Games of Greed (eBook)
356 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-312-9 (ISBN)
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Torsten Dennin professionell mit den weltweiten Kapitalmärkten. Er ist Leiter der Vermögensverwaltung und Mitglied der Geschäftsführung von Asset Management Switzerland AG in Zug und Zürich. Torsten studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte zum Thema Rohstoffmärkte, und Anfang 2018 folgte er dem Ruf als Professor für Volkswirtschaftslehre. Er lehrt heute als Gast-Professor an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und der Schweiz und lebt mit seiner Frau und Tochter in Zug.
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Torsten Dennin professionell mit den weltweiten Kapitalmärkten. Er ist Leiter der Vermögensverwaltung und Mitglied der Geschäftsführung von Asset Management Switzerland AG in Zug und Zürich. Torsten studierte Volkswirtschaftslehre, promovierte zum Thema Rohstoffmärkte, und Anfang 2018 folgte er dem Ruf als Professor für Volkswirtschaftslehre. Er lehrt heute als Gast-Professor an verschiedenen Hochschulen in Deutschland und der Schweiz und lebt mit seiner Frau und Tochter in Zug.
Einführung
Three great forces rule the world: stupidity, fear, and greed.
ALBERT EINSTEIN
Angst und Gier gehören zu den stärksten Motivatoren. Man denke nur an FOMO (fear of missing out), die Angst, etwas zu verpassen, und den Wunsch, schnell und ohne viel Aufwand reich zu werden. Denn die meisten von uns sind nicht zufrieden mit dem, was sie haben, und möchten ihr Leben aufwerten, vielleicht mit besserem Essen, mehr Reisen, einem Luxusauto, einem größeren Haus. Das Fernsehen und die sozialen Medien liefern uns ständig Ideen für unsere Träume, indem sie uns das Leben der Reichen und Berühmten zeigen: Häuser, Autos, Jachten, Privatjets, Leben an fantastischen Orten. Verlockend, wir wollen das alles auch!
Wenn Sie bei Google nach »Gier« suchen, stoßen Sie auf viele Darstellungen von ziemlich aufgeblasenen Personen – zumeist ältere weiße Männer –, die Geld horten. Gier ist nach allgemeinem Verständnis ein unwiderstehliches und unaufhaltsames Verlangen, mehr zu besitzen. Wie eine Sucht ist die Gier grenzenlos. Mehr Geld ist immer besser als weniger Geld.
Von der Todsünde zum gesellschaftlichen Nutzen: Gier in der Religion
Materialismus und Gier stehen in den meisten religiösen Philosophien auf der Negativliste. In der buddhistischen Tradition hält uns die Begierde vom Weg zur Erleuchtung ab. In der hinduistischen Bhagavad Gita bezeichnet Lord Krishna die Habgier als großen Zerstörer und die Grundlage der Sünde. Muslime werden im Koran gewarnt, sich vor Habgier in Acht zu nehmen. Genauer gesagt sollte ein Muslim keine großen Geldsummen sparen und horten, sondern sie an diejenigen verteilen, die sie brauchen. Auch heute noch darf ein Muslim nicht davon profitieren, dass er Geld verleiht und dann Zinszahlungen annimmt.
Das gleiche Verbot findet sich seit Langem auch im Christentum wieder, denn die Kirche verbot Christen lange Zeit, Geld zu verleihen und hierfür Zinsen zu verlangen. Später wurde dies in das Verbot von Wucher umgewandelt, das heißt in das Verbot, übermäßig hohe Zinsen zu verlangen. Da Geld- und Kreditgeschäfte für das Wirtschaftswachstum immer schon unverzichtbar waren, füllten mehrheitlich Menschen jüdischen Glaubens diese Lücke ab dem Mittelalter im christlichen Europa. Aber auch im Judentum warnen Talmud und Midrasch davor, dass Habgier vergeblich ist; es wird als ein Ziel ohne Ende dargestellt, das nicht zum menschlichen Glück führen wird. (»Wer Geld liebt, wird nie mit Geld zufrieden sein«, Kohelet 5:9)
Im Katechismus der katholischen Kirche verbietet das Zehnte Gebot die Habgier und den Wunsch, irdische Güter anzuhäufen. Die Habgier – auch als Geiz, Habsucht oder Begehrlichkeit bekannt – ist wie die Wollust und die Völlerei eine Sünde der Begierde. Papst Gregor veröffentlichte im Jahr 590 n. Chr. eine Liste der sieben Todsünden und Tugenden. Diese Todsünden, in der römisch-katholischen Theologie auch Kardinalsünden genannt, sind die schwersten Sünden, die eine bewusste Abkehr von Gott darstellen. Thomas von Aquin nannte sie Kapitalsünden, weil sie der Ursprung aller anderen Sünden sind. Dante Alighieri definierte die meisten Todsünden als perverse oder verdorbene Varianten der Liebe zu etwas oder jemandem: Wollust, Völlerei und Habgier sind allesamt übermäßige oder gestörte Liebe zu guten Dingen, während Trägheit ein Mangel an Liebe ist. Alle Todsünden sind mit Stolz verbunden, der als Vater aller Sünden bezeichnet wird.
Korruption, Habgier und das skandalöse Leben des Klerus waren einer der Auslöser für die protestantische Reformation in Europa zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Reformatoren wie Erasmus, Zwingli, Luther und Calvin prangerten diese unhaltbaren Zustände an. Nach vielen Konflikten führte dies zu einer Spaltung der Kirche in die katholische und verschiedene protestantische Kirchen. Der Protestantismus entwickelte dabei eine eher materialistische Lebensauffassung. Erfolg durch harte Arbeit galt als Zeichen der Gunst Gottes. Eine Neuerung, welche dazu beitrug, die Saat des kapitalistischen Denkens zu legen.
Die Aufklärung, die erste Industrielle Revolution und der Aufstieg von Wissenschaft und Technik ließen den Einfluss und die Vorherrschaft der Kirche drastisch schwinden. Adam Smith, einer der Gründerväter der klassischen Ökonomie, baute auf diesem Gedankengut auf und proklamierte 1776 die These, dass das individuelle Eigeninteresse letztlich der beste Weg zu allgemeinem Wohlstand und einer florierenden Wirtschaft ist. Denn er legte zugrunde, dass das menschliche Streben nach Geld, Erfolg oder Ruhm eine starke Motivation für die Menschen ist, Produkte zu verbessern, Innovationen einzuführen und mit anderen zu konkurrieren.
Gier veranlasst die Menschen dazu, etwas zu tun, da sie für ihre Bemühungen belohnt werden. Nimmt man die Belohnung weg, entfällt auch der Anreiz zur Arbeit. Die Geschichte zeigt, wie sich das Konzept der Gier im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, als sie sich von einer Todsünde zu einem wirtschaftlichen und sozialen Nutzenfaktor entwickelte.
Vom Homo Oeconomicus zur Neuroökonomie
Die Wirtschaftswissenschaften befassen sich mit der Frage, wie Menschen Geld verdienen und verwenden und wie die Wirtschaft funktioniert. Vor Jahrzehnten hat die moderne Wirtschaftswissenschaft die Theorie des Homo oeconomicus über Bord geworfen, die lange Zeit ein Modell für menschliches Verhalten war, das davon ausging, dass der Mensch über eine unendliche Fähigkeit verfügt, rationale Entscheidungen zu treffen.
Viele Finanz- und Wirtschaftsmodelle beruhen noch immer auf der Annahme, dass Menschen rational sind und versuchen, ihren Nutzen zu maximieren, sowohl in Bezug auf monetäre als auch auf nicht-monetäre Ziele. Doch trotz zahlreicher hochfliegender mathematischer Modelle kann nichts die sprunghaften Bewegungen bei Aktien oder anderen Vermögensgütern wirklich erklären. Praktiker wissen, dass die Finanzmärkte von zwei starken Emotionen – Gier und Angst – angetrieben werden, die zu irrationalem Marktverhalten wie Spekulationsblasen und Crashs führen, die nicht mit der Hypothese effizienter Märkte vereinbar sind.
Sowohl Gier als auch Angst gehören zu den von John Maynard Keynes identifizierten animal spirits, die die Wirtschaft und die Finanzmärkte tiefgreifend beeinflussen. Keynes spricht dabei von den menschlichen Emotionen, die alles, vom Verbrauchervertrauen bis zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren, beeinflussen.
Als eine Sozialwissenschaft stützen sich die Wirtschaftswissenschaften auf Methoden aus angrenzenden Studienbereichen, um Erkenntnisgewinne zu generieren. Denn strenge und beweisbare Gesetzmäßigkeiten wie in der Mathematik, Physik oder Chemie gibt es hier nicht. Hier seien vor allem die Biologie und die Psychologie genannt.
Richard Dawkins berühmtes Buch Das egoistische Gen beeinflusste die Biologie und inspirierte auch den Zweig der evolutionären Wirtschaft. Methoden der Biologie (wie Evolutionsprozesse) und der Psychologie beeinflussten die modernen Wirtschafts- und Finanztheorien bis zum heutigen Tag.
Behavioral Economics und Behavioral Finance sind die Lehre von den Auswirkungen der Psychologie auf Anleger, Finanzmärkte und Entscheidungen. Sie konzentriert sich darauf, zu erklären warum es Anlegern oft an Selbstkontrolle zu mangeln scheint, sie gegen ihre eigenen Interessen handeln und Entscheidungen auf der Grundlage persönlicher Voreingenommenheit statt auf der Grundlage rationaler Fakten treffen. Behavioral Finance befasst sich dabei mit systematischen Kognitionsproblemen, Heurisiken und Anomalien.
Gier und Angst als Grundlage nicht-rationaler Entscheidungen beeinflussen viele Anleger. Das resultierende »Herdenverhalten« ist an der Börse als Ursache für dramatische Auf- und Abschwünge berüchtigt, da die Menschen dazu neigen, das Finanzverhalten der Mehrheit der Herde zu imitieren.
Richard Thaler und Daniel Kahneman leisteten bahnbrechende Arbeit bei der Anwendung psychologischer Erkenntnisse auf die Wirtschaftstheorie, insbesondere in den Bereichen Urteilsvermögen und Entscheidungsfindung unter Unsicherheit. Ihre »Nudge«-Theorie schlägt positive Verstärkung und indirekte Vorschläge als Möglichkeiten zur Beeinflussung des Verhaltens und der Entscheidungsfindung von Gruppen oder Einzelpersonen vor und beweist damit die Bedeutung der Psychologie für das menschliche Wirtschaftsverhalten.
In einem nächsten Schritt kann die Neuroökonomie – die Anwendung des medizinischen Fachgebiets der Neurowissenschaften auf die Ökonomie – mit Hilfe von bildgebenden Verfahren des Gehirns wie der Positronen-Emissions-Tomografie, der Magnetresonanz-Tomografie oder der Massenspektrometrie tiefer in das Verständnis der neuronalen Signalübertragung eindringen. Wenn wir die chemischen Veränderungen im Gehirn und das Feuern der Zellen verstehen, kommen wir dem Verständnis näher, wie Neuronen das individuelle wirtschaftliche Verhalten steuern.
Games of Greed: Spielarten der Gier
In der Zwischenzeit werden Gier und Angst weiterhin die Finanzmärkte und unser Privatleben beeinflussen. Die folgenden vierzehn Kapitel geben einen Einblick in verschiedene Spielarten der Gier. Einige dieser Geschichten aus dem wirklichen Leben wurden bereits zu Bestseller-Büchern und Blockbuster-Filmen, denn die besten Geschichten schreibt immer das Leben selbst.
Das erste Kapitel gibt einen kleinen Einblick in die Pandora, Paradise und Panama Papers. Diese und andere Datenlecks aus Offshore-Steuerparadiesen sind ein Weckruf für die Reichen. Julian Assange, WikiLeaks und Edward Snowden machten Whistleblowing gesellschaftlich ehrenwert und gaben den Reichen und Mächtigen Grund zu befürchten, dass ihre...
| Erscheint lt. Verlag | 19.2.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft |
| Wirtschaft ► Allgemeines / Lexika | |
| Schlagworte | Betrug • Bitcoin • business • Crime • Game of Thrones • Gier • Krimi • Spannung • Stories • Storys • True Crime • Tulpen • Verbrechen |
| ISBN-10 | 3-98609-312-5 / 3986093125 |
| ISBN-13 | 978-3-98609-312-9 / 9783986093129 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich