FREUNDSCHAFTSANFRAGE AN DAS LEBEN (eBook)
160 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-75697-7 (ISBN)
Klaus Siedenhans beschäftigt sich seit über dreißig Jahren intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung. Als Mutmacher-Coach unterstützt er Menschen mit viel Empathie und einem tiefen Gespür für Emotionen dabei, Lebenszufriedenheit, positive Gestimmtheit und Wohlbefinden zu erlangen und damit leichter ihre Ziele zu erreichen.
Klaus Siedenhans beschäftigt sich seit über dreißig Jahren intensiv mit Persönlichkeitsentwicklung. Als Mutmacher-Coach unterstützt er Menschen mit viel Empathie und einem tiefen Gespür für Emotionen dabei, Lebenszufriedenheit, positive Gestimmtheit und Wohlbefinden zu erlangen und damit leichter ihre Ziele zu erreichen.
Wie man sich eine Burg borgt
Meine Frau und ich stehen vor der Zugbrücke einer Mittelalterburg. Das Mittelalter gehört an und für sich nicht zu unseren Interessensgebieten, aber mein Schwager Harry hat uns eine so unglaubliche Geschichte erzählt, dass wir das Ganze unbedingt mit eigenen Augen sehen wollen.
Wir haben keine Ahnung, wie viele mittelalterliche Burgen es in Deutschland gibt. Aber wir wissen, dass wir vor der einzigen stehen, die nicht im Mittelalter, sondern erst vor nicht mal fünfzehn Jahren gebaut wurde: die Jakubzburg in Mortka.
Wir sind einzig und allein aus dem Grund hier, um den Mann kennenzulernen, der zusammen mit zwei Händen voll Gleichgesinnter eine Burg in seinen Garten baut. Und zwar nicht etwa eine maßstabsgerechte Verkleinerung davon, sondern tatsächlich der Nachbau einer echten Mittelalterburg mit allem Drum und Dran - von der Schmiede bis zu Geheimgängen - inklusive wiedererwecktem Flair von Minnesang und Ritterepen.
Ein neuzeitlicher Nachfahre letzterer begrüßt uns zur sonntäglichen Führung standesgemäß in schwarzer Ritterrüstung. Walter von der Vogelweide kann er beim besten Willen nicht rezitieren: In seiner zweifellos auf Dauer unfassbar schweren, schwarzen Rüstung hat er genug damit zu tun, in der Hitze Haltung zu bewahren. Ihm setzt weniger der Liebe Glut als vielmehr die der Sonne zu.
© Klaus Siedenhans
Der Initiator dieses gestaltgewordenen Mittelalterepos kommt mit dem größten Schlüsselbund, den ich je gesehen habe. Große, eiserne Schlüsselringe, Kordeln und altertümlich aussehende Schlüssel sind zu einem beeindruckenden Zeugnis von Schlüsselgewalt komponiert. Er schlägt dem Ritter zur Begrüßung kurz auf die Schulter – eher behutsam – er scheint genauer zu wissen, wie schwer die Montur des Barden tatsächlich ist. Der Ritter dampft aus seiner Rüstung zurück.
Die Burgführung ist ein vergnüglicher Rundgang voller amüsanter Anekdoten und skurriler Geschichten von alten, scheinbar unnützen Dingen, die hier ein zweites Leben gefunden haben. Wir sehen uralte Färbebecken, die mittels feuchtfröhlichem Wegezoll ihren Weg aus China in die Burg gefunden haben. Daneben gibt es zu Burgtürmen umgebaute ehemalige russische Treibstofftanks und einen Saalboden aus Rochlitzer Porphyr, der in seinem vorherigen Leben als Wandverkleidung eines Fußgängertunnels am Goldenen Reiter in Dresden diente.
