100 Millionen Haargummis - und ein Wodka Tonic (eBook)
272 Seiten
REDLINE Verlag
9783962672447 (ISBN)
Sophie Trelles-Tvede wurde in Dänemark geboren, besuchte die Schule in Zürich, studierte in England und arbeitet nun in München. Hier hat sie 2012 ihre Spiralhaargummis, die sogenannten invisibobbles, erfunden. Forbes ehrte sie dafür 2016 mit Erwähnung in der Liste »30 unter 30«.
Sophie Trelles-Tvede wurde in Dänemark geboren, besuchte die Schule in Zürich, studierte in England und arbeitet nun in München. Hier hat sie 2012 ihre Spiralhaargummis, die sogenannten invisibobbles, erfunden. Forbes ehrte sie dafür 2016 mit Erwähnung in der Liste »30 unter 30«.
1.
Fahrräder für
Goldfische
0 verkaufte invisibobbles
Was ich gelernt habe:
- Manchmal muss man sich dazu zwingen, neue Leute kennenzulernen.
- Langeweile ist die Mutter des Erfindungsgeistes.
- Wer sich eine Telefonschnur ins Haar bindet, kriegt kein Kopfweh.
Bäng. Bäng. Bäng. Klack. Klack. Klack.
Noch bevor ich sah, wie die Männer Bettgestelle vom Lastwagen warfen, konnte ich sie schon hören. Sie schrien herum, fluchten, packten jeweils vier oder fünf der Metallrahmen auf einmal und ließen sie zu Boden poltern. Die Betten sahen aus wie Gefängnispritschen. Darauf sollte ich also in meinem ersten Semester als BWL-Studentin in der englischen Universitätsstadt Warwick meine Nächte verbringen.
Meine Mutter und ich standen auf dem Bürgersteig, als die Betten vor meinem Studentenwohnheim abgeladen wurden – einem hässlichen flachen Block aus den 1970er-Jahren, der zu Fuß mindestens 20 Minuten vom Campus entfernt war (und meine vierte Wahl als Studentenunterkunft war). Mir kam es so vor, als lägen Welten zwischen der Universität Warwick und meiner Heimat Zürich.
Ich wurde 1993 in Dänemark geboren, doch wir zogen in die Schweiz, als ich noch ein Baby war. Meine Eltern hielten es für eine gute Idee, dort ein Unternehmen zu gründen. Ich hatte das Glück, in einem lachsrosa Haus an einem See aufzuwachsen – in einem Ort mit weniger als 2000 Einwohnern, umgeben von grünen Hügeln und Kühen, im heimeligen Dunst frischer Kuhfladen. An einem Ort, wo die Züge pünktlich fahren, Reinlichkeit gleich nach der Gottesfurcht kommt und die Menschen wegen der guten Alpenluft alle so frisch und gesund aussehen.
Auf dem Weg durch die endlosen Flure meines Wohnheims wurde mir immer mulmiger zumute. Ausländische Studenten durften eine Woche früher anreisen, um sich mit den Eigenheiten des Studentenlebens vertraut zu machen. Deshalb waren erst wenige Leute da. Mein Zimmer lag ganz am Ende eines langen Korridors mit lauter verschlossenen Türen. Neben einem der besagten Metallbetten befanden sich darin ein Waschbecken, ein Schrank, ein Stuhl und ein langer, an die Wand montierter Schreibtisch. Ich fragte mich, was mich hier wohl erwartete.
Nachdem sich meine Mutter tränenreich verabschiedet hatte, wurde mir klar: Wenn ich nicht total vereinsamen wollte, musste ich mich auf den Weg zur Uni machen, wo kostenloses Essen für die Studierenden angeboten wurde. Es gab nur ein Problem: Von meinen Eltern hatte ich ein arrogantes »Resting Bitch Face« geerbt – deshalb kamen andere selten von allein freundlich auf mich zu. Außerdem war ich ziemlich schüchtern und total unbegabt für Small Talk (eine Kunst, die ich inzwischen deutlich besser beherrsche). Mir graute daher vor den Verrenkungen, die ich würde machen müssen, um Anschluss zu finden.
Ich warf einen Blick in den Spiegel, ermahnte mich, zu lächeln, und holte tief Luft. Dann riss ich meine Tür auf – und stand prompt einem anderen Mädchen gegenüber. Sie kam aus Frankreich, hieß Marie, und wir gingen zusammen vom Wohnheim zur Uni. Marie schickte der Himmel.
