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Erarbeitung eines Konzepts zur Sanierung eines mit Mycobacterium avium ssp. avium infizierten Vogelbestandes am Beispiel des Vogeltropenhauses im Zoo Krefeld

Buch | Softcover
158 Seiten
2025
VVB Laufersweiler Verlag
978-3-8359-7226-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Erarbeitung eines Konzepts zur Sanierung eines mit Mycobacterium avium ssp. avium infizierten Vogelbestandes am Beispiel des Vogeltropenhauses im Zoo Krefeld - Anna Katharina Grewer
CHF 51,50 inkl. MwSt
Die Mykobakteriose ist eine beim Vogel nicht therapierbare chronische Erkrankung, die mit hohen Verlustraten in Vogelhaltungen einhergeht. Erkrankte Vögel scheiden bereits im subklinischen Stadium Mykobakterien über den Kot aus, was zur Infektion von Kontakttieren führen kann. Im Vogeltropenhaus des Krefelder Zoos traten zwischen 2014 und 2016 vermehrt Todesfälle mit Mykobakteriose auf, sodass sich der Bestand seltener tropischer Vögel massiv reduzierte. In der vorliegenden Arbeit wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet, welches MAA aus einem mit MAA infizierten Vogelbestandes in einem Vogeltropenhaus eliminierte. Dies schloss die Reinigung und Desinfektion der Großraumvoliere, die labordiagnostische Untersuchung von Umweltproben aus der Großraumvoliere, die labordiagnostische Untersuchung der Vögel des Bestandes, die Quarantänisierung und engmaschige Überwachung der Vögel des Bestandes, die Separierung von mit MAA infizierten Vögeln von nicht mit MAA infizierten Vögeln und die anschließende Elimination von mit MAA infizierten Vögeln, den Umbau der Haltungseinrichtung um Keimreservoire für Mycobacterium spp. zu verhindern sowie die Infektionskontrolle von Neuzugängen mit ein.
Die Vögel des Vogeltropenhauses wurden mittels kultureller Anzucht aus Kot und anschließender PCR auf MAA untersucht. Alle positiv getesteten Vögel wurden euthanasiert und die negativ getesteten Vögel wurden nach Vogelarten getrennt in der Quarantäne untergebracht. Während der Quarantänisierung wurden alle Vögel über einen Zeitraum von anderthalb Jahren regelmäßig mittels kultureller Anzucht und anschließender PCR, Ziehl-Neelsen-Färbung und Duplex-Realtime-PCR aus Kotproben auf säurefeste Stäbchen und MAA untersucht. Alle bei den Vögeln detektierten MAA wurden mittels MIRU-VNTR typisiert. Verstorbene Vögel wurden histopathologisch untersucht. Alle Einrichtungsgegenstände, die meisten Pflanzen und der Bodengrund wurden aus dem Vogeltropenhaus entfernt und alle Oberflächen mit 50 °C warmem Wasser und 50 bar gereinigt, chemisch mit einer 5 %-igen VENNO VET 1 super-Lösung desinfiziert und abschließend mit einem Dampfstrahlgerät bei einer Oberflächentemperatur von 80 °C behandelt. Zur Kontrolle des Desinfektionserfolgs wurden Valo-SPF-Hühner für insgesamt zehn Monate in das Vogeltropenhaus eingesetzt und anschließend histopathologisch und kulturell mit anschließender PCR auf MAA untersucht. Retrospektiv wurden archivierte Daten zu histopathologischen Befunden bei 1578 Vögeln der zwischen 2009 und 2019 im Zoo Krefeld gehaltenen Vogelordnungen analysiert, um Zusammenhänge zwischen Todesfällen mit Mykobakteriose und Vogelordnungen, Geschlecht und Herkunftsort zu detektieren.
