Im Ameisenstaat: Von Wagners Erlösung zu Badious Ereignis
Gerhard Scheit, geb. 1959, Studium an der Wiener Musikhochschule, der Universität Wien und der FU Berlin, lebt als freier Autor in Wien. Arbeiten zur Kritischen Theorie, über den Souverän und die Ästhetik in der Moderne, Mitherausgeber der Jean-Améry-Werkausgabe (2002–2008) und der Zeitschrift sans phrase (seit 2012). Bei Sonderzahl: Feindbild Gustav Mahler: Zur antisemitischen Abwehr der Moderne (2002; gem. mit Wilhelm Svoboda); Treffpunkt der Moderne. Gustav Mahler, Theodor W. Adorno, Wiener Traditionen (2010; gem. mit Wilhelm Svoboda)
Wie schwierig es sein konnte, in Wien die Musikdramen Richard Wagners zu inszenieren, legt eine Bemerkung nahe, die Gustav Mahler über seine Siegfried-Aufführung von 1898 gemacht haben soll: Der Darsteller des Mime Julius Spielmann wollte »witziger als witzig sein und geriet dadurch vom Charakteristischen ins Parodistische, womit er der Rolle und sich den Garaus machte [...]. Das Ärgste an ihm ist das Mauscheln.« Dabei meinte Mahler, die Figur des Mime, wie Wagner sie im Ring des Nibelungen geschaffen hatte, sei »die leibhaftige, von Wagner gewollte Persiflage eines Juden«. Eine solche Persiflage dürfe aber »hier um Gottes willen nicht übertrieben und so dick aufgetragen werden [...] noch dazu in Wien, an der ›k.k. Hofoper‹, ist es ja die helle Lächerlichkeit und den Wienern ein willkommener Skandal«. Bei dieser Bemerkung, die sich in Natalie Bauer-Lechners Erinnerungen findet, »deren Details so nah an der Sache sind, solche Kenntnis der Kompositionsprobleme von der Seite des Komponisten her beweisen, daß man an ihre Authentizität glauben sollte«, dachte Mahler vielleicht auch an den legendären Skandal, den fünf Jahre vor Beginn seiner Wiener Studienzeit die Meistersinger auf derselben Bühne mit der Figur des Beckmesser hervorgerufen hatten. Im Jahre 1870 war im zweiten Akt laut gegen Beckmessers Lied protestiert worden (»Wir wollen es nicht hören!«): man hatte es unter anderem als Parodie jüdischer Gesänge verstanden. Seit Adorno in seinem Versuch über Wagner Figuren wie Mime oder Beckmesser als »Judenkarikaturen« bezeichnete, die durchaus auch mit musikalischen Mitteln gezeichnet seien, ist die Einschätzung der protestierenden Opernbesucher von 1870 wie auch Mahlers Bemerkung über Mime auf vielfältige Weise untermauert worden.
| Erscheinungsdatum | 02.05.2017 |
|---|---|
| Verlagsort | Wien |
| Sprache | deutsch |
| Maße | 135 x 210 mm |
| Gewicht | 219 g |
| Einbandart | Englisch Broschur |
| Themenwelt | Literatur ► Essays / Feuilleton |
| Schlagworte | Bayreuth • Belletristik und verwandte Gebiete • Gustav Mahler • Musik; Essays • Otto Weininger • Philosophie; Essay • Richard Wagner • staatwerdung • Wagner, Richard |
| ISBN-10 | 3-85449-471-8 / 3854494718 |
| ISBN-13 | 978-3-85449-471-3 / 9783854494713 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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