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Lebenserinnerungen - Band 220e in der gelben Buchreihe - bei Jürgen Ruszkowski (eBook)

Band 220e in der gelben Buchreihe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
443 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
9783754992265 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lebenserinnerungen  - Band 220e in der gelben Buchreihe - bei Jürgen Ruszkowski -  Werner von
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Der aus einer kinderreichen Familie stammende und im Westen Mecklenburgs aufgewachsene deutsche Elektroingenieur Werner von Siemens schrieb kurz vor dem Ende seines Lebens seine Erinnerungen an sein abwechslungsreiches Leben als preußischer Offizier, Erfinder und Unternehmer auf, die in diesem Buch zusammen mit seiner Biographie und mit vielen Bildern und Zusatzinformationen neu veröffentlicht werden. Seine Schilderungen lesen sich teilweise spannend wie ein Krimi. - Rezession: Ich bin immer wieder begeistert von der 'Gelben Buchreihe'. Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

Ernst Werner von Siemens wurde am 13. Dezember 1816 in Lente im Land Hannover geboren und starb am 6. Dezember 1892 in Charlottenburg bei Berlin. Er war ein deutscher Elektroingenieur, Erfinder, Unternehmer und Industrieller. Er entdeckte das elektrodynamische Prinzip und gilt als Begründer der modernen Elektrotechnik, speziell der elektrischen Energietechnik.

Ernst Werner von Siemens wurde am 13. Dezember 1816 in Lente im Land Hannover geboren und starb am 6. Dezember 1892 in Charlottenburg bei Berlin. Er war ein deutscher Elektroingenieur, Erfinder, Unternehmer und Industrieller. Er entdeckte das elektrodynamische Prinzip und gilt als Begründer der modernen Elektrotechnik, speziell der elektrischen Energietechnik.

Harzburg, im Juni 1889


Harzburg, im Juni 1889

Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn's hochkommt, so sind's achtzig Jahre“ – das ist eine bedenkliche Mahnung für jemand, der sich dem Mittel dieser Grenzwerte nähert und noch viel zu tun hat! Man kann sich zwar im Allgemeinen damit trösten, dass andere das tun werden, was man selbst nicht mehr fertig bringt, dass es also der Welt nicht dauernd verloren geht; doch gibt es auch Aufgaben, bei denen dieser Trost nicht gilt, und für deren Lösung kein anderer eintreten kann. Hierher gehört die Aufzeichnung der eigenen Lebenserinnerungen, die ich meiner Familie und meinen Freunden versprochen habe. Ich gestehe, dass mir der Entschluss zur Ausführung dieser Arbeit recht schwer geworden ist, da ich mich weder historisch noch schriftstellerisch begabt fühle und stets mehr Interesse für Gegenwart und Zukunft als für die Vergangenheit hatte. Dazu kommt, dass ich kein gutes Gedächtnis für Namen und Zahlen habe, und dass mir auch viele Ereignisse meines ziemlich wechselvollen Lebens im Lauf der Jahre entschwunden sind. Andererseits wünsche ich aber, meine Bestrebungen und Handlungen durch eigene Schilderung festzustellen, um zu verhindern, dass sie später verkannt und falsch gedeutet werden und glaube auch, dass es für junge Leute lehrreich und anspornend sein wird, aus ihr zu ersehen, dass ein junger Mann auch ohne ererbte Mittel und einflussreiche Gönner, ja sogar ohne richtige Vorbildung, allein durch seine eigene Arbeit sich emporschwingen und Nützliches leisten kann. Ich werde nicht viel Mühe auf die Form der Darstellung verwenden, sondern meine Erinnerungen niederschreiben, wie sie mir in den Sinn kommen, ohne andere Rücksichten dabei zu nehmen als die, dass sie mein Leben klar und wahr schildern und meine Gefühle und Anschauungen getreulich wiedergeben. Ich werde aber versuchen, zugleich auch die inneren und äußeren Kräfte aufzudecken, die mich auf meiner Lebensbahn durch Freud und Leid den erstrebten Zielen zuführten und meinen Lebensabend zu einem sorgenfreien und sonnigen gestaltet haben.

Hier in meiner abgelegenen Villa zu Harzburg hoffe ich die zu einem solchen Rückblick auf mein Leben nötige geistige Ruhe am besten zu finden, denn an den gewohnten Stätten meiner Arbeitstätigkeit, in Berlin und Charlottenburg, bin ich zu sehr von den Aufgaben der Gegenwart in Anspruch genommen, um ungestört längere Zeit der eigenen Vergangenheit widmen zu können.

