Energetischer Sanierungsfahrplan für Wohngebäude (eBook)
212 Seiten
Haufe (Verlag)
978-3-648-18275-8 (ISBN)
Dr. Günther Westner hat nach seiner Berufsausbildung zum Energieelektroniker an der Technischen Universität München Elektrotechnik und an der Fernuni Hagen Wirtschaftswissenschaften studiert. Im Rahmen seiner Promotion an der RWTH Aachen vertiefte er sich in das Thema Kraft-Wärme-Kopplung. Als staatlich geprüfter Energieberater liegen seine Schwerpunkte in der Gebäudeenergieberatung, Fördermittelberatung und energiewirtschaftlichen Beratung von Unternehmen. Er ist Geschäftsführer der Energie-Spezialisten GmbH aus München.
Günther Westner Dr. Günther Westner hat nach seiner Berufsausbildung zum Energieelektroniker an der Technischen Universität München Elektrotechnik und an der Fernuni Hagen Wirtschaftswissenschaften studiert. Im Rahmen seiner Promotion an der RWTH Aachen vertiefte er sich in das Thema Kraft-Wärme-Kopplung. Als staatlich geprüfter Energieberater liegen seine Schwerpunkte in der Gebäudeenergieberatung, Fördermittelberatung und energiewirtschaftlichen Beratung von Unternehmen. Er ist Geschäftsführer der Energie-Spezialisten GmbH aus München. Matthias Arnold Dr. Matthias Arnold begann seinen beruflichen Werdegang mit einer Lehre als Gleisbauer und studierte anschließend Bauingenieurwesen an der TH Nürnberg und der Technischen Universität München. Nach seinem Masterabschluss war er als Tragwerksplaner tätig, bevor er 2019 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an die TU München zurückkehrte und am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion promovierte. Sein Schwerpunkt liegt auf Ingenieurholzbau und Tragwerksplanung, insbesondere für den Hoch- und Ingenieurbau. Er ist als Tragwerksplaner in München und Nürnberg tätig. Markus Lechner Dr. Markus Lechner begann seine berufliche Laufbahn mit einer Lehre als Zimmerer und setzte sie mit einem Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Universität München fort. Am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion promovierte er im Holzbau. Seine Expertise liegt in der Entwicklung von Holz-Hybrid-Bausystemen, Vorfertigung und Industrialisierung. Für mehrere Unternehmen hat er modulare Bausysteme nach dem Baukastenprinzip konzipiert, die speziell auf industrielle Produktion und schnelle Montage ausgelegt sind.
3.1 Überblick über den Gebäudebestand in Deutschland
Bestandsgebäude lassen sich in unterschiedliche Gebäudetypen, Größenklassen und Baualtersklassen einteilen und so klassifizieren. Obwohl der Energiebedarf eines Bestandsgebäudes von einer Vielzahl von Parametern abhängt, besteht ein Zusammenhang zwischen dem Gebäudeenergiebedarf, dem Gebäudetyp, der Gebäudegröße und der Baualtersklasse des Gebäudes.
3.1.1 Gebäudetypen und Größenklassen
Ganz allgemein wird bei Bestandsgebäuden zwischen den Gebäudetypen Wohngebäude (WG) und Nichtwohngebäude (NWG) unterschieden. Wohngebäude lassen sich entsprechend ihrer Größe in die Größenklassen Einfamilienhäuser (EFH), Zweifamilienhäuser (ZFH) und Mehrfamilienhäuser (MFH) einteilen. In der Kategorie der Mehrfamilienhäuser gibt es eine weitere Differenzierung zwischen Mehrfamilienhäuser mit bis zu zwölf Wohneinheiten, großen Mehrfamilienhäuser (GMH) mit mehr als zwölf Wohneinheiten und Hochhäusern (HH). Beim Gebäudetyp NWG wird nach Nutzung zwischen Büro- und Verwaltungsbauten, Industriebauten und Sonderbauten unterschieden. In diesem Buch liegt der Fokus auf der Betrachtung von Wohngebäuden aller Größenklassen. Abbildung 10 zeigt die Zuordnung des Wohngebäudebestands zu den Größenklassen.
| Wohngebäude (WG) | Nichtwohngebäude (NWG) |
| Einfamilienhäuser (EFH) | Zweifamilienhäuser (ZFH) | Mehrfamilienhäuser (MFH) |
|
| Große Mehrfamilienhäuser und Gemeinschaftshäuser (GMH) | Hochhäuser (HH) |
3.1.2 Baualtersklassen
Die energetischen Eigenschaften eines Gebäudes stehen in engem Zusammenhang mit seinem Alter. Abhängig vom Baujahr lassen sich die Gebäude Baualtersklassen zuordnen, was ein entscheidendes Merkmal bei der Einteilung und Bewertung des Gebäudebestands ist. Die Baualtersklassen orientieren sich an historischen Einschnitten, den Zeitpunkten relevanter statistischer Erhebungen und den Veränderungen der wärmetechnischen Bauvorschriften [Eicke-Hennig 2011].