Doch die imponierendste seiner Geschichten erzählt von der Baugenehmigung für die Burg. Tollkühn scheint mir die richtige Beschreibung dafür zu sein, überhaupt den waghalsigen Versuch zu unternehmen, ein solch ungewöhnliches Bauprojekt zwischen den zahlreichen gutgetarnten Fangeisen des deutschen Vorschriftendschungels hindurch lavieren zu wollen. Doch der Ritter Lancelot der Jakubzburg zieht mutig in dieses unkalkulierbare Abenteuer und schickt 2006 einen Bauantrag für eine mittelalterliche Burganlage an die zuständige Baubehörde.
Ich versuche mir vorzustellen, wie in einem deutschen Bauamt ein Bearbeiter in einen neuen Bauantrag schaut und sein Blick auf eine Zugbrücke und zinnenbekrönte Türme fällt. Im Grundriss liest er etwas von Rittersaal, Kemenaten und Wehrmauer. Der schaut doch bestimmt als erstes seine Kollegen an, ob einer davon schon übers ganze Gesicht grinst. Denn so ein Antrag kann doch bestenfalls ein Scherz sein.
Ohne viel Federlesen erklärt sich das heimische Bauamt angesichts des zugegebenermaßen sehr außergewöhnlichen Vorhabens für nicht zuständig und verweist an das Oberbauamt nach Dresden. Von dort kommt erst einmal lange Zeit gar nichts und dann eine spröde Ablehnung: Dieses aberwitzige Vorhaben werde nicht die beantragte Unterstützung finden. In der Ablehnung heißt es, dass es in der Umgebung niemals germanisch christliche Burgen gegeben habe und somit auch keine gebaut werden soll. Im gleichen Atemzug weist die Behörde vorsorglich darauf hin, dass von weiteren Anträgen abzusehen sei.
Und so sieht der Burgherr in spe von weiteren Bauanträgen ab und kümmert sich in seinem Beruf als Zahnarzt zunächst mehr um Zahnruinen als Burgen. Bis zu dem bitterkalten Wintertag - gut ein Jahr später - als er mit jemandem auf dem Marktplatz im nahegelegenen Hoyerswerda verabredet ist. Doch derjenige kommt und kommt nicht. Irgendwann ist er so durchgefroren, dass er sich unbedingt irgendwo aufwärmen muss. Ich würde in einem heimeligen Café mit einem hoffentlich guten Cappuccino landen, doch er entscheidet sich für das Städtische Museum von Hoyerswerda. Als wohl einziger Besucher schlendert er durch die Reihen - vorbei an Dioramen und Schaukästen - bis sein Blick an einer Glasvitrine hängenbleibt und er denkt, er sieht nicht richtig: Da steht das Modell einer Burg, und zwar einer germanisch christlichen Burg – er ist sich absolut sicher! Das Exposé verkündet lapidar, dass es sich um das Modell der Burg von Hoyerswerda handelt, die 1326 erobert und geschliffen wurde. Wenngleich die Burg, die vor ihm in der Vitrine steht, nicht aus Stein, sondern aus Holz ist, weist sie dennoch zweifelsfrei alle Merkmale einer germanischen Burg auf. Diese typischen gekröpften Wehr- und Wohntürme kennt er von seiner Bauzeichnung aus dem Effeff. Er ist total aus dem Häuschen und das genau 20 Minuten bevor das Museum schließt.
Er holt sich die Dame, die im Museum gerade Aufsicht hat und redet unentwegt auf sie ein. Sie möge doch um alles in der Welt die Vitrine öffnen und ihm das Modell aushändigen. Sie wird ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, denn es wird ja nichts gestohlen. Er will sich das Modell nur borgen - nur für einen Tag. Das merkt doch keiner. Die Dame kennt ihre Arbeitsplatzbeschreibung und zeigt sich wenig geneigt, dem aufgeregt argumentierenden Besucher das Exponat auch nur leihweise zu überlassen. Doch sie hat nicht wirklich eine Chance. Ihre Standhaftigkeit wird von seinem nicht versiegenden Redeschwall so lange unterspült, bis sie kapituliert und die Glasvitrine öffnet. Er hinterlegt 200 Euro und seinen Personalausweis, um mit dem für ihn unschätzbar wertvollen Exponat das Museum verlassen zu können.
