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Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (eBook)

Ein Schauspiel in fünf Aufzügen
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
130 Seiten
Musaicum Books (Verlag)
978-80-272-1276-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand -  Johann Wolfgang Von Goethe
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Johann Wolfgang von Goethes Werk 'Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand' ist ein bahnbrechendes Stück deutscher Literatur, das die Geschichte eines rebellischen Ritters im 16. Jahrhundert erzählt. Durch seinen klaren und zugänglichen Stil hebt sich Goethe von seinen zeitgenössischen Dichtern ab und bringt die Leidenschaft und den Stolz des Protagonisten Götz von Berlichingen eindrucksvoll zum Ausdruck. Das Buch reflektiert die politische und gesellschaftliche Unruhe seiner Zeit und stellt die Frage nach individueller Freiheit und Machtverhältnissen. Goethes Werk ist ein Meilenstein des Sturm und Drang und bleibt bis heute ein faszinierendes Zeugnis der deutschen Literaturgeschichte. Johann Wolfgang von Goethe, einer der wichtigsten deutschen Dichter und Denker, schrieb 'Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand' im Jahr 1773, als er sich bereits als bedeutender Vertreter der Weimarer Klassik etabliert hatte. Goethe war fasziniert von historischen Figuren und nutzte Götz von Berlichingen, einen echten Ritter des 16. Jahrhunderts, als Vorlage für seinen Roman. Die komplexe Persönlichkeit Götz' und die politischen Umstände seiner Zeit spiegelten Goethes Interesse an Menschlichkeit und Freiheit wider. Als Teil seiner literarischen und philosophischen Entwicklung zählt 'Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand' zu Goethes bedeutendsten Werken. Dieses Buch ist für Leser, die sich für deutsche Literatur, Historisches und politische Dramen interessieren, ein absolutes Muss. Goethes bildhafte Sprache und die emotionale Intensität der Handlung machen 'Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand' zu einem beeindruckenden literarischen Werk, das auch heute noch aktuell ist und dazu einlädt, über persönliche Freiheit und moralische Werte nachzudenken.

Zweiter Akt


Szene 1


Bamberg. Ein Saal

Bischof, Adelheid spielen Schach. Liebetraut mit einer Zither.
Frauen, Hofleute um ihn herum am Kamin.

Liebetraut (spielt und singt).

Mit Pfeilen und Bogen Cupido geflogen, Die Fackel in Brand, Wollt mutilich kriegen Und männilich siegen Mit stürmender Hand.

Auf! Auf!

An! An! Die Waffen erklirrten, Die Flügelein schwirrten, Die Augen entbrannt.

Da fand er die Busen Ach leider so bloß, Sie nahmen so willig Ihn all auf den Schoß. Er schüttet' die Pfeile Zum Feuer hinein, Sie herzten und drückten Und wiegten ihn ein.

Hei ei o! Popeio!


Adelheid. Ihr seid nicht bei Eurem Spiele. Schach dem König!

Bischof. Es ist noch Auskunft.

Adelheid. Lange werdet Ihr's nicht mehr treiben. Schach dem König!

Liebetraut. Dies Spiel spielt ich nicht, wenn ich ein großer Herr wär, und verböt's am Hofe und im ganzen Land.

Adelheid. Es ist wahr, dies Spiel ist ein Probierstein des Gehirns.

Liebetraut. Nicht darum! Ich wollte lieber das Geheul der
Totenglocke und ominöser Vögel, lieber das Gebell des knurrischen
Hofhunds Gewissen, lieber wollt ich sie durch den tiefsten Schlaf
hören, als von Laufern, Springern und andern Bestien das ewige:
"Schach dem König!"

Bischof. Wem wird auch das einfallen!

Liebetraut. Einem zum Exempel, der schwach wäre und ein stark Gewissen hätte, wie denn das meistenteils beisammen ist. Sie nennen's ein königlich Spiel und sagen, es sei für einen König erfunden worden, der den Erfinder mit einem Meer von überfluß belohnt habe. Wenn das wahr ist, so ist mir's, als wenn ich ihn sähe. Er war minorenn an Verstand oder an Jahren, unter der Vormundschaft seiner Mutter oder seiner Frau, hatte Milchhaare im Bart und Flachshaare um die Schläfe, er war so gefällig wie ein Weidenschößling und spielte gern Dame und mit den Damen, nicht aus Leidenschaft, behüte Gott! nur zum Zeitvertreib. Sein Hofmeister, zu tätig, um ein Gelehrter, zu unlenksam, ein Weltmann zu sein, erfand das Spiel in usum Delphini, das so homogen mit Seiner Majestät war—und so ferner.