Durch die Kotprobenuntersuchung des quarantänisierten Altbestandes über anderthalb Jahre konnten alle mit MAA infizierten Vögel des Altbestandes identifiziert werden. Der Nachweis säurefester Stäbchen, ebenso wie die Duplex-Realtime-PCR, erwiesen sich für die MAA-Diagnostik der im Vogeltropenhaus gehaltenen Vögel als nicht aussagekräftig, während die kulturelle Anzucht mit anschließender PCR mit 83,3 % am sensitivsten war. Im Vogeltropenhaus konnten mittels MIRU-VNTR zwei MAA-Stämme mit den Genotypen INMV 106 und INMV 67 nachgewiesen werden, die in verschiedenen Volieren auftraten. Bei den nach der Desinfektion in das Vogeltropenhaus eingesetzten Valo-SPF-Hühnern waren weder krankhafte Befunde noch MAA-Infektionen nachweisbar. Innerhalb von zwei Jahren nach Wiederbelegung des Vogeltropenhauses verstarb kein Vogel mit einer MAA-Infektion der Stämme INMV 106 und INMV 67. Der einzige Todesfall mit Mykobakteriose trat bei einem Neuzugang auf, der ohne Beprobung ins Vogeltropenhaus eingesetzt worden war. Bei diesem Vogel wurde mit dem Genotyp INMV 88 ein anderer und somit nach der Sanierungsmaßnahme neu in das Vogeltropenhaus eingetragener MAA-Stamm nachgewiesen.
Das in dieser Studie erstmalig durchgeführte Sanierungskonzept zur Eliminierung von MAA aus einem mit MAA infizierten tropischen Vogelbestandes in einem Vogeltropenhaus erreichte eine vollständige Elimination der zuvor nachgewiesenen MAA und konnte alle mit MAA infizierten Kontaktvögel des Altbestandes identifizieren. Es kann somit als Modell für die Sanierung vergleichbarer Vogelhaltungen dienen.
Eine besonders hohe Prävalenz für Mykobakteriose bei den im Zoo Krefeld gehaltenen Vogelordnungen trat bei den Mausvögeln mit 30 %, den Rackenvögeln mit 25 %, den Hühnervögeln mit 12,7 % und den Taubenvögeln mit 11,9 % auf, wohingegen bei Papageien (0 %), Pinguinen (0 %) und Spechtvögeln (0 %) keine Todesfälle mit Mykobakteriose festgestellt wurden. Es ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Todesfällen mit Mykobakteriose und dem Geschlecht des Vogels, allerdings konnten bei Wildfängen signifikant häufiger Todesfälle mit Mykobakteriose (p = 0,001) nachgewiesen werden.
Infektionsquellen für Vogelbestände in einem Vogeltropenhaus sind insbesondere Neuzugänge, sodass eine stringente mehrmalige Beprobung auf MAA unabdingbar ist, um einen Neueintrag zu verhindern. Die Untersuchung von nur einer einzelnen Kotprobe (Beprobungsintervall-Typ M der vorliegenden Studie, Sensitivität 51,3 %) oder von gepoolten Kotproben über vier Wochen (Beprobungsintervall-Typ Q der vorliegenden Studie, Sensitivität 50,0 %) auf MAA besaßen keine ausreichende Aussagekraft. Zur Detektion von MAA ausscheidenden Vögeln sollte eine tägliche Beprobung über mindestens zwei Wochen (Sensitivität 97,7 %), besser über vier Wochen (Sensitivität 100 %) erfolgen, wobei die Beprobung über vier Wochen 1,4 mal teurer ist als die zweiwöchige Beprobung. Um die Quarantänezeit im Empfängerbetrieb zu verkürzen, empfiehlt es sich, erste Kotproben bereits vor dem Transport in der Herkunftsinstitution zu analysieren. Idealerweise sollten Vogelbestände routinemäßig auf das Vorkommen von MAA im Kot getestet werden, sodass jederzeit ein aktueller Status über Mykobakterien ausscheidende Vögel im eigenen Vogelbestand erhoben werden kann. Mycobacteriosis is a chronical disease affecting birds. It comes along with a high rate of loss as there are no treatments available. Diseased birds in a subclinical status already shed mycobacteria via feces, leading to infections of animals with direct contact. Between 2014 and 2016 several deaths with mycobacteriosis occurred within the tropical bird house of zoo Krefeld and the rare tropical bird population of the bird house was decimated. In this study a decontamination concept was established which eliminated M. avium ssp. avium (MAA) from a bird population within a tropical birdhouse. The concept included purification and disinfection of the large-capacity aviary, environmental microbiological testing of the aviary, laboratory-diagnostically examination of the bird population, quarantine and continuous monitoring of the bird population, separation of birds infected with MAA from birds not infected with MAA and elimination of birds infected with MAA, reconstruction of the tropical birdhouse in order to eliminate reservoirs of Mycobacterium spp. and infection control of newly introduced birds.
