ABBA - 50 Jahre Popgeschichte (eBook)
128 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1907-1 (ISBN)
Christoph Spöcker wurde 1984 im Schwarzwald geboren. Nach dem Abitur studierte er unter anderem Germanistik in Freiburg und Amerikanische Literatur in Innsbruck. Er lebt heute als freischaffender Autor in Kempten. Bereits erschienen sind seine Bücher Karl Lagerfeld, Reinhold Messner, Roger Willemsen, Helmut Kohl und Bud Spencer in der Reihe Kleine Anekdoten bei riva.
Christoph Spöcker wurde 1984 im Schwarzwald geboren. Nach dem Abitur studierte er unter anderem Germanistik in Freiburg und Amerikanische Literatur in Innsbruck. Er lebt heute als freischaffender Autor in Kempten. Bereits erschienen sind seine Bücher Karl Lagerfeld, Reinhold Messner, Roger Willemsen, Helmut Kohl und Bud Spencer in der Reihe Kleine Anekdoten bei riva.
SONGCONTEST UND FISCHKONSERVEN
Die Kunst, einen so originellen wie einprägsamen Bandnamen zu finden: Bereits Ende 1970 treten die vier Schweden zusammen unter dem Namen Festfolket auf, beenden das Projekt aber aufgrund mangelnden Erfolgs schnell wieder. Es folgen Clubauftritte unter dem Namen Engaged Couples. In Mexiko vertreiben sie ihre Musik als Los Suecos (Die Schweden). Sowohl das Album Ring Ring als auch der Auftritt beim schwedischen Melodienfestival laufen dann im Jahr 1973 noch unter dem leicht holprigen Namen Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid.
Noch sind die vier neben ihrem gemeinsamen Album auch mit eigenen Projekten beschäftigt, was anfänglich auch der Grund für die schlichte Aneinanderreihung ihrer Namen in verschiedenen Varianten ist. Schließlich kennt man das Quartett in Schweden vor allem unter ihren Vornamen. Für den ganz großen Erfolg muss dennoch etwas Eingängigeres her, und so machen sie sich zusammen mit Stig auf die Suche nach einem »richtigen« Namen.
Eine Göteborger Zeitung veranstaltet deshalb extra einen Wettbewerb und sammelt allerlei Vorschläge. Darunter befinden sich Namenskreationen wie zum Beispiel BABA , FABB oder Alibaba , die den vier Bandmitgliedern alle recht gut gefallen. Letztlich kann sich aber keiner dieser Namen durchsetzen. Stattdessen entscheiden sich die vier Musiker für den Vorschlag ihres Managers Stig und treten fortan unter dem Namen ABBA auf.
Das Kuriose daran ist nicht etwa die Tatsache, dass sich hinter der Abkürzung wiederum die Vornamen der vier Musiker in Form eines Palindroms verbergen (ein Wort, das rückwärts gelesen genauso lautet wie vorwärts). Vielmehr gibt es auch einen schwedischen Fischkonservenhersteller mit dem Namen Abba Seafood. Dadurch lassen sich die Musiker jedoch nicht von ihrem Aufstieg abhalten und Stig fragt bei der gleichnamigen Konservenfirma an. Dort zeigt man sich nach einigem Überlegen großzügig und erlaubt der Band, den Namen ABBA zu tragen.
Drei Jahre später kommt es während eines Fototermins für die deutsche Jugendzeitschrift Bravo zu einem kleinen Lapsus, der sich nachträglich als Geschenk des Himmels herausstellt. Bei den Aufnahmen werden die vier mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben ihres Vornamens fotografiert. Benny hält sein B versehentlich falsch herum und schon ist durch einen harmlosen Zufall das legendäre ABBA-Logo mit dem spiegelverkehrten B geboren. Der neue Bandname und vor allem das ikonische Logo gefallen den Musikern so gut, dass sie es im Anschluss vorsichtshalber als Marke eintragen lassen. Seitdem hat sich der Name ABBA weltweit so stark etabliert, dass wohl nur noch wenige dabei an eine Fischfirma denken.
NACHWUCHS
Ihren ersten gemeinsamen Anlauf beim Melodienfestival nehmen Agnetha, Benny, Björn und Frida im Februar 1973.
