Empathische Führung (eBook)
278 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3-641-31699-0 (ISBN)
Unsere Gesellschaft und damit auch die Arbeitswelt befinden sich im rapiden Umschwung. Klimawandel, Pandemie, Homeoffice, KI; Unternehmen, die mehr Leistung erwarten, und Mitarbeitende, die weniger arbeiten wollen. Ängste und emotionale Überforderung wirken sich auf unsere Arbeit aus. Mehr denn je wird Empathie zur Superkraft, wenn es darum geht, Mitarbeitende zu führen, zu motivieren und zu stärken, sodass sich alle bestmöglich für die gemeinsame Sache einbringen können. Aber Führung endet nicht an der Bürotür - sie ist ein Hebel, der über das Unternehmen hinaus in die Gesellschaft wirkt. Jede Entscheidung einer Führungskraft hat Folgen für Menschen, Systeme und unser Zusammenleben.
Lunia Hara hat jahrelange Erfahrung im Führen diverser Teams. In ihrem Buch gibt sie konkrete Tipps, wie Führungskräfte ihre Mitarbeitenden in den Vordergrund stellen, sie befähigen, ihre Talente und Ziele zu erkennen und so ihr volles Potenzial zu entfalten. Erfolgreicher und zufriedener führen - der täglichen Arbeit mehr Sinn geben: In einer global vernetzten Welt braucht es neue Lösungen, um erfolgreich zu bleiben. Empathische Führung ist ein Life Hack in Zeiten von Fachkräftemangel und Quiet Quitting.
Mit einem Vorwort von Verena Pausder
Lunia Hara ist Expertin für empathische Führung und wichtige Impulsgeberin für die Themen Modern Leadership, Diversity und Kulturwandel. Mit dem Appell, die eigenen Erfahrungen, Werte und Ansichten zu reflektieren, inspiriert sie Führungskräfte zu mehr Offenheit und mehr Empathie im Job, um ganzheitliche Unternehmenserfolge zu erzielen. Als Director Project Management bei diconium, einem Tochterunternehmen von VW, leitet sie selbst ein diverses Team. Außerdem ist sie Sparringspartner für Management-Teams und Executives zum Thema empathische Führung. Lunia Hara schreibt regelmäßig u.a. als Kolumnistin für den SPIEGEL und teilt praktische Erfahrungswerte auch als Speakerin auf verschiedenen Panels und Events. Sie ist LinkedIn TopVoice, erhielt den EDITION F Award 2022 für mehr Mut und wurde 2023 von der Beyond Gender Agenda als Woman of the Year ausgezeichnet.
Intro
Ich sitze im Jahresgespräch mit einem Projektmanager aus meinem Team, David, Ende 20, Vollbart und kurze Haare. Ich freue mich darauf, ihn zu sehen. Seit zwei Jahren im Unternehmen, hat sich David ausgezeichnet entwickelt. Daher danke ich ihm gegen Ende des Gesprächs für seine tolle Leistung und lade ihn ein, weiterzumachen. Außerdem eröffne ich ihm, dass wir ihn befördern werden. David strahlt und bedankt sich.
Dann wird es ruhig. Kennst du diese unerträgliche Stille, die entsteht, wenn etwas im Raum hängt, aber keiner es anspricht? Ich frage ihn, ob er noch etwas loswerden möchte. David verneint – und damit beende ich unseren Termin.
Vielleicht ahnst du es bereits: Müsste der beförderte Projektmanager nicht auch eine Gehaltserhöhung bekommen?
Auf jeden Fall. Aber ich führe empathisch, und ich möchte, dass David etwas für ihn Wichtiges lernt. Daher bitte ich ihn zwei Tage später erneut zum Gespräch und erkundige mich nach der Begrüßung ganz direkt: »Warum hast du nicht nach einer Gehaltserhöhung gefragt?«
»Das kann ich nicht. Ich kann bei so etwas nicht gut über Geld reden.«
Dass David Schwierigkeiten hat, seine eigene Leistung herauszustellen und für sich selbst einzustehen, ahnte ich bereits. Umso mehr bin ich erfreut, dass er sich mir offen anvertraut. Also sage ich ihm: »Pass mal auf, David. Ich gebe dir jetzt eine Gehaltserhöhung, weil du sie verdient hast. Aber wenn du in Zukunft nicht danach fragst, bekommst du keine. Über dein Gehalt zu sprechen, gerade wenn du eine solche Beurteilung und eine Beförderung bekommen hast, musst du lernen. Ich möchte, dass du das mitnimmst. Denn nicht alle Führungskräfte werden so reagieren wie ich. Woanders wärst du vielleicht leer ausgegangen.«
Dieses Beispiel zeigt sehr gut, worum es bei empathischer Führung geht – nämlich darum, den Menschen ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen und ihn sowohl in seiner fachlichen als auch in seiner persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen. Die Schwächen des oder der Mitarbeitenden proaktiv auszugleichen und sie nicht auszunutzen. Das fördert wahres Vertrauen und Bindung.
