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Die Macht der Steine (eBook)

(Autor)

Oliver Oppawsky (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
132 Seiten
epubli (Verlag)
9783759840141 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Macht der Steine -  Heinrich Herbordt
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Um einen wertvollen Diamanten wegzunehmen, brach Theo bei seinem angeberischen Nachbarn Wolfram ein, rein zu dem Zweck ihn zu necken. Doch der erwischte und bedrohte ihn. Theo stieß Wolfram dabei so unglu?cklich von sich, dass dieser, mit dem Hinterkopf, auf die Ecke seines Tresors fiel und starb. Die hartnäckige Kommissarin die den Fall bearbeitete und Theo vernehmen wollte, kam am Fenster seines Hauses vorbei und erblickte einen Indio-Teenager darin. Dieser tauchte unvermutet auf, als Theo den Stein, Beweis seiner Schuld, vernichten wollte. Der Diamant, Bruchstu?ck eines Meteors, der vor Jahrmillionen in Mittelamerika niederging, erwies sich als kristallines Wesen mannigfaltiger Macht. Ungeahnte Erlebnisse und Abenteuer folgten, denn die Kommissarin verfolgte eisern alle Spuren. Wahrheiten unseres gesellschaftlichen Alltags lassen die Hauptperson dieser Geschichte reifen und verdeutlichen ihm, dass auch große Macht keine Heimat mit sich bringt.

Privatier - ansonsten keine Angaben

Privatier - ansonsten keine Angaben

Theo und sein Widersacher

 

Ich lernte vor Jahren Theodor Amand ganz zufällig in einem kleinen Lokal in meiner Heimatstadt beim Abendessen kennen. Wir unterhielten uns angeregt und nichts deutete an dem Abend darauf hin, welche unglaublichen Erlebnisse er dann im Laufe unserer sich entwickelnden Freundschaft nach und nach preisgab. Doch lassen Sie mich am Anfang beginnen.

Theodor, groß, kräftig, ohne dick zu sein, blauen Auges und klaren Blickes, schon deutlich ergraut, besaß ein Zweifamilienhaus am Rande der Stadt oberhalb eines Baches, der mäandernd dem Main zustrebt. Die ganze obskure Geschichte begann mit dem Einzug eines neuen Nachbarn, der das Haus und das Grundstück neben dem meines Freundes erwarb. Fortan stellte dieser Mensch einen ständigen Stein des Anstoßes für Theo dar.

Da sich das Nachbargrundstück, eine ehemalige Gärtnerei mit in Beton eingefassten Beeten ohne jeglichen Baum- oder Buschbestand, sich eher einer Wüste gleich zeigte, beabsichtigte der neue Eigentümer einen japanischen Garten anlegen zu lassen. Baumaschinen wie Bagger, Presslufthammer und all diese Lärmgeräte randalierten wochenlang. Dagegen lästerte der Newcomer über den Gartenzaun hinweg von einem ‚Dschungel‘, wie er sich ausdrückte, nur weil Theo der Natur freien Lauf ließ und vielen Trieben, die sich durch die Vögel oder Windflug selbst ansäten, eine Chance gab.

Auch sonst schien Theodor der neue Nachbar, Wolfram Bertold, ein ziemlicher Angeber zu sein. Dies drückte sich nicht nur in dessen Kleidung aus – er trug stets eine auffallende Fliege zum Anzug und Brillant-bestückte Fingerringe, zwei an jeder Hand – sondern er protzte auch mit seinem riesigen Ami-Geländewagen. Oft ließ er diesen nachlässig, wenn er selbst fuhr, halb in Theos Einfahrt ragend, vor dem Haus stehen. Auffallend zeigte sich auch seine gestelzte Ausdrucksweise und er sprach meinen Freund nie mit Namen an, sondern stets nur als ‚Herr Nachbar‘ oder manchmal auch als ‚Na, Sie da‘. Sein Äußeres könnte man eher als unscheinbar bezeichnen: klein, füllig, um nicht zu sagen fett, mit schütterem Haar, an den Schläfen ergraut und mit kleinen braunen Schweinsäuglein. Sein Alter könnte man mit knapp über 50 Jahren schätzen.

Wenn Theodor in seinem Garten den Rasen mähte oder die Hecke beschnitt, beobachtete der Großkotz ihn oft am Gartenzaun stehend, um ihn dann belehrend über sein Tun Anweisungen zu geben oder ein belangloses Gespräch aufzudrängen. Bei solchen unfreiwilligen Plaudereien erfuhr er, dass Herr Bertold sich zur Ruhe gesetzt hatte, um seinen Liebhabereien nachzugehen. Das Anwesen erwarb er wegen dem großen Garten dahinter und der beschaulichen Lage oberhalb des gewundenen Baches. Der Neuanlieger hatte auch einen hübschen jungen Sekretär angestellt, der auch als Chauffeur diente und mit im Haus lebte, was Theo ein wissendes „Aha“ entlockte.

Als endlich der japanische Garten vollendet und der Lärm der Baumaschinen abgeschlossen war, marschierte der stolze Besitzer mit geschwellter Brust darin umher. Während Theo beim Unkrautjäten sich den Schweiß von der Stirn wischte, trat der Angeber wieder einmal an den Zaun:

„Na, Herr Nachbar, was sagen Sie dazu?“, und deutete auf sein Reich.

Etwas verärgert erhob sich der Angesprochene von seiner knienden Tätigkeit und trat ebenfalls an den Zaun.

„Sie haben die Betonwüste durch eine Kieswüste ersetzt, mit ein paar Felsbrocken und verschrumpelten Bäumchen darin.“

Wolfram schnappte nach Luft.

„Aber sehen Sie denn nicht die ausgewogene klare Schönheit, die den Geist inspiriert?“

„Ich verstehe nichts von ‚Feng Shui‘ oder wie der Schmarrn heißt. Viel Grün ist mir lieber.“

„Ja, so jedem das Seine! Ich wollte Sie eigentlich zur Feier der Vollendung zu einem Abendessen einladen.“

„Können Sie denn kochen?“

„Ich, nein, aber mein Sekretarius.“

„Sekretarius? Ha!“

„Ja, der kocht ausgezeichnet. Darf ich Sie dann um 19 Uhr willkommen heißen?“

Theo dachte:

‚Der hat wohl nicht viele Freunde, dass er ausgerechnet mich einlädt.‘

Und laut:

„Was gibt’s denn?“

„Tillmann hat eine frische Ente gekauft.“

„Oh, ich liebe Entenbraten.“

„Dann sind Sie also heute Abend mein Gast!“

Die Bemerkung wirkte eher wie ein Befehl denn wie eine Einladung, aber so war eben Wolframs Wesen. Ein Entenbraten reizte meinen Freund schon sehr. Er lebte nach dem Tod seiner Frau vor etwas über zehn Jahren allein. Kochen und die ganze Hausarbeit fiel ihm schwer. Auch wollte er gern die neue Einrichtung des Nachbarhauses in Augenschein nehmen. So fand er sich pünktlich bei Herrn Bertold zu besagter Zeit ein, der ihm freudig erregt öffnete:

„Guten Abend, Herr Nachbar. Wenn Sie einzutreten belieben.“

„Guten Abend, Herr Bertold. Ich hab einen Frankenwein mitgebracht.“

Theo hielt seinem Gastgeber etwas verlegen den Bocksbeutel entgegen, den er seit Jahren in der Speisekammer herumstehen hatte. Ein Werbegeschenk der Sparkasse zum Abschluss eines größeren Geldgeschäftes. Er mochte den Sauerampfer, wie er Weißwein zu bezeichnen pflegte, nicht.

„Oh, Würzburger Stein, sehr schön! Den bevorzugte schon Goethe.“

„Ach ja?“

„Kommen Sie doch herein. Wenn ich vorgehen darf.“

Das Innere des Hauses hatte sich sehr verändert. Mauern wurden herausgebrochen, um großzügigere Räumlichkeiten zu schaffen. Edle Seidentapeten zierten die Wände, an denen nun so manches scheinbar wertvolle Gemälde hing. Die Möblierung war zwar sparsam, aber von ausgesuchter Qualität, vorwiegend im Stil des Bauhauses mit vereinzelten Biedermeier-Ergänzungen. Nichts erinnerte mehr an die alten, eher bäuerlichen Vorbesitzer dieser ehemaligen Friedhofsgärtnerei. Im Esszimmer, auf dem schön gemaserten Kirschbaumtisch, war mit Platzdeckchen für drei Personen gedeckt und mittig ein herrlicher Strauß Pfingstrosen, deren schwere Köpfe blutrot leuchteten – der Hausherr, zwar ein aufgeblasener Angeber, aber einer mit Geschmack.

