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Silicon Rheinland (eBook)

Wo die Wiege der deutschen Start-up-Szene wirklich liegt
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
272 Seiten
REDLINE Verlag
978-3-96267-253-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Silicon Rheinland -  Florian Rinke
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Berlin gilt als Zentrum der deutschen Start-up-Szene. Nirgendwo in Deutschland wird so viel gegründet. Was die meisten jedoch nicht wissen: Überdurchschnittlich viele Gründer kommen ursprünglich aus dem Rheinland. Europas größter Modehändler Zalando sowie Rocket Internet, GetYourGuide oder der Kochboxen-Versender HelloFresh - sie alle wurden von Rheinländern gegründet. Darüber hinaus stammen viele Investoren wie Klaus Hommels oder Frank Thelen ebenfalls aus dem Rheinland. Florian Rinke deckt in seinem Buch auf, wie viel Rheinland eigentlich in Berlin, ja sogar in der gesamten deutschen Gründerszene steckt. Er enthüllt, warum so viele Gründer von dort kommen - und wie ihnen ihre Herkunft beim Aufbau der Start-ups geholfen hat.

Florian Rinke ist Wirtschaftsredakteur bei der Rheinischen Post. Dort schreibt er schwerpunktmäßig über die digitale Wirtschaft und die Gründerszene in und aus dem Rheinland. Der Autor hat unter anderem die Rubrik »RP-Gründerzeit« samt wöchentlichem Digital-Newsletter aufgebaut.

Florian Rinke ist Wirtschaftsredakteur bei der Rheinischen Post. Dort schreibt er schwerpunktmäßig über die digitale Wirtschaft und die Gründerszene in und aus dem Rheinland. Der Autor hat unter anderem die Rubrik »RP-Gründerzeit« samt wöchentlichem Digital-Newsletter aufgebaut.

Einleitung


Wenn nicht jetzt, wann dann.
Wenn nicht hier, sag mir wo und wann.
Wenn nicht du, wer sonst.
Es wird Zeit, nimm dein Glück selbst in die Hand.

– Höhner

Die bislang größte Gründergeschichte des Rheinlands wäre ohne die Bequemlichkeit eines Studierenden wohl nie geschrieben worden: Es ist 1998, an der Handelshochschule Leipzig wurden die neuen Erstsemester begrüßt. Wer kann schon ahnen, dass sich auf der Namensliste der Erstsemester die vier späteren Gründer der weltbekannten Hotelsuchmaschine Trivago befinden? Zusammen bringt sie der blanke Zufall. Ein Student soll Kleingruppen einteilen, in denen während der Begrüßungswoche unter anderem Planspiele absolviert werden. Er könnte abzählen, wählen lassen, würfeln. Stattdessen entscheidet er sich für die einfallsloseste Variante. Er macht auf einer Liste nach jeweils fünf Namen einen Strich. Das Gründerteam eines der bekanntestens Start-ups in Deutschland findet zusammen, weil ihre Namen Malte Siewert, Stephan Stubner, Rolf Schrömgens und Peter Vinnemeier im Alphabet dicht beieinander liegen.

Während seiner Zeit als Trivago-Chef hat Rolf Schrömgens diese Geschichte häufig erzählt, wenn er neue Mitarbeiter im Düsseldorfer Hauptquartier begrüßt hat. Er wollte damit verdeutlichen, dass man vieles planen, prognostizieren und organisieren kann – am Ende aber manchmal der Zufall entscheidend ist, weil er Chancen schafft und völlig neue Wege ermöglicht. Oder wie man im Rheinland sagt: Et kütt, wie et kütt.

Auch dieses Buch ist ein Zufallsprodukt, das während eines Gesprächs mit einem Verlagsvertreter entstand. Bei diesem Gespräch hatte es eigentlich um potenzielle Themen für meinen Hauptberuf gehen sollen: Als Journalist schreibe ich seit Jahren über die deutsche Start-up-Szene. Die Rheinische Post, bei der ich in der Wirtschaftsredaktion arbeite, ist eine der größten Regionalzeitungen Deutschlands – wobei regional für uns bedeutet, dass wir stets bemüht sind, das Weltgeschehen aus der Perspektive der Menschen in Düsseldorf, Mönchengladbach, Leverkusen, Köln oder Neuss zu betrachten und einzuordnen.

