Kyûshûs Kappas. Flusskobolde, Wassergeister und Ungeheuer in Japans Süden (eBook)

Anne H. Albrecht (Autor)

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2007 | 1. Auflage
94 Seiten
VDM Verlag Dr. Mueller e.K.
9783836416221 (ISBN)

Infos

Japan ist reich an Geschichten über Fabelwesen. Darunter ist auch der Kappa, ein Flusskobold, der im Laufe der Jahrhunderte seinen Schrecken zwar etwas verloren hat, aber dennoch eine ganz eigene Wissenschaft, die Kappalogie, begründet hat. Anne Helene Albrecht versucht diesem Fabelwesen für den Süen Japans auf die Spur zu kommen. Wer sind sie? Was können sie? Woher kommen sie und welche Rolle nehmen sie noch heute im japanischen Brauchtum ein? Gibt es Ähnlichkeiten mit anderen Wassergeistern und Fabelwesen und wenn, welcher Art? Gibt es sie vielleicht sogar wirklich? Mit zahlreichen Geschichten und Abbildungen werden die verschiedensten Aspekte unterhaltsam verdeutlicht und auch der wissenschaftliche Hintergrund zur Namensgebung und Vielfalt, sowie die historischen Untersuchungen der Ethnologen kommen nicht zu kurz. Dieses Buch richtet sich an alle Interessenten der japanischen Kultur, Ethnologie und Geschichtenliebhaber, die gern mehr über Fabelwesen wissen möchten.



Die Autorin



Anne Helene Albrecht, M.A. Studium der Japanologie, Erziehungswissenschaften und Zoologie an der Universität Hamburg, Jahrgang 1976, verheiratet, Mutter dreier Kinder

Inhalt

Inhalt 7
1. Einleitung 10
2. Allgemeine Einführung 11
2.1. Was sind Kappa? Eine lexikalische Annäherung 11
2.2.Wo kommen sie vor? 14
3. Fähigkeiten und Vorlieben der Kappa 14
3.1. Was können Kappa? 14
3.1.1. Unsichtbar sein 14
3.1.2. Verwandeln 14
3.1.3. Heilen 15
3.1.4. Schreiben 16
3.1.5. Arme verlängern 16
3.1.6. Überschwemmungen verhindern 17
3.2. Was mögen Kappa? 18
3.2.1. Sumô 18
3.2.2. Gurken und Auberginen 21
3.2.3. Shirikodama 22
3.2.4. Leber 23
3.2.5. Pferde, Kühe oder Menschen mit sich ins Gewässer ziehen 25
4. Welche Geschichten gibt es noch von Kappataten? 29
4.1. Der Pograpscher 29
4.2. Der Kappa als Verführer . Kappakinder 31
4.3. Der Kappaschwiegersohn 33
4.4. Der Fluch des Kappa 34
4.5. Der Dank des Kappa 36
4.6. Der hilfsbereite Kappa 38
4.7. Der Kampf gegen Kappa 39
5. Maßnahmen gegen Kappa 40
5.1. Vorbeugende Maßnahmen 40
5.1.1. Lebensmittelspenden 40
5.1.2. Die Kappafrisur 41
5.1.3. Talismane und Gedichte 41
5.1.4. Gelegenheit vereiteln 43
5.2. Abschreckende Maßnahmen 44
5.2.1. Stärke vortäuschen 44
5.2.2. Opferreis essen 45
5.2.3. Beten und ähnliche Rituale 46
5.2.4. Eisenobjekte 47
5.3. Wie man einen Kappa im Sumô besiegen kann 48
5.4. Versprechen abnehmen 50
5.5. Sonstige Methoden zur Überwältigung von Kappa 51
6. Herkunftstheorien zum Kappa 52
6.1. Aus China nach Kyûshû 52
6.2. Aus Holz- und Strohpuppen 54
6.3. Aus anderen Tieren 55
7. Regionale Unterschiede auf Kyûshû 56
7.1. Namensvielfalt 56
7.2. Bedeutung der Schriftzeichen 60
7.3. Das Doppelleben von Kappa in der südlichen Region Japans 62
8. Welche Funktion hatte der Kappa früher und heute? 67
8.1. Der klassische Kappa 67
8.2. Der moderne Kappa 70
9. Die Geschichte der Kappaforschung 71
10. Andere Wassergeister auf Kyûshû und ihre mögliche Verbindung zum Kappa 74
10.1. Wassermenschen 74
10.2. Gewässer mit Stimmen 74
10.3. Wasser bewohnende Tiere 75
10.3.1. Wasserspinnen 75
10.3.2. Flussotter 76
10.3.3. Schildkröten 77
10.4. Schlangen 77
10.5. Drachen 80
11. Fazit 83
12. Anhang 85
12.1. Glossar 85
12.2. Literaturverzeichnis 86
12.3. Bildnachweis 91

