halbe Stunde lang sehr heiß duschen und dar­über hin­aus die Kleidung, die ich bei diesem Besuch getragen hatte, verbrennen – ja, verbrennen – sollte. Danach musste ich mindestens zwei Wochen warten, bevor ich in eines der geprüften Tierheime fuhr, womit zweifelsfrei sichergestellt werden sollte, dass ich die Krankheit nicht übertrug.

Als er das ­sagte, gab ich eine leise, traurigere Version einer dieser Salven von Obszönitäten von mir, zu denen New Yorker nun einmal neigen, wie ich bereits erwähnte. Endlich war ich bereit, eine weitere Katze zu adoptieren, konnte es sogar kaum erwarten, dabei hatte es lange Monate des Trauerns gedauert, bis ich diesen Punkt erreichte. Meine letzte Gefährtin Suki war nach vier Jahren des unerwarteten, aber sehr engen Zusammenlebens dahingerafft worden. Katzen mit Freigang haben eine schrecklich kurze Lebenserwartung (gerade mal vier bis fünf Jahre), erst recht jene in einer derart abgelegenen Wildnis wie der, in der wir wohnten. Bevor sie mir begegnet war und beschlossen hatte, dass ich ein Mensch sei, dem sie vertrauen konnte, hatte Suki bereits zwei Jahre lang allein gelebt und mindestens einmal in der Wildnis Nachwuchs bekommen – und so dem Schicksal auf bewundernswerte Weise getrotzt. Dennoch war ihr Verschwinden ein schrecklicher Schlag, und ich hatte wie gesagt einige Zeit gebraucht, bis ich zu dem Punkt gelangte, an dem ich bereit war, jemand Neues in meine Welt einzulassen. Die Aussicht, weitere zwei Wochen zu warten, nachdem ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, war demzufolge eine ziemliche Enttäuschung, allerdings auch meine eigene Schuld, und ich musste sie akzeptieren.

In den Taconic Mountains kommt der Winter eher früh als spät, und da mich der Herbst abermals an diese Tatsache erinnerte und ich vor Kurzem aus einem kleinen, her­untergekommenen Häuschen in ein viel zu großes neues Haus gezogen war, dessen Bau mich beinahe in den finanziellen Ruin getrieben hätte, beschlich mich so langsam das Gefühl, dass neue Gesellschaft nicht nur wünschenswert, sondern sogar notwendig wäre. Wenn man am Fuß eines besonders massiven Bergs namens Misery lebt, auf dem es von Bärenhöhlen, Kojotenrudeln, blutrünstigen Riesenwieseln, die auch Fischermarder genannt werden, und diversen anderen Raubtieren nur so wimmelt, spürt man überdeutlich, wie brutal und grausam die Natur sein kann – insbesondere sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und der Schnee einen Meter hoch liegt. Dazu kam, dass ich ohnehin unter einigen chronischen Gesundheitsproblemen litt, die schon vor langer Zeit dazu geführt hatten, dass ich mich von meinen Mitmenschen zurückzog und recht einsiedlerisch hauste. All das zusammen ließ meine Lebensumstände nahezu beängstigend erscheinen, und mir wurde umso wichtiger, ein anderes Lebewesen um mich zu haben, mit dem ich diese bevorstehenden langen Monate verbringen konnte.

Daher begann ich rasch damit, mir online Fotos von verfügbaren Katzen in annehmbaren Tierheimen anzusehen. Selbstverständlich darf man bei der Adoption eines Tiers nicht nur vom Aussehen ausgehen: Die Chemie zwischen Mensch und Tier ist von weitaus größerer Bedeutung, was vielleicht auch (aber nicht nur) die vielen gescheiterten Adoptionen während der Covid-19-Pandemie erklärt, als Besuche vor der Adoption größtenteils nicht erlaubt waren. Zudem ist das keine einseitige Angelegenheit: Wie auch immer die eigenen Gefühle hinsichtlich eines möglichen neuen Mitbewohners aussehen mögen, so muss man auch dem Tier die Chance und das Recht geben, selbst zu entscheiden, ob man die richtige Person für es ist. (Falls es Ihnen seltsam vorkommt, dass ich hier auf das Wort »Haustier« verzichte, kann ich dazu nur sagen, dass es mir stets wie ein Diminutiv erschien, hinter dem sich unzählige Arten des Missbrauchs verbergen können.) Was die Fotos anging, so schien es in Rutland durchaus einige interessante Kandidaten zu geben, und da mein Tierarzt sein Okay gegeben hatte, beschloss ich, dort anzurufen und einen Besuchstermin zu vereinbaren.

