Schlüssel der Zeit - Band 1: Der Ruf der Schlösser (eBook)
163 Seiten
mainbook Verlag
9783947612345 (ISBN)
2007 legt Tanja Bruske ihren ersten Fantasy-Roman 'Das ewige Lied' (neu aufgelegt bei mainbook) vor, mit dem sie den Wettbewerb des Radiosenders FFH 'Hessens verheißungsvollstes Manuskript' gewinnt. Ab Juni 2013 erscheint ihre Kinzigtal-Trilogie bei mainbook: 'Leuchte', 'Tod am Teufelsloch' und der Abschlussband 2017 'Fratzenstein'. Im September 2018 gewinnt Tanja Bruske mit ihrer Novelle 'Der Henker und die Hexe' in Österreich den Titel 'Stadtschreiberin von Eggenburg 2018'. Die Novelle wird demnächst in einer Geschichtensammlung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt Tanja Bruske zudem unter dem Pseudonym Lucy Guth für verschiedene Serien des Bastei-Verlages, zB 'Maddrax', seit 2019 auch für 'Perry Rhodan Neo'. Tanja Bruske studierte Germanistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt und arbeitet heute als Redakteurin bei der GNZ. Sie wohnt im hessischen Hammersbach mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Mit 'Schlüssel der Zeit' legt sie nun den Auftakt für eine lokale Histo-Fantasy-Serie vor.
2007 legt Tanja Bruske ihren ersten Fantasy-Roman "Das ewige Lied" (neu aufgelegt bei mainbook) vor, mit dem sie den Wettbewerb des Radiosenders FFH "Hessens verheißungsvollstes Manuskript" gewinnt. Ab Juni 2013 erscheint ihre Kinzigtal-Trilogie bei mainbook: "Leuchte", "Tod am Teufelsloch" und der Abschlussband 2017 "Fratzenstein". Im September 2018 gewinnt Tanja Bruske mit ihrer Novelle "Der Henker und die Hexe" in Österreich den Titel "Stadtschreiberin von Eggenburg 2018". Die Novelle wird demnächst in einer Geschichtensammlung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt Tanja Bruske zudem unter dem Pseudonym Lucy Guth für verschiedene Serien des Bastei-Verlages, zB "Maddrax", seit 2019 auch für "Perry Rhodan Neo". Tanja Bruske studierte Germanistik sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt und arbeitet heute als Redakteurin bei der GNZ. Sie wohnt im hessischen Hammersbach mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Mit "Schlüssel der Zeit" legt sie nun den Auftakt für eine lokale Histo-Fantasy-Serie vor.
1. Der Traum
Das Herz pochte Keyra so heftig in der Brust, dass sie meinte, es würde ihr gleich herausspringen. Sie wagte es nicht, stehen zu bleiben, obwohl sie bereits fast bis zur Erschöpfung gerannt war. Doch sie durfte die Gestalt, die vor ihr über das Kopfsteinpflaster in den nächtlichen Straßen zwischen den Fachwerkhäusern eilte, nicht aus den Augen lassen. Anfangs war die Person, die in einen braunen Kapuzenmantel gehüllt war, noch mindestens hundert Meter entfernt gewesen. Doch Keyra hatte aufgeholt. Es war wichtig, sie zu erreichen. Kaum zwanzig Meter trennten sie jetzt noch von der Verfolgten. Keyra war sich sicher, dass es sich um eine Frau handelte, auch wenn sie nicht wusste, woher sie diese Gewissheit nahm. Der Mantel verhüllte die Frau fast komplett. Vielleicht lag es an der Gewandtheit, mit der sie sich bewegte, an den geschmeidigen Schritten.
Nun wandte sich die Frau plötzlich im Laufen um, sodass Keyra ihr Gesicht sehen konnte. Hellblaue Augen, ein blasser Teint, ein breiter Mund mit vollen Lippen, blonde, wellige Haare. Keyra geriet vor Überraschung ins Stolpern. Es war das Gesicht ihrer Mutter.
Die Frau drehte sich um und rannte weiter. Keyra brauchte einige Sekunden, um sich zu fassen. Dann nahm sie die Verfolgung wieder auf. Keuchend holte sie immer weiter auf, bis ihre Mutter nur noch wenige Schritte vor ihr war.
Da bog ihre Mutter unvermittelt nach links in eine Seitenstraße ab. Keyra folgte ihr einige Sekunden später – und blieb wie erstarrt stehen. Die Straße endete nach etwa drei Metern vor einer Hauswand. Und die Sackgasse war leer.