Bereits am nächsten Morgen stellt er es triumphierend auf den Tisch der Dresdner Denkmalbehörde: „Und ob es hier germanische Burgen gab. Hier ist eine und jetzt müsst Ihr den Nachweis führen.“ Da sich der Hauptablehnungsgrund nun nicht mehr aufrechterhalten lässt, bekommt er seine Baugenehmigung. Einen Tag nach Erteilung der Genehmigung beginnen um 5:30 Uhr die Bauarbeiten für die Burg – er will sicherheitshalber Tatsachen schaffen.
Knapp vier Jahre später ist die Burganlage als solche fertig. Zur Eröffnung rechnet man mit 500 Menschen. Schließlich hat sich herumgesprochen, dass in Mortka eine Burg gebaut wird. Als die Zugbrücke aufgeht, stehen 15.000 Menschen davor und füllen das Areal vor der Burg, so weit das Auge reicht. Irgendwie gelingt es trotzdem, alle bis zum Abend durch die Burg zu schleusen. Die Jakubzburg ist heute fantasievolle Kulisse zahlreicher Feste und Open-Air-Veranstaltungen.
Ritterschlag für Courage
Warum tut sich jemand ein so herausforderndes Bauprojekt an? Um in unserem Land mit dem Entwurf einer Mittelalterburg in einem Bauamt vorstellig zu werden, braucht man zweifelsfrei jede Menge innere Stärke und einen geradezu unerschütterlich positiven Blick auf das Leben. Denn dieses Unterfangen ist ähnlich waghalsig wie der Versuch Frodo Beutlins, den Ring Saurons unter für ihn bis dato unvorstellbaren Gefahren, Strapazen und Entbehrungen am Schicksalsberg in Modor umweltgerecht zu entsorgen. Es empfiehlt sich, alles anzunehmen, was man an Hilfe von Riesenadlern, Zauberern, Waldelben, Zwergen und Baumwesen so kriegen kann. Denen werden die zuständigen Behörden gnadenlos alles entgegenstellen, was sie an Vorschriften, Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien aufbieten können.
Doch der angehende Burgherr hat eine Vision und für die ist er bereit, loszugehen – auch wenn abzusehen ist, dass es mühsam werden wird. Und natürlich ärgert er sich, als sein Bauantrag abgelehnt wird. Aber er ärgert sich darüber nicht für den Rest seines Lebens. Er kettet sich auch nicht ans Bauamt oder zieht jahrelang vor Gericht. Er trägt mit Gelassenheit, was er (vorerst) nicht ändern kann und akzeptiert, dass die Dinge manchmal nicht so laufen, wie er es sich vorgestellt hat. Und weil es reine Energieverschwendung ist, deswegen gegen das Leben zu sein, lässt er weder den Kopf noch die Schultern hängen. Er hat etwas Neues gewagt und an Erfahrung gewonnen. Das lässt ihn wachsen und macht ihn resilienter für das Auf und Ab des Lebens – übrigens ein sehr nützliches Sondervermögen an selbst geschaffenem Reichtum.
Selbst mit der Baugenehmigung in der Tasche gibt es immer noch genug Bedenkenträger, die ihn für sein unkonventionelles Vorhaben belächeln, anfeinden oder gar bekämpfen. Denn natürlich hat so ein Burgenbau nicht nur Befürworter....
| Erscheint lt. Verlag | 1.12.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität | |
| Technik | |
| Schlagworte | Akzeptanz • Dankbarkeit • Denken • Gegenwind • Gelassenheit • Gestimmtheit • Gewohnheiten • MENTALE • Neues • Optionen • Positiv • Rückenwind • Scheitern • Selbstverantwortung • Stimmung • Veränderung • Wetterfestigkeit • Wohlbefinden • Zufriedenheit |
| ISBN-10 | 3-347-75697-5 / 3347756975 |
| ISBN-13 | 978-3-347-75697-7 / 9783347756977 |
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