3D-Druck im Unternehmen (eBook)
206 Seiten
Carl Hanser Fachbuchverlag
978-3-446-45822-2 (ISBN)
Andreas Fischer ist Professor für Industriedesign an der mAHS Stuttgart und Gründer von Start-ups mit Schwerpunkt in der additiven Fertigung.
Andreas Fischer ist Professor für Industriedesign an der mAHS Stuttgart und Gründer von Start-ups mit Schwerpunkt in der additiven Fertigung.
Inhalt 6
Vorwort 10
1 Einführung in die Additive Fertigungstechnologie 14
1.1 Entwicklung Additiver Fertigungsverfahren im Überblick 14
1.2 Einordnung der Verfahren Fused Deposition Modeling (FDM)/Fused Layer Modeling (FLM) 17
1.3 Gemeinsamkeiten und Unterschiede Additiver Fertigungsverfahren 20
1.3.1 Vergleichbare Parameter 20
1.3.2 Besonderheiten des FDM/FLM-Verfahrens 23
1.4 Der Produktentstehungsprozess bei Additiven Fertigungsverfahren 23
1.4.1 Vorteile gegenüber der konventionellen Produktentwicklung 23
1.4.2 Datenerstellung – von der CAD- zur STL-Datei 29
1.4.3 3D-Scanning – alternative Wege der Datenerzeugung 32
1.4.4 Reverse Engineering – vom Bauteilscan zum Objekt 34
1.4.5 Bauteilerstellung 35
1.4.6 Nachbearbeitung 39
1.5 Trends im 3D-Druck-Umfeld 42
1.5.1 Der 3D-Druck als disruptive Technologie 42
1.5.2 3D-Druck und Industrie 4.0 43
1.5.3 3D-Druck und personalisierte Produktion 44
1.5.4 3D-Druck und Nachhaltigkeit 47
2 Additive Prozesstechnologie 48
2.1 Fused Deposition Modeling (FDM) 48
2.1.1 FDM-Materialien 49
2.1.2 FDM-Anlagen (Label Stratasys) in der Übersicht 54
2.1.3 MakerBot 60
2.2 Fused Layer Modeling (FLM)-Systeme 62
2.3 Thermoplastische Stützmaterialien 69
2.3.1 Entfernung von Stützmaterialien bei FDM-Systemen 70
2.3.2 Entfernung von Stützmaterialien bei FLM-Systemen 72
2.4 Additive Fertigung von Faser-Kunststoff-Verbund-(FKV-)Bauteilen 81
2.4.1 Faser-Kunststoff-Verbund mittels SLS 81
2.4.2 Faser-Kunststoff-Verbund mittels FDM/FLM 82
2.5 Integration von Funktionen 86
2.6 Oberflächenbearbeitung von FDM-/FLM-gefertigten Bauteilen 90
2.6.1 Sandstrahlen 92
2.6.2 Gleitschleifen 93
2.6.3 PPSF-Nachbearbeitungstechnik 94
2.6.4 Finishing Touch Smoothing Station 95
2.7 Integration von Additiven Systemen in die Fertigung 97
2.7.1 Besonderheiten und Einsatzmöglichkeiten der Additiven Fertigung 97
2.7.2 Materialise – ein Beispiel einer Additive Manufacturing-Fabrik 99
3 3D-Druck als ergänzendes oder alternatives Fertigungsverfahren – Auswahlprozesse und Entscheidungsmodelle 106
3.1 Anwendungsfelder des 3D-Drucks 107
3.1.1 Rapid Prototyping – 3D-Druck in der Produktentwicklung 108
3.1.2 Rapid Tooling – 3D-Druck im Werkzeug- und Formenbau 111
3.1.3 Rapid Manufacturing – 3D-Druck in der Fertigung 115
3.1.4 Weitere Anwendungsfelder 126
3.1.5 Handlungsfelder der Additiven Fertigung 130
3.1.6 Typische 3D-Druck-Branchen 132
3.2 Die fertigungsgerechte Konstruktion – Besonderheiten beim Einsatz von 3D-Druck (Beispiel: FLM) 133
