Netzwerk schlägt Hierarchie (eBook)
208 Seiten
REDLINE Verlag
9783864149788 (ISBN)
Die Kommunikationswissenschaftlerin Christiane Brandes-Visbeck leitet die von ihr gegründete Beratungsagentur Ahoi Consulting | Kommunikation und Leadership im digitalen Zeitalter. Darüber hinaus hält sie Vorträge und bietet Workshops an. Zuvor hat sie bei der Bertelsmann AG die Digitalisierung in den Medien aktiv vorangetrieben. Brandes-Visbeck leitet seit 2015 das Hamburger Quartier des bundesweiten Digitalnetzwerks Digital Media Women e.V. Ines Gensinger ist bei Microsoft Deutschland mit ihrem Team für die Geschäftskunden- und Endanwenderkommunikation & Analyst Relations verantwortlich. Sie steht federführend hinter der Programmatik des Digitalen Wirtschaftswunders - und weiß, dass der digitale Wandel mit der Teilhabe aller beginnt. Sie zählt zu den Vordenkern in der Diskussion zu Digital Leadership und hat sich ein starkes Netzwerk an Mitstreitern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft aufgebaut.
Die Kommunikationswissenschaftlerin Christiane Brandes-Visbeck leitet die von ihr gegründete Beratungsagentur Ahoi Consulting | Kommunikation und Leadership im digitalen Zeitalter. Darüber hinaus hält sie Vorträge und bietet Workshops an. Zuvor hat sie bei der Bertelsmann AG die Digitalisierung in den Medien aktiv vorangetrieben. Brandes-Visbeck leitet seit 2015 das Hamburger Quartier des bundesweiten Digitalnetzwerks Digital Media Women e.V. Ines Gensinger ist bei Microsoft Deutschland mit ihrem Team für die Geschäftskunden- und Endanwenderkommunikation & Analyst Relations verantwortlich. Sie steht federführend hinter der Programmatik des Digitalen Wirtschaftswunders – und weiß, dass der digitale Wandel mit der Teilhabe aller beginnt. Sie zählt zu den Vordenkern in der Diskussion zu Digital Leadership und hat sich ein starkes Netzwerk an Mitstreitern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft aufgebaut.
Führung heute: Welche Zutaten führen zum Erfolg?
Was kluge Entscheidungen in der Küche mit Digital Leadership zu tun haben – und warum »führen« zunächst einmal »aufgeben« ist.
Kochen kann eine sehr gewissenhafte Tätigkeit sein. Am Anfang steht die Entscheidung, was gekocht werden soll. Dann nimmt der Koch (oder die Köchin) ein Kochbuch und sucht das Rezept aus. Als Nächstes prüft er gewissenhaft, welche Zutaten benötigt werden. Sind diese vorhanden? Für alles, was fehlt, wird ein Einkaufszettel erstellt: Limetten, Mangold, Koriander etc. Im Fachgeschäft, im Supermarkt und auf dem Markt wird ausgesucht. Der Koch kehrt mit den Zutaten zurück, prüft die Mengenangaben und erstellt Schritt für Schritt die Mahlzeit. Die Anleitung liegt stets im Rezeptbuch bereit. Wenn die Zwiebeln hinzugefügt werden sollen, werden die Zwiebeln hinzugefügt, und die Limette wird gepresst, wenn im Buch steht, sie soll gepresst werden. Der Koch hat ein klares Ziel vor Augen.
Dieses »Kochverhalten« entspricht mehr oder weniger den klassischen Managementtheorien. Diese besagen: Klare Ziele sind das Nonplusultra. Nur wer ein klares Ziel vor Augen hat, kann erfolgreich sein. Diesem Gedanken wird alles untergeordnet. Die Führungsebenen richten das Handeln und die Organisation des Unternehmens nach diesem Ziel aus. Es ist eine klare Vorgabe. Wie der Koch nach Rezept seinen Mangold verarbeitet, so geht es im Unternehmen darum, den »Teller« wie geplant zu füllen.
Eine komplett andere Haltung
Erfahrene Unternehmer gehen anders vor. Sie kochen nicht nach Plan. Oder, um es etwas plakativer auszudrücken: Sie schauen, was geht. Das hat die Entrepreneurship-Expertin Professor Saras D. Sarasvathy von der University of Virginia über die Jahre hinweg beobachtet. Sarasvathy erforscht seit den frühen 1990er-Jahren das Thema »unternehmerische Expertise«, hat seitdem zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer begleitet und befragt. Sie kommt zu dem Schluss: Routinierte und erfolgreiche Unternehmen »kochen« anders. Und sie handeln anders. Ihre Haltung ist eine komplett andere.
