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3 Streifen, 4 Ringe, 1 Apfel -  Armin Bonelli

3 Streifen, 4 Ringe, 1 Apfel (eBook)

Warum unser Gehirn die Lieblingsmarke für einen Freund hält, warum wir anders kaufen als wir denken und andere verblüffende Einblicke in die Welt der Marken
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-8000-8237-7 (ISBN)
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Warum ist Katharina verstimmt als ihr Freund aus Schul­zeiten nach Jahren mit einem 911er-Carrera ankommt? Warum kauft Marc sündteure Sneakers, die ihm gar nicht gefallen? Und wieso lassen wir uns am ehesten dann von Marken beeinflussen, wenn wir glauben, ganz sachlich zu entscheiden? Auf unterhaltsame Weise erzählt Armin Bonelli Geschich­ten, die er im Alltag rund um das Thema Marken erlebt, und beleuchtet diese anhand von Erkenntnissen aus der Neurowissenschaft und Anthropologie. • Warum wir manche Marken lieben und andere ganz schrecklich finden • Warum unsere Kinder 180-Euro-Sneakers wollen • Wie Marken entstanden sind • Was Marken mit Religion gemeinsam haben • Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft Mit Test: Welcher Markentyp bist Du? Amelie, Tony oder Spock?

Armin Bonelli hatte seine erste Markenobsession mit neun Jahren. Er weigerte sich, ohne seine Sneakers mit den drei Streifen, aus dem Haus zu gehen. Später folgte er seiner Leidenschaft und wurde das, was hierzulande kaum jemand kannte: Markenstratege. Heute ist er mit seinen unterhaltsamen Vorträgen ein gefragter Redner.Armin Bonelli hat Architektur und Kunstgeschichte studiert, nebenbei war er als Setzer, Zeichner, Zimmermann, Sänger, Koch sowie Fahrer eines internationalen Filmstars tätig. Er ist verheiratet und lebt in Wien

Was Kleidung mit großen Logos über uns aussagt, wie wir zu Fans werden und was ein mittelalterlicher Wettstreit mit Marken gemeinsam hat

In dem Film „Zurück in die Zukunft“ strandet der junge Marty McFly nach einer unbeabsichtigten Zeitreise in den 1950er-Jahren. Dort trifft er ausgerechnet auf seine Mutter Lorraine, die im gleichen Alter ist wie ihr zeitreisender Sohn heute. Auf Martys Unterwäsche findet sie den Schriftzug „Calvin Klein“ und nimmt an, dass es sich um den Namen des geheimnisvollen Jungen handelt. Sie nennt Marty fortan Calvin und die Zuschauer erwartet ein Feuerwerk an Verwirrungen, wie es eine klassische Zeitreise mit sich bringt. Regisseur Robert Zemeckis macht sich in dieser Episode über eine Modeerscheinung lustig, die in den 1980er-Jahren aufkam: Marken wurden groß sichtbar auf die Kleidung gedruckt. Mittlerweile spielen Marken bei jungen Menschen eine enorm wichtige Rolle. Dies zeigt sich deutlich in der Shell-Jugendstudie, die Daten über die Einstellungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Markenbekleidung erhoben hat. 77,5 Prozent gaben an, dass sie Markenkleidung als besonders wichtig erachten, während nur 22,5 Prozent meinten, dass Marken für sie nicht wichtig seien. Im Fokus der Jungen stehen Kleidung von Marken wie Nike und Adidas sowie Mobiltelefone.

Als ich Ende der 1960er-Jahre geboren wurde, gab es praktisch keine Markenlogos auf der Kleidung, abgesehen von ein paar kleinen Krokodilen auf den Tennishemden älterer Herren. Jedoch gerade einmal 15 Jahre später prangten „Champion“ und „Nike“ in riesigen Lettern auf meinen Pullovern. Wie kam es dazu? Als Kind trug ich Strumpfhosen, die ich von einer älteren Cousine oder einem mir unbekannten Vetter geerbt hatte. Ich bin überzeugt, dass niemand mehr wusste, wer sie schon aller getragen hatte. Wenige Jahre später sollte sich mein Leben ändern. Mit nur neun Jahren entwickelte ich erstmals ein deutliches Markenbewusstsein, mit dem ich meine Eltern überforderte. Anfangs beschränkte sich mein Fokus auf Turnschuhe der Marke Adidas, aber bald schon war ich nicht mehr bereit, Bekleidung ohne drei Streifen zu akzeptieren.