Ein appetitanregender Bratenduft drang von der offenen Küchentür herein, in der der wohlgestaltete ‚Sekretarius‘ mit einer lustig bedruckten Schürze stand und dem Gast ein freudiges ‚Grüß Gott‘ entbot. Daraufhin deutete Theo einen leichten Diener an, während der Gastgeber ihn bat, sich zu setzen, indem er einen der Biedermeierstühle vorhielt. Nun schenkte Wolfram einen französischen Rotwein in die Bleikristallgläser, wobei er meinte:

„Dieser Merlot passt wohl am besten zur Ente.“

Was aber Theodor ziemlich gleichgültig war – wie gesagt, er mochte keinen Wein. Nun kam der Sekretär mit der Bratenplatte aus der Küche. Der belustigte Gast konnte nicht umhin, dessen gezierten Gang zu bemerken. Sogleich begann Tillmann – was für ein Name – mit der bereitliegenden Geflügelschere die Ente zu zerteilen und Gast und Gastgeber sowie sich selbst vorzulegen. Dann lief er in seinem weibischen Gang zurück in die Küche, wobei er aufgeregt rief:

„Ach, ich vergaß die Beilagen!“

Die Mahlzeit selbst bereitete Theo ein echtes Vergnügen. Die gebratene Ente mit Blaukraut und Kroketten, ja sogar der Rotwein schmeckten ihm vorzüglich, besonders die anschließend gereichte Platte diverser französischer Käse. Er, der Altgeselle, des Kochens unkundig, speiste meistens in einer nahen Gastwirtschaft Hausmannskost einer erfahrenen älteren Köchin.

Nach dem Essen bat der Hausherr ins Rauchzimmer, das von einer riesigen englischen Ledergarnitur beherrscht wurde. Tillmann verabschiedete sich, da er mit Bekannten in einer Diskothek verabredet war. Wolfram bot seinem Gast aus einer Zigarrenkiste seine bevorzugte Sorte Brasil an, die der jedoch ablehnte und lieber eine seiner selbstgedrehten Zigaretten rauchte.

Nur mühsam entwickelte sich eine Unterhaltung, zu ungleich Besucher und Hausherr, der sich redlich mühte und auch nicht vergaß, den Merlot in die Gläser nachzuschenken, die sie aus dem Esszimmer mitgebracht hatten.

„Was haben Sie denn für Hobbys?“

„Oh, ich reise gerne mit meinem Wohnmobil.“

„Sie meinen den alten Transporter in Ihrem Carport?“

„Ja, den habe ich ausgebaut.“

„Ist der nicht ein bisschen klein?“ Wieder zeigte sich Wolframs Hochmut.

„Für mich reicht‘s.“ Antwortete Theo etwas verschnupft.

„Hmh…“

„Und was haben Sie für einen Zeitvertreib?“

Erleichtert, dass endlich ein Thema angeschlagen wurde, bei dem er glänzen konnte, ließ den Angeber strahlen.

„Unter anderem sammle ich edle Steine.“

„Ach, Sie klauben herumliegende Kiesel auf?“

„Nein, nein, ich meine Diamanten, Smaragde, Rubine und dergleichen.“

„Ach so, Edelsteine, so wie Ihre Ringe.“

Herr Bertold schaute stolz auf seine beiden vorgestreckten Handrücken.

„Genau, aber ungefasst.“

„Wie, ungefasst?“

„Na, die Steine an sich ohne was drumherum.“

Wieder ein hochmütiger Blick auf seinen begriffsstutzigen Gast.

„Also keine Schmuckstücke, sondern die Klunker pur?“

„Ja, am besten, ich zeige es Ihnen.“

Er stand auf und ging zur Treppe in den ersten Stock. Es dauerte eine Weile, bis er wieder erschien. In den weiß behandschuhten Händen hielt er stolz ein Tableau mit mehreren Unterteilungen wie bei einem Setzkasten, den er vorsichtig vor Theodor auf dem Rauchtisch abstellte. Die bunten Edelsteine blinkten in allen Farben. Wolfram nahm einige einzeln heraus und reichte sie seinem Gast zur Betrachtung, der sie allerdings nicht von gefärbtem und geschliffenem...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2024
Mitarbeit Mitglied der Redaktion: Oliver Oppawsky
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Abenteuer • Crime • Drama • Fantasy • Gesellschaftskritik
ISBN-13 9783759840141 / 9783759840141
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