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Der Zwölfte Mann ist eine Frau

Mein unerhörtes Leben als Fußball-Fan

(Autor)

Buch | Hardcover
224 Seiten
2013
Berlin Verlag
978-3-8270-1136-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Zwölfte Mann ist eine Frau - Wiebke Porombka
CHF 20,95 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen;
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Wenn du ins Stadion gehst, kommst du nach Hause: Wiebke
Porombka erzählt von ihrem Leben als Fan und als Frau. Und
was der Fußball uns über die Welt verrät. Ein außergewöhnliches
Buch über eine Leidenschaft, die niemals zu Ende geht.
Alles begann, als Völler zu Werder kam. Aber sie musste die Klappe halten, wenn sie mit ihrem Bruder "Sportschau" gucken wollte, und fing sich eine, wenn sie "blöd quatschte". Mädchen und Fußball in den achtziger Jahren, als Wiebke Porombka zum Fan wurde, war das bestenfalls eine harmlose Verirrung. Und heute, wo Millionen Mädels mit Fähnchen im Haar die Eventmeilen bevölkern? Ist die Verirrung nur umso größer. Denn echte Fans, so zeigt Porombka in ihrem Buch, bleiben allein, auch wenn Tausende um sie herumstehen. Im Stadion ist es fast wie am Meer: Man wird verschluckt, und es gibt keinen Anfang und kein Ende mehr ...
Anhand eines Spieltags beschreibt die Autorin, was es heißt, Fan zu sein. Und dazu noch Frau. Sie erzählt von Männern, die gern Ahnung haben und mit Statistik protzen; von ahnungslosen Frauen, die sich fragen, ob Jogi Löw schwul ist; von den magischen fünfzehn Minuten vor dem Anpfiff und der entscheidenden Viertelstunde nach der Pause; weshalb Frauenfußball bescheuert ist und warum das Spiel wieder Typen wie Borowka braucht.

Dr. phil. Wiebke Porombka lehrte Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als Literaturkritikerin schreibt sie v.a. für die FAZ.

1. Schmerz, lass nicht nach
oder: Wie ich einmal Schläge kassierte,
wegen einer roten Karte
Fußball mag ein durchaus passendes
Spiel für harte Mädels sein, als Spiel
für feinsinnige Knaben ist es wohl
kaum geeignet.
(Oscar Wilde)
Die erste Ohrfeige meines Lebens verpasste mein
Bruder mir am 13. Oktober 1982. Ich saß im Frotteeschlafanzug
auf dem Sofa, beseelt vom Glück, nicht wie
sonst nach der "Sesamstraße" ins Bett gehen zu müssen,
sondern mit meinem Bruder und meinem Vater
das Freundschaftsspiel England Deutschland sehen zu
dürfen. Während die deutsche Mannschaft in späteren
Jahren vor allem in roten oder schwarzen Auswärtstrikots
aufgelaufen ist, trug sie Anfang der Achtziger
grüne Hemden, wenn das Trikot des Heimteams zu
ähnlich war. (Ich bin mir nicht sicher, was es zu bedeuten
hat, dass seit 2012 auswärts wieder in Grün gespielt
wird. Grundsätzlich vermute ich aber: Es kann nur etwas
Gutes sein.)
Zu Trikots ließe sich überhaupt einiges sagen. Schaut
man sich heute Spiele aus den Siebzigern an, wird einem
unmittelbar schwindelig angesichts der gewagten,
direkt unter Hintern und Gemächt endenden Hosen.
Wenn ich die Bilder sehe, von Günter Netzer mit fliegenden
Haaren und knappem Höschen oder dem zart
gelockten Beckenbauer in entsprechender Montur, finde
ich es ziemlich merkwürdig, dass damals nicht viel
mehr Frauen Fußball geguckt haben als heute. Ich glaube
eher: Die Frauen haben auch damals geschaut und
zwar ziemlich genau. Sie haben nur nicht darüber gesprochen.
An Einzelheiten des Spielverlaufs England gegen
Deutschland erinnere ich mich nicht. Aber an die grünweißen
Trikots. Grün-weiß. Das gab es für mich nur
einmal auf der Welt. An dieser Überzeugung hat sich
bis heute nichts geändert. (Gladbach, meinetwegen,
das lasse ich noch durchgehen, aber da kommt ja noch
das Schwarz hinzu. Wolfsburg, diese seelenlose Vorort-
Truppe, halte ich in jeder Hinsicht für indiskutabel,
nicht erst seit Magath. Und der Name Greuther Fürth
kommt mir allenfalls in den Sinn, wenn ich an die Regionalliga
denke. Das passiert eher selten.)
Grün-weiß, das war Werder. Das war die Mannschaft,
in deren Stadt ich geboren und aufgewachsen
war. Die Mannschaft mit den einzig natürlichen Vereinsfarben,
grün-weiß, wie das Spielfeld. Das war die
Mannschaft, deren Vereinswappen meinen Anfangsbuchstaben
trug. Jahrelang habe ich meinen Vornamen
mit einem mehr oder weniger gekonnten Werder-W
geschrieben. Das weiße W auf grünem Grund war meine
Signatur, praktischerweise in umgekehrter Farbgebung.
Ich würde nicht sagen, dass ich damals, als Deutschland
im Wembley-Stadion gegen England spielte und
ich im Schlafanzug neben meinem Bruder auf dem Sofa
saß, schon Fußball-Fan war. Ich war schlicht in dem
Wissen aufgewachsen, dass man Werder Bremen anfeuert,
wenn Werder Bremen spielt.
Nach meinen ersten zwei oder drei Einwürfen hatte
mein Bruder mich noch einigermaßen genervt zurechtgewiesen.
Als aber zum dritten Mal mein "Werder
vor, noch ein Tor!"-Ruf durchs Wohnzimmer geschallt
war, erhielt ich eine seiner gefürchteten, weil äußerst
schmerzhaften Backpfeifen. Das fand ich sehr seltsam.
Vor allem auch deshalb, weil eines dieser grünen Trikots
von Norbert Meier, Werders Linksfuß, getragen wurde.
Mein Bruder neun Jahre älter als ich schlug mich
selten ohne Grund. Er schlug mich, wenn ich seine neue
Morrissey-Platte ohne Hülle auf das Bett legte, weil ich
in seinem Zimmer ein bisschen Winnetou hören wollte.
Und dann gleich noch mal, wenn ich als Rache für die
Platten-Prügel, die ich einstecken musste, heimlich ein
paar Teile aus seinem Modellbaukasten zerbrach. Was
er natürlich immer herausfand. Meistens dann, wenn
ich schon nicht mehr damit rechnete.
Wenn ich keine Ruhe gab und bettelte, weil ich mit
ihm und seinen Freunden Fußball spielen wollte, tat es
auch ein gezielter Treffer ins Gesicht mit einem nassen
Lederball. Noch heut

Erscheint lt. Verlag 13.5.2013
Sprache deutsch
Gewicht 272 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Sport Ballsport
Schlagworte Frau • Fußball • Fußballfan • Werder Bremen
ISBN-10 3-8270-1136-1 / 3827011361
ISBN-13 978-3-8270-1136-7 / 9783827011367
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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