Holder A12 - ein Erfahrungsbericht (eBook)
76 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5689-3 (ISBN)
Dr. Johann Schuster ist promovierter Naturwissenschaftler, Mathematiker und Informatiker, also nicht der klassische Landmaschinenmechaniker. Er hat sich seinen Holder A12 im November 2021 zugelegt und es war einiges daran zu reparieren. So entstand dieses Büchlein.
4. WARUM GERADE A12 UND WELCHER IST DER BESTE A12 SCHLEPPER?
Ich habe bewusst nach einem Holder A12 gesucht – und gefunden. Es sollte ein kleiner wendiger Schlepper mit Knicklenkung sein, der in Garage oder Schuppen nicht viel Platz benötigt. Heckhydraulik und Zapfwelle sollten auch sein. Die Konkurrenten A8 und A10 schieden aus, da der A8 wegen seiner relativ geringen Stückzahl selten und teuer gehandelt wird und ich keine Wasserkühlung wie beim A10 wollte. Probleme wie Frostschäden und undichte Kühler wollte ich mit der Luftkühlung vermeiden.
Die Frage nach dem besten A12 kann man nur subjektiv beantworten. Ich versuche aber eine Einordnung anhand verschiedener Kriterien zu geben.
Abgasverhalten/Ölverbrauch:
Der Sachs 600 Dieselmotor ist ein Zweitakt-Motor und ist so konstruktionsbedingt nicht unbedingt ein Saubermann. Aber es gibt Unterschiede:
- Totalverlustschmierung: Das waren die ersten Versionen des Sachs 600 Motors. Bei diesem wird das komplette Öl verbrannt
- Druck-Ölrückführung: Hier wird ein Teil des Öls aus dem Kurbelgehäuse wieder zurück in den Öltank gefördert
- Mechanische Öl-Rückführung: Hier gibt es sowohl einen Pumpenkolben für die Förderung zum Motor hin und einen weiteren für die Rückförderung zum Öltank
Ich würde hier einen Motor mit mechanischer Öl-Rückförderung empfehlen. Diese mechanische Rückförderung gab es auch als Nachrüstsatz für ältere Motoren14. Mit der mechanischen Ölrückführung hält sich der „Zweitakt-Mief“ noch einigermaßen in Grenzen. Ferner wird damit kaum bzw. gar kein unverbranntes Öl aus dem Auspuff geworfen/getropft. In jedem Fall sollte die Ölpumpe wieder genau eingestellt werden (dazu mehr im entsprechenden Kapitel).
Getriebe:
Bis Maschinennummer 10999 gab es vier Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge. Ab Maschinennummer 11000 gab es sechs Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge. Das Schmierkonzept wurde beim „großen“ Getriebe geändert. Das „große“ Getriebe hat ein ausgefeilteres Schmierkonzept15.
Ich würde hier zum „großen“ Getriebe tendieren mit sechs Vorwärts- und drei Rückwärtsgängen - insbesondere, wenn viel Zapfwellenbetrieb angedacht ist. Wenn man nur im Garten herumtuckern will, dann reicht auch locker das „kleine“ Getriebe. Das „kleine“ Getriebe ist übrigens identisch mit dem aus dem Holder A1016.
Motor:
Es gibt sowohl Vorkammer- als auch Direkteinspritzer Motoren. Die Leistung beider Motoren ist mit 12 PS gleich. Angeblich ist der Verbrauch beim Direkteinspritzer etwas niedriger. Deutliche Unterschiede gibt es bei den Preisen für die Einspritzdüsen. Die Zapfendüse für die Vorkammer-Motoren ist mit 20€ relativ preisgünstig (Stand 12/2022)17. Die Mehrlochdüse für den Direkteinspritzer kostet als Nachbau ca. 250€, original Bosch ca. 500€ (Stand 12/2022)18. Das Vorglühen dauert beim Vorkammer-Motor tendenziell etwas länger, da die Vorglühanlage nicht so leistungsfähig ist. Beim Direkteinspritzer geht das Vorglühen etwas schneller.
Ich habe gelesen, dass der Vorkammer-Diesel einen „besseren Sound“ haben soll als der Direkteinspritzer. Auch soll der Direkteinspritzer bauartbedingt rauer laufen als der Vorkammer-Motor. Überprüfen/vergleichen konnte ich dies nicht, da ich nur den Direkteinspritzer besitze.
Der Vorkammer-Diesel punktet hier mit deutlich günstigeren Einspritzdüsen. Von außen lassen sich übrigens beide Varianten leicht unterscheiden: Vom Fahrersitz aus gesehen hat der Direkteinspritzer den Kühlluftauslass links, der Vorkammer-Motor hat ihn rechts19. Bei den von Holder verwendeten Flanschmotoren sind es bis einschließlich Motor-Nummer 3204464 Vorkammer-Diesel, danach Direkteinspritzer20. Die Umstellung fand laut ED Thomas im März 1960 statt21. Laut der Sachs-Baujahresliste fällt die Umstellung ins 1. Quartal 1961. Wenn die Daten von Einachser.org stimmen, dann fällt die Motorumstellung von Vorkammer auf Direkteinspritzer genau mit dem Modellwechsel bei Maschinennummer 11000 zusammen.
Blinker und Stromkreis:
Bei frühen Modellen waren noch keine Blinker verbaut. Will man nachrüsten, so bedeutet das einigen Aufwand und Geld. Manchmal wurden bei frühen Modellen schon Blinker nachgerüstet, was man oft an Blinkerhebeln an der Lenksäule erkennen kann. Der originale Blinkerschalter sitzt auf der Armaturentafel, nicht an der Lenksäule.
Der Kabelbaum ist bei den frühen Modellen mit nur vier Sicherungen abgesichert, bei den späteren ab Maschinennummer 12756 sind immerhin schon sechs Sicherungen verbaut.
Ich würde hier zu einem späteren Modell mit serienmäßigen Blinkern raten. Ideal ist, wenn schon ein Warnblinkschalter nachgerüstet wurde. Der wird für die Straßenzulassung verlangt und kostet von Bosch alleine 100,- € (Stand Januar 2023).
Hydraulik
Ab Maschinennummer 11000 wurde ein größerer Hydraulik-Zylinder in der Heckhydraulik verbaut. Der hat (zumindest theoretisch) etwas mehr Hubkraft.
Gesamteinschätzung:
Die günstigeren Einspritzdüsen sprechen für den A12 vor Maschinennummer 11000, also noch mit dem „alten“ Vorkammer-Diesel22 und kleinem Getriebe. Ansonsten spricht viel für ein Modell über Maschinennummer 11000. Wer auf die bessere Elektrik mit den 6 Sicherungen und Blinkern Wert legt, sollte sich ab Maschinennummer 12756 umsehen.
Aber Achtung: Es kommt immer auf den Gesamtzustand an. Bitte nicht blind aus dem Internet kaufen (siehe Vorwort). Wenn Sie nicht selbst schrauben wollen oder können, dann empfiehlt es sich, einen Schlepper in gutem Zustand zu kaufen. Wenn möglich mit Papieren und gültigem TÜV.
Und was ist ein A13?
Der A12 wurde von 1957 bis 1966 gebaut. Intern bezeichnete Holder den A12 ab Maschinennummer 11.00023 als A13. Verkauft wurde der Schlepper aber immer nur unter der Bezeichnung A12. Vorne in diesem Kapitel sind die mir bekannten Änderungen aufgelistet, die ab Maschinennummer 11.000 eingeflossen sind.
14 Manchmal findet man den nötigen Ölsumpf bei Ebay. Der teuerste Posten beim Umbau dürfte die doppelt-wirkende Ölpumpe sein. Die wird selten und relativ teuer angeboten. Auch müssen die Ölleitungen mit den Ringnippeln besorgt oder angefertigt werden. Ein Umbau ist nicht unmöglich, aber aufwendig.
15 Siehe Beschreibung im Kapitel Typische Schwachstellen und deren Behebung
16 Ich habe das nicht selbst überprüft, aber Holder-Experte Friedbert Planker schreibt in der Schlepperpost 5/2007: „Die Typen A 10 und A 12 unterscheiden sich nur in der Motorhaube: Während beim A10 ein Sechsgang-Getriebe mit einem wassergekühlten 10 PS-Sachs-Motor kombiniert ist; kommt beim A 12 das gleiche Getriebe in Verbindung mit einem luftgekühlten 12 PS-Sachs-Motor zum Einsatz. Spätere A 12 wurden mit einem Neungang-Getriebe ausgerüstet.“
17 Ich denke der Grund ist, dass die Zapfendüse noch in einigen anderen Motoren zum Einsatz kam (nicht nur bei Holder, z.B. Allgaier, Bungartz & Peschke, Case, Hanomag, HELA, Primus), daher ist eine gewisse Nachfrage da und eine rationale Fertigung möglich.
18 Die Mehrlochdüsen sind Holder-spezifisch. Die geringen Stückzahlen machen die Fertigung teuer.
19 Voraussetzung ist natürlich, dass der Motor „reinrassig“ ist, und kein „Frankenstein-Exemplar“, das aus verschiedenen Bauständen zusammengewürfelt wurde.
20 Laut Sachs D600L Reparaturanweisungen Seite 4 und 6 entspricht diese Motornummer dem Modellwechsel von Vorkammer auf Direkteinspritzer. Laut Baujahr-Tabelle der Sachs-Motoren wurde diese Motornummer ab 1961 produziert (Quelle: http://www.sachs-stationaermotoren.de/diverses_stamo.html#die_baujahresbestimmung ). Wenn man extrapoliert kommt man ungefähr auf Februar oder März 1961. Wenn jemand genaueres weiß, dann freue ich mich über einen Hinweis. Da „spätere“ A12 am Typenschild original kein Baujahr tragen ist die Sachs Baujahr-Tabelle auch nützlich zur Baujahresbestimmung des Schleppers, falls keine Papiere vorhanden sind und neue beantragt werden sollen. Voraussetzung ist natürlich, dass kein Tauschmotor im Schlepper ist.
21 Siehe http://einachser.org/holder/Sachs/Einspritzanlagen.htm (geprüft Juli 2025)
22 Ich gehe bei meinem heutigen Wissensstand davon aus, dass bis Februar 1960 (vgl. vorhergehende Bemerkung zum Motor) Holder A12/A13 mit Vorkammer-Diesel gebaut wurden. Wenn man einen A12 vor 1960 mit Direkteinspritzer-Motor bekommt, dann wurde bereits ziemlich sicher der Motor getauscht, da es den Direkteinspritzer damals noch gar nicht gab. Ebenfalls wenn man eine „hohe“ Fahrgestellnummer, z.B. 14000, mit Vorkammer-Motor vor sich hat – da wurden dann original nur noch...
| Erscheint lt. Verlag | 6.8.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Technik ► Maschinenbau |
| Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Logistik / Produktion | |
| Schlagworte | A12 • Allrad • Holder • Holder A12 • Knicklenker • Sachs • Sachs 600 • Weinbergschlepper |
| ISBN-10 | 3-7597-5689-1 / 3759756891 |
| ISBN-13 | 978-3-7597-5689-3 / 9783759756893 |
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