Und so stieß ich im Laufe der Zeit immer wieder auf Gründer oder Investoren, die zwar in Berlin, München oder Zürich leben, deren Wurzeln aber in Köln, Düsseldorf, Bonn oder am Niederrhein liegen. Je mehr solcher Beispiele ich fand, desto häufiger fragte ich mich: Wie kann es sein, dass heute alle voller Ehrfurcht auf die Start-up-Szene in Berlin blicken, deren Wurzeln aber eigentlich im Rheinland liegen?

Die Berliner Start-up-Könige Oliver, Marc und Alexander Samwer, die mit Rocket Internet zeitweise Gründungen am Fließband produzierten? Aufgewachsen in Köln. Die Gründer von Europas größtem Modehändler Zalando, David Schneider und Robert Gentz? Entwickelten ihre Idee im Garten von Gentz’ Elternhaus im rheinischen Kaarst. Der Kochboxen-Versender HelloFresh? Mitgegründet von Thomas Griesel, dessen Rheinland-Patriotismus so ausgeprägt ist, dass er noch immer in Düsseldorf wohnt.

Je länger ich suchte, desto mehr Beispiele fand ich. Rheinländer wie GetYourGuide-Chef Johannes Reck gründen Start-ups, Rheinländer finanzieren sie als Risikokapitalgeber wie Lakestar-Legende Klaus Hommels – und Rheinländer sorgen in der Politik für bessere Bedingungen für die Szene wie der Beauftragte für die digitale Wirtschaft und Start-ups im Bundeswirtschaftsministerium, der Düsseldorfer Thomas Jarzombek. Ist das wirklich Zufall?

Ich bin dieser Frage in vielen persönlichen Gesprächen nachgegangen – wobei »persönlich« speziell im ersten Halbjahr 2020 aufgrund der Einschränkungen durch die Coronapandemie hieß, dass man sich per Videokonferenz verabredete. Viele nahmen sich die Zeit, obwohl ihre eigenen Unternehmen oder Portfolios (im Fall der Investoren) stark von den Auswirkungen betroffen waren oder sie als Politiker damit beschäftigt waren, den Wirtschaftseinbruch mit Rettungspaketen zu stoppen. Einige andere konnte ich trotz Anfragen nicht sprechen, etwa Oliver Samwer und seine Brüder. Ihre Geschichten versuche ich daher durch Erzählungen Dritter, Medienberichte und öffentlich zugängliche Dokumente zu rekonstruieren, denn speziell die Samwer-Brüder spielen beim Aufbau des Berliner Start-up-Ökosystems eine zentrale Rolle.

Erstaunlich fand ich, wie stark ausgeprägt die Liebe zur Region bei der Mehrzahl meiner Gesprächspartner noch immer ist, auch wenn sie seit vielen Jahren im Rheinland-Exil leben. Ein Großteil von ihnen ist noch immer Lokalpatriot – und sei es nur wegen der fortwährenden Liebe zu Fußballvereinen wie Borussia Mönchengladbach oder dem 1. FC Köln. Aber viele von ihnen sahen eben in Berlin oder München die besseren Chancen für sich und ihr Unternehmen. Sie alle haben, um es mit der Kölner Band Höhner zu sagen, ihr Glück selbst in die Hand genommen.

Noch erstaunlicher fand ich, dass fast alle unabhängig voneinander sagten, dass sie Rheinländer schon daran erkennen würden, dass die Chemie besonders schnell stimme, man den Humor teile. Das rheinische Naturell – es ist anscheinend mehr als nur eine Legende.

Doch selbst wenn die Wiege der deutschen Start-up-Szene im Rheinland liegen sollte, die Geschichte der deutschen Gründerszene seit der Jahrtausendwende ist auch eine der Rückschläge für die Region. Trotz attraktiver Standorte wie Aachen, Bonn, Köln oder Düsseldorf gelang es nicht, begabte Köpfe zu halten oder zurückzugewinnen. Noch immer ist es schwieriger, in Düsseldorf an Risikokapital zu kommen als in Berlin oder München. Noch immer gelingt es Start-ups in der Hauptstadt viel leichter, internationale Talente anzulocken.

Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, warum das so ist, landete ich irgendwann im 19. Jahrhundert. Die Franzosen dehnten nach der Revolution im eigenen Land ihren Machtbereich immer weiter aus, wobei sie ab 1794 das gesamte linke Rheinufer kontrollierten und fortan nach ihren Vorstellungen umbauten.1 Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sollten künftig auch im Rheinland einkehren, wo bislang noch eine feudale Ordnung herrschte.

