Out of Balance – Überleben (eBook)
102 Seiten
beBEYOND (Verlag)
9783732567089 (ISBN)
ÜBER FOLGE 6:
Michael schart auf Kopernikus immer mehr Anhänger der Rebellion um sich. Und auch die Rebellen auf der Erde versuchen alles, um die Mannschaften im All zu unterstützen - zur Not auch mit Gewalt.
Währenddessen erreichen Cap und Larissa mit der restlichen Crew der Bethany's Revenge die entlegene Raumstation Gouges. Von hier aus wollen sie ihre nächsten Schritte planen und neue Allianzen bilden. Doch die Besatzung der Station lässt sich nicht so leicht überzeugen - und dann taucht auch noch Huggins vor den Toren von Gouges auf. Die Ereignisse überschlagen sich, und plötzlich geht es nur noch um eins: Überleben.
DIE SERIE:
Die Erde in naher Zukunft: Völlige Zerstörung und Hungersnöte beherrschen den Alltag der Menschen. Um den Hunger zu bekämpfen, wird in eigens dafür gebauten Raumstationen genmodifizierte Nahrung produziert. Doch nur die reiche First Class kann sich die Lebensmittel überhaupt leisten.
Auf den Stationen selbst soll die Balance-Regel das Funktionieren garantieren: Überzählige Bewohner werden auf andere Stationen umgesiedelt - wenn es sein muss, auch ohne ihre Familie. Doch im Untergrund entsteht Unruhe, und eine Rebellion gegen das menschenverachtende System bahnt sich an ...
Die SF-Serie von der Gewinnerin des SERAPH-Preis 2019.
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.
2 The Future is female
»Brigadier, Sie legen auf der Stelle einen Umkehrkurs fest und fegen den Mist weg, den Sie auf meiner Station hinterlassen haben!« Anisja Beljajew stand mit geballten Händen vor der Kom-Kamera. »Augenblicklich!«
Lawrence rieb sich den schmerzenden Oberschenkel. Obwohl Adekunle die Stelle, in die einer der Taserpfeile eingedrungen war, sogleich behandelt hatte, strahlte die Wunde ein unangenehmes Brennen und Jucken aus. »Ich nehme an, mit Mist bezeichnen Sie mein ehemaliges, fahnenflüchtig gewordenes Security-Team.« Er versuchte, möglichst freundlich zu schauen, und stellte sich vor, wie sein Lächeln den breiten Bildschirm in Beljajews Büro einnahm.
»Nicht ihr ehemaliges, Huggins. Ihr momentanes. Tun Sie nicht, als ginge Sie das alles nichts mehr an. Sie tragen immer noch die Verantwortung für Ihre Leute!« Die Augen der Kommandantin glommen wütend.
»Tut mir leid, aber was die Beseitigung von Dreck angeht: Lassen Sie das ein paar Saugroboter erledigen. Und was das andere betrifft: Ich bin mit Kopernikus fertig, Kommandantin Beljajew. Sie können gerne alles haben.«
Sie warf theatralisch den Kopf in den Nacken und lachte gekünstelt. Als sie wieder in die Kamera sah, war ihre Miene eisig. »Als ob Ihnen jemals etwas davon gehört hätte. Sie sind ein Rädchen im Getriebe der Konzernmaschine wie wir alle.« Das Bild der Kamera hüpfte kurz, als Beljajew die Faust auf die Tischplatte hieb. »Sie kehren auf der Stelle um, Huggins!«
Lawrence hob belustigt eine Augenbraue. Früher hatte seine Faust auch gerne mit dem Tisch Zwiesprache gehalten. In Zukunft jedoch würde sie auf einen Knopf hämmern und ein paar Raketen losschicken. Das war um einiges effizienter. Immer wenn ihm gerade der Sinn danach stünde, könnte er der Revenge eins auf den Pelz brennen. Seine Mission, seine Regeln. Die Station interessierte ihn nicht mehr. Kira würde er auf irgendeinem Weg noch von dort abholen müssen – oder auch nicht. Diesbezüglich hatte er noch keinen endgültigen Entschluss gefasst. Verpflichtet fühlte er sich keineswegs, aber er mochte ihre Gegenwart. Er kratzte sich am Oberschenkel und räusperte sich. Was er jetzt zu sagen hatte, würde Beljajew ebenfalls wenig schmecken. »Nun, mein Rädchen fehlt jetzt. Chief Security Kreissler wird es würdig durch ihr eigenes ersetzen, und dann können Sie beide mit vereinten Kräften munter an der Kurbel der Konzernmaschine drehen.«
»Was soll das heißen?« Sie musterte ihn prüfend.
