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Grundbegriffe Ganztagsbildung (eBook)

Das Handbuch

Thomas Coelen, Hans-Uwe Otto (Herausgeber)

eBook Download: PDF
2008 | 2008
XIII, 979 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
9783531911618 (ISBN)

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Grundbegriffe Ganztagsbildung -
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Ganztagsbildung ist zu einem Schlüsselbegriff in der gegenwärtigen Bildungsdebatte geworden, der neue Perspektiven auf ein umfassendes Bildungsverständnis in der Wissensgesellschaft eröffnet. Er kennzeichnet innovative Kooperationsformen zwischen Schule, Jugendhilfe und anderen soziokulturellen Einrichtungen, mit dem Ziel, allen Kindern und Jugendlichen eine ganzheitliche Erziehung und Bildung zu ermöglichen. Die 'Grundbegriffe' bieten als Handbuch erstmalig einen umfassenden Gesamtüberblick, in dem das Handlungsfeld terminologisch geklärt und systematisch erörtert wird. In ihrer bildungstheoretischen Fundierung und empirischen Verankerung werden Entwicklungen der Ganztagsbildung mit neuen Strukturen einer Politik des gerechten Aufwachsens verbunden und in bildungs- und sozialpolitischen Forderungen konkretisiert.

PD Dr. Thomas Coelen vertritt z. Zt. eine erziehungswissenschaftliche Professur an der Universität Siegen.
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Uwe Otto ist Senior Research Professor an der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld.

PD Dr. Thomas Coelen vertritt z. Zt. eine erziehungswissenschaftliche Professur an der Universität Siegen. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Uwe Otto ist Senior Research Professor an der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld.

Systematisches Verzeichnis 5
Inhaltsverzeichnis 6
Einleitung 13
Zur Grundlegung eines neuen Bildungsverständnisses 14
1 Adressaten, Kategorien und Prozesse 23
Kinder 25
Jugendliche 34
Eltern 43
Heterogenität 53
Soziale Ungleichheit 63
Generationsbeziehungen und Generationenverhältnisse 71
Gender und Koedukation 81
Ethnie und Migration 90
Entwicklungsaufgaben 99
Bildung, Lernen, Erziehung, Sozialisation 108
Informelles Lernen 118
Subjekt- und Identitätsbildung 127
Bewältigung 136
Spiel 145
Erwerb sozialer Kompetenzen 154
Förderung 163
2 Anlässe, Themen und Handlunsgfelder 172
Vereinbarkeit von Familie und Beruf 174
Demographischer Wandel 182
Kompetenzen 192
Partizipation 200
Devianz und Delinquenz 209
Schulaversion und Schulabsentismus 219
(Gewalt-)Prävention 228
Bewegung und Sport 239
Kunst und Kultur 249
Ethik und Religion 258
Beruf und Arbeit 266
Gesundheit 275
Nachhaltige Entwicklung 285
Pädagogik der Frühen Kindheit 295
Übergang Kindergarten – Primarschule 305
Spezielle Bildungseinrichtungen 315
Schulsozialarbeit 324
Politische Jugendbildung 333
Übergänge in den Beruf für benachteiligte Jugendliche 342
3 Lernwelten, Institutionen und Perspektiven 351
Familien 353
Peergroups 364
Medien(-Kontextualisierung) 374
Internet Communities 384
Nachhilfeangebote 393
Freizeit, Freie Zeit, Muße und Geselligkeit 404
Ferieneffekte 414
Geschichte der schulbezogenen Jugendhilfe 426
Jugendvereins- und -verbandsarbeit 436
Offene Kinder- und Jugendarbeit 446
Didaktische Konzepte in der Kinder- und Jugendarbeit 455
Hilfen zur Erziehung 464
Betreuung 474
Organisationsentwicklung der schulbezogenen Jugendhilfe 483
Geschichte der modernen Ganztagsschule 494
Grundschulen in ganztägiger Form 504
Didaktische Konzepte von Ganztagsschulen 515
Rhythmisierung 525
Unterricht 534
Mittagsessen und Schulhof 543
Hausaufgaben 553
Rechtsfragen der Ganztagsschule 562
Schulautonomie 571
Schulentwicklung 579
Kooperation von Bildungsorten 589
Organisationsformen ganztägiger Bildungseinrichtungen 597
Kooperationsbeziehungen an Ganztagsschulen 609
Agenturen für Ganztagsbildung 621
Lokale und regionale Netzwerke 628
Reformpädagogische Diskurse über die Ganztagsschule 639
Zeitstrukturen (vor-)schulischer Bildung in Europa 648
Jugendbildungsarbeit in Europa 658
Demokratiepädagogik in der Schule 668
Demokratiebildung in der Jugendarbeit 678
Architektur von Bildungseinrichtungen 688
Sozialraumorientierung und Raumaneignung 698
Kommunale Jugendbildung 706
Bildungslandschaften 715
4 Personal, Professionen und Teams 724
Erzieherinnen 726
Lehrerbildung 736
Diplom-Pädagogen und Sozialpädagogen 747
Ehrenamtliche und Honorarkräfte 759
Kooperation unter Pädagogen 769
Personelle Kooperation und Fortbildung 779
5 Theorien, Evaluationen und Planungen 789
Wissensgesellschaft 791
Entgrenzung 800
Bildungspolitik als Sozialpolitik 809
Chancengleicheit im deutschen Bildungswesen 819
Kinderrechte und radikaldemokratische Bildungspolitik 827
Kommunalpädagogik 836
Diskursanalyse zu „Ganztagsbildung“ 846
Evaluation 856
Anspruch und Wirklichkeit von Ganztagsschulen 866
Qualität von unterrichtsnahen Angeboten an Ganztagsschulen 877
Wirkungen von Jugendarbeit in Kooperation mit Schulen 885
Wirkungen außerunterrichtlicher Angebote an Ganztagsschulen 896
Bildungsberichterstattung 905
Kommunale Bildungsplanung 915
Städtische Bildungspolitik 924
Bezüge zwischen Politik, Verwaltung und Wissenschaft 934
Epilog 941
Bildung als Projekt der Moderne 942
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 949
Sachregister 956

"Vereinbarkeit von Familie und Beruf (S. 187-188)

Karin Böllert

Die These, die durch den Begriff „Ganztagsbildung"" transportiert wird, lautet:

„Wenn sich moderne, d. h. gesellschaftliche Bildung überhaupt organisieren lässt, dann nicht durch eine Ausweitung von Schule als Unterricht und auch nicht durch eine angehängte Betreuung, sondern nur durch die Integration von formellem und nicht-formellem Lernen, also vor allem durch eine neue institutionalisierte Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe unter Einbeziehung von Eltern und Familien. (...) Gesellschaftliche Bildung ist keine allgemeine Zurüstung auf eine vielfach beschriebene – und ebenso oft favorisierte – bildungsbürgerliche Grundausstattung, sondern immer auch und insbesondere die Umsetzung zivilgesellschaftlicher Voraussetzungen im Kontext von Lernen, Erziehung und Wissen"" (Otto/Coelen 2004: 8-9).

Die durch den so genannten PISA-Schock in der Bundesrepublik ausgelöste Bildungsdebatte konzentriert sich nun aber weniger auf die Möglichkeiten der Umsetzung eines solchen Verständnisses von Ganztagsbildung, sondern ist eher dadurch charakterisiert, dass im schulischen Bereich – unter Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems – auf die Schaffung von Ganztagsschulen gezielt wird. Die in der aktuellen Bildungsdebatte stattfindende Auseinandersetzung mit der Bedeutung frühkindlicher Bildungsmöglichkeiten und -erfahrungen führt außerdem zum Ausbau ganztägiger Angebote auch im vorschulischen Bereich, insbesondere im Kontext der Angebote für die unter 3-Jährigen. Beiden Strategien ist gemeinsam, dass somit explizit ganztägige Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche institutionalisiert werden (sollen), implizit aber auch weitere Zielsetzungen folgen. Eine dieser weiteren Zielsetzungen, um die es im Folgenden gehen wird, ist die Ermöglichung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit, womit zusätzlich zum gleichberechtigten Zugang von Frauen zum Erwerbsarbeitsmarkt die Erhöhung des Haushaltseinkommens von Familien und damit wiederum der Abbau familialer Armut angestrebt wird.

1 Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im internationalen Vergleich

Ein Blick auf die Beschäftigungsquote von Frauen in Deutschland macht deutlich, dass insbesondere Frauen mit kleineren oder mehreren Kindern erhebliche Schwierigkeiten haben, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Bei Vergleichen der Situation von Familien in unterschiedlichen westeuropäischen Ländern schneidet Deutschland am schlechtesten ab: die Geburtenrate ist hier die niedrigste, das Armutsrisiko für Alleinerziehende und Kinder am zweitgrößten, der Lohnabstand zwischen den Geschlechtern ist am höchsten und die Erwerbschancen von Müttern sind die niedrigsten (vgl. Gerzer-Sass 2006, Rüling 2007, Rüling/Kassner 2007), wohingegen z. B. in Schweden die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wesentlich besser gelingt:1 In Deutschland liegt die Beschäftigungsquote von Frauen ohne betreuungsbedürftige Kinder (unter 15 Jahren) bei 77 %, mit einem Kind bei 70 % und mit zwei oder mehr Kindern bei 56 %. Hingegen lauten die vergleichbaren Zahlen für Schweden: 82 % (ohne Kinder), 81 % (mit einem Kind) und 82 % (mit zwei oder mehr Kindern).

Zwar hat in den letzten Jahren die Intensität der Forschung über die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zugenommen, dennoch herrscht zwischen der normativen Forderung und den tatsächlich gelebten Verhältnissen eine nicht unerhebliche Grauzone. Fragen danach, wie weit gegenwärtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verwirklicht ist, wie die entsprechenden Wünsche und Vorstellungen von Frauen und Männern aussehen, was die gelebte Form für das Wohlbefinden des Einzelnen bedeutet, lassen sich annäherungsweise mit dem DJI-Familiensurvey beantworten (vgl. Bien 2006)."

Erscheint lt. Verlag 22.12.2008
Zusatzinfo XIII, 979 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Pädagogik Bildungstheorie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildungsdebatte • Bildungspolitik • Erziehungswissenschaft • Evaluation • Ganztagsbildung • Gesundheit • Handlungsfeld • Kooperation Schule und Jugenhilfe • Lernen • Schule • Schulform • Schulpädagogik • Schulsozialarbeit • Sozialpädagogik • Wissensgesellschaft
ISBN-13 9783531911618 / 9783531911618
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