Der deutsche Gebäudebestand wird in die Baualtersklassen A bis L unterteilt, wobei die in Abbildung 11 jeweils gleichfarbig hinterlegten Baualtersklassen in den statistischen Erhebungen zum Gebäudebestand häufig zusammengefasst werden.
Abb. 11: Unterteilung des Wohngebäudebestands in BaualtersklassenIm Folgenden werden die baukonstruktiven Charakteristika der jeweiligen Baualtersklassen kurz zusammengefasst. Die jeweilige Zeitspanne steht in Klammern neben der Benennung mit Buchstaben.
Baualtersklassen A und B (bis 1918)
Die Baualtersklasse A bezeichnet die vorindustrielle Phase bis etwa 1859. Sie ist geprägt von handwerklichen Bautechniken. Die Errichtung von Gebäuden vor 1859 basierte vor allem auf den Erfahrungen der Handwerker und es bestanden kaum gesetzliche Regelungen. Als Baumaterialien wurden meist lokal verfügbare Baustoffe verwendet, beispielsweise in München das Gesteinskonglomerat Nagelfluh. Vorindustrielle Gebäude haben häufig Außenwände in Fachwerkbauweise mit Strohlehmausfachung oder monolithischen Wänden aus behauenen Natursteinen oder Vollziegeln. In den Gebäuden finden sich zumeist Holzbalkendecken oder Gewölbedecken. Die Beheizung erfolgte damals dezentral durch offene Feuerstellen oder Öfen. Zumeist gab es kein fließend Kalt- und Warmwasser und die Toiletten befanden sich außerhalb der Gebäude. Die einfachen Heizsysteme und die unzureichend gedämmte Gebäudehülle verursachten hohe Wärmeverluste.
Charakteristisch für den Übergang zur industriellen Phase und zur Baualtersklasse B (1860 bis 1918) ist die Stahlbetonbauweise. Bauten aus der Gründerzeit zeichnen sich durch großzügige Geschosshöhen und eine üppige Massivbauweise aus. Die Fassaden innerstädtischer Gebäude sind meist gegliedert und reich verziert. Stahlbeton revolutionierte die Bauweise. Im Deutschen Reich begann dies mit der Anmeldung des Patents von Joseph Monier 1880. In der Folge wurden die vorher üblichen Holzbalkendecken durch Stahlbetondecken abgelöst. Abbildung 12 zeigt ein typisches Wohngebäude der Baualtersklasse B.
Abb. 12: Typisches Wohngebäude der Baualtersklasse B(Martin Dülfer, 1902, München-Schwabing)
Baualtersklasse C (1919 bis 1948)
Baualtersklasse C, einzuordnen nach dem Ersten und während des Zweiten Weltkriegs, ist geprägt von der zunehmenden Industrialisierung der Baustoffherstellung. Die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg führte allerdings auch dazu, dass kostengünstigere und einfachere Materialien eingesetzt und materialsparende Konstruktionen angewendet wurden. Auf nationaler Ebene wurden Baumaterialien und Bautechniken durch die Einführung der Normung im Bauwesen standardisiert.
Im Wohnungsbau dominierte der Einsatz ein- und zweischaliger Mauerwerksbauten. Kellerdecken wurden meist in Massivbauweise erstellt. Der Wärmeschutz von Wohngebäuden verbesserte sich durch den verstärkten Einsatz von Bauelementen mit Luftkammern (zweischalige Bauweise, Hohllochziegel) im Vergleich zur Baualtersklasse B. Die Wohngebäude wurde zum Großteil dezentral über Öfen, teilweise schon über Kohlezentralheizungen beheizt. Toiletten und Badezimmer befanden sich in den Wohnungen. Die Stahlbetonbauweise entwickelte sich durch die Einführung profilierten Betonstahls, höherer Stahlgüten und neuer Schweißtechniken weiter. Somit konnten auch weit gespannte Decken und hochbelastete, schlanke Bauteile (beispielsweise Stahlbetonstützen) hergestellt werden.
Baualtersklasse D, E und F (1949 bis 1978)
In der Baualtersklasse D (1949 bis 1957) sind wegen des Materialmangels in der Nachkriegszeit hauptsächlich einfache Bauweisen zu finden. Häufig wurden zum Wiederaufbau von Wohngebäuden Trümmermaterialien verwendet. Außenwände errichtete man überwiegend in Mauerwerksbauweise, Holzbalkendecken kamen nur noch bei Einfamilienhäusern zum Einsatz. Im Geschosswohnungsbau der DDR ab Anfang der 1950er Jahre wurde erstmals die Fertigteilbauweise angewendet. Immer mehr Zentralheizungen (Koks, Gas, Öl) wurden verbaut und ersetzten in Teilen Gasetagenheizungen oder Gasöfen. In der DDR war die Versorgung mit Fernwärme verbreitet. Abbildung 13 zeigt ein typisches Wohngebäude der Baualtersklasse D.