Da Lawrence davon ausging, dass die Kommandantin wusste, was das Wort »würdig« zu bedeuten hatte, antwortete er: »Sie müsste schon mit der Triticum auf dem Weg nach Kopernikus sein.«
»Auf Ihre Anweisung hin?« Wieder lachte sie geziert. »Das wird Kommandant Christopher kaum gebilligt haben.«
»Ach, die beiden ergänzen sich wie Taser und Elektroden.« Zugegeben eine äußerst dämliche Parallele, aber Lawrence’ Oberschenkel prickelte dermaßen penetrant, dass ihm keine andere einfallen wollte. Er setzte sein freundlichstes Lächeln auf. »Er frisst ihr aus der Hand.« Wenn er darüber nachdachte, war der Vergleich vielleicht doch nicht so blödsinnig. Mit einem Taser hatte Kreissler einiges gemeinsam.
»Dann sind Sie inzwischen dazu übergegangen, Ihre Scheiße nicht mehr selbst aufzuwischen?« Beljajew war fassungslos. Sie wischte sich über die Stirn, dann atmete sie einmal tief durch und schloss umständlich den letzten Knopf ihrer Uniformjacke. Vermutlich ihre Art, Zeit für eine Retourkutsche zu gewinnen. Schließlich beugte sie sich vor und hämmerte auf ihr Schreibtischkeyboard. Ihr Gesicht verschwand von Lawrence’ Monitor und machte der Zusammenfassung einiger Überwachungskameras Platz. »Messe, Krankenstationsebene, Ihre Ebene«, erläuterte Beljajew knapp.
»Sieht wie immer aus«, log der Brigadier und hatte plötzlich Mühe, sich zu beherrschen. Die Ansicht zeigte verlassene Korridore. Was alles andere als normal war, denn in Kürze würde auf der Station die Frühschicht beginnen. Wo befand sich das Personal? Frühstückte denn niemand?
»Hm«, hörte Lawrence Beljajew aus dem Off brummen. »Wie immer, meinen Sie?«
Die Anzeige wurde kurz schwarz, allem Anschein nach suchte die Kommandantin nach einem exakten Zeitabschnitt.
»Sieht das für Sie ebenfalls wie immer aus?«
Auf einem Ausschnitt eilte Michael Winter durchs Bild. Es folgte Kaito Sakamoto, dann eine außergewöhnlich hübsche Frau mit einem geflochtenen dicken Zopf. Erst nachdem sie aus dem Aufnahmewinkel der Kamera verschwunden war, registrierte Lawrence benebelt, dass er eben Nia gesehen hatte. »Verflucht«, stieß er leise zwischen den Zähnen hervor. Plötzlich erschien erneut Winter, hob den Arm, richtete den Lauf der Waffe direkt auf Lawrence, und der Bildausschnitt wurde schwarz.
Beljajews eisige Miene nahm wieder den Monitor ein. »Ich verliere nach und nach die wichtigen Kameras«, verkündete sie kühl. »Winter und Sakamoto haben ein eindrucksvolles Team gebildet und nehmen sich die Station vor. Ihnen schließen sich immer mehr Leute an. Mitarbeiter der Kantine, medizinisches Personal, Feldarbeiter. Doktor Patel … Huggins! Ihre eigene Freundin! Menschen, die sich bisher nichts zuschulden haben kommen lassen. Menschen, die bis jetzt mit ihrem Leben auf Kopernikus zufrieden waren. Menschen, die wir hier brauchen. Die Kacke ist am Dampfen, nein – am Überkochen, verstehen Sie?«
»Ich habe eine Mission«, stieß Lawrence hervor.
»Exakt. Diese lautet: Rückkehr!«
»Ich wiederhole: Meine Zukunft liegt nicht mehr auf dieser Station. Knallen Sie Sakamoto, Winter und den intriganten Rest einfach ab.«
Ihre Augen verengten sich, und sie massierte sich das Ohrläppchen, als ob sie sich eben verhört habe. »Ich soll Ihre Freundin erschießen? Es gibt viele Bezeichnungen für Sie, Huggins.« Beljajews Stimme rutschte bedrohlich eine Terz tiefer. »Gerade ist ›rückgratloser Jammerlappen‹ dazugekommen.«
In Gedanken ließ Lawrence Kopernikus per Knopfdruck in Flammen aufgehen. Ein lodernder Pilz im Weltall. Obwohl ihm durchaus klar war, dass Feuer und Vakuum nicht zusammenpassten, beruhigte ihn diese Filmsequenz ungemein. Er nahm sie in sich auf und ermahnte sich, sie jedes Mal von Neuem abzuspielen, wenn Beljajew oder irgendeine andere Person versuchen würde, ihre Dummdreistigkeit auf seine Kosten auszuleben.