* * *

Meine früheste Jugenderinnerung ist eine kleine Heldentat, die sich vielleicht deswegen meinem Gedächtnis so fest einprägte, weil sie einen bleibenden Einfluss auf die Entwicklung meines Charakters ausgeübt hat. Meine Eltern lebten bis zu meinem achten Lebensjahr in meinem Geburtsort Lente bei Hannover, wo mein Vater das einem Herrn von Lente gehörige „Obergut“ gepachtet hatte. Ich muss etwa fünf Jahre alt gewesen sein und spielte eines Tages im Zimmer meines Vaters (Christian Ferdinand Siemens. * 1787 in Wasserleben – † 1840 in Menzendorf. Er war Landwirt.), als meine drei Jahre ältere Schwester Mathilde laut weinend von der Mutter (Eleonore Henriette, geborene Deichmann, *1792 – † 1839) ins Zimmer geführt wurde. Sie sollte ins Pfarrhaus zu ihrer Strickstunde gehen, klagte aber, dass ein gefährlicher Gänserich ihr immer den Eintritt in den Pfarrhof wehre und sie schon wiederholt gebissen habe. Sie weigerte sich daher entschieden, trotz alles Zuredens der Mutter, ohne Begleitung in ihre Unterrichtsstunde zu gehen. Auch meinem Vater gelang es nicht, ihren Sinn zu ändern; da gab er mir seinen Stock, der ansehnlich größer war als ich selbst, und sagte: „Dann soll dich Werner hinbringen, der hoffentlich mehr Courage hat wie du.“ Mir hat das wohl zuerst etwas bedenklich geschienen, denn mein Vater gab mir die Lehre mit auf den Weg: „Wenn der Ganter kommt, so geh ihm nur mutig entgegen und haue ihn tüchtig mit dem Stock, dann wird er schon fortlaufen!“ Und so geschah es. Als wir das Hoftor öffneten, kam uns richtig der Gänserich mit hoch aufgerichtetem Hals und schrecklichem Zischen entgegen. Meine Schwester kehrte schreiend um, und ich hatte die größte Lust, ihr zu folgen, doch ich traute dem väterlichen Rat und ging dem Ungeheuer, zwar mit geschlossenen Augen, aber tapfer mit dem Stock um mich schlagend, entgegen. Und siehe, jetzt bekam der Gänserich Furcht und zog sich laut schnatternd in den Haufen der auch davonlaufenden Gänse zurück.

Es ist merkwürdig, welch tiefen, dauernden Eindruck dieser erste Sieg auf mein kindliches Gemüt gemacht hat. Noch jetzt, nach fast 70 Jahren, stehen alle Personen und Umgebungen, die mit diesem wichtigen Ereignis verknüpft waren, mir klar vor Augen. An dasselbe knüpft sich die einzige mir gebliebene Erinnerung an das Aussehen meiner Eltern in ihren jüngeren Jahren, und unzählige Male hat mich in späteren schwierigen Lebenslagen der Sieg über den Gänserich unbewusst dazu angespornt, drohenden Gefahren nicht auszuweichen, sondern sie durch mutiges Entgegentreten zu bekämpfen.

Mein Vater entstammte einer seit dem dreißigjährigen Krieg am nördlichen Abhang des Harzes angesessenen, meist Land- und Forstwirtschaft treibenden Familie. Eine alte Familienlegende, die von neueren Familienhistorikern allerdings als nicht erwiesen verworfen wird, erzählt, dass unser Urahn mit den Tillyschen Schaaren im dreißigjährigen Krieg nach Norddeutschland gekommen sei und Magdeburg mit erstürmt, dann aber eine den Flammen entrissene Magdeburger Bürgerstochter geheiratet habe und mit ihr nach dem Harz gezogen sei. – Wie schon die Existenz eines getreulich geführten Stammbaums, die in bürgerlichen Familien ja etwas Seltenes ist, beweist, hat in der Familie Siemens immer ein gewisser Zusammenhang obgewaltet. In neuerer Zeit trägt die alle fünf Jahre in einem Harz-Ort stattfindende Familienversammlung, sowie eine im Jahr 1876 begründete Familienstiftung dazu bei, diesen Zusammenhang der heute sehr ausgebreiteten Familie zu befestigen.

Wie die meisten Siemens war auch mein Vater sehr stolz auf seine Familie und erzählte uns Kindern häufig von Angehörigen derselben, die sich im Leben irgendwie hervorgetan hatten. Ich erinnere mich aber aus diesen Erzählungen außer meines Großvaters mit seinen fünfzehn Kindern, von denen mein Vater das jüngste war, nur noch eines Kriegsrats Siemens, der eine gebietende Stellung im Rat der freien Stadt Goslar innehatte, gerade in der Zeit, als die Stadt ihre Reichsunmittelbarkeit verlor.

Goslar um 1895

Mein Großvater hatte den Gutsbesitz des Reichsfreiherrn von Grote, bestehend aus den Gütern Schauen und Wasserleben am nördlichen Fuß des Harzes gepachtet. Wasserleben war der Geburtsort meines Vaters. Unter den Jugendgeschichten, die der Vater uns Kindern gern erzählte, sind mir zwei in lebhafter Erinnerung geblieben.

Es werden jetzt etwa 120 Jahre her sein, als der Duodezhof des reichsunmittelbaren Freiherrn von Grote durch die Ansage überrascht wurde, dass der König Friedrich II. von Preußen auf der Reise von Halberstadt nach Goslar das reichsfreiherrliche Gebiet überschreiten wolle. Der alte Reichsfreiherr erwartete den mächtigen Nachbar gebührender Weise mit seinem einzigen Sohn an der Spitze seines aus zwei Mann bestehenden Kontingentes zur Reichsarmee und begleitet von seinen Vasallen – meinem Großvater mit seinen Söhnen, sämtlich hoch zu Ross. Als der alte Fritz mit seiner berittenen Eskorte sich der Grenze näherte, ritt der Reichsfreiherr ihm einige Schritte entgegen und hieß ihn in aller Form „in seinem Territorio“ willkommen.

Friedrich II von Preußen

Der König, dem die Existenz dieses Nachbarreiches vielleicht ganz entfallen war, schien überrascht von der Begrüßung, erwiderte den Gruß dann aber ganz formell und sagte zu seinem Gefolge gewandt: „Messieurs, voilà deux souverains qui se rencontrent!“ Dieses Zerrbild alter deutscher Reichsherrlichkeit ist mir stets in Erinnerung geblieben und hat schon frühzeitig die Sehnsucht nach künftiger nationaler Einheit und Größe in uns Kindern angefacht.

An das geschilderte Ereignis schloss sich bald ein anderes von tiefer gehender Bedeutung für den Groteschen Miniaturstaat. Mein Vater hatte vier Schwestern, von denen die eine, Namens Sabine, sehr schön und liebenswürdig war. Das erkannte bald der junge Reichsfreiherr und bot ihr Herz und Hand. Es ist mir nicht bekannt geworden, welche Stellung der alte Freiherr dazu eingenommen hatte; bei meinem Großvater fand der junge Herr aber entschiedene Ablehnung. Dieser wollte seine Tochter nicht in eine Familie eintreten lassen, die sie nicht als ihresgleichen anerkennen würde und hielt fest an der Ansicht seiner Zeit, dass Heil und Segen nur einer Verbindung von Gleich und Gleich entsprieße. Er verbot seiner Tochter jeden weiteren Verkehr mit dem jungen Freiherrn und beschloss ihr dies durch Entfernung vom elterlichen Haus zu erleichtern. Doch die jungen Leute waren offenbar schon vom Geist der Neuzeit ergriffen, denn am Morgen der geplanten Abreise erhielt mein Großvater die Schreckenskunde, dass der junge Freiherr seine Tochter während der Nacht entführt habe. Darob große Aufregung und Verfolgung des entflohenen Paares durch den Großvater und seine fünf erwachsenen Söhne. Die Spur der Flüchtigen wurde bis Blankenburg verfolgt und führte dort in die Kirche. Als der Eingang in diese erzwungen war, fand man das junge Paar am Altar stehend, wo der Pastor soeben die rechtsgültige Trauung vollzogen hatte.

Wie sich das Familiendrama zunächst weiter entwickelte, ist mir nicht mehr erinnerlich. Leider starb der junge Ehemann schon nach wenigen, glücklich verlebten Jahren seiner Ehe, ohne Kinder zu hinterlassen. Die...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2023
Reihe/Serie gelbe Buchreihe
gelbe Buchreihe
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Technik Elektrotechnik / Energietechnik
Schlagworte 1816-1892 • Biographie • Elektroingenieur • Elektrotechnik • Erfinder • Physik • Preußen • Siemens • Unternehmer • Wissenschaft
ISBN-13 9783754992265 / 9783754992265
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