Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH (eBook)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
351 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-8992-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH -  Mäander Visby
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
APOKATASTASIS & PUBLIKUMSGESPRÄCH sind zwei Theaterstücke, die ausschließlich aus Gedichten bestehen. APOKATASTASIS handelt von einem Studenten der Literaturwissenschaft, der in der Weimarer Fürstengruft auf zwei Pärchen trifft, die nicht unterschiedlicher hätten sein können. PUBLIKUMSGESPRÄCH beginnt dann, wenn die eigentliche Aufführung beendet ist. Zwei Zuschauer verweilen auf ihren Plätzen und bekommen so eine ganz private Vorstellung, in die sie bald schon involviert werden.

*1985 Thüringen.

*1985 Thüringen

PUBLIKUMSGESPRÄCH


EIN KAMMERSPIEL

VON MÄANDER VISBY


PERSONEN

ZUSCHAUER

ZUSCHAUERIN

SCHAUSPIELER

SCHAUSPIELERIN

AUTOR

REGISSEURIN

INTENDANT

ABENDDIENSTLEITERIN

BÜHNENREINIGER


Der Zuschauer und die Zuschauerin sitzen nebeneinander auf Theaterplätzen auf der Bühne und blicken gen Publikum, vor dem eine Holzbank steht, die ausgerichtet ist in Richtung der beiden.

Unter der Bank ist ein Teppich aus Rasen ausgelegt.

Aufritt Bühnenreiniger, der hinter der Bank - also vor dem eigentlichen Publikum - den Rasen mäht.


BÜHNENREINIGER

Kapitel I

Gleich zu Beginn der Menschen Zeit,

Als vieles trist und einsam war,

Da liebte sich ein Menschenpaar,

Wie es von Augenzeugen hieß.

Und durch den ersten Gang zu zweit,

Gelang ein lebenswerter Schritt:

Der eine nimmt den andren mit -

Das ist der Weg ins Paradies!

Und so begingen sie den Traum

Mit einem Blick- und Hautkontakt,

Und schworen auf den Liebespakt,

Der sie fortan begleiten sollt'.

Dann zogen sie vom Apfelbaum

Hinaus in eine neue Welt,

Von der sie glaubten, sie gefällt

Mit ihrer Bronze, Silber, Gold.

Doch nun voran! Voran! Voran!

Durch Raum und Zeit geht's für die zwei!

Zusammen sind sie vogelfrei

Und jeder Ära weit voraus!

Sie treten auf nur als Gespann,

Wenn eine neue Zeit beginnt!

Was auch sich ändern mag, sie sind

In ihrer Liebe stets zu Haus'!


Auftritt Schauspielerin, die sich auf die Bank setzt.

Der Schauspieler beginnt hinter der Bühne zu erzählen.


SCHAUSPIELER

Zur Hüfte ragt der Rasen und die Hecken türmen sich.

Die Stängel wilder Gräser, sie verschlingen beinah' mich.

Die Stiche spitzer Dornen, sie zerkratzen mir die Haut.

Ach, die Natur hat schlicht ein Heer von Schutzwall sich erbaut.

Doch hinter jenem Dschungel, da blitzt goldig schon hervor,

In übergroßem Maße ein verschlossnes edles Tor,

An dem der rankend' Efeu manch Geschichte hat verdrängt

Und, wie ein Häufchen Elend, von dem Himmel runterhängt.

Von Bäumen ist gesäumt der Weg, und gleicht dem der Allee,

Mit Tierfiguren an dem Rand, egal wohin ich seh'.

Ein Schatten fällt von einem Stein und zeigt mir sein Profil.

Er sucht zur frühen Stunde noch den Sinn in seinem Stil.

Und nach den Metern voll von Furcht - hindurch gemimter Fratzen -,

Da sitzen auf der Treppe, keck, zwei schnurrend schwarze Katzen,

Die Schritt für Schritt nun mich genau, wie fehl am Platz, verfolgen,

Doch, unerwartet dann für mich, sich tief vor mir verbeugen.

Ich klopfe an die Eingangstür und warte sehr diskret.

Mir ist so als ob an der Tür dahinter jemand steht.

Ich warte wie die Zeit vergeht, doch keiner öffnet mir.

Drauf sagt die eine Katz' zu mir:

BÜHNENREINIGER

Es wohnt gar niemand hier!

SCHAUSPIELER

Im Leben dacht' ich nie daran, mit Tieren je zu sprechen.

Stattdessen war ich drauf und dran die Tür bald aufzubrechen.

Die Katze spricht:

BÜHNENREINIGER

Ach sie, mein Herr, Sie sind ja kriminell!

Da sträubt sich mir das Nackenhaar und bleicht mein schwarzes Fell!

SCHAUSPIELER

Nun, ungeachtet von der Katz', zerbrach ich doch die Tür.

Und beider Katzen Nackenhaar stand, wie zur Wehr, Spalier.

Die eine meinte noch zu mir:

BÜHNENREINIGER

Mein Herr, das war nicht schlau!

SCHAUSPIELER

Ich ging sogleich ins Haus hinein und sagte nur: Miau!

Durchleuchtet glüht das Haus voll Glanz. Welch Prunk schon am Empfang!

Ja, fünfzig Stufen führen rauf zum ersten großen Rang.

Ein sattes Marmor ziert das Rund und küsst die Flut aus Strahlen.