Adelheid. Matt! Ihr solltet die Lücken unsrer Geschichtsbücher ausfüllen, Liebetraut.

(Sie stehen auf.)

Liebetraut. Die Lücken unsrer Geschlechtsregister, das wäre
profitabler. Seitdem die Verdienste unserer Vorfahren mit ihren
Porträts zu einerlei Gebrauch dienen, die leeren Seiten nämlich unsrer
Zimmer und unsers Charakters zu tapezieren; da wäre was zu verdienen.

Bischof. Er will nicht kommen, sagtet Ihr!

Adelheid. Ich bitt Euch, schlagt's Euch aus dem Sinn.

Bischof. Was das sein mag?

Liebetraut. Was? Die Ursachen lassen sich herunterbeten wie ein Rosenkranz. Er ist in eine Art von Zerknirschung gefallen, von der ich ihn leicht kurieren wollt.

Bischof. Tut das, reitet zu ihm.

Liebetraut. Meinen Auftrag!

Bischof. Er soll unumschränkt sein. Spare nichts, wenn du ihn zurückbringst.

Liebetraut. Darf ich Euch auch hineinmischen, gnädige Frau?

Adelheid. Mit Bescheidenheit.

Liebetraut. Das ist eine weitläufige Kommission.

Adelheid. Kennt Ihr mich so wenig, oder seid Ihr so jung, um nicht zu wissen, in welchem Ton Ihr mit Weislingen von mir zu reden habt?

Liebetraut. Im Ton einer Wachtelpfeife, denk ich.

Adelheid. Ihr werdet nie gescheit werden!

Liebetraut. Wird man das, gnädige Frau?

Bischof. Geht, geht. Nehmt das beste Pferd aus meinem Stall, wählt
Euch Knechte, und schafft mir ihn her!

Liebetraut. Wenn ich ihn nicht herbanne, so sagt: ein altes Weib, das Warzen und Sommerflecken vertreibt, verstehe mehr von der Sympathie als ich.

Bischof. Was wird das helfen! Berlichingen hat ihn ganz eingenommen.
Wenn er herkommt, wird er wieder fort wollen.

Liebetraut. Wollen, das ist keine Frage, aber ob er kann. Der Händedruck eines Fürsten, und das Lächeln einer schönen Frau! Da reißt sich kein Weisling los. Ich eile und empfehle mich zu Gnaden.

Bischof. Reist wohl.

Adelheid. Adieu.

(Er geht.)

Bischof. Wenn er einmal hier ist, verlaß ich mich auf Euch.

Adelheid. Wollt Ihr mich zur Leimstange brauchen?

Bischof. Nicht doch.

Adelheid. Zum Lockvogel denn?

Bischof. Nein, den spielt Liebetraut. Ich bitt Euch, versagt mir nicht, was mir sonst niemand gewähren kann.

Adelheid. Wollen sehn.

Jagsthausen

Hans von Selbitz. Götz.

Selbitz. Jedermann wird Euch loben, daß Ihr denen von Nürnberg Fehd angekündigt habt.

Götz. Es hätte mir das Herz abgefressen, wenn ich's ihnen hätte lang schuldig bleiben sollen. Es ist am Tag, sie haben den Bambergern meinen Buben verraten. Sie sollen an mich denken!

Selbitz. Sie haben einen alten Groll gegen Euch.

Götz. Und ich wider sie; mir ist gar recht, daß sie angefangen haben.

Selbitz. Die Reichsstädte und Pfaffen halten doch von jeher zusammen.

Götz. Sie haben's Ursach.

Selbitz. Wir wollen ihnen die Hölle heiß machen.

Götz. Ich zählte auf Euch. Wollte Gott, der Burgemeister von Nürnberg, mit der güldenen Kett um den Hals, käm uns in Wurf, er sollt sich mit all seinem Witz verwundern.

Selbitz. Ich höre, Weislingen ist wieder auf Eurer Seite. Tritt er zu uns?

Götz. Noch nicht; es hat seine Ursachen, warum er uns noch nicht öffentlich Vorschub tun darf; doch ist's eine Weile genug, daß er nicht wider uns ist. Der Pfaff ist ohne ihn, was das Meßgewand ohne den Pfaffen.

Selbitz. Wann ziehen wir aus?

Götz. Morgen oder übermorgen. Es kommen nun bald Kaufleute von Bamberg und Nürnberg aus der Frankfurter Messe. Wir werden einen guten Fang tun.

Selbitz. Will's Gott. (Ab.)

Bamberg. Zimmer der Adelheid

Adelheid. Kammerfräulein.

