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KI (eBook)

Schlägt die Maschine den Menschen?
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
176 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-7183-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

KI -  Jürgen Bruhn
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Wie wird unser Leben in wenigen Jahrzehnten aussehen? Werden uns Superintelligenzen beherrschen, manipulieren und kontrollieren? Der erfahrene Journalist Dr. Jürgen Bruhn beschreibt den bereits heute maßgeblichen Einfluss Künstlicher Intelligenz auf Wirtschaft und Gesellschaft und auf das zukünftige Arbeitsleben. Mit First-Hand-Insiderwissen stellt er die Überzeugung vieler KI-Experten, insbesondere bei Google und Facebook, dar: Um 2030 wird die Künstliche Intelligenz mit der menschlich-biologischen Intelligenz gleichziehen und diese um 2050 überflügeln. Diese Annahme konfrontiert Bruhn mit Kritiken wesentlicher KI- und Kognitionswissenschaftler wie Noam Chomsky, Jaron Lanier und Douglas Hofstadter. Bruhn fordert, dass Künstliche Intelligenz vom Staat und der Zivilgesellschaft reguliert werden muss, um nicht zum Feind des Menschen zu werden. Denn schließlich stellt sich die Frage: Was bleibt vom Menschen?

Dr. Jürgen Bruhn, geboren 1937, ist ehemaliger Spiegel-Journalist und promovierter Politikwissenschaftler. Durch seine langjährige Tätigkeit als Professor an der California State University hat er die digitale Revolution im Silicon Valley hautnah miterlebt. Für die Recherchen zu diesem Buch reiste er erneut dorthin und konnte so Informationen aus erster Hand einfließen lassen. Derzeit ist er als freier Schriftsteller und Gastprofessor tätig.

Dr. Jürgen Bruhn, geboren 1937, ist ehemaliger Spiegel-Journalist und promovierter Politikwissenschaftler. Durch seine langjährige Tätigkeit als Professor an der California State University hat er die digitale Revolution im Silicon Valley hautnah miterlebt. Für die Recherchen zu diesem Buch reiste er erneut dorthin und konnte so Informationen aus erster Hand einfließen lassen. Derzeit ist er als freier Schriftsteller und Gastprofessor tätig.

Einige der bekanntesten Computer- und Robotikwissenschaftler wie Ray Kurzweil, seit Dezember 2012 Leiter der technischen Entwicklung bei Google, Hans-Peter Moravec, Gründer des Roboterunternehmens „Seegrid“, Marvin Minsky, Robotikpionier und emeritierter Professor für Computer Science am Massachusetts Institute of Technology, Ralph Merkle, Nanotechnikwissenschaftler, der deutsche Jürgen Schmidhuber, Informatiker, Computerwissenschaftler und Leiter des Luganer Instituts für Künstliche Intelligenz, der seit 30 Jahren die Entwicklung künstlicher neuronaler Netze erforscht, und andere wissen genau, wie die neue künstliche Welt in Zukunft aussehen wird. Jedenfalls glauben sie es zu wissen. Diese Leute sind davon überzeugt, dass intelligente Maschinen noch in diesem Jahrhundert unsere Gesellschaft beherrschen werden, da ihre künstlichen Gehirne milliardenfach intelligenter sein werden als biologische Menschenhirne.42 Ray Kurzweil prophezeit sogar, dass der „nicht intelligente Kosmos“ durch eine einzige universelle Künstliche Intelligenz nach dem Ende dieses Jahrhunderts aufgewertet wird und künstliche Wesen dann in einer beinahe perfekten digitalisierten transhumanen Welt leben werden. Jürgen Schmidhuber prognostiziert, in wenigen Jahrzehnten werde ein einziger Supercomputer über die gesamte rohe Rechenkraft der ganzen Menschheit verfügen. Ich komme später darauf zurück.

Jaron Lanier betrachtet diese Zukunftsvisionen in Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht als „religiöse Fantasterei“, als eine Art Heilslehre und Ersatzreligion. Viele der Computerwissenschaftler und Informatiker, die er durch seine Arbeit für Microsoft und als „Fellow at the International Computer Science Institute“ an der University of California in Berkeley kennt, seien von einem „digitalen Utopismus“ befangen, der zum Ziel hat, die gesamte Menschheit durch Künstliche Intelligenz zu verändern. Diese Techno-Wissenschaftler seien geradezu von einem messianischen Eifer angetrieben: Sie wollen eine bessere – und das heißt für sie künstliche – Welt schaffen.