Es wirkt, als würde Gott, der Herr, mit seinem Werk hier prahlen.

Und hinter einem Aufgang, rechts, die vielen Stufen rauf,

Da tut in weiter Ferne auch ein langer Flur sich auf,

Der wie ein Tunnel der Begier im hellen Licht erscheint

Und, trotz gewöhnlich und banal, sich als besonders meint.

Verwunschen sind die Wände und porös so manches Bild.

Wer weiß, ob eins der Dinger heut' als Meisterwerk noch gilt?!

Und üppig glänzt das Silber, so wie jeden Tag poliert.

Es sind sogar die Bücher nach den Sparten einsortiert.

Ein Buch in dem Regal jedoch steht nicht in Reih' und Glied:

An einem Tag wie diesem ist's, wenn man's genau besieht.

Der braungefärbte Umschlag hat ins gelb sich jäh gemischt

Und ist durch das sich Nehmen recht verworren und verwischt.

Da tut sich beim Berühren just ein Teil des Schrankes auf,

Eröffnet so mir einen Gang mit Wendeltreppenlauf,

Der eng und düster ist und wirr im Kreise abwärts führt.

Und bloß, weil man mein Büchlein nur hat einmal leicht berührt?!

Nun, Schritt um Tritt ertast' ich mir den Weg gen Dunkelheit.

Und ging' es nicht so tief hinab, tät' ich's mit Frömmigkeit.

Doch dann lauf' ich, erblindet fast, direkt vor eine Tür.

Das kann ja nur bedeuten, dass die Stufen enden hier.

Allmählich fühl' im Dunkeln ich ein Schloss an dieser Tür,

Das via einer Kennzahl wohl sich erst eröffnet mir.

Ich rate in die Nacht hinein und drücke auf gut Glück:

Von vier der sieben Knöpfe! Ach, dann macht im Schloss es Klick!

Ein langes Kerzchen brennt im Raum, als wurd' es erst entfacht.

Ein Bett steht in der Ecke, schlicht, noch warm, doch frisch gemacht.

Ja, ohne Fenster ist der Raum, die Wände trist und kahl.

Es ist zwar bloß ein Schlafgemach, doch schöner als manch Saal.

Von da an führt nun, tunnelgleich, ein Weg hinaus ins Licht.

Ein Vogelzwitschern schallt ins Ohr, wie ein Naturgedicht.

Der Morgen hellt sich wieder auf, als ich die Nacht verließ.

Es grüßt ein süßes Lächeln mich als Gartenparadies.

Exakt sind alle Hecken, strikt. An Reben reifen Trauben.

Und Vögel sind mit Gier dabei die Bäume leer zu rauben.

Ein Teich, inmitten von dem Grün, ziert rosig diesen Garten.

Um einen Fisch zu sehen drin, muss man nicht lange warten.

Da ragt, so hochgeschossen her, ein dichtes Labyrinth,

Das wie ein Feuer, toll vom Wahn, nicht nach Entrinnen sinnt.

Hindurch jedoch, hindurch mit Mut, selbst wenn der Tod dort lauert,

Wenn ich im Zunder mich verlier' und es gar Stunden dauert!

Von Liebe spricht das Scheitern gern als einen treuen Freund.

Und wenn ich glaub' zu träumen, dann war das wohl auch geträumt.

Und als ich glaub' zu gehen, dann stand ich entschieden da.

Und als ich dacht' zu stehen, dann wusst' ich nicht, wo ich war.

Und als ich dacht' zu wissen, dann sah ich den Weg nicht mehr.

Und als ich wusst' zu wenden, dann ging ich auf einmal quer.

Und als ich wusst' zu scheitern, dann kam mir so in den Sinn,

Dass ich womöglich längst am Ziel schon angekommen bin.

Hinaus jedoch, hinaus bin ich! Ach, frisch bläst auf der Wind.

Wo vormals Bäume standen, da nun Blumenfelder sind:

Mit Tulpen, Nelken, Veilchen und... - soweit das Auge reicht!

Ein Garten, der beachtlich dem des Farbenursprungs gleicht.

Und an der Pracht von Blüten und dem feucht besprühten Rasen,

Seh' ich, nach den zwei Katzen, jetzt ein andres Paar von Hasen,

Die wie zwei stille Wächter tun den bunten Flor bewachen,

Und schon beim Anblick meiner sich ins Fäustchen herzlich lachen.

Ein Hase kommt und sagt zu mir:

BÜHNENREINIGER

Der Mieter ist verzogen!

Und wer behauptet andres, ja, der hat gewiss gelogen!

SCHAUSPIELER

Und einmal mehr halt ich zurück mich vor begabten Tieren.

Ich wollte nach dem...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Einakter • Gedichte • Kammerspiel • Lyrik • Publikumsgespräch • Theater • Weimar
ISBN-10 3-7541-8992-1 / 3754189921
ISBN-13 978-3-7541-8992-4 / 9783754189924
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
E-Book Endkundennutzungsbedinungen des Verlages

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Wo Idylle auf tödliche Geheimnisse trifft

von Karl-Heinz Brinkmann

eBook Download (2025)
epubli (Verlag)
CHF 5,85
Eine wahre Legende der letzten 50 Jahre

von Axel Trippe

eBook Download (2025)
epubli (Verlag)
CHF 9,75