Da erhielt ich den ersten Hinweis dar­auf, dass mir etwas Ungewöhnliches bevorstand: Man teilte mir mit, dass sie dort sogar mehr Katzen hätten, als auf ihrer Website vorgestellt wurden, doch als ich nach dem Grund dafür ­fragte, bekam ich von der Stimme am anderen Ende der Leitung nur ausweichende Antworten. Es lag nicht am Zwingerhusten, versicherte mir die merklich abgelenkte Tierheimmitarbeiterin, als ich nachhakte, allerdings wäre es in Bezug auf die Kandidaten für eine Adop­tion vermutlich am besten, wenn ich persönlich vorbeikäme und mich umschaute.

Der Gedanke, dass dies eine perfide Taktik der Vermunster sein könnte, ging mir durchaus durch den Kopf, doch ich versuchte, derart provinzielle Gefühle zu unterdrücken, während ich gen Norden fuhr. Nachdem ich etwa die Hälfte der Strecke zum Tierheim zurückgelegt hatte, war der Großteil meiner Unsicherheit in der Tat verschwunden, und ich fühlte mich bereit, mich allem zu stellen, was mich dort erwarten mochte.

Wie sehr ich mich doch irrte.

Die Rutland County Humane Society lag wie die meisten derartigen Einrichtungen nicht in der Stadt, die dem County ihren Namen gegeben hatte, sondern gleich außerhalb davon, in diesem Fall in einer kleinen Gemeinde namens Pittford. Auch das Gebäude war nicht ungewöhnlich: ein flaches, etwas verwinkeltes einstöckiges Haus im Retrostil, umgeben von Hundezwingern und anderen verräterischen Hinweisen. Es wirkte relativ friedlich, als ich davor parkte, trotz des erwartbaren Gebells der Hunde, die sich in diesem Moment draußen aufhielten und allem Anschein nach glaubten, ich wäre derjenige, der sie von ihren Ketten befreien könnte. Doch sobald ich das Gebäude betrat, umfing mich eine andere Atmosphäre. Diese ließ sich wohl am besten als kontrollierte Dringlichkeit beschreiben, da Männer und Frauen, die ganz oder teilweise in OP-Kittel gekleidet waren, von einem Ort zum anderen eilten und offensichtlich versuchten, einem Übermaß an Arbeit Herr zu werden.

Dieses Übermaß ließ sich schon im Hauptflur, der zwischen den Büros und Untersuchungsräumen verlief, deutlich erkennen: Käfige in sämtlichen Größen und Formen, alle voller Katzen, drei- oder vierfach an der Wand gestapelt. All dies zusätzlich zu den Tieren und Bewohnern der diversen Räume, in denen die übliche Ansammlung an Schnurrhaarträgern untergebracht war. Ich ­fragte einen vorbeieilenden Mitarbeiter, was hier los war, und bekam eine hastige Erklärung. Anscheinend war das Haus einer älteren, abgeschieden lebenden Person, eines jener Menschen, durch die der Begriff »Katzenmensch« im Großteil der Öffentlichkeit eine derart negative Bedeutung erhalten hat, vor ein paar Tagen durchsucht worden, und zwar aus den üblichen Gründen: Nachbarn hatten sich über unerträglichen Gestank und Geräusche aus dem kleinen Haus der Frau beschwert, und als sich die Mitarbeiter des Veterinäramts Zutritt verschafften, fanden sie über sechzig Katzen, die dort, wo eigentlich ihr Zuhause sein sollte, ums Überleben kämpften.

Derart schreckliche Häuser und die Menschen, die sie in dem Irrglauben, den Tieren etwas Gutes zu tun, erschaffen,...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2025
Übersetzer Kerstin Fricke
Sprache deutsch
Original-Titel My beloved Monster
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Autobiografie • Autorenbiografie • Biografie • Biographien • Bücher mit katzen • Caleb Carr • Catwatching • Desmond Morris • Die Einkreisung • eBooks • geschenk für katzenfans • Geschenk für Katzenliebhaber • Hauskatze • haustierbiografie • Katzen • Katzen als Haustiere • katzen und literatur • Katzen verstehen • Lebensretter • Memoir • miez-verständnis • New York • Tierbiografie • Tiermemoir • Wildkatzen
ISBN-10 3-641-33055-6 / 3641330556
ISBN-13 978-3-641-33055-2 / 9783641330552
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