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Campino (eBook)

Kleine Anekdoten aus dem Leben einer Punklegende. Das perfekte Geschenk für alle Fans von den Toten Hosen und deutschem Punkrock
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
96 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1996-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Campino -  Max Wellinghaus
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Er ist nicht nur Sänger, sondern auch Schauspieler, Autor, Journalist und engagiert sich obendrein politisch - Campino, Punklegende und Frontmann der Toten Hosen, inspiriert seine Fans seit über 40 Jahren auf und neben der Bühne mit seiner unvergleichlichen Art und seinem einnehmenden Charakter. Doch was hat den Punksänger einst ins Kloster verschlagen? Wieso frühstückten er und seine Mutter jahrelang in verschiedenen Räumen? Und für wen wird Campino für immer Herr Frege sein? So vielseitig wie Campino selbst sind auch die Geschichten über den Sänger, die in diesem Buch zusammengetragen wurden: frech, unkonventionell und stets humorvoll - eben ganz so wie Campino.

Max Wellinghaus, Jahrgang 1975, kennt das Musik- und Show-Business seit über 20 Jahren und gilt u.a. als Experte für gesellschaftsrelevante Themen. Der freiberufliche Redakteur und Autor lebt in Karlsruhe.

Max Wellinghaus, Jahrgang 1975, kennt das Musik- und Show-Business seit über 20 Jahren und gilt u.a. als Experte für gesellschaftsrelevante Themen. Der freiberufliche Redakteur und Autor lebt in Karlsruhe.

Vorwort


»Ich bin noch keine 60, auch nicht nah dran ...« Wer kennt sie nicht, diese berühmten Zeilen aus dem Toten-Hosen-Kult-Hit »Wort zum Sonntag«. Damals, im August 1986, als der gerade mal 24-jährige Campino das Album Damenwahl einsang und von Kuddel wiederholt ermahnt wurde, bitte nicht so schief zu singen, war die 60 noch ganz weit weg. Zukunftsmusik, im wahrsten Sinne des Wortes. Heute ist diese Zukunft Gegenwart. Und der Tag, an dem er all jenes erzählen würde, »was früher einmal war«, ist gekommen. Die Toten Hosen bejubeln ihr 40-jähriges Jubiläum, Frontmann Campino feiert im Juni 2022 seinen 60. Geburtstag.

Auch Punker werden älter. Und ruhiger obendrein. Am Anfang stand der Lärm. Die einstige Opel-Gang rebellierte gegen die Spießbürgerlichkeit ihrer Elterngeneration, protestierte gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf und lieferte sich hier und da eine Straßenschlacht mit der Polizei. Inzwischen werden die müden Knochen mit Wassergymnastik und Ginkgo-Zitronengras-Tee verwöhnt. Auch Campinos rote Haare sind weniger grell, hier und da gibt es grau melierte Strähnen.

Wie Andreas Frege zu Campino wurde, weiß jeder eingefleischte Hosen-Fan. Nach einer Bonbon-Schlacht, von ihm angezettelt, benannten ihn seine Mitschüler nach der gleichnamigen Süßigkeit. Doch wieso verschlägt es den Sohn eines deutschen Richters und einer englischen Lehrerin in die Punker-Szene? Und letztlich auf die Bühne? Campino selbst erklärt seinen Selbstdarstellungstrieb damit, dass er nun mal das fünfte von sechs Kindern sei. Da musste er zusehen, wie er sich »das Essen vom Tisch holte«. Aber das ist natürlich nur ein Bruchteil seiner Lebensgeschichte.

Auch dieses kleine Büchlein hat nicht den Anspruch, die gesamte Existenz des Andreas Frege in jeder Einzelheit zu dokumentieren. Es ist vielmehr wie ein Konzert der Toten Hosen, voller Punk und Spaß, mit lauten und leisen Tönen. Mal provozierend, mal polarisierend und immer überraschend wie die Hosen-Cover-Version »Ohne dich« von Rammstein.

Bei einer ZDF-Wahl der einhundert größten Deutschen wurde Campino vor ein paar Jahren von den TV-Zuschauern auf Platz 65 gewählt, direkt vor dem verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Denn auch wenn der legendäre Punker mit seinen Hosen das erste weithin erkennbare Zeichen für einen anderen Lebensentwurf als das Mainstream-Deutschland Mitte der 80er-Jahre setzen wollte, so wurde und wird er genau von dieser Masse geliebt.

Alles aus Liebe!