Erfahrene Unternehmer prüfen nicht, was fehlt. Sie schauen, was sie haben.
Sie kommen »erkundend ins Handeln«, wie es Sarasvathy formuliert. Sie lassen das Kochbuch Kochbuch sein, öffnen Kühlschrank und Vorratsschränke und kochen mit dem, was sie dort vorfinden. Übertragen auf ihre unternehmerische Tätigkeit heißt das: Sie nutzen die Ressourcen, Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen. Oder anders gesagt: Sie machen das, was sie gut können – und wählen einen ressourcenorientierten Ansatz für Entscheidungsprozesse.
Sie halten sich nicht mit den Mängeln auf, versuchen gar nicht erst, diese zu kompensieren. Sarasvathy nennt diesen Ansatz »Effectuation«. Das ist ein Kunstwort. Im weitesten Sinn bedeutet es, zu zeigen, wie erfahrene und erfolgreiche Unternehmer aus dem Effekt handeln und Entscheidungen in Ungewissheit treffen.
Wir gehen später noch darauf ein. Bei der Entscheidungslogik Effectuation geht es nicht darum, einen aufwendigen Plan zu entwickeln und alles bis ans Ende durchzudenken, sondern kleine Schritte zu gehen, zu nutzen, was unmittelbar zur Verfügung steht, denjenigen mitzunehmen, der mitmachen will.
Im Grunde heißt es: Offen sein, beweglich bleiben. Wer entdeckend »kocht« und handelt, merkt schnell: Es wird mehr Energie freigesetzt. Es offenbart sich ein großer Erfindungsreichtum. Mit teuren Zutaten kochen kann jeder. Freestyle ist die Kunst der Stunde.
Wir beiden sehen uns als Köchinnen, die, um ans Ziel zu kommen, lieber entdecken und den Moment nutzen, als vorgegebene Pläne abzuarbeiten. Uns ist klar: Da braucht es eine gewisse Stärke, eine Haltung. Zumal immer auch das Risiko besteht, dass etwas fehlt. Und dass diese Unschärfe Mitarbeiter verunsichern kann. Dass es schwer ist, Menschen zum Mitgehen zu bewegen, wenn nach dem ersten Schritt der nächste und übernächste noch nicht feststehen. Das verunsichert nicht nur Mitarbeiter. Denn die Frage ist: Wer trägt die Verantwortung, wenn das Essen nicht schmeckt oder wir uns auf dem Weg zu unserem Ziel verlaufen? Früher war es meist der Mitarbeiter, der die Suppe auslöffeln musste …
Und heute? Die Angst vor falschen Entscheidungen – das haben wir gesehen – ist weitverbreitet, gerade im Hinblick auf die digitale Transformation. Die wenigsten machen da den Eindruck, als würden sie sorglos in die Küche schlendern wollen und mal schauen, was so da ist, und danach ihr Handeln ausrichten. Sie verlangen konkrete Handlungsoptionen, Anleitungen. Sie wollen diesen digitalen Wandel möglichst Punkt für Punkt abarbeiten.
Die digitale Angst
Lassen Sie uns das Thema Angst präzisieren: Warum tun sich Entscheider in Deutschland immer noch schwer, die unausweichliche digitale Transformation in ihren Unternehmen voranzutreiben?
Eine Antwort liegt im Begriff »digitale Angst«. Für uns ist das ein zentraler Begriff. Ist man in der Lage, sich selbst, seine Mitarbeiter und die aktuelle Unternehmenskultur so zu verändern, dass eine digitale Transformation im Betrieb möglich erscheint? Oder ist man vor Angst gelähmt?
Bei der digitalen Angst geht es um die Risiken und Nebenwirkungen von radikalem Handeln, die die digitale Revolution mit sich bringt. Sie erklärt, warum Chefs in einer sich dramatisch verändernden Welt an verkrusteten Hierarchien, festgefahrenen Prozessen und traditionellen Verhaltensmustern festhalten, die wie ein Stützkorsett für diejenigen sind, die ihren inneren Kompass und damit die Orientierung verloren haben.