»Ihr Verhalten wird Konsequenzen haben. Glauben Sie nur nicht, Sie kämen unge–«
»Leben Sie wohl, Kommandantin.« Lawrence beendete die Verbindung. Beljajew konnte sich den Rest des Satzes in den Hintern schieben.
*
Nachdem sich das Tor zum Hauptkorridor kreischend hinter ihm geschlossen hatte, gewann sein Körper mit jeder Bewegung, mit jedem Meter, den er lief, die gewohnte Schwere zurück. Ein seltsames Gefühl. Zugleich fand Caps Gleichgewichtssinn wieder Orientierung. Er spürte Larissas Hand an seinem Arm. Der graduelle Wechsel der Null-Schwerkraft zur Gravitation zauberte ein übermütiges Grinsen auf ihr Gesicht.
»C’est dingue!«, flüsterte sie.
»Bei allen vorhandenen Göttern, endlich«, kam es erleichtert von Big Bethany, die eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte, sich an den Griffen bis zum Ende des Ganges zu hangeln.
Mit einer Handbewegung forderte Hiroyuki das Team auf, ihm zu folgen, und legte die letzten Meter zu einer weiteren Verbindungstür im Laufschritt zurück. Cap folgte ihm im wahrsten Sinne des Wortes erdenschwer. Noch bevor Hiroyuki den Finger auf den Öffner legen konnte, schob sich das meterdicke Metall auseinander, eine junge Frau stürzte über die Schwelle, drückte den Biologen ungalant zur Seite und blieb unentschlossen vor Cap stehen.
»Du trägst Großvaters Uhr noch«, sagte sie und deutete auf sein Handgelenk. Dann fiel sie Cap um den Hals. »Ich hab schon nicht mehr daran geglaubt!« Der Rest ging in Marges Schluchzen unter.
Sie ließen Marge vorangehen. Cap konnte das verklärte Lächeln in seinem Gesicht einfach nicht unterdrücken und wusste, dass er für alle anderen aussehen musste, als wäre er nicht gerade das hellste Licht im Leuchter. Seine Blicke hingen an Marges Rücken, an ihrem nackenlangen Haar, das bei jeder Bewegung wippte, an ihren schlanken, erstaunlich sehnigen Armen. Sie hatte deutlich an Muskulatur zugelegt. Außerdem kam es ihm vor, als sei sie gewachsen, was natürlich himmelschreiender Unsinn war.
»Hat Nia dir Drogen gegeben oder so was?«, kicherte Larissa in seinem Kopf. »Wisch mal schnell das entrückte Grinsen aus deinem Gesicht, Charlotte sah nicht aus, als ob sie empfänglich für Süßholzraspler wäre.«
»Erstens raspele ich nicht, und zweitens ist mir das schnurz«, sendete Cap ausgelassen zurück. »Von mir aus soll Beths Ex ruhig denken, ich wäre geistig unterbelichtet.«
»Das … sie … Fälle«, kam es undeutlich bei ihm an.
Er drehte sich ihr zu und runzelte die Stirn. »Schick mir den Satz noch einmal«, bat er sie in Gedanken.
Larissa reagierte nicht, sondern zuckte nur die Schultern, als ob sie nicht wüsste, was er von ihr wollte. Ein »Wow« entfuhr ihr, als sich die nächste Tür öffnete.
Der Unterschied zwischen Kantine und Hauptkorridor hätte größer nicht sein können. Die Wandverkleidung der Messe leuchtete in einem hellen Weiß, und schon dadurch wirkte der Raum einladend. Da es in diesem Sektor der Station keine Bullaugen gab, lenkte nichts vom Inneren ab, in dem sich die Bewohnerinnen künstlerisch verewigt hatten. Unbeholfene Wandzeichnungen schreiend bunter Strichmännchen, die zu tanzen schienen, wechselten sich mit ausgetüftelten Gemälden üppiger Blumenwiesen und Waldlandschaften ab. In der Mitte des Raumes stand eine lange Reihe...
| Erscheint lt. Verlag | 31.5.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Fallen Universe | Fallen Universe |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| Technik | |
| Schlagworte | All • Apokalypse • Balance-Regel • Biotechnologie • Camps • Dranbleiber - Deine Serien! • Erde • First Class • Frachter • Frontiersmen • Hunger • Kepler • Kopernikus • Nahe Zukunft • OC-Gun • Ökothriller • Raumstation • Rebellen • Science Fiction Romane • Shuttle • Star Trek • Star Wars • The Shelter • Weltall • Weltraum • Zukunft |
| ISBN-13 | 9783732567089 / 9783732567089 |
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