Economics in one Lesson (eBook)
272 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-188-0 (ISBN)
HENRY HAZLITT (18941993) gilt als einer der brillantesten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und schrieb für bedeutende Medien wie Wallstreet Journal, New York Times oder Newsweek. Er gilt als der populärste und prinzipientreuste Vertreter der Österreichischen Tradition von Mises, Hayek und Rothbard.
HENRY HAZLITT (18941993) gilt als einer der brillantesten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und schrieb für bedeutende Medien wie Wallstreet Journal, New York Times oder Newsweek. Er gilt als der populärste und prinzipientreuste Vertreter der Österreichischen Tradition von Mises, Hayek und Rothbard.
Die Lektion
In keinem Bereich menschlichen Bemühens spuken so viele Irrtümer wie in der Wirtschaft. Das ist kein Zufall. Sind die dem Fach eigenen Schwierigkeiten schon groß genug, erhöhen sie sich noch um ein Vielfaches durch einen Umstand, der zum Beispiel für die Physik, die Mathematik oder die Medizin keine Bedeutung hat – das nachhaltige Eintreten für eigennützige Interessen. Zwar hat jede Gruppe bestimmte wirtschaftliche Interessen, die sich mit denen aller anderen Gruppen decken, doch sie hat auch, wie wir noch sehen werden, Eigeninteressen, die denen aller anderen Gruppen zuwiderlaufen. Bestimmte wirtschaftspolitische Maßnahmen der öffentlichen Hand kommen langfristig jedermann zugute, andere dagegen begünstigen nur eine Gruppe auf Kosten aller anderen. Die Gruppe, die von solchen Maßnahmen profitiert und deshalb ein direktes Interesse an ihnen hat, wird sich verständlicherweise mit Nachdruck und scheinbarer Glaubwürdigkeit für sie einsetzen. Sie wird die klügsten Köpfe engagieren, die sie sich beschaffen kann, damit sie sich ganz ihrer Sache annehmen. Und sie wird die Öffentlichkeit schließlich entweder davon überzeugen, dass ihre Sache gut ist, oder sie so verwirren, dass es praktisch unmöglich wird, die Zusammenhänge noch klar zu durchschauen.
Neben diesem Eintreten für Eigeninteressen produziert noch ein anderer nicht unbedeutender Umstand tagtäglich wirtschaftliche Irrtümer am laufenden Band. Das ist die unausrottbare Neigung der Menschen, nur die unmittelbaren Folgen einer Maßnahme oder nur deren Auswirkungen auf eine bestimmte Gruppe zu sehen. Man versäumt zu fragen, wie sich diese Maßnahme langfristig nicht nur auf diese eine Gruppe, sondern auch auf alle anderen auswirkt. Es ist die Kurzsichtigkeit, die Spätfolgen außer Acht zu lassen.
Darin liegt der ganze Unterschied zwischen gutem und schlechtem Wirtschaften. Der schlechte Wirtschafter sieht nur, was offenkundig ist, der gute blickt tiefer. Der schlechte Wirtschaftspolitiker erkennt nur die unmittelbaren Folgen eines geplanten Kurses, der gute bedenkt auch die erst später eintretenden und indirekten Konsequenzen. Der kurzsichtige Wirtschaftsexperte überlegt nur den Nutzen einer Maßnahme für eine bestimmte Gruppe, der weitblickende untersucht auch die Auswirkungen auf alle anderen Gruppen.
Diese Unterscheidung mag naheliegend erscheinen. Die Vorsicht, sämtliche Folgen eines bestimmten Handelns für alle zu bedenken, ist eigentlich selbstverständlich. Weiß nicht jeder aus seinem eigenen Leben, dass es Schwächen und Laster gibt, die im Moment zwar angenehm, am Ende aber verhängnisvoll sind? Weiß zum Beispiel nicht jeder, der sich betrinkt, dass ihm am nächsten Tag schlecht ist und er einen Kater hat? Ist nicht jedem Gewohnheitstrinker bekannt, dass er seine Leber ruiniert und sein Leben verkürzt? Weiß der Playboy nicht, dass er sich auf alle möglichen Risiken einlässt, von der Erpressung bis zur Geschlechtskrankheit? Und um wieder auf den wirtschaftlichen, wenn auch immer noch privaten Bereich zu kommen: wissen der Faulenzer und der Verschwender nicht schon, während sie sich noch austoben, dass sie auf eine Zukunft in Schulden und Armut zusteuern?