Ich hau dir auf die Fresse


1979, Campino war gerade 17 geworden, durfte er mit seiner ersten Band ZK in der Hamburger Markthalle auftreten. Das Festival hieß „In die Zukunft“ und gab damit eben all jenen vielsprechenden Künstlern, die eine glorreiche Zukunft versprachen, eine Chance - sowie ein dankbares Publikum. Für Campino war es in doppelter Hinsicht eine Premiere. Zum einen war es das erste Mal für ihn, auf der legendären Rundbogenbühne am Klosterwall zu spielen. Zum anderen war er der erste Künstler, dem noch auf der Bühne eine Tracht Prügel angedroht wurde.

Drei Jahre zuvor, Silvester 1976, hatte die Markthalle mit einem Konzert der Krautrock-Gruppe Embryo eröffnet. Schnell wurde die ursprünglich genutzte Blumenhalle eines Großmarktes zum Mekka der Musik-Fans. Denn hier, in diesem roten Backsteingebäude, hatten schon sämtliche Weltstars gerockt. Genauer gesagt traten sie hier auf, bevor sie zu Musik-Giganten wurden: Metallica genau wie Nirvana, AC/DC oder die Red Hot Chili Pepers. Ebenso Motörhead, R.E.M. und Oasis hatten sich von den 1000 Fans im ausverkauften Haus feiern lassen. Das erste Konzert von Depeche Mode vor deutschem Publikum am 25. September 1981 ist bis heute unvergessen. Eigentlich wurde hier jeder Künstler frenetisch gefeiert. Bis eben auf Campino.

Dabei fing alles so vielversprechend an. Campino und seine Band waren von Alfred Hilsberg nach Hamburg eingeladen geworden. Hilsberg galt mit seinem Label What’s so funny about als einer der Macher der Punkszene. Er buchte für die ZK sogar ein kleines Hotelzimmer, »das fanden wir sensationell«, erinnert sich Campino. Ihr »erster richtiger Auftritt auswärts« dagegen kam nicht bei allen gut an. Die Hamburger lieben harten Punk, durchweg harten Punk. Dass ZK hingegen auch Songs wie »Heimweh« von Freddy Quinn zum Besten gab, führte zum ersten Unmut im Publikum. Als Campino in seiner kurzen Lederhose dann auch noch eine etwas eigenwillige Performance aufführte, fühlte sich der eine oder andere Punk schlicht verarscht. Campino erinnert sich an einen tätowierten Matrosen, der ihm den gesamten Auftritt über immer wieder die geballte Faust zeigte und rief: »Ich hau dir auf die Fresse«.

Campino: »Also sang ich lieber zur anderen Seite.«

Ein Kindersarg als Dachbox


Im Jahr 1983 waren die Toten Hosen den Jugendzentren rund um Düsseldorf längst entwachsen. Sie hatten Potential, und ihr Fan-Radius schien sich gefühlt täglich zu vergrößern. Neben Bremen, Hamburg und Berlin gab die Bands inzwischen auch Konzerte in der Schweiz. Also hieß es: erst auf die Autobahn, dann auf die Bühne. Doch was macht eine junge Band, wenn sie auf Tour geht, aber keinen Bus hat? Richtig, sie nimmt einen PKW. In diesem Fall einen knallroten BMW. Und was macht sie, wenn sich die Dachbox als viel zu klein für drei Gitarren erweist? Richtig, sie nimmt einen ... Kindersarg! Einen weißen Kindersarg, genauer gesagt, auf dem mit schwarzen Buchstaben »Die Toten Hosen« stand, festgezurrt mit dünnen Expandern. Die Tournee wurde dann intern »Die mit dem Sarg genannt«. Nomen est omen.

Aus provozierender Punkersicht ist so ein Kindersarg auf dem Dach sicherlich eine hervorragende Idee. In punkto Zeitmanagement erwies sich diese Art des Gitarrenkoffers aber doch eher als ungeschickt, zumindest wenn man damit über die Grenze will. Dass die Band von den stutzigen Grenzbeamten jedes Mal freundlich gebeten wurde, doch bitte rechts ranzufahren, ist keine Überraschung. Und wenn die Beamten fragten, was denn da drin sei, in diesem Sarg, und als freche Antwort ein »Wir müssen jemanden abholen« kam - ja, dann brauchte man sich an diesem Tag nichts mehr vorzunehmen. Dann wurde das Auto samt Band auf den Kopf gestellt. Mal wieder. Das kostete laut Campino jedes Mal locker drei Stunden. Die Erkenntnis, dass blöde Sprüche und Zeitdruck nicht zusammenpassen, gab’s kostenlos obendrein.