3.2.1 Mechanische Belastung 134
3.2.2 Qualität 135
3.2.3 Druckzeit und Materialverbrauch 138
3.2.4 Zusammenfassung 142
3.3 Rahmenbedingungen für die Einführung von 3D-Druck im Unternehmen 144
3.3.1 Die CAx-Kette 144
3.3.2 ERP und PPS 146
3.3.3 CRM und Co-Creation 147
3.3.4 Die Wertschöpfungskette – eine Potenzialanalyse 150
3.3.5 Qualitätssicherung (Simulation statt Prüfung) 151
3.4 Kosten und Nutzen 153
3.5 Der Auswahlprozess zur Einführung von 3D-Druck im Unternehmen (Beispiel: FLM) 155
3.5.1 Anforderungen ermitteln 155
3.5.2 Best Practise: Good Practise 162
3.5.3 Lessons learned 164
3.6 Zusammenfassung und Ausblick 165
4 Anwendungsbeispiele 170
4.1 Segway-Ersatzteile aus dem 3D-Drucker (Sewato) 170
4.2 Der Oktopus Sipho Aktuator (Fraunhofer IPA) 174
4.3 Clear Cast Integration – Lichtleiter-Integration in FDM-Bauteilen (Covestro AG und Fraunhofer IPA) 178
4.4 Hybrider Leichtbau-Industrie-Hocker (Volkswagen und Fraunhofer IPA) 182
4.5 Verbundwerkstoff-Bauteile durch verlorene FDM-Formen erzeugen (Stratasys) 185
4.6 FDM in der Luft- und Raumfahrt (Airbus und ULA) 189
4.7 Funktionales Werkzeuggehäuse (WS Engineering und Suhner) 192
4.8 Vorrichtungsbau mit FDM (BMW) 194
4.9 FDM-Fertigung bei der NASA 195
4.10 Mit FDM erzeugte iPhone-Halterung (Pedal Brain) 197
4.11 Über das Smartphone gesteuerte Schlösser (Kisi) 198
4.12 Additiver Fahrrad- und Brückenbau aus Metall (MX3D) 199
Stichwortverzeichnis 204
| 2. | Additive Prozesstechnologie |
| 2.1 | Fused Deposition Modeling (FDM) |
Wie bereits erwähnt, verbirgt sich hinter dem Begriff und dem System Fused Deposition Modeling (FDM) das Unternehmen Stratasys. Es ist ein amerikanisches Unternehmen, welches ursprünglich im Bundesstaat Minnesota gegründet wurde und inzwischen den Hauptsitz nach Rehovot in Israel verlegt hat. Der Sitz in Eden Prairie wurde dennoch beibehalten. Stratasys verkaufte seine erste Fused-Deposition-Modeling-Maschine 1991 und hat seitdem die größte Anzahl von additiven Fertigungsanlagen auf den Markt gebracht. Neben MakerBot im Jahr 2013 hat Stratasys 2012 den Anlagenhersteller Objet Geometries übernommen. Auch wurde der Bereich der Dienstleistung, die bei Stratasys durch RedEye abgedeckt wurde, durch die Integration der Unternehmen Solid Concepts und Harvest Technologies erweitert. Das Anlagenportfolio von Stratasys im FDM-Bereich reicht von Desktop-Modellen bis hin zu Produktionssystemen für die Kleinserienfertigung.
Die FDM-Anlagen von Stratasys (siehe Abschnitt 2.1.2) unterscheiden sich in einigen Aspekten, sei es hinsichtlich des Bauvolumens, der Materialbandbreite, des Stützmaterials sowie der zusätzlichen Anforderungen, wie zum Beispiel Waschanlagen oder Aufstellort. Wie bei allen Additiven Extrusionssystemen kommen bei FDM-Anlagen nur thermoplastische Kunststoffe, sowohl für den Modell- als auch den Stützbereich, zum Einsatz.