Warum tragen wir Kleidung mit übergroßen Schriftzügen von Unternehmen, mit denen wir überhaupt nichts zu tun haben? Auf T-Shirts finden sich zahlreiche Logos und Symbole, wie die von Musikgruppen, fiktiven Superhelden oder eben Marken. Kleidungsstücke mit großen Symbolen sind ein modisches Statement und ein Mittel, um persönlichen Stil auszudrücken. Das Tragen solcher Kleidung kann dazu dienen, sich zu einer bestimmten Gruppe zu deklarieren oder umgekehrt von der Masse abzuheben und die eigene Persönlichkeit zu betonen.

Das Logo ist nicht gleichbedeutend mit der Marke, es ist lediglich deren Symbol, das die Identifikation und Wiedererkennung der Marke ermöglicht. Logos dienen als visueller Einstiegspunkt in die Marke. Sie können Namen, Initialen, Symbole und Bilder enthalten und oft werden Elemente des Logos mit dem Produkt verknüpft, wie das Adidas-3-Streifen-Detail, die vier Ringe von Audi oder der Apfel von Apple. Auffällige Logos sind heute ein häufiges Attribut der Mode. Obwohl dieser Trend relativ jung zu sein scheint, lassen sich seine Ursprünge weit in die Geschichte zurückverfolgen. Symbole auf Flaggen und Uniformen halfen, Freund von Feind zu unterscheiden und mithilfe mittelalterlicher Wappen konnte man Ross und Reiter identifizieren. In England und den USA zogen diese Wappen in das Reich der Schulen und Universitäten ein. Sie wurden auf Ruderkleidung und Schuluniformen gestickt.

Der Mode-Journalist Kyle Thibodeaux erklärt in der Gentleman’s Gazette, wie Logos in die Mode Einzug hielten. Denn lange Zeit wurden sie diskret auf Etiketten im Innenfutter versteckt. Einige Produzenten wie Louis Vuitton begannen bereits im späten 19. Jahrhundert, ihre Logos auf Koffern sichtbar anzubringen. Seit der Zwischenkriegszeit wollten viele Tennisfans René Lacostes ikonisches Krokodil auf dem Polohemd tragen.

Kleine Shirts, große Logos


Doch erst durch neue Druckverfahren in den 1960er-Jahren wurden grafische T-Shirts populär. Sie fungierten als Andenken an Konzerte oder Reisen und wurden als Ausdruck der eigenen Individualität und Kreativität angesehen. In den späten 1970er-Jahren begann mit Rap und Hip-Hop eine Ära des auffälligen Konsums, die Markennamen explizit nannte. Studien zufolge wird die Marke Gucci in den Texten dieser Genres am häufigsten genannt. Dieser Trend folgte einem bereits etablierten Werbetrend der 1980er- und 1990er-Jahre, bei dem Unternehmen den Wert ihrer Marke zusätzlich zu ihren Produkten betonten.

In den 2000er-Jahren erlebte die Haute Couture einen Hype, als Modehäuser wie Versace, Gucci und Louis Vuitton auf markante Logos setzten. Unternehmen brachten in immer kürzeren Intervallen neue Produktlinien auf den Markt und überraschten mit ungewöhnlichen Kooperationen wie Adidas mit Gucci, Louis Vuitton mit Supreme oder Film mit Fendi.

Logos haben eine tiefe Bedeutung, wenn es um die menschliche Psychologie geht. Aktuelle Studien zeigen, dass die Größe von Logos auf Männerkleidung mit dem Interesse an Beziehungen in Verbindung steht. Demnach sind Männer, die große Logos tragen, offenbar weniger an langfristigen Beziehungen interessiert. Der Psychologe Daniel Kruger von der Universität Michigan erläutert in einem Artikel aus dem Jahr 2021, dass große Logos sekundäre männliche Geschlechtsmerkmale nachahmen. In der Studie wurden den 300 Teilnehmern je zwei T-Shirts gezeigt, eines mit einem großen Logo und eines mit einem viel kleineren Ralph-Lauren-Logo. Anschließend wurden ihnen verschiedene Fragen gestellt und sie wurden gebeten, eine Reihe von Merkmalen auf einer Skala von null bis 100 einzustufen. Männer, die T-Shirts mit größeren Logos von Luxusmarken tragen, sind demnach an kurzen sexuellen Affären interessiert, während Männer, die T-Shirts mit einem kleineren Logo tragen, Interesse an langfristigen Liebesbeziehungen haben. Auch Frauen bewerten Männer, die große Logos trugen, als attraktiv für kurzfristige Beziehungen. Sie gelten als unberechenbar und vor allem weniger an einer festen Beziehung interessiert als Männer mit kleinerem Logo.

Männer, die große Logos tragen, sind nicht an langfristigen Beziehungen interessiert

Marken bestimmen immer mehr die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Realität. Sie sind die herausragenden Symbole der zeitgenössischen Konsumkultur, wie Anthropologen seit Jahrzehnten behaupten.

Der Wirtschaftswissenschaftler Robert Kozinets stellte fest, dass Marken durch Werbung, Produktplatzierung, Merchandising, künstlerische Darstellung und Mundpropaganda in das Gefüge des kulturellen Universums der Verbraucher eingewebt werden. Aber was genau ist nun eine Marke? Wie definieren Experten verschiedener Fachrichtungen diesen Begriff? Die Antworten, die ich bekommen habe, könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier möchte ich Ihnen die wichtigsten vorstellen:

Marketingmanager:

„Die Marke ist die Summe der an die Zielgruppe kommunizierten Eigenschaften eines Produkts.“

Betriebswirt:

„Die Marke ist ein Mittel, um Produkte von jenen anderer Unternehmen zu unterscheiden.“

Linguist:

„Marken sind ein eigenständiges, semiotisches System gesellschaftlicher Codes.“

Soziologe:

„Eine Marke ist ein soziales Bündnis, dem wir uns freiwillig anschließen.“

Anthropologe:

„Marken sind die Stammesgesellschaften der Gegenwart.“

Offenbar haben wir es mit einem komplexen Phänomen zu tun, das seine Bedeutung verändert, je nachdem aus welcher Richtung wir es betrachten. Lange Zeit habe ich behauptet, eine Marke sei alles, was Menschen auf ihrem T-Shirt tragen. Ich verwende die folgende Definition: „Eine Marke ist die Persönlichkeit, die wir einem Produkt oder einem Unternehmen zuschreiben.“

Dieser Definition wohnt ein großer Frevel inne. Deutet sie doch an, dass wir Konsumenten bestimmen, was eine Marke ist, während traditionell die Unternehmen selbst die Hoheit über ihre Marken beanspruchten. Der Inhaber verfügt schließlich über das exklusive Recht, eine Marke zu verwenden. Darüber hinaus definierten über viele Jahrzehnte die eigenen Werbebotschaften, wofür eine Marke stand.

Mittlerweile haben sich die Machtverhältnisse gedreht. Nach Ansicht des US-amerikanischen Marketingexperten Mark Schaefer liegt ein Großteil der Informationen heute in der Hand der Kunden. In einer Zeit globaler Vernetzung durch Internet und Soziale Medien seien Märkte nichts anderes als Gespräche und es seien längst die Kunden, die die Kontrolle über diese Gespräche haben. Zwei Drittel aller Aktivitäten, die man als Marketing bezeichnet, geschehen heute ohne das...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Allgemeines / Lexika
ISBN-10 3-8000-8237-3 / 3800082373
ISBN-13 978-3-8000-8237-7 / 9783800082377
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