The birds of Krefeld’s tropical birdhouse were screened for MAA via cultural growing and subsequent polymerase chain reaction (PCR) out of fecal samples. All birds tested positive for MAA prior to quarantine were euthanized and all negative birds were quarantined separated by bird species. Within quarantine the bird’s feces were tested frequently for MAA via cultural growing with subsequent PCR and duplex-Realtime-PCR as well as for acid-fast rods via Ziehl-Neelsen-stain for one and a half year. All MAA detected in the birds were identified more closely via MIRU-VNTR. Dead birds were analyzed histopathologically. All furnishment, most of the plants and the soil of the tropical bird house were removed and all surfaces were cleaned with water of 50 °C and 50 bars. Afterwards the house was disinfected with 5 % VENNO VET 1 super-solution and treated with a steam jet machine with a surface temperature of 80 °C. To control the success of disinfection valo-spf-chickens were introduced in the disinfected bird house for 10 months and were tested via autopsy and cultural analysis with subsequent PCR for MAA afterwards.
Retrospectively archived data of 1578 birds from bird species living at zoo Krefeld between 2009 and 2019 were analyzed for coherences between species, sex, origin and occurrence of mycobacteriosis at the time of death.
With the fecal screening of the quarantined birds for one and a half year for MAA all infected birds of the old stock were detected. In order to diagnose MAA in the birds of the tropical birdhouse the Ziehl-Neelsen-staining as well as the duplex-Realtime-PCR did not prove to be diagnostically conclusive. The culture analysis with subsequent PCR was most diagnostic with a sensitivity of 83,3 %. Via MIRU-VNTR two MAA-strains with the genotypes INMV 106 and INMV 67 were detected in the tropical birdhouse, which occurred locally separated from each other. All valo-spf-chickens which were brought to the birdhouse after disinfection were tested negative for MAA. Within two years after reintroducing birds in the disinfected birdhouse no bird died diseased with MAA of genotypes INMV 106 or INMV 67. Only one bird which came into the birdhouse without any preceded testing for mycobacteria died with mycobacteriosis. The MAA- strain with the genotype INMV 88 isolated from this bird differed from the strains found in the bird house prior to disinfection concluding that the genotype INMV 88 was brought to the tropical birdhouse after the disinfection was completed.
The presented decontamination concept to eliminate MAA from a tropical bird flock housed in a tropical birdhouse infected with MAA, which was done for the first time, was proven to be successful to 100 %. MAA was eliminated completely from the house and all birds of the old stock infected with MAA were detected prior to being reintroduced to the disinfected birdhouse. So this concept can serve as a model for decontamination of similar avicultures struggling with mycobacteria.
Within the birds kept at zoo Krefeld an especially high number of deaths with mycobacteriosis occurred in the mousebirds with 30 %, in the coraciidae with 25 %, in the galliforms with 12,7 % and in the pigeons with 11,9 %, while psittacines (0 %), penguins (0 %) and woodpackers (0 %) showed no cases of death with mycobacteriosis. There was no significant coherence between the appearance of deaths with mycobacteriosis and the bird’s sex, but birds caught in the wild died significantly more often with mycobacteriosis (p = 0,001).
Sources for spreading mycobacteria into a flock are especially newly introduced birds, so a consequent, repeated monitoring for MAA of these birds is essential. Testing only one fecal sample (test interval type M of this study, sensitivity 51,3 %) or a fecal sample pooled for four weeks (test interval type Q of this study, sensitivity 50 %) for MAA can’t be recommended. The most sensitive fecal monitoring to detect birds shedding MAA is a daily screening for at least 14 days (sensitivity 97,7 %), better 28 days (sensitivity 100 %), whereby testing for 28 days is 1,4 times as expensive as testing for 14 days. In order to shorten time of quarantine at the receiving institution it is recommended to analyze first samples ahead of transport at the institution of origin or even establish an ongoing screening for MAA within one’s bird collection in order to know the birds’ status of mycobacteria at any time.
Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Edition Scientifique
Verlagsort Gießen
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Themenwelt Veterinärmedizin Allgemein
Veterinärmedizin Großtier Zoo- / Wildtier
Schlagworte Hygienemaßnahmen Voliere • MAA-Sanierung Tropenhaus • Mycobacterium avium subsp. avium (MAA) • Mykobakteriose bei Vögeln • Quarantäne und Diagnostik Vogelhaltung • Tropenvögel • Vogelkrankheiten Hygienemanagement • Zoonotische Infektionen Zoo
ISBN-10 3-8359-7226-X / 383597226X
ISBN-13 978-3-8359-7226-1 / 9783835972261
Zustand Neuware
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