Abb. 13: Typisches Wohn- und Geschäftsgebäude der Baualtersklasse D(Sep Ruf, 1952, München-Maxvorstadt)
In dieser Phase entwickelte sich auch die Normung weiter und es wurden Anforderungen für den sozialen Wohnungsbau festgelegt. Mit Einführung der DIN 4108, damals unter dem Titel »Wärmeschutz im Hochbau«, wurden 1952 erstmals Anforderungen an die energetischen Eigenschaften von Wohngebäuden definiert.
Gebäude der Baualtersklasse E (1958 bis 1968) zeigen, dass sich auch in der BRD neue industrielle Bauweisen – wie Sandwichkonstruktionen und die Fertigteilbauweise für Mehrfamilien- und Hochhäuser – etablierten. Im Bereich der Einfamilienhäuser wurde das Fertighauskonzept mit vorgefertigten Bauteilen vermehrt angewendet. Gebäude der Baualtersklasse E zeichnen sich durch dünnes, einschaliges Mauerwerk aus Ziegel oder Gasbeton aus, das in vielen Fällen bereits nachträglich wärmegedämmt wurde. Die Fenster wurden in der Regel als einfach verglaste Holzfenster oder zweifach verglaste Verbund- oder Kastenfenster ausgeführt und sind heute nur noch selten im Original vorhanden.
In der Baualtersklasse F (1969 bis 1978) erhält der Wärmeschutz, ausgelöst durch die erste Ölkrise, mehr Bedeutung. So kamen beispielsweise erstmalig Mineralfaser-Dämmplatten in Wärmedämmverbundsystemen zum Einsatz. Für monolithische Wände wurden porosierte Materialien in den Markt eingeführt. Mit Einführung der Wärmeschutzverordnung erfolgte 1977 die Anpassung der wärmetechnischen Anforderungen an die Gebäudehülle. Auch in der DDR wurden wärmetechnische Anforderungen im Rahmen der sogenannten Rationalisierungsstufe II definiert.
Baualtersklasse G (1979 bis 1983)
Die Baualtersklasse G ist architektonisch geprägt durch die Postmoderne und den beginnenden Dekonstruktivismus. Ursprung der Postmoderne war eine Gegenbewegung zur üppigen Architektursprache der Baualtersklassen E und F. Aus energetischer Sicht findet sich bei den Gebäuden meist eine unzureichende Dämmung der Dächer und Außenwände. Die Fenster sind in der Regel mit Zweischeiben-Isolierverglasung ausgeführt und heute oft noch im Original erhalten. In vielen dieser Gebäuden sind ineffiziente Heizsysteme wie Öl- oder Gasheizungen mit niedrigem Wirkungsgrad verbaut.
Baualtersklassen H und I (1984 bis 2001)
In der Baualtersklasse H (1984 bis 1994) spielten ein gesteigertes ökologisches Bewusstsein nach dem Kalten Krieg und durch den Aufbau Ostdeutschlands eine Rolle. Die Anforderungen an die Gebäudehülle...
| Erscheint lt. Verlag | 25.3.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Haufe Fachbuch |
| Verlagsort | Freiburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Wirtschaft |
| Schlagworte | Baubegleitung • Bautechnik • Bestand • bücher immobilien • Bund • Dämmung • Daniel Keller • Energetisch • energetischer sanierung • energetisch sanieren • Energieberater • energieberaterin • Energieberatung • Ferdinand Guggenberger • Förderung • Gebäude • Gebäudeenergiegesetz • GEG • Günther Westner • Günther Westner Buch • Haufe Buch • Haufe Fachbuch • Haufe Verlag • Haus Bau Ausbau Renovierung Buch • Haus und Grund • Heizung • Heizungstausch • Immmobilienbesitzer • Immobilie • Immobilienbesitzer Buch • kfw förderung sanierung • Klima • Klimaziel • kosten energieberater • kosten energieberatung • Markus Lechner • Markus Lechner Buch • Matthias Arnold • Matthias Arnold Buch • Neubau • Sanieren • Sanierung • sanierung energetisch • Sanierungsfahrplan • Wärmeplanung • Wohngebäude • Wohnungseigentümer |
| ISBN-10 | 3-648-18275-7 / 3648182757 |
| ISBN-13 | 978-3-648-18275-8 / 9783648182758 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich