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Endlose Ketten

eine illustrierte Geschichte des Laufbands

(Autor)

Buch | Softcover
264 Seiten
2025 | 1. Auflage
Edition Nautilus (Verlag)
978-3-96054-473-9 (ISBN)
CHF 30,80 inkl. MwSt
»Going nowhere very rapidly« - so bewarb eine US-amerikanische Firma für Fitnessgeräte schon in den 1920er Jahren ein Laufband zur körperlichen Ertüchtigung. Für Yves Pagès, Autor, Verleger und Sammler kulturgeschichtlicher Kuriositäten aller Art, ist das Laufband im Fitnessstudio ein geradezu metaphysisches Modell des Kapitalismus: eine unaufhörliche Bewegung auf der Stelle, in der ein Sisyphus wie aus Moderne Zeiten dem Avatar eines ökonomischen perpetuum mobile hinterherhetzt. Das Prinzip ist allgegenwärtig, ob als Rolltreppe oder Kassenband, als Fließ- und Förderband in Fabriken und Bergbau, als Heimtrainer oder moving walkway am Flughafen.Fasziniert setzt Pagès zur Recherche an, durchforstet Patentanmeldungen, Berichte von Industriemessen, Werbungen, Filme und Literatur, um Vorläufer und ausgestorbene Nebenzweige in der langen Evolution des Laufbands nachzuverfolgen. Höchst unterhaltsam erzählt er, wie aus einer Technologie zur Schonung von Nutztieren im Lauf der Geschichte erst eine schikanierende Disziplinarmaßnahme in englischen Gefängnissen und in Kolonialregimen wird und schließlich eine begehrte und teuer bezahlte Form der Selbstoptimierung und -kasteiung im spätkapitalistischen Lifestyle.»Travail à la chaîne« - der französische Begriff für Fließbandarbeit - lässt sich wörtlich mit »Arbeit an der Kette« übersetzen. Deutlicher und vielschichtiger kann man die Realität des Kapitalismus kaum darstellen.

Yves Pagès (*1963 in Paris) ist Autor und Verleger. Er leitet zusammen mit Jeanne Guyon das Imprint Éditions Verticales bei Gallimard und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht.

Felix Kurz übersetzt Essays, Sachbücher und wissenschaftliche Literatur aus dem Englischen und Französischen. Für die Edition Nautilus hat er zuletzt Phil Mailers »Portugal – Die unmögliche Revolution?« ins Deutsche übertragen.

»Indem er die Geschichte des Laufbands nachzeichnet, liefert Yves Pagès eine anregende und komische Reflexion über den Kapitalismus in seinen absurdesten Avataren.« Livres Hebdo »Endlose Ketten nimmt uns mit auf eine seltsame Reise. Denn der Heimtrainer ist nur eine von hundert Auswirkungen der Erfindung des Laufbands. Ohne das Laufband würde die heutige Welt nicht existieren. (...) Dies verdeutlicht Pagès' originelle Untersuchung, die Archive und Filme, Erzählungen und Werbungen außerordentlich präzise und gut dokumentiert miteinander verbindet, während sie, um mit Montaigne zu sprechend, 'springend und hüpfend' unterwegs ist, um sich nicht im Kreis zu drehen.« Le Monde des Livres

»Indem er die Geschichte des Laufbands nachzeichnet, liefert Yves Pagès eine anregende und komische Reflexion über den Kapitalismus in seinen absurdesten Avataren.« Livres Hebdo

»Endlose Ketten nimmt uns mit auf eine seltsame Reise. Denn der Heimtrainer ist nur eine von hundert Auswirkungen der Erfindung des Laufbands. Ohne das Laufband würde die heutige Welt nicht existieren. (...) Dies verdeutlicht Pagès’ originelle Untersuchung, die Archive und Filme, Erzählungen und Werbungen außerordentlich präzise und gut dokumentiert miteinander verbindet, während sie, um mit Montaigne zu sprechend, ›springend und hüpfend‹ unterwegs ist, um sich nicht im Kreis zu drehen.« Le Monde des Livres

Am Anfang dieses Buches stand ein Bild, das sich mir einbrannte, als ich die Avenue de la République in Paris zum Friedhof Père-Lachaise hinauflief. Auf der linken Straßenseite befand sich ein Gebäude im Haussmann-Stil, durch dessen große, leicht beschlagene Fenster im ersten Stock man mehrere Gestalten erahnen konnte, die nebeneinander auf nicht zu erkennenden Geräten ihr Lauftraining absolvierten. Im Erdgeschoss ein auf Hightech gestyltes Geschäft, eingerahmt von zwei Schaufenstern mit Blumenkränzen und Urnen. Die Schilder beseitigten jeden Zweifel: In der oberen Etage befand sich ein Fitnessstudio, darunter ein Bestattungsunternehmen. Eine wuchtige Baumkrone ließ es nicht zu, das skurrile Duo auf einem Foto zu verewigen. Aber die Idee war geboren und holte mich immer wieder ein: ein Bestattungsinstitut, darüber ein Fegefeuer der körperlichen Ertüchtigung, in dem verblichene Seelen wie schwerelos auf der Stelle joggen. Nachhaltig fasziniert von der Fata Morgana dieses Jenseits und der Tradition eines magischen Materialismus verpflichtet, begann ich nach und nach, für das Laufband einen Fetisch zu entwickeln, wie ich ihn für viele befremdliche Geräte pflege. Wie sollte man beim Anblick dieser Verstorbenen im Leerlauf-Sprint nicht ins Phantasieren geraten?

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Nautilus Flugschrift
Übersetzer Felix Kurz
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel ˜Lesœ chaînes sans fin
Maße 125 x 208 mm
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Technikgeschichte
Sozialwissenschaften
Wirtschaft Volkswirtschaftslehre
Schlagworte Disziplinierung • Fabrik • Fitnessstudio • Fließband • Förderband • Gefängnis • Kapitalismus • Kolonien • Kulturgeschichte • Laufband • lifestyle • Nutztiere • Selbstoptimierung
ISBN-10 3-96054-473-1 / 3960544731
ISBN-13 978-3-96054-473-9 / 9783960544739
Zustand Neuware
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