Thermoplaste sind die einzigen Kunststoffe, die sich beliebig oft erhitzen und erstarren lassen, wenn die thermische Zersetzungstemperatur nicht überschritten wird. Diese Eigenschaft macht sie attraktiv und konkurrenzlos im Bereich der Additiven Fertigung.
| 2.1.1 | FDM-Materialien |
Sowohl das Modell- als auch das Stützmaterial liegen als thermoplastisches Filament mit einem Durchmesser von 1,75 mm vor. Je nach Anlagentyp wird das Filament auf Rollen oder in Kartuschen bereitgestellt. Grundsätzlich sind FDM-Anlagen (Label Stratasys) mit zwei Schmelzeinheiten ausgestattet, wobei eine für das Modellmaterial und die zweite für das Stützmaterial vorgesehen ist. Das thermoplastische Filament wird mechanisch in die Schmelzdüsen gefördert und durch diese extrudiert. Die dabei entstehenden Extrusionsraupen werden dann über Achsbewegungen gezielt und schichtweise aufgetragen.
Bei FDM-Anlagen handelt es sich immer um ein Drei-Achssystem in Portalanordnung. Die XY-Auflösung der Anlagen wird durch den Düsendurchmesser bestimmt. Sie ist meist fix und nicht variabel. Die Z-Auflösung wird über eine Achse realisiert und ist somit bei einigen FDM-Anlagen einstellbar (siehe Bild 2.1).
Bild 2.1 Der FDM-Prozess (Quelle: FhG IPA)
Weiterhin wird bei FDM-Anlagen mit Bauplatten oder speziellen Folien gearbeitet, auf die im ersten Schritt zehn Schichten Stützmaterial aufgebracht werden. Wichtig für den Prozess ist sowohl die gute Verbindung von Stützmaterial mit der Bauplatte oder Folie als auch die Verbindung mit dem Modellmaterial. Auf die zehn Schichten Stützmaterial, die eine Ausgleichsfunktion haben, wird im Folgeschritt Modellmaterial aufgebracht. Dadurch entsteht schichtweise das gewünschte Bauteil. Stützmaterial wird bei diesem Additiven Prozess auch bei Überhängen benötigt, die größer als 45° sind. Nachdem das Bauteil additiv erzeugt wurde, muss die Stützstruktur in einem weiteren Schritt entfernt werden.
HINWEIS: Je nach eingesetztem Modellmaterial ist das Stützmaterial mechanisch entfernbar oder löslich. Bei mechanisch entfernbarem Stützmaterial ist darauf zu achten, dass Hohlräume oder filigrane Bauteilsegmente nicht realisierbar oder zumindest problematisch sein können. Das lösliche Stützmaterial wird chemisch in einer erwärmten und umgewälzten Flüssigkeit aufgelöst. Hier ist darauf zu achten, dass Hohlräume mit mindestens einer Öffnung versehen sind, um das Eindringen der Flüssigkeit zu ermöglichen. Das Bauteil sollte nach dem Auflösen des Stützmaterials in klarem Wasser für einige Stunden gereinigt werden, um Reste der Entstützungsflüssigkeit zu entfernen.
Ein weiteres Feature der Stratasys-FDM-Anlagen ist die Möglichkeit, verschiedene Füllstrategien direkt durch die Bahnplanung zu erzeugen. Bei Stratasys wird hauptsächlich die Rectilinear-Strategie genutzt, die einer 45°-Schraffur ähnelt (siehe Bild 2.2). In jeder Schicht werden die Bahnen um 90° gedreht, um eine bessere Schichthaftung zu erzeugen. Je nachdem, wie weit die Bahnen auseinander liegen, kann so eine massive Füllung oder eine quadratische Hohlstruktur erzeugt werden, die keine Stützung benötigt.
Bild 2.2 Bahnen der Rectilinear-Füllstrategie (Quelle: http://manual.slic3r.org/expert-mode/infill)
Bei FDM-Anlagen gibt es drei Modellfüllungen:
-
vollgefüllt
-
Sparse hohe Dichte
-
Sparse geringe Dichte
Mit der Einstellung „Sparse geringe Dichte“ lässt sich die größte Menge Modellmaterial einsparen und gleichzeitig Leichtbau erzeugen. „Sparse“ steht bei Stratasys für eine quadratische Hohlstruktur, die über den Abstand der parallelen Bahnen in der Größe der einzelnen Quadrate und damit der Dichte variiert werden kann. Nachteil dieser Füllung ist, dass die Bauteile nicht so belastbar wie vollgefüllte Bauteile sind und dass, insbesondere bei löslichem Stützmaterial, Flüssigkeit in das Innere des Bauteils eindringen kann, was zu längeren Säuberungs- und Trocknungsphasen führt.