Jan Krims von dem Beratungsunternehmen Deloitte Österreich beschreibt die Ursache so: »So sind für den Erfolg von Führungskräften in Zeiten der digitalen Transformation in erster Linie ihre grundsätzlichen Denk- und Handlungsmuster in unbekannten Umgebungen und bei neuartigen Herausforderungen entscheidend. Die heutige Führungskräfteentwicklung berücksichtigt das zu wenig und orientiert sich zu oft ausschließlich an sehr spezifischen, kontextabhängigen Aufgabenstellungen.« Heute wird nicht vor einer Einstellung oder einer Beförderung getestet, wie sich eine Führungskraft in unsicheren Situationen verhalten wird. Werte wie Mut, Entscheidungsfreude oder visionäres Handeln gehören in keine klassische Stellenbeschreibung. Im Gegenteil. Wir kennen eher dieses Phänomen: Weil mittelmäßige Chefs maximal mittelmäßige Mitarbeiter befördern, fehlt es vielerorts an mutigem, intelligentem und visionärem Führungspersonal. Es fehlt an Entdeckern und Ausprobierern in der Küche. Unternehmen vertrauen auf Vorgesetzte und Mitarbeiter, die nur ins Kochbuch blicken wollen. Und die glauben, dass darin steht, welche Dosis Software es braucht, um digital zu werden.
Was bringt die Valley-Reise wirklich?
Was wir derzeit beobachten: Je größer die Angst, desto hektischer wird nach Lösungen per Rezept gesucht. Wenn Unsicherheit droht und Gefahr im Verzug ist, verfallen die einen in Angststarre und die anderen in einen Hyperaktivitätsmodus. Übermotivierte CEOs motten ihre Krawatten ein, öffnen den obersten Hemdknopf oder tragen ein blaues T-Shirt im Boardroom – weil es alle so machen. Sie lassen sich von ihren Mitarbeitern duzen, jetten ins »Valley« oder nach Berlin, um die berühmte Start-up-Kultur kennenzulernen. Sie geben sich betont locker. Laden sich auf eine der fast wöchentlich stattfindenden Tech-Konferenzen ein oder richten sogar einen dieser Digital-Hubs ein, in denen sie mit Design-Thinkern diskutieren, Lego-Modelle bauen und im Hinterhof Schlagzeug spielen.
Firmeninhaber, geschäftsführende Gesellschafter und Chief Executive Officer beauftragen ihre Strategieabteilungen, IT-Verantwortlichen, Architekten und Personalentwickler, irgendetwas Sichtbares für den digitalen Wandel im eigenen Hause zu tun. Macher-Bosse lassen kurzerhand luftige Großraumbüros entwerfen und vergessen dabei schallisolierte Kommunikationsräume.
Gönnerhafte Vorgesetzte richten großzügig eine Lounge neben der Chefetage ein, wo sich kein Mitarbeiter beim Entspannen vom virtuellen Multitasking vom Boss »erwischen« lassen will. Kreative Chefs verordnen dem Führungspersonal jede Menge Innovationsworkshops mit innovativ klingenden Namen, die in wenigen Stunden vermitteln sollen, wie man mehr »Start-up-Speed« auf die Uhr bringt. Oft erzielen solche wenig durchdachten Ad-hoc-Maßnahmen keine nachhaltige Wirkung. Sie treiben den digitalen Wandel nicht spürbar voran. Sie verändern – nichts.
Die persönliche Strategie
Wir haben gesehen: Bei der digitalen Transformation in Unternehmen geht es nicht nur um innovative Produkte, agile Produktionsprozesse und kundenorientierte Dienstleistungen. Es reicht längst nicht mehr aus, sich mit dem Konzept des Internets der Dinge, mit Robotern als Arbeitskräfte oder Augmented Reality auseinanderzusetzen. In unsicheren Zeiten, in denen die Veränderungsdynamiken ungewöhnlich hoch sind und die Zukunft unberechenbar geworden ist, geht es vor allem darum, wie Entscheider und Führungskräfte denken und handeln.
Sicher ist: Niemand muss seine Chefposition verlassen, bloß weil ein blasser Nerd besser twittert als der Chef. Keine Führungskraft ist aus der Zeit gefallen, bloß weil sie Bücher lieber auf Papier liest. Uns geht es darum zu zeigen, dass der digitale Wandel unumgänglich ist. Und dass erfolgreiche Unternehmenslenker die Chance haben, mit ihrem Einfluss, ihren Kontakten und ihrer Erfahrung auch im digitalen Zeitalter etwas Großes zu schaffen....
| Erscheint lt. Verlag | 11.9.2017 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
| Schlagworte | Arbeiten 4.0 • canvas • Christiane Brandes-Visbeck • Coaching • Create Your Future • digitale Transformation • Digitalisierung • Digital Leadership • Digital Media Women • Führung • Führungskräfte • Führungsstrategie • Industrie 4.0 • Ines Gensinger • Management • Microsoft • Mittelstand • Netzwerk schlägt Hierachie • Netzwerk schlägt Kapital • Neuerscheinung • Personal • Teams • Wirtschaftswunder |
| ISBN-13 | 9783864149788 / 9783864149788 |
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