Diese Art des Führungsstils schafft einen Einklang zwischen den individuellen Herausforderungen und Zielen der Mitarbeitenden und den Unternehmenszielen. Damit ist sie der Schlüssel für tiefere Verbundenheit des oder der Einzelnen mit dem Unternehmen, mit dem Team und der Führungskraft – und auch für den unternehmerischen Erfolg.
Die positiven Effekte von Empathie im Leadership sind längst wissenschaftlich belegt. Eine Studie von Microsoft Deutschland aus dem Jahr 2021 zeigt: Fast zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Mitarbeitenden mit einer empathischen Führungskraft sind zufrieden, und beeindruckende 83 Prozent fühlen sich gesehen und wertgeschätzt. Empathische Führung hat auch messbare Vorteile: Führungskräfte, die empathisch handeln, erzielen nachweislich eine bis zu 50 Prozent höhere Effizienz im Arbeitsfluss, verglichen mit ihren weniger empathischen Kolleg:innen.
Warum sich Unternehmen und ihre Führung verändern müssen
Unsere Gesellschaft und damit auch die Arbeitswelt befinden sich in einem kontinuierlichen und radikalen Wandel. COVID, Krieg, Klimawandel, Diversität, Demografie, Digitalisierung – und nun der zunehmende Rechtsruck: All diese Faktoren erzeugen eine Unsicherheit, die etablierte Geschäftsmodelle, Arbeitsweisen und Bewältigungsstrategien infrage stellt. Angesichts dieser massiven Umwälzungen haben Unternehmen keine andere Wahl: Sie müssen sich verändern. Sie müssen sich anpassen – und noch mehr die Menschen, die in diesen Unternehmen arbeiten.
Denn diese äußeren Einflüsse belasten Mitarbeitende stark. Ängste und emotionale Überforderung sind keine Privatsache. Sie beeinflussen unmittelbar, wie wir arbeiten, führen und Entscheidungen treffen. Ignorieren wir sie, gefährden wir nicht nur die Gesundheit der Einzelnen, sondern auch die Zukunft der Organisationen. Genau deshalb braucht es empathische Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden dort abholen, wo sie stehen. Führungskräfte, die nicht werten, sondern stärken, unterstützen und Orientierung geben. Die Teil der Lösung sind und nicht des Problems. Nur so können sie selbst langfristig erfolgreich bleiben. Durch Menschen, die sich unterstützt, getragen und wertgeschätzt fühlen.
Empathie und Mitgefühl sind dabei keine netten Extras, sondern entscheidende Fähigkeiten. Denn ein soziales, unterstützendes Miteinander aller stärkt die Widerstandsfähigkeit der und des Einzelnen.
Gleichzeitig steigen auch die Ansprüche der Mitarbeitenden an ihre Arbeitgeber. Es reicht ihnen nicht mehr, nur die Produkte oder den Umsatz »ihres« Unternehmens zu kennen. Sie wollen wissen: Welchen Beitrag leistet dieses Unternehmen für unsere Gesellschaft? Wo früher Arbeitgeber boykottiert wurden, die aktiv Schaden anrichteten – ob in Bezug auf das Klima oder die Gesellschaft –, werden sie heute fürs Schweigen und Nichtstun abgestraft. Mitarbeitende wissen, dass Unternehmen die Macht haben, Missstände zu beheben – wenn sie es wollen. Und sie erwarten, dass diese Macht genutzt wird. Bekanntheit und Profit sind nicht mehr die einzigen Gradmesser der Bewertung eines Arbeitgebers. Es geht darum, wie glaubwürdig er gesellschaftliche Verantwortung übernimmt. Die Machtverhältnisse verschieben sich. Mitarbeitende fordern Einsicht, Transparenz und Einfluss auf die unternehmerischen Ziele und Strategien. Als wesentliche Erbringer der Unternehmensleistung genügt es ihnen nicht länger, nur mitzuarbeiten. Sie wollen mitgestalten.
Ob und wie Unternehmen die aktuellen Herausforderungen bewältigen, wird entscheidend davon abhängen, wie gut sie es schaffen, nicht nur die Bedürfnisse ihrer Kund:innen, sondern vor allem die ihrer Mitarbeitenden zu erkennen, zu verstehen und darauf einzugehen.