Der Grundbesitz war im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen immer noch fest in der Hand des Adels und Klerus, für Handwerker galt der Zunftzwang und das Rheinland, das sich von Saarbrücken bis Kleve und von Aachen bis Wuppertal erstreckte, war in Herzogtümer, Erzbistümer und Reichsstädte zersplittert. Wie groß das Rheinland im Grunde ist, habe ich tatsächlich erst bei diesen Recherchen realisiert.

Die Franzosen hoben diese Regelungen auf. Der Adel wurde genauso enteignet wie die Kirche, der Landbesitz wurde versteigert, sodass Bürger plötzlich in den Besitz von Grundstücken kommen konnten. Nicht alle wollten dort Felder bestellen, sondern manche nutzten die Möglichkeiten, um eigene Betriebe zu errichten – denn auch die Gewerbefreiheit wurde damals eingeführt, während sich gleichzeitig im Rheinland ein innovatives Bankenwesen ausbildete, das auch Industrieunternehmen finanzierte.

Warum ich all das erzähle? Aufgrund all dieser Maßnahmen setzte ein Aufschwung ein, der Köln zu einem bedeutenden Handelszentrum machte und die Region zu einem Magnet für Arbeitskräfte, die zunächst aus wirtschaftlich schwächeren Gegenden wie der Eifel oder dem Sauerland, später aber auch aus dem Ausland ins Rheinland kamen.

Diese Formel »Verfügbarkeit von Gewerbefläche + Kapital + Arbeitskräfte« traf damals auf das Rheinland zu, seit der Jahrtausendwende aber mit Blick auf die Start-ups eher auf Berlin: Büros waren billig, es gab Zugang zu Kapital – und auf junge Talente übte die Stadt eine enorme Anziehungskraft aus. Rund um das Jahr 2000 gab es dennoch kein klares Start-up-Zentrum in Deutschland.

Bis in Berlin der Faktor Samwer ins Spiel kam.

Rückblickend ist es unglaublich, welchen Impuls die drei Samwer-Brüder setzten. Die Gründung und der schnelle Verkauf des eBay-Klons Alando motivierten viele andere Gründer. Und die Investments der drei Kölner in andere Start-ups wiederum ermöglichten den Standort Berlin in seiner heutigen Ausprägung überhaupt erst. Einer der Gründer erzählte, dass man Alando irgendwo hatte machen wollen, wo man niemanden kenne, um ungestört zu bleiben.2 In dieser Lesart ist die Standortwahl Berlin also auch nicht mehr als ein Zufall.

Das Ergebnis ist jedenfalls enorm: Von ihnen finanzierte Unternehmen wie Zalando oder HelloFresh zählen heute zu den größten Arbeitgebern der Hauptstadt. Alleine im ersten Halbjahr 2020 gab es bei Start-ups in Berlin laut einer Studie so viele Finanzierungsrunden wie in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Baden-Württemberg zusammen.3 Von den 13 deutschen Einhörnern...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Alando • Alex Samwer • Amiro • Berlin • Beruf und Karriere • business news • Delivery Hero • Deutsche Gründerszene • Entrepreneur • Entrepreneurship • Erfolg • Erfolgreich • florian rinke • Geschäftsidee • geschäftsidee umsetzen • Getyourguide • Gründen • gründen 2.0 • gründen unternehmen • gründer buch • gründer deutschland • Gründerinnen • HelloFresh • horizn studio • IdeaLab! • IT-Branche • Jörg Rheinboldt • Justbooks • Lean Start-up • Marc Samwer • Max Finger • Oliver Samwer • onvista • Ratgeber • redline verlag • redline verlag neuerscheinung • Robert Gentz • Rocket Internet • Rolf Schrömgens • samwer brüder • Samwer-Brüder • Selbstständig • Selbstständigkeit • selbstständig machen • Silicon Germany • Silicon Rheinland • Silicon Valley • silicon valley buch • sillicon germany • Start-up • Startup • start-up Berlin • start-up Deutschland • Startup Finanzierung • start up gründen • startup gründen • startup ideas • startup investing • startup management • startup serie • start-up-szene • startup unternehmen • Technologie • Technologiebranche • Thomas Griesel • Tools • trivago • Unternehmen • Unternehmen aufbauen • Unternehmen gründen • unternehmen online • Unternehmensbewertung • Unternehmensführung • Unternehmensgründung • Unternehmenskultur • unternehmen strategie • Zalando
ISBN-10 3-96267-253-2 / 3962672532
ISBN-13 978-3-96267-253-9 / 9783962672539
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