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Phytotherapie in der Tiermedizin (eBook)

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2021 | 2. Auflage
600 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-243964-1 (ISBN)

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Phytotherapie in der Tiermedizin -
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Entdecken Sie das Potenzial pflanzlicher Wirkstoffe Sanfter für das Tier und mit enormem Potenzial: Heilpflanzen. Hier erfahren Sie alles über deren praktische Anwendung in der Tiermedizin. Mit vielen bewährten Rezepten - nach Indikationen geordnet - und einem ausführlichen Porträt zu jeder Heilpflanze. Grundlagen zu den pflanzlichen Inhaltsstoffen, Dosisberechnungen und Erläuterungen zu den traditionellen Zubereitungen dienen als Basis für die Anwendung der Phytotherapie. Ein fundiertes Standardwerk zum Einsteigen, Nachschlagen oder Schmökern. Ziel dieses Buches ist ein Nebeneinander von traditionellen Rezepturen und aktuellen Erkenntnissen aus der Phytopharmakologie. Die Herausgeber Dr. med. vet. Cäcilia Brendieck-Worm und Prof. Dr. Matthias Melzig. Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform VetCenter zur Verfügung (Zugangscode im Buch).

2 Kulturgeschichte der Veterinärphytotherapie


Cäcilia Brendieck-Worm

2.1 Die Bedeutung der Pflanzen


Pflanzen sind als autotrophe Organismen in der Lage, aus Sonnenlicht, Luft, Erde und Wasser alles zu synthetisieren, was sie zum Gedeihen und Fortpflanzen benötigen. Sie bieten die Basis für tierisches Leben und dienen in nahezu allen Kulturen seit altersher der Ernährung, Gesunderhaltung und Linderung von Beschwerden. Aktuelle biologische Forschung zeigt, dass die Gesundheit von Tieren (inkl. der Menschen) in hohem Maße von Pflanzen abhängig ist ▶ [171]. Dabei spielen auch die sog. sekundären Pflanzenstoffe eine herausragende Rolle. Das sind solche chemische Verbindungen, die die Pflanze nicht direkt für Wachstum und Vermehrung benötigt, die ihr aber Schutz geben vor Konkurrenten, Schädlingen, klimatischen Belastungen etc.

2.2 Die Auswahl der Pflanzen


Schon in prähistorischer Zeit haben Tiere und Menschen mithilfe ihres Geruchs- und Geschmackssinns aus dem reichhaltigen Pflanzenangebot diejenigen Pflanzen herausgefunden, die als Nahrung und Heilmittel geeignet waren. Ihr gutes Sensorium half ihnen, Pflanzen mit möglicherweise toxischen Inhaltsstoffen, die sich z.B. durch Schärfe oder Bitterkeit zu erkennen geben, zu meiden bzw. nur dann in Maßen zu nutzen, wenn aufgrund einer Befindensstörung ein spezielles Bedürfnis nach ihnen auftrat. Über Jahrmillionen nahmen unzählige pflanzliche Sekundärstoffe Einfluss auf den Stoffwechsel und das Immunsystem der Pflanzen(fr)esser. Mechanismen zur Resorption, Metabolisierung und Detoxifikation dieser Pflanzenstoffe entwickelten sich im täglichen Kontakt zur pflanzlichen Nahrung (Koevolution). Sekundäre Pflanzenstoffe wurden so zu einem wesentlichen Bestandteil für die Gesundheit all derjenigen Organismen, die sich von Pflanzen ernährten ▶ [171], ▶ [172], ▶ [173].

2.3 Selbstmedikation von Tieren


Von vielen wild lebenden Tieren weiß man, dass sie gezielt Pflanzen zum Schutz vor Erkrankungen und bei Befindensstörungen wählen ▶ [63]. Selbst bei Haustieren lassen sich dahingehende Beobachtungen machen ▶ [244]. Tiere sind, wie der Mensch, zur Selbstmedikation mit Pflanzen in der Lage. So bestehen bis zu 20 % der von beobachteten Primaten aufgenommenen Nahrung aus Kräutern, Samen und Früchten, die keinen nennenswerten Nährwert, dafür aber antibakterielle, antivirale, antiparasitäre oder immunstimulierende Eigenschaften besitzen ▶ [107].