Im ersten Semester war ich überwiegend damit beschäftigt, Party zu machen, auszuschlafen, möglichst nicht am Wodka-Tonic-Kater zu sterben und mich in das eher schmuddelige Studentendasein einzufinden.
Unsere Küche teilten sich 18 Leute. Einmal schmorte einer in einem riesigen Topf ein Hühnchen auf dem Ofen und ließ es einfach stehen. Niemand erhob Anspruch auf den gegarten Vogel. Also schoben ihn andere nach etwa drei Wochen in eine Ecke. Irgendwann fiel uns auf, dass weißer Flaum aus dem Topf herauswuchs und an der Wand hochkletterte. Daher war klar: Ich würde in dieser Küche so wenig wie nur irgend möglich kochen.
Die Bäder sahen noch schlimmer aus als die Küche, vor allem am Mittwochmorgen. Dienstagabends fand nämlich immer die große Party im Campus-Club statt, und nach vielen Stunden mit hartem Alkohol, heißen Flirts und dann noch einem Curry um 2 Uhr morgens schaute gern mal der flotte Otto vorbei und kontaminierte die Toiletten.
Ich kaufte mir ein Fahrrad, um mobil zu sein. Doch weil ich damit schneller unterwegs war, brach ich grundsätzlich erst in letzter Sekunde zur Uni auf und musste mir dann die Seele aus dem Leib strampeln, um pünktlich im Hörsaal zu sein. Oft kam ich trotzdem zu spät an – stets schweißnass und außer Atem. Bis ich dann nach ein paar Wochen praktisch gar nicht mehr hinging.
Im Dezember überkamen mich schreckliche Schuldgefühle. In meinem Kopf ging eine rote Warnleuchte an, weil ich ganze zehn Wochen lang so wenig getan hatte. Als die Weihnachtsferien nahten, schämte ich mich vor mir selbst und war total unzufrieden.
Dieses BWL-Studium in Warwick war doch mein Traum gewesen. Und nun?
Ich fand es bocklangweilig.
Ich überlegte, wie ich meine Zeit produktiv nutzen könnte. Der Basketballmannschaft beitreten? Nee, doch nicht mit meiner lädierten Schulter und meinem kaputten Knie. Ich könnte mich natürlich ehrenamtlich engagieren. Aber halte ich das auch durch? Vielleicht sollte ich doch lieber Skifahren gehen? Ich meldete mich für das Universitätsteam an, stieg aber sofort wieder aus, als ich erfuhr, dass es sich um Grasski handelte.
Um gute Leistungen zu bringen, muss ich mich wirklich für eine Sache interessieren, sonst wird das bei mir nichts. Weil ich unbedingt herausfinden wollte, was ich mit mir anfangen könnte, schloss ich mich im Dezember eine Woche lang in meinem Zimmer ein. Ich saß an meinem Wandschreibtisch und überlegte, was ich herstellen und verkaufen könnte – sozusagen als Nebenprojekt gegen Langweile und Schuldgefühle.
Eines Nachmittags dachte ich darüber nach, dass mir herkömmliche Haargummis immer Kopfschmerzen verursachten. Sie lösten offenbar Spannungsgefühle auf meiner Kopfhaut aus, weil sie an den Haaren rissen, und dann tat mir der ganze Kopf weh – total ätzend. Ich fragte mich, ob sich das mit ein bisschen Kreativität nicht anders lösen ließe.
Am selben Abend fand auf dem Campus eine »Bad-Taste«-Party statt. Dafür musste man sich so geschmacklos wie möglich anziehen, viel trinken und hoffen, dass das eigene Outfit genügend Gesprächsstoff bot (und sich positiv auf mein Resting-Bitch-Face auswirken würde). Ich wollte gerade los, als mein Blick auf das Spiralkabel an meinem Festnetztelefon fiel. Spontan zog ich es heraus, wickelte es ein paarmal um meinem Pferdeschwanz und ließ die spiraligen Enden herausstehen: Perfekt! Es sah komplett daneben aus.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich das Kabel noch immer im Haar. Mir war zwar ein bisschen schwummerig von diversen Wodka Tonics, doch mein Pferdeschwanz verursachte mir keinerlei Spannungsgefühle.
Kopfschmerzen? Fehlanzeige.
Da saß ich in meiner einfachen kleinen Studentenbude an der Uni Warwick, 1195 Kilometer von meiner Schweizer Heimatstadt und mehr als 160 Kilometer von einem damaligen Freund Felix entfernt, und fragte mich, ob ich auf etwas Vielversprechendes gestoßen sein könnte. In meinem Bauch kribbelte es leicht.