Adelheid. Er ist da! sagst du. Ich glaub es kaum.

Fräulein. Wenn ich ihn nicht selbst gesehn hätte, würd ich sagen, ich zweifle.

Adelheid. Den Liebetraut mag der Bischof in Gold einfassen: er hat ein Meisterstück gemacht.

Fräulein. Ich sah ihn, wie er zum Schloß hereinreiten wollte, er saß auf einem Schimmel. Das Pferd scheute, wie's an die Brücke kam, und wollte nicht von der Stelle. Das Volk war aus allen Straßen gelaufen, ihn zu sehn. Sie freuten sich über des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er gegrüßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen Gleichgültigkeit saß er droben, und mit Schmeicheln und Drohen bracht er es endlich zum Tor herein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.

Adelheid. Wie gefällt er dir?

Fräulein. Wie mir nicht leicht ein Mann gefallen hat. Er glich dem Kaiser hier (deutet auf Maximilians Porträt), als wenn er sein Sohn wäre. Die Nase nur etwas kleiner, ebenso freundliche lichtbraune Augen, ebenso ein blondes schönes Haar, und gewachsen wie eine Puppe. Ein halb trauriger Zug auf seinem Gesicht—ich weiß nicht—gefiel mir so wohl!

Adelheid. Ich bin neugierig, ihn zu sehen.

Fräulein. Das wär ein Herr für Euch.

Adelheid. Närrin!

Fräulein. Kinder und Narren-(Liebetraut kommt.)

Liebetraut. Nun, gnädige Frau, was verdien ich?

Adelheid. Hörner von deinem Weibe. Denn nach dem zu rechnen, habt Ihr schon manches Nachbars ehrliches Hausweib aus ihrer Pflicht hinausgeschwatzt.

Liebetraut. Nicht doch, gnädige Frau! Auf ihre Pflicht, wollt Ihr sagen; denn wenn's ja geschah, schwatzt ich sie auf ihres Mannes Bette.


Adelheid. Wie habt Ihr's gemacht, ihn herzubringen?

Liebetraut. Ihr wißt zu gut, wie man Schnepfen fängt; soll ich Euch meine Kunststückchen noch dazu lehren?—Erst tat ich, als wüßt ich nichts, verstünd nichts von seiner Aufführung, und setzt ihn dadurch in den Nachteil, die ganze Historie zu erzählen. Die sah ich nun gleich von einer ganz andern Seite an als er, konnte nicht finden—nicht einsehen—und so weiter. Dann redete ich von Bamberg allerlei durcheinander, Großes und Kleines, erweckte gewisse alte Erinnerungen, und wie ich seine Einbildungskraft beschäftigt hatte, knüpfte ich wirklich eine Menge Fädchen wieder an, die ich zerrissen fand. Er wußte nicht, wie ihm geschah, fühlte einen neuen Zug nach Bamberg, er wollte—ohne zu wollen. Wie er nun in sein Herz ging und das zu entwickeln suchte, und viel zu sehr mit sich beschäftigt war, um auf sich achtzugeben, warf ich ihm ein Seil um den Hals, aus drei mächtigen Stricken, Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei, gedreht, und so hab ich ihn hergeschleppt.

Adelheid. Was sagtet Ihr von mir?

Liebetraut. Die lautre Wahrheit. Ihr hättet wegen Eurer Güter Verdrießlichkeiten—hättet gehofft, da er beim Kaiser so viel gelte, werde er das leicht enden können.

Adelheid. Wohl.

Liebetraut. Der Bischof wird ihn Euch bringen.

Adelheid. Ich erwarte sie. (Liebetraut ab.) Mit einem Herzen, wie ich selten Besuch erwarte.

Im Spessart

Berlichingen. Selbitz. Georg als Reitersknecht.

Götz. Du hast ihn nicht angetroffen, Georg!

Georg. Er war tags vorher mit Liebetraut nach Bamberg geritten und zwei Knechte mit.

Götz. Ich seh nicht ein, was das geben soll.

Selbitz. Ich wohl. Eure Versöhnung war ein wenig zu schnell, als daß sie dauerhaft hätte sein sollen. Der...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2017
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Essays / Feuilleton
Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte biographisch • Charakterstudie • Deutsche Literatur • Die Räuber • Faust • Friedrich Schiller • historisch • Historisches Drama • Idealismus • Individuelle Freiheit • Intrigen • Reichsritter • römische Rechtsordnung • Soziale Klassen • Sturm und Drang • Theater • Walter Scott
ISBN-10 80-272-1276-6 / 8027212766
ISBN-13 978-80-272-1276-7 / 9788027212767
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