Sind wir also auf dem Weg in eine posthumane Zivilisation? Nach Ray Kurzweils Prognosen in seinem Buch Menschheit 2.0 – Die Singularität naht werden intelligente, algorithmengesteuerte Roboter uns bereits um das Jahr 2045 beherrschen. Für Kurzweil kommt der Wissenschaft die Aufgabe zu, den biologischen Menschen gleichsam aufzulösen, dessen Intelligenz momentan noch in seinem Körper gefangen ist und davon befreit werden muss. Genau darum geht es in der Entwicklung Künstlicher Intelligenz und künstlichen Lebens. Für Kurzweil und Schmidhuber befinden wir uns gegenwärtig noch in der „Dualität“, bei der „Menschheit 1.0“, also in einer Zeit, in der die biologische Intelligenz des Menschen der Künstlichen Intelligenz der computerprogrammierten Roboter noch überlegen ist. Für die beiden KI-Forscher sind es zwei konkurrierende Intelligenzen, von denen eine bald gewinnen und als singulärer Sieger hervortreten wird.43

Die Künstliche Intelligenz, die die menschlich-biologische Intelligenz übertreffen wird, ist für beide Forscher „unausweichlich“. Schon um 2030, so sind sie sicher, werden computerprogrammierte Roboter mit ihrer Künstlichen Intelligenz der biologischen Intelligenz der Menschen ebenbürtig sein. In ihren Prognosen gehen Kurzweil und Schmidhuber auch zurück auf einen legendären Urvater der Informatik und der Künstlichen Intelligenz. Gemeint ist John von Neumann. Schon Anfang der 1950er-Jahre behauptete der in den USA lebende ungarische Exilant, der sich immerzu beschleunigende technologische Fortschritt erzeuge die Vorstellung, dass sich die Geschichte der Menschheit „einer entscheidenden Singularität annähert“, nach welcher das menschliche Leben, wie wir es kennen, nicht weitergehen könne. Von Neumann machte dabei zwei wichtige Beobachtungen aus: Beschleunigung und Singularität. Dahinter steckte für ihn erstens der Gedanke, dass der menschliche Fortschritt nicht linear (Wachstum durch wiederholte Addition einer Konstanten, also aus 1 wird 2, 3, 4, 5), sondern exponentiell verläuft (Wachstum durch wiederholtes Multiplizieren mit einer Konstanten, also aus 1 wird 2, wird 4, 8, 16). Dieser exponentielle technologische Fortschritt, so von Neumann, wird dazu führen, dass Künstliche Intelligenz sich zuerst auf die Konzeption von Robotern richten wird, die dann alle Eigenschaften der „lebendigen menschlichen Intelligenz besitzen“. Danach werden wir in der Lage sein, Roboter herzustellen, die die Fähigkeit besitzen, sich „selbst zu erhalten, sich selbst zu reparieren, sich selbst zu entwickeln, sich schließlich selbst hervorzubringen“. Am Ende, so prognostizierte von Neumann, werden intelligente Roboter ohne menschliches Zutun ihre nächste Generation, ihr „besseres Replikat“ selbst entwickeln und damit die Singularität erreichen.44

Die amerikanische Weltraumbehörde NASA interessierte sich schon früh für von Neumanns Visionen. Ihr Ziel sind unter anderem bis heute Versuchslabore und Fabriken, die sich selbst reproduzieren, vergrößern, reparieren und weiterentwickeln können. Diese autonomen Labore und Allzweckfabriken sollen später auf anderen Weltraumplaneten installiert werden, von wo aus sie in der Lage wären, sich des Universums zu bemächtigen.

Ein anderer legendärer Urvater der Robotik und der Künstlichen Intelligenz, den Ray Kurzweil, Jürgen Schmidhuber und andere KI-Forscher gerne zitieren, ist der britische Mathematiker Alan Turing. Turing wurde im Zweiten Weltkrieg berühmt, weil er während des Luft- und Seekrieges gegen England den verschlüsselten Enigma-Code der deutschen Kriegsführung entschlüsselte und so maßgeblich an der Niederlage der deutschen Luft- und U-Bootwaffe beteiligt war. Turing, der selbst die ersten Roboter und Computer mit entwickelt hatte, behauptete lange vor Kurzweil und Schmidhuber, dass in nicht zu ferner Zukunft künstliche Computerintelligenz nicht mehr von der biologischen Intelligenz des Menschen unterschieden werden könne.