Ich, Sophie Trelles-Tvede, Studentin an einer führenden BWL-Fakultät, die für die Zulassung zu diesem Studium alles gegeben hatte, interessierte mich für etwas, was so gar nichts damit zu tun hatte, was ich mir vom Ende meines ersten Semesters versprochen hatte.
In mir kam tatsächlich Begeisterung auf für ein Stückchen gedrehtes graues Telefonkabel.
Ich rief Felix an, der an der Business School der Universität Bath studierte – drei Zugstunden von Warwick entfernt.
»IchwaraufeinerBadTastePartyundhabmirdieHaaremiteinemTelefonkabelhochgebundenundbingradeohneKopfschmerzenaufgewacht!«
»Was?«
»Ich habe mir die Haare mit dem Spiralkabel von meinem Telefon hochgebunden und gar keine Kopfschmerzen! Ich habe mir gedacht, ich könnte Haargummis aus solchem Kabel herstellen – so als kleines Nebenprojekt.«
Schweigen in der Leitung. Für Felix muss sich meine Idee wohl ziemlich abgedreht angehört haben – als wolle ich Ohrringe für Hunde verkaufen oder Fahrräder für Goldfische.
Schließlich sagte er: »Wie viel hast du denn dafür ausgegeben?«
Typisch Felix. Er braucht immer erst Fakten und Zahlen und kann sich nur dann für etwas erwärmen, wenn es auch nachweislich funktioniert. Doch ich sah ihm nach, dass er am Potenzial dieser Idee zweifelte.
Felix frustrierte sein Studium ebenfalls. Sein älterer Bruder Dani und dessen Geschäftspartner Niki lebten in München, wo auch Felix herkam. Sie waren gut im Geschäft mit dem Deutschlandvertrieb einer Haarbürste namens Tangle Teezer. (Vertrieb bedeutet, was der Name schon sagt: Man kauft Produkte en gros beim Hersteller und vertreibt sie dann an verschiedene geeignete Verkaufsstellen wie Friseursalons.)
In England...
| Erscheint lt. Verlag | 9.8.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft |
| Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
| Schlagworte | 100 000 000 Haargummis • 100 000 000 Haargummis Sophie • 100 000 000 invisibobbles Sophie Trelles Tvede • 100 000 Haargummis und ein Wodka Tonic • 100 Haargummis • 100 Invisibobble • 100 Millionen Haar Buch • 100 Millionen Haargummis • 100 Millionen Haargummis sophie • 100 Million Hair ties • 100 Million hair ties and a vodka tonic • Beauty • Beruf • beruf karriere • Buch Gründung invisibobble • Buch invisibobble • Cosmopolitan • cosmopolitan zeitschrift • Erfolg • Erfolgreich sein • erfolgreich Unternehmen gründen • Erfolgsbiographie • Erfolgsgeheimnis • Erfolgsgeschichte • Existenzgründung • Firmenbiographie • Forbes • forbes magazine • Gründen • Gründergeschichte • Hundert Haargummis • hundertmillionen haargummis buch • influencer haargummi • Instagram • instagram business • instagram follower • instagram fotos • instagram geld verdienen • instagram influencer • instagram insights • instagram likes • Instagram Marketing • invisibobble • invisibobble 100 Millionen haargummis • invisibobble bunstar • Invisibobble Gründerin • invisibobble Haargummis • invisibobble münchen • invisibobble scrunchie • invisibobble sprunchie • invisibobble waver • invisibooble • Karriere • lifestyle • münchner unternehmen • münchner verlagsgruppe • neuerscheinung buch • neuerscheinung bücher • neuerscheinung redline • neuerscheinung redline verlag • redline • redline verlag buch • Selbstständig • sich selbstständig machen • sophie invisibobble • sophie trelles-tvede • Sophie Trelles Tvede • spiralhaargummi • spiral haargummi original • Start-up • Startup • startup gründen • Tangle deezer • Tangle Invisibobble • Tangle Teezer • Telefonkabel • trelles tvede • Trelles Tvede Invisibobble • unternehmen bayern • Unternehmen gründen • unternehmen münchen • Unternehmensgeschichte • unternehmensgründerin • Unternehmensgründung • weltunternehmen • zopfgummi • zopfgummi mit haaren • zopfgummi scrunchie |
| ISBN-13 | 9783962672447 / 9783962672447 |
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