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Das verlorene Paradies -  Thomas Kneuer

Das verlorene Paradies (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-9232-0 (ISBN)
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Akkon Ende des 13 Jahrhunderts: Eines Raubmordes angeklagt beginnt der Augustinermönch Adeodatus mit seinen Tagebucheinträgen. Sein Ankläger ist ein intriganter und hochmütiger Kardinal, der Adeodatus wegen seiner fortschrittlichen Ansichten mit diesem fingierten Vorwurf anscheinend aus dem Weg räumen will. Adeodatus wird von Kopf- und Bauchschmerzen geplagt, und er ist immer noch damit beschäftigt, was er auf dem Plateau eines geheimnisvollen Berges erlebt hat: Er hatte dort auf zwei Lager von Affen getroffen, die über die menschliche Sprache und menschliches Verhalten, aber auch über die menschliche Schwäche verfügt haben. Über das schreckliche und infernalische Ende auf dem Plateau grübelt er lange und fragt sich, welchen Anteil er daran hatte. Seine beiden Begleiter, Johannes und Nikolaus versuchen alles, um Adeodatus freizusprechen. Es ist seine letzte Hoffnung, aber noch lange nicht das Ende seiner Reise!

* 1984 in Bad Neustadt/Saale 2004 Abitur 2011 Diplom Politologe 2013 Veröffentlichung 'Die Bürgerschaft Gottes und der irdische Staat - Eine Einführung in das Staatsdenken des hl. Augustinus' 2018 Religionspädagogik (BA.) bis 2021 pastoraler Mitarbeiter in der Katholischen Kirche seit 2022 pfarramtlicher Mitarbeiter in der Frei-religiösen Gemeinde in Offenbach. Hobbys: Bücher und Seminare mit philosophischen und theologischen Fragen, Sport, Theater

* 1984 in Bad Neustadt/Saale 2004 Abitur 2011 Diplom Politologe 2013 Veröffentlichung "Die Bürgerschaft Gottes und der irdische Staat - Eine Einführung in das Staatsdenken des hl. Augustinus" 2018 Religionspädagogik (BA.) bis 2021 pastoraler Mitarbeiter in der Katholischen Kirche seit 2022 pfarramtlicher Mitarbeiter in der Frei-religiösen Gemeinde in Offenbach. Hobbys: Bücher und Seminare mit philosophischen und theologischen Fragen, Sport, Theater

I. Die Mission ins Morgenland



Noli itaque erubescere testimonium Domini nostri neque me vinctum eius sed conlabora evangelio secundum virtutem Dei – Deshalb erröte nicht wegen des Zeugnisses unseres Herren noch meinet-wegen, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes

Nachdem ich des Wartens in meiner Gefängniszelle überdrüssig geworden bin, habe ich mir vorgenommen, die Feder in die Hand zu nehmen und ein paar Zeilen niederzuschreiben. Vielleicht auch einige mehr. Ich will etwas Zerstreuung finden und meine Gedanken in Ruhe ordnen.

Mein linker Arm fühlt sich schon viel besser an, aber mein Kopf und auch mein Magen bereiten mir Schmerzen. Die letzte Nacht habe ich kaum geschlafen. Nur einige kurze Pausen hindurch gelingt es mir, etwas Erholung und Ruhe zu finden. Ich liege meistens wach, zwischen Wachsein und Schlaf, allerlei Hirngespinste umnebeln meinen Geist. Ich finde kaum noch einen klaren Gedanken. Schatten- und Trugbilder störten mich, als ich meine Augen schließen wollte, und auch jetzt, da ich wach bin, scheint mir alles wie ein phantastisches Bild und nicht wie die Realität. Möge der Herr also meine Feder führen, wenn ich meine Aufzeichnungen beginne!


Als erstes will ich meine Umgebung skizzieren, doch muss mich dabei überwinden, diesen tristen und menschenverachtenden Ort zu beschreiben. Ich sitze ganz alleine in meiner Zelle. Neben dem Tisch und dem Stuhl ist hier nur eine Schlafstelle für mich vorhanden. Tageslicht fällt fast gar nicht hier hinein. Etwas Sonnenlicht scheint lediglich außerhalb meiner Zelle in den Gang aus einem kleinen, schmalen Fenster, das mit Gittern verschlossen ist. Wenn mich nicht alle Sinne verlassen haben, befindet es sich im Osten. Das gibt mir etwas Orientierung. Das spärliche Licht, das mir beim Schreiben hilft, leuchtet fast vollständig aus einer kurzen, aber dicken Kerze.

Doch ist es wahrscheinlich das Beste, dass es hier nicht heller ist, sonst würde mir der Dreck und Staub, der mich umgibt, noch mehr auffallen. Vor mir in Richtung Süden steht das Tor mit Gittern versehen. Sonst umgeben mich nur drei kalte und roh geschlagene Wände. Es muss Kalk sein, doch die Farbe ist vom Ruß der Kerzen längst verschwunden. Auch dienen die Wände als Unterkünfte von aller Art von Ungeziefer. Vor meiner Zelle geht ein Gang. Schräg gegenüber steht das Tor, das uns vor der Außenwelt trennt. Rechts neben mir ist eine freie Zelle, die aber eher als Abstellraum für alles Mögliche dient. Links neben mir sind eine Hand voll Diebe untergebracht. Nach meiner linken Zelle geht ein weiterer Gang nach links weiter zu weiß wie vielen weiteren Zellen. Weiter rechts von mir hört man etwas Wasser fließen, vor allem aber hört man die Ratten, die sich dort befinden. Und doch sind mir mittlerweile selbst die Ratten die besseren Insassen als meine menschlichen.

Ich müsste eigentlich Mitleid mit meinen Mitgefangenen empfinden; doch fürchte ich, dass deren Verhalten und vor allem das, was mir widerfahren ist, mich jede Form von Mitmenschlichkeit vergessen lassen; oder ich hatte es verdrängt. Zwischen dem Gestotter von Irren ertönen immer wieder diese Flüche und deftigen Kraftausdrücke. Auch sprechen viele über ihren Kontakt zum weiblichen Geschlecht. Nicht nur, dass sie solche Gedanken hegen, sie rufen, ja schreien sich diese Unzucht auch noch gegenseitig zu. Wie verachtenswert dann auch noch die Zurufe dritter, deren Mutter oder Schwester würde hervorragend zur Befriedigung dieser Art Genüsse dienen. Es war, es ist für mich wie der Vorhof zur Hölle.


Mir kommt das Zitat aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus in den Sinn: „Noli itaque erubescere testimonium Domini nostri neque me vinctum eius sed conlabora evangelio secundum virtutem Dei – Deshalb erröte nicht wegen des Zeugnisses unseres Herren noch meinetwegen, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes.

Ja, Herr, hilf mir, dass ich bestehe im Kampf gegen diesen Teufel! Gegen diesen verfluchten Kardinal, der Deine Wahrheit und göttliche Offenbarung nicht kennen will!

Wie hatte all das so enden können? Nachdem doch alles so gut begonnen hatte!




Roma, Caput Mundi – Rom, das Haupt der Welt

Ich hatte gemeint, meine Aufgaben auf Erden vollbracht zu haben, und bereitete mich auf den Herbst meines Lebens vor. Da ereilte mich der Brief des Monsignore Girolamo. Bei der Suche nach einem geeigneten Mann für eine geheime Mission, so lautete der Inhalt, sei seine Wahl ausgerechnet auf mich gefallen. Ich lehnte mit dem Hinweis auf mein eigenes Alter und auf andere geeignete Mitbrüder ab. Schließlich konnte mich der Monsignore aber doch überzeugen, indem er mich an die Gehorsamspflicht meinem Onkel gegenüber erinnerte. Er habe als alter und guter Freund meines Onkels das Recht diese Pflicht nun von mir einzufordern. Mit gemischten Gefühlen nahm ich nolens volens den Auftrag an. Ich hatte aber Monsignore Girolamo um Bedenkzeit gebeten um noch einmal, vielleicht das letzte Mal, in das Heilige Römische Reich zu reisen.


In Regensburg wollte ich den Franziskaner Berthold treffen, der meinen Onkels ebenfalls gut kannte. Bei den Diskussionen über die gegenwärtige Lage der christlichen Länder und über die Kreuzzüge, hatten wir uns deutlich gegen Kriege distanziert, die im Namen Gottes geführt werden. Ist es denn Gottes Wille, dass man mit Hochmut den Andersgläubigen zu seinem Glauben zwingt?

In der zwanghaften Bekehrung von Andersgläubigen (das zählt, meine ich, für alle Religionen) zeigt sich nicht göttliche Stärke, sondern die eigene menschliche Schwäche, da man offensichtlich Probleme hat, seinen eigenen Glauben zu verstehen und zu leben!

Doch konnte ich Berthold nicht überzeugen, seine Predigten für einen weiteren Kreuzzug einzustellen. „Aber der Herr will doch keine Blutopfer mehr“, betonte ich, „hat doch das göttliche Lamm alle Schuld auf sich geladen und uns mit seinem Blut reingewaschen!“

„Aber ich habe doch Gehorsam geschworen“, erklärte er.

„Petrus hat selbst gesagt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“, erwiderte ich. „Und der Nachfolger Petri ist der Papst, der Stellvertreter Gottes“, argumentierte Berthold.

Ich wollte nicht widersprechen, man sah – Gott sei seiner Seele gnädig – das, was er ankündigte: Seine irdische Pilgerschaft gehe mehr und mehr dem Ende zu, und ich wollte mich nicht im Streit mit ihm trennen.

Die Reise ermöglichte mir ebenfalls in den Chroniken Ottos von Freising über den Priesterkönig Johannes zu lesen.


In Rom angelangt erinnere ich mich noch an das freundliche Lächeln, mit dem mich Monsignore Girolamo in Rom begrüßt hatte. Wir riefen uns Erinnerungen an meinem Onkel hervor und mussten beide vor Herzen dabei lachen. Ach welche Heiterkeit, welche Unbefangenheit, welche Freude im Vergleich zu meiner Lage jetzt!

Im weiteren Verlauf des Gespräches diskutierten wir über die Sedisvakanz in Rom. „Seit fast drei Jahren ist kein Nachfolger Petri gefunden worden, es muss doch einen geeigneten Kandidat geben“, fragte ich mich und fragte ich den Monsignore.

„Der Geist weht, wo er will“, beschwichtige Girolamo, „ich denke aus Viterbo, wo sich die Kardinäle versammelt haben, wird uns bald eine große Freude widerfahren.“

„Auch der Königsthron in den deutschen Landen ist immer noch unbesetzt. Und selbst wenn sich einige anmaßten, sich in Aachen krönen zu lassen: Sie sind Herrscher ohne Krone und Legitimation“, fuhr ich fort, worauf der Monsignore lapidar antwortete: „Es muss von außen eine Lösung kommen.“

Dann musste ich ihm doch davon berichten, über was ich auf meiner Reise nach Rom mit einigen Pilgern aus dem Heiligen Römischen Reich unterhalten hatte. (Meine Großmutter mütterlicherseits hatte mir diese doch ruppige teutonische Sprache beigebracht.) Diese berichteten über den sogenannten Gral. Also fragte ich Monsignore Girolamo, ob mich die Reise auch in Zusammenhang mit diesem Gefäß bringen würde.

Die Geschichte über den Gral oder Gradal waren aber seiner Prüfung nach eine Erfindung einiger „Tunichtgute“ – wie er sich ausdrückte – aus dem Norden Italiens, die sich diese Geschichte ausgesponnen hatten.


>An dieser Stelle fanden sich einige Angaben auf Italienisch, lieber Freund, von denen ich glaube, dass sie Dich genauso ins Schmunzeln bringen werden wie mich. Doch fahren wir lieber fort!<


Die Leute aus Piemont sind bekannt für ihre Fabelgeschichten und gelten als die schlimmsten Fabulierer“, erklärte Girolamo, „wahrhaft würden allein einfältige Teutonen, die mit ihrem Leben nichts besser anzufangen wissen, diese Geschichten auf ihre eigene Art fortspinnen.“

„Dann erzähle du mir lieber, wer mich auf der Reise begleiten soll“, bat ich ihn.

„Bruder Johannes und Bruder Nikolaus. Johannes ist Franziskaner und stammt aus einem kleinen Dorf im Königreich Ungarn. Wie du ist er in einer Bauernfamilie aufgewachsen und hat sich erst vor wenigen Jahren den Franziskanern angeschlossen.“

„Dann befindet er sich ja in bester Gesellschaft“, erwiderte ich lachend.

Girolamo, der dabei wie ich an meinen Onkel denken musste, lachte ebenfalls, ehe er weiterfuhr: „Nikolaus hat wie dein Onkel und du ein großes Interesse daran, alles was je aufgeschrieben wurde, zu lesen. Er stammt...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Heiliges • Krimi • Land • Mittelalter • Utopie
ISBN-10 3-7541-9232-9 / 3754192329
ISBN-13 978-3-7541-9232-0 / 9783754192320
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