Mit ihrem späteren Busfahrer Uwe Faust blieb der Kindersarg schließlich zu Hause. Das machte die Grenzkontrollen leichter, den ersten Eindruck trotzdem nicht besser. Erst viel, viel später gestand Uwe: »Ich hab’ sie anfangs für Säufer und für blöd gehalten.«

Zwischen Bommerlunder und Blasphemie


Im Juli 1983 waren die Hosen noch relativ unbekannt. Ein Geheimtipp in der Szene. Das sollte sich mit ihrem ersten Hit »Eisgekühlter Bommerlunder« schlagartig ändern. Der Song ist eine Party-Version des Samba-Schlagers »Chiu Chiu« von 1937. In den 50ern entstand aus dieser Melodie zunächst das Wanderlied »Eisgekühlte Coca-Cola« - bis ein paar Punker Cola gegen Kümmelbranntwein austauschten. Die Hosen legten dieser dritten Single ein Probefläschchen Bommerlunder bei und spielten ihre neu auserkorene Hymne bei jeder Gelegenheit. Dass Andi auf seinem Bass nur zwei Saiten hatte und das Schlagzeug keine Toms, spielte keine Rolle. Den Fans gefiel das Lied, ebenso dem Plattenriesen EMI. Er gab der Band 50.000 Mark für einen Videodreh.

Dass sich die Rheinland-Punker für diesen Clip ausgerechnet die St. Willibaldkirche im bayerischen Jesenwang aussuchten, war Zufall. Man kannte jemanden, der jemanden kannte, der wiederum in einer umgebauten Sakristei wohnte und einen Schlüssel für eine Kirche besaß. So wurde die weiße Kapelle vor den Toren des 1500-Seelen-dorfs zum Schauplatz von Sodom und Gomorra. Gedreht wurde eine wilde Punker-Massenhochzeit, mit Hochzeitskutsche, besoffenen Ministranten und einem ebenso betrunkenen Pfarrer. Dass sich der Gottesmann am Ende des Videos mit Rockern um eine Flasche Schnaps prügelt und obszöne Gesten zum Besten gibt, war für die Einwohner von Jesenwang der Gipfel der Blasphemie. Erst recht, nachdem der Darsteller des Pfarrers von außen gegen die Kirchentür gepinkelt hatte.

Der Dreh an sich dauerte keine 48 Stunden, der anschließende Skandal hingegen deutlich länger. Die BR-Sendung Pop Stop strich das Video wegen Verletzung religiöser Gefühle sogar aus dem Programm. Insbesondere die Bewohner von Jesenwang forderten Wiedergutmachung für den schwärzesten Tag in der Geschichte ihrer Gemeinde.

Noch im selben Jahr wurde die Wallfahrtskirche St. Willibald vom zuständigen Pfarrer neu geweiht.

Fuck you, Mielke!


Es war Ostern 1983. Da standen die fünf Düsseldorfer nun vor der Berliner Mauer und wussten ganz genau, was zu tun war. Der Punk galt in der DDR als Feindbild. Allein schon durch ihr Aussehen gerieten die rebellischen Jugendlichen ins Visier der Stasi - und in das von Erich Mielke, verantwortlich für die Staatssicherheit. Mielke führte den totalitären Stasi-Apparat mit höchster Grausamkeit an und wurde nicht grundlos »Meister der Angst« genannt. Die Toten Hosen hatte keine Angst.

Ursprünglich waren sie nur wegen eines Gigs im »SO36« nach West-Berlin gekommen. Der Musikclub in der Kreuzberger Oranienstraße lag im Postzustellbezirk SO 36, daher der Name, und war längst zum Rückgrat der Berliner Untergrund-Kultur geworden. Die Punk-Welle feierte hier Anfang der 80er ihren Höhepunkt. Klar, dass die Toten Hosen hier nicht fehlen durften. Noch beflügelt von ihrem Auftritt, beschlossen sie nun, dem Herrn Mielke den symbolischen Stinkefinger zu zeigen und...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Andreas Frege • Andreas Meurer • Die Toten Hasen • Die Toten Hosen • Düsseldorf • Fussball • Geschenk • Hope Street • Kauf mich! • Liverpool • Musik • Musikbuch • Musiker • Punk • Punkrock • Reich & Sexy • Sänger • Schauspieler
ISBN-10 3-7453-1996-6 / 3745319966
ISBN-13 978-3-7453-1996-5 / 9783745319965
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