Rätselhafter Poppenwald. Eine Expedition auf den Spuren des verschollenen Bernsteinzimmers. (eBook)
348 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-02195-3 (ISBN)
Mario Ulbrich, Jahrgang 1964, arbeitet als Reporter bei einer großen Tageszeitung in Sachsen, wo er seit mehr als 20 Jahren über die Schatzsuche im Erzgebirge berichtet. 2011 erschien sein Sachbuch "Rätselhafter Poppenwald" über die Suche nach dem Bernsteinzimmer im Westerzgebirge, das seit 2017 vergriffen ist. Da die Forschung nicht stehengeblieben ist, wollte er keine bloße Neuauflage herausbringen. Das neue Buch ist daher beträchtlich erweitert worden. Daneben hat er mehr als 100 Short-Storys sowie unter den Pseudonymen U.L. Brich und John F. Cooper mehrere Romane veröffentlicht.
Mario Ulbrich, Jahrgang 1964, arbeitet als Reporter bei einer großen Tageszeitung in Sachsen, wo er seit mehr als 20 Jahren über die Schatzsuche im Erzgebirge berichtet. 2011 erschien sein Sachbuch "Rätselhafter Poppenwald" über die Suche nach dem Bernsteinzimmer im Westerzgebirge, das seit 2017 vergriffen ist. Da die Forschung nicht stehengeblieben ist, wollte er keine bloße Neuauflage herausbringen. Das neue Buch ist daher beträchtlich erweitert worden. Daneben hat er mehr als 100 Short-Storys sowie unter den Pseudonymen U.L. Brich und John F. Cooper mehrere Romane veröffentlicht.
EINFÜHRUNG:
DER POPPENWALD
Der Poppenwald birgt ein Geheimnis aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs – davon sind viele Menschen überzeugt. Zahlreiche mysteriöse Geschichten ranken sich um ihn. Bevor wir uns diesen Rätseln zuwenden, wollen wir kurz rekapitulieren, was wir unzweifelhaft über den faszinierenden Buchenforst wissen.
Der Poppenwald zwischen Wildbach und Hartenstein ist einer der wenigen Wälder im Erzgebirge, die nicht von Nadelhölzern dominiert werden. Er erstreckt sich zwischen dem Borbachtal und dem Höhenzug, auf dem die Isenburgruine liegt. Er ist 80 Hektar groß und besteht zu drei Vierteln aus Laubbäumen. Eichen, Buchen und Birken sind am stärksten vertreten. Die Hälfte der Bäume sind 50 bis 80 Jahre alt. Im Poppenwald gibt es Reh- und Schwarzwild, viele Spechte und unzählige Eichelhäher, der Uhu kommt vor, und vom Luchs heißt es, dass er das Gebiet hin und wieder durchstreift. Bekannt sind auch mindestens zwei Vorkommen des geschützten Feuersalamanders. Teile des Poppenwaldes gehören zum europäischen Schutzgebiet »Muldental bei Aue«, einem Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet).
Nicht weit von hier, im Hartensteiner Bärengrund, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts der letzte Braunbär der Region geschossen. Auch im Poppenwald selbst soll es Bären gegeben haben. Eine Höhle, die hier existierte, wurde Bärenhöhle genannt, und der Name des Borbachtals, das den Wald im Südosten begrenzt, leitet sich ebenfalls von den zotteligen Großraubtieren ab. Einen Bären nannte man im Mittelalter einen »Bor«.
Der Poppenwald ist voll beeindruckender Buchen und knorriger Eichen. Viele von ihnen sind krumm und verdreht gewachsen und haben so genannte Augen, wo schmale Triebe sich zu Ästen entwickelt haben. Das macht ihren Reiz aus, aber als Holz für Bretter sind solche Bäume kaum geeignet. »Ökologisch gesehen sind unsere Bäume erstklassig, aber wirtschaftlich ist der Wald ein Zuschussgebiet«, erklärt Leila Reuter, die zuständige Revierförsterin. Deshalb wird der Poppenwald seit Ende der 1990er-Jahre umgestaltet. Schlanke Bäume mit wenigen Ästen sollen herangezogen werden, wozu Dickicht vonnöten ist. Weil es dort nicht viel Licht gibt, wachsen die Schösslinge langsam, sodass ihr Holz nicht reißt. Und im Bestreben, mehr Licht zu tanken, wachsen sie in der Regel kerzengerade nach oben. Reuters Vorgänger Wolfgang Schlegel hat mit diesem Umbau begonnen. »Und nach mir werden viele Förster so weitermachen müssen, bis wir wirtschaftlich interessante Bäume haben«, sagt die Försterin. In 100 bis 200 Jahren werde der Wald Gewinne abwerfen, schätzt sie.
Leila Reuter ist Försterin der Kirchlichen Waldgemeinschaft Westerzgebirge, einem Zusammenschluss von 39 Kirchgemeinden zwischen Großwaltersdorf bei Freiberg und Stangengrün im Vogtland, zwischen Niederwiesa bei Chemnitz und Johanngeorgenstadt an der Grenze zu Tschechien. Alle Gemeinden haben ein Stück Wald eingebracht, 1000 Hektar insgesamt. Der Lößnitzer Kirchenwald ist mit 440 Hektar das größte Waldgebiet der Gemeinschaft, der Poppenwald mit 80 Hektar Forstfläche das zweitgrößte. Eigentümerin des Areals ist die Evangelisch-Lutherische Stadtkirchgemeinde (bis vor kurzem noch: Nicolaikirchgemeinde) Zwickau, die Gottesdienste im imposanten Marien-Dom der Robert-Schumann-Stadt abhält.
Der Name des Waldes wird oft auf seine Eigentümerin, die Kirche, zurückgeführt. Poppenwald komme von »Pope«, heißt es dann, doch ob das stimmt, ist fraglich. Popen waren Priester der orthodoxen osteuropäischen Kirchen, und von denen gab es hier keine.
Der Schatzsucher Dietmar Reimann, der mehr als 15 Jahre in Sachen Poppenwald forschte, hat einen anderen Ursprung für die Bezeichnung angeboten: Karl Wilhelm Popp, Oberforstmeister am Hofe der Fürsten von Sachsen-Coburg-Gotha, wollte 1854 Auguste Amalie von Herder, eine junge Frau aus Schneeberg und Urenkelin des Dichters Johann Gottfried von Herder, heiraten. Das Problem der Liebenden: Sie war eine Protestantin, er ein Katholik. Um die Ehe zu ermöglichen, ließ Popp von der Zwickauer Domkirche seine Konfession ändern. Als Gegenleistung überschrieb die Familie Herder der Kirche ein Stück Wald – den heutigen Poppenwald, der demzufolge nach Karl Wilhelm Popp benannt wurde, dessen Konfessionswechsel der Kirchgemeinde den neuen Besitz eingebracht hatte.
Der Name Popp ist es dann auch, der laut Reimann einen Bogen zu den im Poppenwald vermuteten Schätzen schlägt. Karl Wilhelm war ein Vorfahr des Chefs der Deutschen Abwehr im Zweiten Weltkrieg, Admiral Wilhelm Canaris, und zugleich ein Vorfahr von Minna Mutschmann, der Ehefrau des sächsischen Nazi-Gauleiters Martin Mutschmann. Diese beiden wiederum besaßen einen Verwandten namens Albert Popp. Albert war Standartenführer im Nationalsozialistischen Fliegerkorps Sachsen, ein Neffe von Mutschmann und zudem ein Vetter von Admiral Canaris. Er wurde bereits von Paul Enke, dem Chef-Bernsteinzimmersucher des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, als einer der Männer ausgemacht, die mit der Verbringung des heute weltberühmten Kunstwerks zu tun haben sollen. Reimanns Überlegung lautete also: Ein Popp nutzte den Wald seiner Vorfahren, um eine geheime Mission zu erfüllen …
Gut zusammengereimt, offenbar aber daneben. Glaubt man Reimanns Version, hatte die Familie Herder den Wald von seinem früheren Besitzer geerbt – keinem geringeren als Martin Römer, dem Zwickauer Amtshauptmann, der im 15. Jahrhundert nach der Entdeckung der Schneeberger Silbervorkommen als Bergwerksbesitzer reich wurde. »Römer kaufte den Wald im März 1478 von den benachbarten Schönburgern«, weiß der Wildbacher Heimatforscher Jürgen Hüller. »Direkt nach dem Kauf verschenkte er die Hälfte des Areals an das Spital St. Georgen in Zwickau. Das belegen historische Dokumente.«
Martin Römer wollte im Poppenwald Bergbau betreiben, doch als ihm klar wurde, dass es hier kein Silber gab, veräußerte er die zweite Hälfte des Waldes für 320 Gulden ebenfalls an das Zwickauer Krankenhaus, das damals zur Moritzkirche gehörte. Von dort aus muss der Wald in den Besitz der Domkirche gekommen sein, mutmaßt Hüller. Und mehr noch: Als Martin Römer das Flurstück 1478 bei Friedrich von Schönburg erwarb, hieß dieses bereits »Poppenholz«. Auch das geht aus den alten Unterlagen hervor. Karl Wilhelm Popp hatte damit ebenso wenig zu tun wie irgendwelche ominösen Popen. »Wo der Name wirklich herkommt, konnten wir bislang nicht ermitteln«, fügt Jürgen Hüller hinzu.
Er hat aber weitergeforscht und eine neue Erklärung ins Spiel gebracht: Demnach könnte der Wald im 9. oder 10. Jahrhundert nach einem der Würzburger Bischöfe benannt worden sein, die damals die durch den Forst führende fränkische Straße nutzten, um Mönche zu den heidnischen Slawen zu schicken, die christianisiert werden sollten. Möglicherweise, so Hüller, hatten die Bischöfe im strategisch günstig gelegenen Wald sogar eine Einsiedelei errichtet. Mehrere der infrage kommenden Bischöfe trugen den Namen Poppo …
Der Wildbacher Genealoge Stefan Espig findet Hüllers Gedankengang interessant, meint aber, dass es auch ein paar Nummern kleiner gehen müsse: »Poppo ist ein Spitzname für Volkmar. Nehmen wir doch einfach an, dass der einstige Besitzer der Isenburg, den wir nicht kennen, Volkmar hieß. Dann haben wir vielleicht den Ursprung des Namens Poppenholz gefunden.«
Nicht einmal die Nicolaikirchgemeinde selbst kann heute nachvollziehen, wo der Name herkommt und wie sie in den Besitz des Waldstücks gekommen ist. Das Kirchenarchiv sei zu ungeordnet, um diese Frage kurzfristig zu beantworten, teilte der damalige Kirchenvorstandsvorsitzende Frank Bliesener dem Autor dieses Buches im Jahr 2011 auf eine entsprechende Anfrage mit.
Obwohl Jürgen Hüller die Recherchen von Detektiv Reimann für nicht stichhaltig hält, zweifelt auch er nicht daran, dass es im Poppenwald ein Rätsel aus den letzten Kriegstagen gibt.
Reimann und Hüller sind nicht die einzigen.
»Ich habe immer gespürt, dass es mit diesem Wald etwas auf sich hat«, sagt Frank Schröder, der im benachbarten Wildbach wohnt und ein Experte für die Rätsel des Poppenwaldes ist. Schröder kennt jeden Weg, jeden Baum, jede seltsame Einritzung in den mächtigen Buchenstämmen, und wenn jemand einen Stein im Poppenwald umwendet, kann er sicher sein, dass Frank Schröder lange vor ihm darunter nachgesehen hat. Der Wildbacher hat die Arbeiten von Schatzsucher Reimann praktisch von der ersten Stunde an begleitet. Er ist überzeugt, dass eines Tages jemand Erfolg haben und ein bedeutendes Geheimnis enthüllen wird.
Schröder hat mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen. Manche berichteten ihm, dass bei Kriegsende im Poppenwald etwas vorgegangen sei. Andere weigerten sich,...
| Erscheint lt. Verlag | 16.11.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte |
| Schlagworte | Aktion Bernhard • Albert Popp • Altbergbau • Atomforschung • Baumzeichen • Bernsteinhunde • Bernsteinzimmer • Beutekunst • Boris Rajewsky • Dietmar Reimann • Erich Koch • Erzgebirge • Freimaurer • Gottfried Reimer • Günter Eckardt • Gustav Wyst • Hilde Zechlin • Hitlers Bombe • Hochtechnologieforschung • Hohenzollernschatz • Kloster Grünhain • Kochsche Raubsammlung • Kunstgutdepots • Kunstraub • Martin Mutschmann • MfS • Minna Mutschmann • Mutschmann-Lager • Nazigold • Papierfabrik Niederschlema • Paul Enke • Prinzenhöhle • Prinzenraub • Radiumforschungsinstitut Oberschlema • Raubkunst • Schatzkarte • Schatzsuche • Stasi • Steinmosaik • Theodor Erdmann • Vergessener Stollen • Walter Hemmerlein • Wasserbehälter • Westerzgebirge • Wilfried Schober • Wismut • Wolfgang Köhler • Zyklotron |
| ISBN-10 | 3-384-02195-9 / 3384021959 |
| ISBN-13 | 978-3-384-02195-3 / 9783384021953 |
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