Eine hölzerne Tür befand sich in der Mitte der Wand, der Keyra nun gegenüber stand. Sie rang nach Atem, so sehr hatte die Verfolgungsjagd sie angestrengt. Ihr Mund war trocken wie altes Papier, als sie sich zögernd der Tür näherte. Ihre Mutter musste hindurchgegangen sein, gerade eben. Sie strecke die Hand aus und drehte den metallischen Knauf. Doch die Tür war verschlossen.
Keyra ließ den Griff los, als hätte sie sich daran verbrannt. Tränen der Enttäuschung brannten in ihren Augen, und ein deftiger Fluch, den ihre Großmutter Clara wohl als wenig damenhaft bezeichnet hätte, wollte über ihre Lippen kommen. Doch er blieb ihr im Hals stecken. Sie hörte einen leisen, singenden Ton, der sich immer wiederholte.
„Keeeeeeeeyyyyyyyyraaaaaaaa …“
Es klang so fremdartig, dass sie erst nach Sekunden ihren Namen erkannte. Der Ruf kam aus dem kleinen, dunklen Türschloss unter dem Knauf. Blinzelnd beugte sich Keyra vor und starrte in die Öffnung, die wohl für einen groben Schlüssel gedacht war. Rief da jemand auf der anderen Seite nach ihr?
„Mama?“, flüsterte sie hoffnungsvoll.
„Keeeeeeeeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyyraaaaaaaaaaaaaaa …“
Das Schloss begann plötzlich, sanft zu schimmern und dann immer intensiver zu leuchten. Mit dem stärker werdenden goldenen Licht schwoll auch das Singen an. Keyra wich zurück und kniff die Augen zusammen, als das Licht, das aus dem Schloss fiel, zu einem blendenden Gleißen wurde und der Ruf ihr in den Ohren dröhnte. Sie streckte die Hand aus, um nach dem Schloss zu greifen …
Mit einem dumpfen Klatschen fiel das Geschichtsbuch zu Boden. Alle Köpfe ruckten herum. Keyra zwinkerte orientierungslos.
Sebastian Geiger, ihr Geschichtslehrer, den die Schüler heimlich und respektlos „Sozen-Seppl“ wegen seiner Vorliebe für die Geschichte der SPD in Deutschland nannten, sah auf.
„Alles in Ordnung, Keyra?“, fragte er und zog die Augenbrauen nach oben, die ebenso blassblond wie sein lichtes Haupthaar waren. Er sprach ihren Namen immer überkorrekt englisch aus – die meisten sagten einfach „Kiieera“ mit hessisch-rollendem „r“.
„Äh … ja, ich denke schon“, stammelte Keyra. Sie bemerkte, dass sie noch immer die Hand nach vorne ausgestreckt hatte, um nach dem Schloss zu greifen. Sie wurde rot. „Ich habe das Buch leider nicht mehr rechtzeitig erwischt, bevor es runterfallen konnte“, sagte sie entschuldigend.
„Na, dann heb es jetzt einfach auf und lies weiter“, sagte Geiger, der sich offensichtlich gerne wieder in die neueste Ausgabe von „Vorwärts“ vertiefen wollte. „Oder bist du mit dem Kapitel schon durch?“
„Nein“, sagte Keyra hastig, schnellte hoch und hob das Buch auf. Hinter ihr wurde gekichert. Sicher Greta Strobel, die dämliche Gans.
Keyra warf den Kopf zurück und setzte sich wieder, schlug das Buch bei dem Kapitel auf, in dem es um das Hambacher Fest ging, und tat so, als lese sie mit großem Interesse. Dabei hatte sie bislang noch kein Wort gelesen – gleich, nachdem Geiger den Kurs zur Stillarbeit verdonnert hatte, war sie mit ihren Gedanken abgeschweift – und, so wie es aussah, eingenickt. Geiger hatte das offensichtlich nicht mitbekommen. Aber womöglich der halbe Geschichtsleistungskurs.
Oh Gott – wenn Greta Strobel kapiert hat, dass ich kurz weggenickt bin, dann weiß das spätestens nach der Mittagspause die ganze Otto-Hahn-Schule – wenn nicht sogar ganz Hanau, dachte Keyra panisch. Toll gemacht, Keyra Kelly – da bist du deinem Ruf als Tollpatsch mal wieder gerecht geworden.
Ein zusammengefalteter, karierter Zettel wurde auf ihren Tisch geschoben. Keyra blickte rasch zur Seite. Ihre Freundin Lou, die neben ihr saß, weitete fragend die Augen. Natürlich von Lou – wären Handys an der Schule nicht weitestgehend verboten, hätte sie Keyra sicher eine SMS geschickt. Aber so musste sie auf die altertümliche Methode zurückgreifen, nach der Schüler bereits seit Jahrhunderten heimlich im Unterricht kommunizierten.
Keyra griff nach dem Zettel und versicherte sich, dass Geiger seine Aufmerksamkeit wieder seinem Parteiheftchen zugewandt hatte. Dann faltete sie die Nachricht auf.
„Was ist los?“, stand da in Lous runder, fröhlicher Handschrift. Keyra hätte beinahe aufgestöhnt. Lous Neugier war fast ebenso sprichwörtlich wie Keyras Ungeschick.
„Später“, kritzelte sie darunter und schob den Zettel zurück. Lou las die Antwort und runzelte unzufrieden die Stirn. Keyra wusste nur zu gut, dass Lou am liebsten sofort über jedes Detail in Kenntnis gesetzt worden wäre.
Doch eigentlich wusste Keyra ja selbst nicht genau, was geschehen war. Gut, sie war offenbar kurz eingedöst – Sekundenschlaf kam bei Schülern der zwölften Klasse gerne und regelmäßig vor, besonders während langweiliger Leseaufgaben. Aber was war das für ein seltsamer Traum gewesen? Sie hatte seit Jahren nicht mehr von ihrer Mutter geträumt. Um ehrlich zu sein, hatte Keyra sich schon Gedanken gemacht, dass das Bild, das sie von ihrer Mutter hatte, langsam zu verblassen drohte. Doch im Traum hatte sie die Mutter so deutlich vor sich gesehen wie vor sieben Jahren – kurz, bevor sie aus ihrem Leben verschwunden war.
Noch seltsamer kam ihr aber die Sache mit dem leuchtenden und singenden Schloss vor. Normalerweise hätte sie das sicher als eine der absurden Sachen abgetan, die man eben manchmal in Träumen erlebt. Aber irgendwie war ein seltsames Gefühl in ihr zurückgeblieben, so wie man manchmal noch Stunden später das bittere Aroma von Grapefruit auf der Zunge schmeckte.
Die Schulglocke beendete die sechste Stunde. Während sich die Oberstufenschüler leise murmelnd von ihren Stühlen erhoben und ihre Sachen zusammenpackten, rief Geiger: „Lest das Kapitel zu Hause fertig. Ihr habt dazu jetzt drei Tage Zeit. Und am 2. Mai gibt es einen Kurztest.“
Der Kurs stöhnte auf. Geigers Kurztests waren berüchtigt, weil er gerne Detailfragen stellte, mit denen niemand rechnete.
Der Lehrer ließ sich von dem Gemurre nicht beirren. „Sonderpunkte gibt es übrigens für diejenigen, die herausfinden, was das Hambacher Fest mit unserem schönen Hanau verbindet“, kündigte er an. Auch das noch. Eine Fleißaufgabe.
„Dann werde ich das Kapitel wohl noch mal genauer durchlesen müssen“, sagte Keyra resigniert zu Lou und setzte ihren Rucksack auf.
„Keine Bange – du packst das doch im Schlaf“, sagte ein gutaussehender Blondschopf und gab ihr im Vorbeigehen einen Klapps auf die Schulter. Keyra erstarrte umgehend zu einer Salzsäule. Ben hat es gesehen. Ausgerechnet Ben. Oh nein …
„Ich möchte bitte sterben, jetzt gleich und hier“, murmelte Keyra, während die anderen Schüler, Lou ausgenommen, an ihr vorbei aus der Klasse eilten. Sie ließ ihre Stirn auf die Tischplatte sinken.
Lou sah sie verständnislos an. „Was ist denn nur los?“, fragte sie und schaltete umgehend in ihren Schnellsprechmodus. „Ich hab vorhin gedacht, du hast ein Gespenst gesehen, weil du so blass warst. Meine Güte, hab ich mich erschreckt, als...
| Erscheint lt. Verlag | 13.5.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Schlüssel der Zeit | Schlüssel der Zeit |
| Verlagsort | Frankfurt am Main |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Historische Kriminalromane | |
| Schlagworte | Brüggemann • Burgruine • Geheimbund • graf von hanau • Hambacher Fest • Histo • histo-fantasy • magischer schlüssel • Orden • Pyramide • Restauration • Vormärz • Wilhelmsbad • Zeitreise • zeitwächter |
| ISBN-13 | 9783947612345 / 9783947612345 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich