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Celeste - Gott und der König (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
384 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-12132-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Celeste - Gott und der König -  Sabrina Kiefner
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1793. Ganz Frankreich befindet sich im Taumel der Revolution. Ganz Frankreich ? Nein! Ein von unbeugsamen Bauernsoldaten bevölkerter Landstrich im Westen Frankreichs leistet den aus Paris entsandten Truppen entschiedenen Widerstand. An der Spitze einer Kolonne schlecht bewaffneter Bauernsoldaten galoppiert eine Frau im Damensattel: Madame Bulkeley. Ihre Rolle als Anführerin im Bruderkrieg zwischen Anklägern und Fürsprechern der Monarchie bringt die mutige Kämpferin jedoch in eine verzweifelte Lage, aus der es bald keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Diese Romanbiographie beruht auf ausführlichen Recherchen in den regionalen Archiven. Eine bisher unveröffentlichte, authentische Manuskriptsammlung aus dem Jahre 1793 trug zur Entstehung dieses Buches bei. Die in Frankreich lebende Autorin ist passionnierte Reiterin im Damensattel. Sabrina Kiefner hat den Lebenslauf der Lokalheldin und ihrer vier Gatten auf farbenfrohe Weise nachgestellt und in ihrem Erstlingswerk die Schicksale von zwei bedeutenden Frauen kunstvoll miteinander verstrickt. Beide haben zu Lebzeiten eine Pioniersrolle gespielt. Dieser Historienroman ist für geschichtlich Interessierte und Liebhaber Frankreichs ein Leckerbissen. Schon auf den ersten Seiten gerät der Leser in einen Sog, dem er sich in den folgenden Kapiteln kaum noch entziehen kann.

Sabrina Kiefner ist in Waiblingen geboren und lebt seit vielen Jahren an der französischen Atlantikküste. Nach ihrem Studium der Fremdsprachen war sie in der Immobilienbranche selbständig, bevor sie ihre Leidenschaft für Pferde zum Beruf machte. Mit Pferden hat die Autorin nach wie vor ehrenamtlich zu tun und widmet sich heute Übersetzungen und ihren Recherchen über herausragende Frauen, deren Schicksal sie vor der Vergessenheit und der allgemeinen Indifferenz bewahren will, die unsere Epoche auszeichnet. Das vorliegende Erstlingswerk "Celeste" erschien in Frankreich 2019. Die Romanbiographie wurde von der Autorin in ihre Muttersprache übersetzt, um sie auch den deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen. Zur zweibändigen Celeste-Reihe gibt es auf der Facebook-Seite "Céleste de Bulkeley" viele Bilder, Archivdokumente und Kartenmaterial.

Sabrina Kiefner ist in Waiblingen geboren und lebt seit vielen Jahren an der französischen Atlantikküste. Nach ihrem Studium der Fremdsprachen war sie in der Immobilienbranche selbständig, bevor sie ihre Leidenschaft für Pferde zum Beruf machte. Mit Pferden hat die Autorin nach wie vor ehrenamtlich zu tun und widmet sich heute Übersetzungen und ihren Recherchen über herausragende Frauen, deren Schicksal sie vor der Vergessenheit und der allgemeinen Indifferenz bewahren will, die unsere Epoche auszeichnet. Das vorliegende Erstlingswerk "Celeste" erschien in Frankreich 2019. Die Romanbiographie wurde von der Autorin in ihre Muttersprache übersetzt, um sie auch den deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen. Zur zweibändigen Celeste-Reihe gibt es auf der Facebook-Seite "Céleste de Bulkeley" viele Bilder, Archivdokumente und Kartenmaterial.

II

„Ich wurde am 14. Mai 1753 in Angers geboren und getauft auf den Namen Celeste Julie Michelle Talour de la Cartrie. Das riesige Landgut, das mein Vater geerbt hatte, war sechs Meilen* von Angers entfernt. La Cartrie, früher Carterie genannt, war einer der besten Schiefersteinbrüche der Region.

Ich war das achte Kind in der Familie. Meine Schwester und Patin Julie erzählte mir sehr viel später von den dramatischen Ereignissen, die das Leben meine Eltern kurz nach meinem ersten Geburtstag geprägt hatten. Meine Mutter brachte Zwillingsschwestern zur Welt und war sehr erschöpft von deren schwieriger Geburt. Sie brauchte lange Zeit, um sich davon zu erholen. Als es ihr endlich besser ging, wäre mein Bruder fast den Pocken zum Opfer gefallen. Einer meiner Onkel verstarb kurz darauf an den Komplikation einer Blinddarmoperation, während meine kleinen Schwestern an Herzschwäche litten. Der Gedanke, dass eine weitere Tragödie unsere Familie heimsuchen könnte, nahm daraufhin von meiner Mutter Besitz.

Ihr Mädchenname war Jeanne Ollivier; sie war die Tochter eines Konsuls der Stadt Angers. Ihre allgegenwärtigen Befürchtungen blieben bestehen, was ihr das Leben keinesfalls leichter machte. Meinen Vater hörte ich oft sagen, Angst sei ein schlechter Ratgeber. Es gab zu dieser Zeit keine Arznei gegen Trübsinn und der Arzt verschrieb ihr Johanniskraut. Das Mittel linderte ihr Leiden, wirkte aber dennoch keine Wunder gegen die Angstzustände, die im Alter von vierzig Jahren an ihr nagten. Ihre Furcht schien mich genährt und abgehärtet zu haben, um mich besser auf die Tragödien, die das Schicksal mir vorbestimmt hatte, vorzubereiten. Ich würde nicht behaupten, dass ich unempfindsam war für Ängste, doch habe ich nie die Seelenqualen kennengelernt, die meine arme Mutter ausstehen musste. Ich war wie die Fohlen, die mein Vater, der königlicher Reitmeister war, aufzog, und die er geduldig auf die Zwänge vorbereitete, die sie in ihrem späteren Pferdeleben erwarteten. Er konfrontierte sie bereits im jüngsten Alter mit allem, was sie erschrecken könnte und bediente sich ihrer natürlichen Neugier, um sie ihre Furcht überwinden zu lassen. Die Offiziere der königlichen Armee rissen sich um die Pferde aus seiner Zucht. Die Tiere stammten aus normannischen Blutlinien ab und fürchteten weder Kanonenschall noch Feuergeruch. Und wie die Fohlen, die auf unseren Weiden geboren wurden, wuchs ich zu einem Wesen heran, das sich seinen Ängsten stellte, ohne sich ihnen auszuliefern.

Mein Vater, Barthélémy Talour de la Cartrie, war der Nachkomme einer langen Reihe von Rittern und Herren aus der Normandie und besaß außer seinen Ländereien und dem Vieh ein ansehnliches Vermögen. Seine Gepflogenheiten waren die eines einfachen Menschen geblieben; sein bescheidenes Dasein war den damaligen, strengen Traditionen unterworfen. Mit uns Kindern pflegte er strikt zu sein ohne jemals ungerecht zu werden, indem er jedem von uns die gleiche Aufmerksamkeit zukommen ließ. Nachdem meine Mutter zwei Brüder und zwei weitere Schwestern zur Welt gebracht hatte, stellte einen jungen Gouvernanten ein, der uns Griechisch und Latein unterrichtete und natürlich das Rechnen, sowie Völkerkunde und Geschichte. Ich hatte eine glückliche Kindheit im Kreise dieser großen Familie mit vierzehn Kindern, der es an nichts fehlte. Mein Vater stand im Dienst des Königs, er war Rechnungsrat in der Kammer der Bretagne. Wir lebten in der Stadt, verbrachten jedoch die Feiertage und Ferien auf unserem Landbesitz La Cartrie.

In meiner Erinnerung höre ich noch das Flüstern der Pappeln, die unsere weitläufigen Koppeln umgaben. Ich brauche nur die Augen zu schließen, schon tauchen meine Brüder vor meinem geistigen Auge auf, bei einem ungestümen Wettlauf inmitten der von Korn- und Mohnblumen übersähten Wiesen. Meine älteren Schwestern empfanden nicht das kleinste Vergnügen an unseren Eskapaden und gingen nur selten an die frische Luft – selbst die Reitlektionen, die der alte Stallmeister meines Vaters uns täglich erteilte, weckten kein Interesse bei ihnen.

Was mich betraf, so hätte ich den ganzen Tag bei den Pferden verbringen können – so sehr faszinierten sie mich seit diesen frühen Tagen, wenn es meine Mutter auch nur ungern sah, dass ich mit verschmutzter Kleidung und meiner vom Erntestaub ergrauten Haube nach Hause kam. Mein Vater konnte diese Leidenschaft, die ich von ihm geerbt hatte, nur zu gut verstehen. Ich verbrachte mehr Zeit mit meinen Brüdern als mit meinen großen Schwestern. Die Erstgeborene, Jeanne, war siebzehn Jahre älter als ich und kümmerte sich die meiste Zeit um die kleinsten Geschwister.

Einer meiner Brüder, den ich als Kind geradezu anhimmelte, stand mir immer sehr nahe – Toussaint-Ambroise weihte mich in sein Wissen über Pferdedressur ein. Er brachte mir auch die Pflanzenzucht näher, die er sich wiederum durch geduldiges Fragen von dem passionierten Gärtner, der unser Vater war, angeeignet hatte. Ab und zu fuhr mein Bruder ins Dorf, nach Becon-les-Granits. Auf seinen Karren hatte er einen Käfig mit zwei Brieftauben geladen. Dann warteteten wir im Taubenschlag, den mein Großvater gebaut hatte, auf die Rückkehr der Vögel mit der Ungeduld, die kleine Kinder auszeichnet. Die Tauben lieferten uns bunte Zeichnungen, die in einen Metallbehälter gerollt an ihren Krallen hingen, und manchmal gab es Streit um die winzigen Bilder. Wir bewahrten sie in Sammelheften auf, als handele es sich dabei um Heiligenreliquien.

Mein Herr Vater war ein angesehener Mann; die Pächter und Bauern der Umgebung wussten seine weise, stille Art zu schätzen. Ab und zu begleitete ich ihn auf seine Runden, zunächst auf einem Sattelkissen sitzend und als ich heranwuchs, im Seitsitz auf der Kruppe des Pferdes, wie die spanischen Frauen. Doch zuvor musste ich mir auf einem der Ponys, die ein schottischer Freund der Familie von den britischen Inseln importierte, meine Sporen verdienen. Auf seinen Koppeln standen wunderschöne Zuchtstuten zum Verkauf, die es in verschiedenen Größen gab; sie sahen geradezu aus wie Miniaturpferde. Diese Rasse galischen Geblüts wurde Welsh genannt. Unser Freund bot auch winzige, rundliche Ponys mit dicken Mähnen an, die bis dahin in unserer Gegend gänzlich unbekannt waren: die liebenswerten Tierchen entstammten den Shetland-Inseln im Norden Schottlands.

Mein Vater sagte, sie seien äußerst beliebt bei den Arbeiten in der Kohlengrube von Montrelais, was meine junge Seele in Aufruhr versetzte. Es kam nur selten vor, dass der Pferdehändler sie an Familien verkaufte, zur Freude derer Kinder. Die kleinen Vierbeiner erwiesen sich als sehr vielseitig, und wir spannten die Stuten binnen kurzem vor eine Karre, und meine Brüder führten sie stolz der Familie vor. Im Sommer ritten wir über niedere Hecken und Wassergräben. Ich lebte nur für die langen, hellen Tage auf unserem Landsitz und langweilte mich während der langen Wintermonate in unseren städtischen Gemächern, wenn ich, über Stickereien gebeugt, den Geigenlektionen meiner Schwester zuhörte.

Wenn mein Vater Marquart, unseren alten Stallmeister, losschickte, um die Kutsche anzuspannen, rannte ich glücklich in unser Zimmer, um mich umzuziehen, bevor ich mich in den Pferdestall aufmachte. Ich war kaum groß genug, um die vier Füchse striegeln zu können, aber der Geruch ihres Fells, vermischt mit dem frischen Heus, war mir lieber als all die Blumenessenzen, die meine Schwestern in winzigen Flakons auf ihren Toilettentischchen sammelten…

Reiten Sie eigentlich, Aurore?“, fragt die Erzählerin unvermittelt.

Die junge Frau blickt auf, als sie ihren Namen hört. Ganz auf ihre Notizen konzentriert, hat Aurore den Redefluss ihrer Gastgeberin in präzisen Sätzen zusammengefasst und fühlt sich ihr bereits sehr viel näher. Sie hat Verständnis für deren Vorliebe für die Natur, die Freude über einen schnellen Galopp, bei dem das von der Geschwindigkeit berauschte Herz so schnell klopft wie das des Pferdes. Sollte sie der illustren Dame gestehen, dass sie bei ihrem Reitmeister regelmäßig darauf bestanden hatte, im Herrensattel reiten zu dürfen? Irgendwann hatte der alte Herr nachgegeben und geknurrt: „Aber nur in der Reitbahn!“

Der Einzelunterricht war ihr teuer zu stehen gekommen.

Nach einer nachdenklichen Pause antwortet die junge Frau: „Nun, ich bin früher sehr viel geritten, aber ich bin weit davon entfernt, mich mit ihren Reitkünsten messen zu können. Nach dem furchtbaren Unfall meines Vaters behielt meine Großmutter nur ihr Jagdpferd und die Kutschpferde. Sie ließ mich dennoch weiterhin in die Reitkunst einweihen und ab und zu ritten wir aus.“

Von ihrem Vater bleibt Aurore nur noch eine verblichene Vorstellung, sie war erst vier Jahre alt gewesen, als er starb. Die Zeit hatte die wirklichen Erinnerungen durch Portraits und Erzählungen ihrer Nächsten ersetzt. Die Erwachsenen hatten in den Himmel aufgesehen, wenn sie von ihm sprachen und Aurore hatte ganze Stunden ihrer...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2020
Reihe/Serie Celeste
Celeste
Illustrationen Magali Laurent Bastide
Übersetzer Sabrina Kiefner
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Biographie • Bulkeley • Cartrie • Céleste de Bulkeley • chouan • Französische Geschichte • Französische Revolution • Frauenroman • Heldin • Historienroman • Romanbiographie • Schweizergarde • Vendee • Vendée-Kriege • William Bulkeley
ISBN-10 3-347-12132-5 / 3347121325
ISBN-13 978-3-347-12132-4 / 9783347121324
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