Turing entwickelte in den 1950er-Jahren einen Test zur Definition Künstlicher Intelligenz. Wenn bei einer verdeckten Konversation, so behauptete er, für einen Beobachter nicht unterscheidbar wäre, ob das Gespräch mit einer Maschine oder einem Menschen geführt wird, gelte der Test als bestanden. Für Turing reichte damals die Imitation von Intelligenz – wohl nicht zuletzt, weil damals wie heute die Frage ungeklärt ist, was Intelligenz eigentlich bedeutet. Wenn Computerintelligenz mit menschlich-biologischer Intelligenz den Gleichstand – „das Patt“ – erreicht habe, würden die „traditionellen Stärken menschlicher und künstlicher Intelligenz kombiniert“. Letztlich, so prognostizierte Turing, werde die künstliche der biologisch-menschlichen Intelligenz überlegen sein.45

Um beides zu beweisen, das Patt zwischen den beiden Intelligenzen und die darauf folgende Überlegenheit der Künstlichen Intelligenz, führten IBM-Programmierer den sogenannten „neuen Turing-Test“ ein. Er lief darauf hinaus, dass mit Software gefütterte Computer die menschliche Intelligenz besiegen, also den neuen Turing-Test bestehen mussten. Und das versuchte man bereits 1997 durch ein geradezu lächerliches Manöver zu beweisen, indem der IBM-Hochleistungscomputer „Deep Blue“ gegen den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow antrat. Deep Blue besiegte Kasparow. Das galt im Silicon Valley als erster großer Sieg der Künstlichen Intelligenz. Doch es war ein fauler Trick, weil Deep Blue mit seiner ungeheuren algorithmengesteuerten Rechenkraft pro Sekunde Abermillionen Stellungen und Züge im Voraus analysierte. Es waren programmierte Stellungen und Züge von Dutzenden von Schachgroßmeistern, die Kasparow zuvor bei Ausscheidungsspielen zu Weltmeisterschaften einzeln besiegt hatte. Aber gegen die Abermillionen gespeicherten Stellungen und Züge all dieser Großmeister sich zu behaupten, bedeutete für Kasparow so viel, wie simultan gegen Dutzende Großmeister zu spielen. Im Grunde hatte er keine Chance. Wäre Deep Blue nur mit Kasparows gesammelten Zügen und Stellungen gefüttert worden und mit den gespeicherten Zügen und Stellungen eines Großmeisters, hätte der Computer verloren. Mit dem Bestehen des Turing-Tests hatte dieses Manöver wenig zu tun.

In den Jahren 2009 bis 2011 wiederholte man solche Turing-Test-Manöver, um die Überlegenheit der Künstlichen Intelligenz gegenüber der menschlich-biologischen zu beweisen. Der IBM-Hochleistungscomputer „Watson“, gefüttert mit Zitaten aus Tausenden Büchern „hervorragender Schriftsteller, Dichter und Wissenschaftler“, trat im US-Fernsehen bei den „Jeopardy Quizshows“ gegen „hervorragend ausgebildete menschliche Champions“ ihrer Disziplinen an und besiegte sie. Im Gegensatz zu den menschlichen Hirnen dieser Fachleute hatte Watson Millionen Zitate gespeichert. Der US-amerikanische Informatiker und Computerwissenschaftler Douglas Hofstadter, Professor für Informatik an der Indiana University in Bloomington, Indiana, Sohn des Physik-Nobelpreisträgers Robert Hofstadter und Pulitzerpreisträger für seinen Bestseller Gödel, Escher, Bach, war bei einer der Jeopardy Quizshows zugegen. Er zeigte sich entrüstet über die Aussage anwesender Programmierer, die Watson entwickelt hatten, dass Watson über die menschlichen Hirne gesiegt habe. Für Hofstadter hatte Watson zwar viel mehr Zitate gespeichert als die Fachleute, aber er hatte sie „nicht lesen“ können, er hatte sie „nicht verstehen“ können. Genauso gut könnte man behaupten, so Hofstadter, „ein Fleischwolf esse Fleisch“. Die Menschen derart...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2019
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik
Technik
Wirtschaft
Schlagworte Facebook • Google • Künstliche Intelligenz • Noam Chomsky • Superintelligenz
ISBN-10 3-8288-7183-6 / 3828871836
ISBN-13 978-3-8288-7183-0 / 9783828871830
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