Textauszug

3. Fähigkeiten und Vorlieben der Kappa (S. 5-6)

3.1. Was können Kappa?

3.1.1. Unsichtbar sein

Es gibt immer wieder Geschichten, in denen der Kappa nur für die Person sichtbar ist, mit der er direkten Kontakt hat, ob nun im Ringkampf oder als Geliebter einer jungen Frau. Deshalb ist anzunehmen, dass der Kappa über eine gewisse Fähigkeit verfügt, sich unsichtbar zu machen. Beispiele für die Unsichtbarkeit werden in den später folgenden Kapiteln aufgeführt werden.

3.1.2. Verwandeln

Es gibt mehrere Berichte, nach denen sich Kappa in andere Gegenstände und Tiere verwandeln können, um so die Aufmerksamkeit und die Besitzgier der Menschen auf sich zu lenken und sie ins Wasser zu locken. Ist der Mensch ihnen dann bis ins tiefe Wasser gefolgt, haben diese kaum noch eine Chance zu entfliehen, wenn der Kappa nach ihrem After greift. So wird aus Kumamoto-ken, Amakusa-gun, Kyôragimura berichtet, dass „sich Kappa in schöne Dinge wie Strohsandalen und Blumen, aber auch in Freunde von Kindern verwandeln können. Wenn Kinder nun am Fluss oder Meer spielen und diese Dinge sehen, folgen sie diesen immer weiter ins Wasser und werden dann vom Kappa in den Hintern gefasst. Das soll nicht nur im Sommer so sein, sondern auch im Winter. Dann allerdings verwandelt sich die Kappa an Land z.B. in Brennholz oder versteckt sich zwischen den Wurzeln von bestimmten Bäumen und greifen dann nach den Gesäßen der Menschen."

In anderen Geschichten verwandelt sich der Kappa in einen Riesenkarpfen oder, wie in der nun folgenden, in eine besondere Puppe:

„Aus Amakusa-gun, Sumotomura wird von einer alten Witwe berichtet, die an einem Flussufer lebte. Jeden Abend hörte sie nun dort eine weinerliche Stimme und eines Tages dann, als sie zum Waschen an den Fluss ging, trieb vom Felsen her eine schöne Puppe heran. Die Frau nahm diese Puppe an sich und legte sie zu Hause in einen Schrank. Aber als sie dann ein Weinen vernahm, holte sie diese wieder heraus und schlief mit ihr des nachts fest an die Brust gedrückt. Dann, als die Nacht schon halb vorbei war, spürte sie etwas an ihrem Po und sie musste kichern, während sie so gestreichelt wurde. Dabei verstummte aber auch ihr Atem für immer."

Auch wenn es nicht immer implizit geschrieben steht, kann man annehmen, dass sich Kappa in Menschen verwandeln können. In einigen der Erzählungen schließen die Opfer oder deren Angehörige erst hinterher darauf, dass es sich bei ihrer Begegnung um die mit einem Kappa gehandelt haben könnte.

3.1.3. Heilen

Dass Kappa über geheimes Wissen in der Heilkunst verfügen ist Motiv sehr vieler Geschichten. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei um Wissen zu Knochenheilmethoden, obwohl auch gesagt wird, sie würden Heilmethoden für andere Krankheiten kennen. In der Regel verrät der Kappa seine Rezeptur nur, wenn er, wie in vielen Geschichten, dafür seinen abgetrennten Arm zurückerhält. Der Kappa ist nämlich in der Lage, seinen eigenen Arm noch Tage nach der Abtrennung, oft ist dabei von einem Zeitraum von drei Tagen die Rede, wieder an seinen Körper anzubringen.

Produkt-Details

• Erscheint lt. Verlag: 1.1.2007
• Sprache: deutsch
• Themenwelt: Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte
• ISBN-13: 9783836416221 / 9783836416221