2.4 Die Anfänge der Veterinärphytotherapie


Die Geschichte der Behandlung von Tieren mit Pflanzen durch den Menschen begann mit der Domestikation von Wildtieren. Dabei ist vermutlich die Entscheidung für einige zur Therapie eingesetzte Pflanzen auf genaue Beobachtung der Tiere zurückzuführen.

Der Hund (Wolf) wurde als erstes Tier wahrscheinlich schon vor ca. 135000 Jahren domestiziert. Er erleichterte dem Menschen das Leben als Jäger und war es wert, bei Erkrankungen und Verletzungen medizinisch versorgt zu werden. Aufzeichnungen zur Therapie des Hundes stammen aus der Zeit, in der die Jagd zum Privileg der Reichen und Herrschenden wurde und der Hund zum höfischen Tier avancierte. Für seine Pflege und Gesunderhaltung waren Jäger und Förster verantwortlich. Die sich im 18. Jh. etablierende Veterinärmedizin interessierte sich anfangs nicht für den Hund, war er doch ohnehin nur kurzlebig und durch seine Fruchtbarkeit schnell zu ersetzen ▶ [246].

2.5 Die Folgen der Domestikation


Von wesentlich größerer Bedeutung für die Menschheit war die Domestizierung von Wildtieren zu landwirtschaftlichen Nutztieren.

Durch die Haltung von Nutztieren änderte sich das Leben von Grund auf. Tierhaltung und die Kultivierung von Getreide und Hülsenfrüchten ermöglichten es dem Menschen vor rund 10000 Jahren sesshaft zu werden (Neolithische Revolution). Vom Wohlbefinden dieser Tiere hing das Schicksal der Menschen ab. Schon um 1850 v. Chr. wird im ältesten Schriftzeugnis der Tierheilkunde, dem Veterinärpapyrus von Lahun, beschrieben, wie Heilpflanzen für Einreibungen und Räucherungen bei Rindern zu benutzen sind. Schon ab dem 2. Jh. v. Chr. nimmt die Behandlung von Haustieren mit Heilpflanzen breiten Raum in lateinischen Schriften über den Landbau ein (Cato, Varro, Columella). Im 4. und 5. Jh. nach Chr. entstand bereits eine umfangreiche Fachliteratur zur Pferdeheilkunde ▶ [207], ▶ [246].

Gut zu wissen

Wahl der landwirtschaftlichen Nutztiere

Unter der großen Zahl der Wildtiere erwiesen sich Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine, Kaninchen, Gänse, Hühner und Enten als vom Menschen beherrschbar und umgänglich. Sie waren in ihrer Ernährung nicht wählerisch, schnellwüchsig und bereit, sich in Gefangenschaft fortzupflanzen. Das galt auch für Esel, Pferde und Kamele (Dromedare), die dem Menschen als Arbeits-, Transport- und Reittiere ganz neue Möglichkeiten eröffneten ▶ [53].

Die Sesshaftigkeit führte stellenweise zu hohem Bevölkerungswachstum und entsprechend zur Zunahme der Tierhaltung. Das enge Zusammenleben in Dörfern und Städten stellte die Gesundheit von Mensch und Tier vor ganz neue ▶ Herausforderungen.

Gut zu wissen

Epidemien und Zoonosen

Wildtierpopulationen beherbergen nicht selten symptomlos Krankheitserreger, die für Haustiere hoch pathogen sind. Die an ihrem natürlichen Lebensrhythmus und Fressverhalten gehinderten Tiere sind offensichtlich krankheitsanfälliger.

Seuchenzüge

Schon im Altertum traten verheerende Seuchenzüge bei Nutztieren auf. Schwere Hungersnöte waren die Folge. Die Verbreitung von Erkrankungen wie Rinderpest, Maul- und Klauenseuche und Lungenseuche wurde durch Hygienemängel und Handel begünstigt, zudem durch Feldzüge, da die Truppen die zur Fleischversorgung vorgesehenen Tiere hinter sich her treiben ließen. Flüchtlingsströme aus Kriegsgebieten, Völkerwanderungen und tragischerweise auch die Wallfahrten, von denen man sich Schutz vor Schaden durch Seuchen erhoffte, trugen zur Ausbreitung von Seuchen bei ▶ [246].

Zoonosen

Mit der Tierhaltung in unmittelbarer Nähe der Menschen wuchs schon im Altertum die Gefahr von Zoonosen wie Milzbrand und Tuberkulose. Die Erreger von Pocken, Pest, Masern und Grippe sind vermutlich im Laufe der gemeinsamen Evolution vom Tier auf den Menschen übergegangen. Die katastrophalen Auswirkungen dieser Erkrankungen auf haustierfreie Menschenpopulationen waren ein entscheidender Faktor für die weltweiten Eroberungserfolge der Europäer ▶ [53].

Hygieneprobleme

In den Ballungsräumen von Menschen und ihren Haustieren wurde es lebensgefährlich. Parasiten, wie die als Vektoren von Krankheitserregern geltenden Flöhe, breiteten sich aus. Ratten als Reservoir von Krankheitserregern wie dem der Pest zog es wegen des großen Nahrungsangebots massenhaft in unmittelbare Nähe der Menschen. Diese Gefahren gelten heute in Ländern mit funktionierendem, auf Seuchenbekämpfung ausgerichtetem Veterinärwesen, geregelter Kadaver-, Müll- und Abwasserentsorgung, umfassender Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene als gebannt. Doch dies ist ohne Zweifel an die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln, Antibiotika, Antiparasitika und Rodentiziden gebunden.

2.6 Kulturpflanzen ändern die Ernährung


Für den Menschen und die von ihm domestizierten Tiere brachte die Neolithische Revolution grundlegende Änderungen der Ernährungsgewohnheiten mit sich. Man begann, auch Pflanzen zu kultivieren, um sich und seine Tiere zu ernähren. Ausschlaggebend für die Wahl von Kulturpflanzen waren v.a. ein hoher Gehalt an Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen. Voraussetzung, um diese Pflanzen in Kultur nehmen zu können, waren unkomplizierte Anbaumöglichkeiten, Haltbarkeit und Lagerfähigkeit.

Sekundärstoffmangel Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe galten eher als Ausschlusskriterium und wurden durch gezielte Selektion und spezielle Zubereitungen minimiert ▶ [173]. Auch Weideland verwandelte sich durch intensivierte Nutzung grundlegend. Artenreiche Wildgras- und Kräuterbestände wurden weltweit von einer Hand voll Wirtschaftsgräser verdrängt, die durch enorm hohe Produktivität, Energiedichte und Widerstandskraft mehr Tiere pro Flächeneinheit ernähren können.

Trennung Mit der Neolithischen Revolution kam es zur Trennung zwischen kalorienreichen Kulturpflanzen und sekundärstoffreichen Wildpflanzen, die man zur Therapie von Erkrankungen sammelte. Eine Ausnahme bildeten die Gewürzpflanzen, die sowohl für bessere Verträglichkeit der Nahrung als auch für längere Haltbarkeit und einen besseren Geschmack sorgten. Diese Pflanzen haben ihre Stellung zwischen Nahrung und Arzneimittel bis heute erhalten.

Gut zu wissen

Die wichtigsten Kulturpflanzen

Von den global ca. 75000 essbaren Pflanzen, von denen etwa 2000 in Mitteleuropa vorkommen, wurden ursprünglich weltweit ca. 2500 Arten als regelmäßige Nahrungslieferanten ausgewählt. Nur ca. 150 Arten sind...

Erscheint lt. Verlag 13.1.2021
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Veterinärmedizin
Schlagworte Ganzheitliche Tiermedizin • Heilpflanzen • Nahrungsergänzungsmittel • Naturheilverfahren • Pflanzensteckbriefe • Pflanzenwirkstoffe • pflanzliche Hausmittel • Phytopharmakologie • Phytotherapie • Rezepturen • Therapiekonzepte • Tiermedzin • traditionelle Rezepturen • Veterinärmedizin
ISBN-10 3-13-243964-9 / 3132439649
ISBN-13 978-3-13-243964-1 / 9783132439641
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