Studien zeigen: Viele Studierende nehmen finanzielle Abstriche in Kauf, um in nachhaltigen oder sozial verantwortungsbewussten Unternehmen zu arbeiten. 80 Prozent der Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen sehen Nachhaltigkeit als entscheidenden Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Future Talents zeichnen sich durch ein starkes Bewusstsein für soziale und ökologische Verantwortung aus.
Damit gehört der klassische Top-down-Führungsstil der Vergangenheit an. Es ist an der Zeit, viel stärker auf Werte, Einstellungen und Mindsets zu achten. Führungskräfte, die flexibel adaptieren und ihre Teams aktiv einbeziehen, werden nicht nur Herausforderungen besser bewältigen, sondern auch die besten Talente für sich gewinnen.
Was empathische Führung für die Unternehmenskultur tut
Empathische Führung ist ein transformativer Ansatz, der die Unternehmenskultur nachhaltig prägt. Sie basiert auf vier zentralen Säulen, die ich dir in diesem Buch näher vorstellen möchte: Menschlichkeit, Selbstreflexion, Offenheit und Feedback.
- Menschlichkeit: Menschlichkeit zeigt sich im Arbeitsalltag, wenn wir Mitarbeitende nicht nur als Erbringer:innen von Leistungen sehen, sondern als Menschen wahrnehmen. Wenn Menschen sich gesehen und geschätzt fühlen, entsteht eine Atmosphäre, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können. Das bedeutet auch, Verantwortung über den eigenen Schreibtisch hinaus zu übernehmen – zum Beispiel für faire Arbeitsbedingungen entlang der Wertschöpfungskette.
- Selbstreflexion: Wer andere verstehen will, muss zunächst sich selbst verstehen. Empathische Führung beginnt mit der ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, Überzeugungen und frühkindlichen Prägungen. Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Welche Werte steuern mein Handeln – bewusst oder unbewusst? Und wie beeinflussen sie meine Entscheidungen als Führungskraft? Diese Reflexion hilft, persönliche Stärken und Schwächen besser zu erkennen. Wer sich dieser Zusammenhänge bewusst ist, kann authentisch führen und andere Menschen mit ihren Bedürfnissen besser verstehen.
- Offenheit: Offenheit ist der Schlüssel zu Vertrauen. Führungskräfte, die ehrlich über ihre eigenen Schwächen und Fehler sprechen, schaffen eine Atmosphäre, in der auch Mitarbeitende sich trauen, authentisch zu sein. In einem Umfeld, das Fehler nicht verurteilt, sondern als Lernchancen betrachtet, können Kreativität und Innovation wachsen.
- Feedback: Ehrliches Feedback ist Fürsorge. Es gibt Mitarbeitenden Orientierung, hilft ihnen, sich zu entwickeln, und zeigt, dass sie nicht übersehen werden. Viele Führungskräfte scheuen sich jedoch davor, klares Feedback zu geben – aus Angst vor Konflikten oder Unsicherheit. Empathische Führung erkennt, dass Feedback ein Ausdruck von Interesse und Engagement ist. Ohne Feedback bleibt echtes Wachstum aus.
Diese vier Säulen verändern die Arbeitsweise einer Führungskraft grundlegend. Sie geben der eigenen Arbeit ein klares und sinnstiftendes Ziel: die Unterstützung und Entwicklung anderer. Das steigert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, sondern auch die der Führungskraft selbst. Empathische Führungskräfte teilen ihr Wissen großzügig, anstatt es für sich zu behalten. Sie agieren als Mentor:innen und schaffen die Voraussetzungen, damit jedes Teammitglied in seine volle Power kommt. Das stärkt nicht nur die Bindung, Motivation und Leistung, sondern auch die psychologische Sicherheit, weil Mitarbeitende am Arbeitsplatz sie selbst sein können. Wenn empathische Führung überzeugt und konsequent gelebt wird, hat sie das Zeug dazu, nicht nur die...
| Erscheint lt. Verlag | 1.5.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Wirtschaft | |
| Schlagworte | Afrika • be your own f*cking hero • diconium • Diversität • eBooks • edition f award • empathische Führung • Fachkräftemangel • frag den karrierecoach • Führung • Führungsstile • Führungsstrategien • it's now • Janina Kugel • linked in top voice • magdalena rogl • modern leadership • Motivation • nur wer sichtbar ist, findet auch statt • quiet quitting • SPIEGEL-Kolumne • Tijen Onaran • Unternehmensführung • Verena Pausder • Wirtschaft |
| ISBN-10 | 3-641-31699-5 / 3641316995 |
| ISBN-13 | 978-3-641-31699-0 / 9783641316990 |
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