Doch wenn wir zur staatlichen Wirtschaftspolitik kommen, werden all diese elementaren Wahrheiten missachtet. Da gibt es Leute, die als glänzende Wirtschaftsexperten gelten, die das Sparen verurteilen und staatliche Verschwendung als Mittel zur Rettung der Wirtschaft empfehlen. Und wenn jemand auf die langfristigen Folgen dieser Politik hinweist, entgegnen sie leichthin, wie der auf großem Fuß lebende Sohn seinem warnenden Vater: »Auf lange Sicht – da sind wir doch sowieso alle tot.«
Aber das Tragische ist, dass wir ganz im Gegenteil bereits unter den langfristigen Folgen der Maßnahmen der jüngeren und ferneren Vergangenheit zu leiden haben. Das Heute ist schon das Morgen. Die langfristigen Auswirkungen einiger Wirtschaftsmaßnahmen werden vielleicht schon in wenigen Monaten sichtbar. Andere machen sich vielleicht erst in ein paar Jahren bemerkbar und wieder andere erst in Jahrzehnten. Aber auf jeden Fall sind diese langfristigen Folgen bereits in den Maßnahmen enthalten.
So gesehen lässt sich daher die ganze Lehre von der Wirtschaft auf eine einzige Lektion und diese Lektion auf einen einzigen Satz reduzieren. Die Kunst des Wirtschaftens besteht darin, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die langfristigen Auswirkungen jeder Maßnahme zu sehen; sie besteht ferner darin, die Folgen jedes Vorgehens nicht nur für eine, sondern für alle Gruppen zu bedenken.
Neun Zehntel der wirtschaftlichen Irrtümer, die in der heutigen Welt enormen Schaden bewirken, sind das Ergebnis der Nichtbeachtung dieser Lektion. Und all diese Fehlbeurteilungen gehen auf einen von zwei zentralen Irrtümern zurück oder auf beide: auf den, nur die unmittelbaren Auswirkungen einer Handlung oder einer Maßnahme zu beachten, und auf den, nur die Folgen für eine bestimmte Gruppe zu sehen, ohne die Nachteile für andere.
Selbstverständlich ist auch der genau entgegengesetzte Irrtum möglich. Wenn wir eine Maßnahme erörtern, sollten wir nicht nur ihre langfristigen Auswirkungen auf die Gemeinschaft als Ganzes im Auge haben. Diesen Fehler begehen die Vertreter der klassischen Wirtschaftslehre ziemlich oft. Er ergab sich aus einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber Gruppen, die unmittelbar empfindlich von Maßnahmen oder Entwicklungen getroffen wurden, welche sich per Saldo und auf lange Sicht betrachtet durchaus als vorteilhaft erwiesen.
Heute unterläuft dieser Fehler kaum noch jemandem. Und die wenigen, denen er doch passiert, sind in erster Linie Wirtschaftstheoretiker. Der häufigste Irrtum heute, der in beinahe jeder Unterhaltung über Wirtschaftsfragen und Tausenden von Politikerreden wieder und wieder vorkommt, der grundlegende Trugschluss der »neuen« Wirtschaft, besteht darin, sich auf die kurzfristigen Auswirkungen von Maßnahmen auf bestimmte Gruppen zu konzentrieren und die langfristigen Folgen für die Volkswirtschaft als Ganzes zu übergehen oder zu verharmlosen. Die »neuen« Wirtschaftsexperten schmeicheln sich, dass dies ein gewaltiger, fast revolutionärer Fortschritt gegenüber den Methoden der »klassischen« oder »orthodoxen« Theoretiker sei, weil sie die kurzfristigen Auswirkungen in ihre Überlegungen mit einbeziehen, die Letztere häufig nicht beachtet haben. Dabei machen sie selbst den weit schwereren Fehler, weil sie die langfristigen Folgen völlig übergehen oder vernachlässigen. Sie sehen den Wald nicht, weil sie sich ausschließlich und mit größter Akribie auf einzelne Bäume konzentrieren. Ihre Methoden und Schlussfolgerungen sind oft durch und durch reaktionär. Überrascht stellen sie manchmal fest, dass sie auf gleicher Linie mit dem Merkantilismus des 17. Jahrhunderts liegen. Sie verfallen in all die alten Fehler (oder würden es, wenn sie nicht so inkonsequent wären), welche die klassischen Ökonomen, wie wir glaubten, ein für allemal aus der Welt geschafft hatten.
Mit Bedauern wird oft vermerkt, dass die schlechten Wirtschaftsexperten ihre Irrtümer der Öffentlichkeit besser verkaufen als die guten Fachleute ihre Wahrheiten. Häufig wird beklagt, dass der wirtschaftliche Unsinn, den Demagogen öffentlich verbreiten, scheinbar mehr einleuchtet als die Argumente der ernsthaften Experten, die nachzuweisen versuchen, was falsch daran ist. Aber der eigentliche Grund dafür ist gar nicht schwer zu erraten. Er besteht darin, dass Demagogen und schlechte Wirtschaftspolitiker Halbwahrheiten anbieten. Sie sprechen nur die direkten Auswirkungen einer geplanten Maßnahme oder deren Folgen für eine bestimmte Gruppe an. Und vielleicht haben sie mit dem, was sie sagen, sogar recht. In diesen Fällen besteht die Antwort aber darin zu zeigen, dass der geplante Schritt auch längerfristige und weniger erwünschte Konsequenzen hat, oder dass er eine Gruppe nur auf Kosten aller anderen begünstigen kann. Die Antwort besteht darin, die halbe Wahrheit durch die fehlende Hälfte zu ergänzen und zu berichtigen. Aber oft erfordert es komplizierte und umständliche Überlegungen, die wichtigsten Auswirkungen einer geplanten Maßnahme auf alle Betroffenen zu berücksichtigen. Die meisten Zuhörer haben Schwierigkeiten, diesen Gedankengängen zu folgen. Sie langweilen sich sehr bald und hören nicht mehr genau zu. Die schlechtesten Wirtschaftsspezialisten haben für diese geistige Schwäche und Trägheit eine scheinbar einleuchtende Erklärung parat. Sie versichern dem Publikum, es brauche sich überhaupt nicht die Mühe zu machen, den Gedankengängen zu folgen oder deren Wert beurteilen zu wollen, weil das alles doch nur »klassischer Liberalismus«, »Laisser-faire« oder »kapitalistische Ausflüchte« seien, oder was sonst an abwertenden Bezeichnungen herhalten muss.
Wir haben das Wesentliche der Lektion und der Irrtümer, die ihr im Weg stehen, bisher nur anhand abstrakter Begriffe erläutert. Aber die...
| Erscheint lt. Verlag | 18.9.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Wirtschaft ► Volkswirtschaftslehre |
| Schlagworte | Aaron Koenig • Absicherung • Aktien • Anarchie • Andreas Marquart • Anlagen • Anleger • Austrian Economics • Ayn Rand • Bankwesen & • Bankwesen & Börse • Bildung • Bitcoin • Börse • Börse & • Börse & Geld • Carl Menger • Cryptocoin • definition freiheit • deflation definition • edelmetallhandel • Eigentum • ESM • Eugen Böhm von Bawerk • Eurokrise • FBV • Finanzbuchverlag • Finanzcrash • Frank Schäffler • Freiheit • Friedrich Hayek • Friedrich von Wieser • Geld • Geldwesen • Geschichte • Geschichtswissenschaft • Globalisierung • Goldhandel • gold in deutschland • Goldkurs • Goldmünzen • Goldpreis • gold silber • Hans-Hermann Hoppe • Hayek • Henry Hazlitt • Incrementum AG • Individualismus • Inflation 1923 • inflation deflation • inflation österreich • Investitionen • Investment • Kapitalanlage • Kapitalismus • kapitalistisch • Karl Popper • keynes hayek • Konjunktur • konjunktur deutschland • Liberalismus • libertär • Libertarismus • Ludwig von Mises • Lügenpresse • manchester kapitalismus • Mark Spitznagel • Marktwirtschaft • maturaschule wien • Misswirtschaft • Mont Pelerin Society • Münzen • münze österreich • Nationalökonomie • Neoliberalismus • Nobelpreis • Österreich • Österreichische Schule • Politik • Politik & • Politik & Geschichte • Politik Deutschland • Politikwissenschaft • Politisches System • politisches System Deutschland • Praxeologie • Rahim Taghizadegan • Ratgeber • Ronald Stöferle • Staatenwelt • Staatsausgaben • Staatskredite • Steuern • Volkswirtschaft • Volkswirtschaftslehre • Von Mises • Weltfinanzsystem • Wiener Schule • Wirtschaft • Wirtschaft international • Wirtschaftsethik • Wirtschaftslehre • Wirtschaftswachstum |
| ISBN-10 | 3-98609-188-2 / 3986091882 |
| ISBN-13 | 978-3-98609-188-0 / 9783986091880 |
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