Mit »Ring Ring«, dem gleichnamigen Titellied ihres Albums, sind die vier alles andere als Underdogs. Ja, in den Augen des Publikums erscheint das Quartett als klarer Favorit.
Auch die vier Musiker malen sich mit ihrem Song gute Chancen aus und rechnen insgeheim vielleicht schon mit ihrer Teilnahme beim Eurovision Song Contest. »Ring Ring« ist immerhin ein beachtlicher Hit in ihrer Heimat. Der Sieger des Festivals wird jedoch nicht von den Zuschauern gewählt, sondern von einer offiziellen Jury. Die Experten zeigen sich letztlich nicht überzeugt, und so landen die beiden Liebespaare mit ihrer fetzigen Nummer lediglich auf Platz drei.
Wo eben noch eine glorreiche Zukunft auf der internationalen Bühne winkte, macht sich schon im nächsten Moment Enttäuschung unter den Musikern breit.
Agnetha ist wahrscheinlich die Einzige, die diesem Rückschlag etwas Positives abgewinnen kann. Während des Auftritts beim Melodienfestival ist die blonde Sängerin hochschwanger. In ihrem Zustand kann sie wahrlich auf den Musikrummel und die damit verbundene Aufregung verzichten. Am 23. Februar 1973 bringt Agnetha ihre Tochter Linda zur Welt. Von da an ändert sich ihr Leben von Grund auf. Drehte sich bis vor Kurzem noch alles um die Musik, steht mit einem Mal die kleine Linda im Mittelpunkt.
Es sieht fast so aus, als wollten die Musen Agnethas und Björns kleiner Familie eine Art Schonfrist gewähren, damit die beiden zumindest ein paar Monate voll und ganz für ihr neugeborenes Mädchen da sein können. Es ist eine kostbare Zeit für die jungen Eltern und die kleine Linda, die vermutlich so schnell nicht wiederkommt. Denn eines ist gewiss: Der ESC findet auch im Jahr darauf wieder statt. Und ein zweites Mal wollen die vier sich nicht mit einer Niederlage zufriedengeben.
WATERLOO
Die Schlacht von Waterloo markiert Anfang des 19. Jahrhunderts den Untergang Napoleons und wird von da an zum Inbegriff der Niederlage. Wer hätte gedacht, dass es knapp 160 Jahre später einer schwedischen Band gelingen würde, dieses geflügelte Wort in einen unvergesslichen Triumph umzumünzen?
Bleibt ihnen die Teilnahme am ESC im Vorjahr noch verwehrt, fegen ABBA die Konkurrenz beim Melodienfestival 1974 mit der Wucht eines musikalischen Wirbelsturms hinweg. So sichert sich die Band die Teilnahme am Eurovision Song Contest im englischen Brighton.
Laut Björn Ulvaeus entspricht »Waterloo« ganz und gar nicht dem damals typischen ESC-Sound. ABBA entscheiden sich trotzdem für die Nummer, weil sie glauben, dass sie sich und ihre Musik mit »Waterloo« am authentischsten präsentieren können. Damit liegen sie letztlich genau am Puls der Zeit - und das, obwohl wieder einmal vieles gegen ihren Erfolg spricht.
Die Konkurrenz in Brighton hat schließlich eine gänzlich andere Kragenweite als die schwedischen Mitbewerber beim Melodienfestival. Auf der einen Seite gelten die Holländer von Mouth & MacNeal als einer der Favoriten bei diesem musikalischen Kräftemessen. Auf der anderen Seite bringt auch das Vereinigte Königreich mit Olivia Newton-John eine Favoritin an den Start.
Als ABBA schließlich mit ihrem Auftritt an der Reihe sind, betritt der Dirigent Sven-Olof Walldoff das Parkett und nimmt seinen Platz von dem bereitsitzenden Orchester ein. Passend zu ABBAs Song trägt Walldoff ein Napoleon-Kostüm. Ein schlechtes Omen? Oder ein augenzwinkernder Glücksbringer?
Als der Song beginnt, sind jegliche Zweifel wie weggeblasen: Die Melodie erfasst das Publikum in Brighton ebenso wie die Zuschauer zu Hause vor den Fernsehern. Dann beginnen Frida und Agnetha zu singen. Ihre Stimmen harmonieren wie immer perfekt, die knalligen Outfits verleihen der Band einen ordentlichen Touch Glamrock. Agnetha sieht in ihren leuchtend blauen Ballonhosen, einem gleichfarbigen Samtblouson und kniehohen Plateaustiefeln aus, als wäre sie einer anderen Welt entsprungen. Fridas Outfit aus weißer Satinbluse und langem Rock erinnert noch ein wenig an die Folk-Rock-Wurzeln der Musiker und setzt damit einen markanten Gegenpol. Benny und Björn wiederum zaubern dem Publikum mit ihren glitzernden Outfits und silbernen Plateaustiefeln ein wohlgesinntes Schmunzeln auf die Lippen.
Alles in allem wirkt der Auftritt sehr spielerisch und für so manchen auch ein wenig absurd. Doch das tut der Wirkung der vier Schweden keinen Abbruch. Sie gewinnen den Song Contest mit deutlichem Abstand von sechs Punkten auf die zweitplatzierte Italienerin Gigliola Cinquetti. Die niederländischen Favoriten belegen lediglich den dritten Platz. Mit ihrem Triumph in Brighton gelangen ABBA über Nacht zu internationalem Ruhm. Danach ist das Leben der vier Musiker kaum noch wiederzuerkennen.
WELTSTARS ODER ONE-HIT-WONDER?
Nach dem sensationellen Erfolg beim Eurovision Song Contest klingeln bei Polar Music die Kassen. Natürlich sehr zur Freude der Band samt ihres Managers Stig Anderson. Eine Welle der ABBA-Euphorie schwappt über Europa. »Waterloo« stürmt die Hitparaden und belegt in vielen Ländern den ersten Platz. Insgesamt verkaufen ABBA mehr als fünf Millionen Tonträger des Songs. Selbst in den USA, wo der ESC keinerlei Bedeutung hat, findet die Nummer einen solchen Anklang, dass sie die Top Ten erreicht. Das Album Waterloo bleibt ebenfalls wochenlang in den Charts und erreicht in Schweden Diamant-, in Deutschland Platin- und im Vereinigten Königreich immerhin noch Silberstatus.
Der großartige erste Platz beim ESC hat einen Haken: Wer den Wettbewerb einmal gewinnt, hat damit üblicherweise auch gleich den Zenit seiner Karriere erreicht - zumindest was die europäische Musikszene betrifft. Wird es auch ABBA so gehen? Zunächst sieht es fast so aus: So begeistert sich die Fans auch von »Waterloo« zeigen, so bescheiden fallen die Verkäufe der nächsten beiden Singles aus. »I Do, I Do, I Do« und »Honey Honey« mögen aus heutiger Sicht solide Klassiker aus dem ABBA-Repertoire sein. Bei der Veröffentlichung können die Titel jedoch nicht an den Erfolg von »Waterloo« anknüpfen.
Auch das Nachfolgealbum mit dem schlichten Titel ABBA schlägt sich eher mittelmäßig. In Schweden und Norwegen erreicht die Platte noch Platz eins. Doch im Rest der Welt sinken die Verkäufe und damit auch die Beliebtheit der vier Schweden.
ABBAs erste Europatour fällt ebenfalls in diesen Zeitraum und auch hier hält sich der Erfolg in Grenzen. Nicht ein einziges Konzert ist ausverkauft, zwei Auftritte werden sogar wegen Publikumsmangels abgesagt.
Nach dem fulminanten internationalen Durchbruch entwickelt sich ABBAs Karriere also immer mehr zu einer aufregenden Achterbahnfahrt mit erheblichen Höhen und Tiefen. Insbesondere die englische Musikpresse zeigt sich skeptisch gegenüber der schwedischen Band und nimmt die vier Musiker trotz der vielen Plattenverkäufe nicht wirklich ernst. Auch aus anderen Ländern...
| Erscheint lt. Verlag | 15.5.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
| Schlagworte | 50 Jahre • ABBA Museum • Abbatare • Agnetha Fältskog • Anekdoten • Anni-Frid Lyngstad • Band • Benny Andersson • Björn Ulvaeus • Comeback • Frida • Geschenk • Gold • Jubiläum • Licht und Schatten • Musik • Popgruppe • Schweden • Voyage • Waterloo |
| ISBN-10 | 3-7453-1907-9 / 3745319079 |
| ISBN-13 | 978-3-7453-1907-1 / 9783745319071 |
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