Die aktuellen Modellmaterialien für FDM-Anlagen unter dem Label Stratasys sind im Folgenden aufgeführt.
ABSplus
ABSplus bietet eine mehrfarbige Farbpalette und lässt sich mit einem Großteil der FDM-Anlagen von Stratasys verarbeiten. Es sind neun Farben verfügbar. Zusätzlich gibt es die Option der benutzerdefinierten Farben. Der Farbwechsel kann bei FDM-Anlagen nur schichtweise erfolgen. ABSplus ist schlagfest, spröde und kompatibel mit löslichem Stützmaterial. ABS steht für Acrylnitril-Butadien-Styrol und findet vornehmlich Einsatz in Haushalts- und Konsumprodukten.
ABSi
ABSi ist ein transparenter Thermoplast. Dieser ist in drei verschiedenen Farben verfügbar und speziell für den Automobilbau, die Luftfahrt und für medizinische Geräte geeignet. Hochtransparente Bauteile können wegen der Schichtbildung mittels FDM nicht erzeugt werden. Auch der Werkstoff ABSi ist kompatibel mit löslichem Stützmaterial.
ABS-M30
ABS-M30 ist zu 25 bis 70 % belastbarer als herkömmliches ABS und lässt sich dadurch direkt für mechanisch anspruchsvolle Anwendungen, wie den Werkzeug- oder Musterbau, einsetzen. ABS-M30 ist kompatibel mit löslichem Stützmaterial.
ABS-M30i
Mit ABS-M30i hat Stratasys einen Kunststoff im Programm, der Gamma- oder EtO-sterilisiert werden kann. Sterilisation bezeichnet die Abtötung aller lebenden Organismen, was zum Beispiel in der Chirurgie sehr wichtig ist. EtO-Sterilisation wird mit Ethylenoxid durchgeführt, wohingegen Gamma-Sterilisation strahlungsbasiert ist. Die Kompatibilität mit löslichem Stützmaterial ist zusätzlich gegeben.
ABS-ESD7
ABS-ESD7 ist eine weitere Variation von ABSplus, dass sich dadurch auszeichnet, dass es statische Elektrizität ableiten kann. Dies ist in der Elektrotechnik eine wichtige Funktionalität, da viele Bauteile durch statische Elektrizität zum Versagen gebracht werden können. Auch bei diesem Material ist die Kompatibilität mit löslichem Stützmaterial gegeben.
ASA
ASA steht für Acrylester-Styrol-Acrylnitril und ist wie ABS ein weiteres Terpolymer, das hochwertige, glänzende und kratzfeste Oberflächen bildet. Zusätzlich ist es UV-beständig und in zehn unterschiedlichen Farben erhältlich. Die Kompatibilität mit löslichem Stützmaterial ist auch bei ASA gegeben.
FDM Nylon 12
Zu den Anwendungen von FDM Nylon 12 im Luft-, Raumfahrt- und Automobilbereich zählen kundenspezifische Produktionswerkzeuge, Montagevorrichtungen und Prototypen für die Innenverkleidung, Lufteinlassbauteile mit geringer Wärmeleitfähigkeit und Antennenabdeckungen. Dieses breite Einsatzspektrum ist auf die sehr hohe Schlagfestigkeit sowie die chemische Beständigkeit des thermoplastischen Materials zurückzuführen. FDM Nylon 12 ist schwarz und kompatibel mit dem Stützmaterial SR-110 von Stratasys.
PC
Polycarbonat ist ein hochwertiger Kunststoff mit hohen Biege- und Zugfestigkeiten. Diese Eigenschaften des Werkstoffs können insbesondere für die Herstellung von...
| Erscheint lt. Verlag | 9.7.2018 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Technik ► Maschinenbau |
| Schlagworte | 3D-Druck • Additive Fertigung • Additive Manufacturing • Anwendungsbeispiele • Best Practices • Entscheidungshilfe • Fused Deposition Modeling • Fused Layer Modeling • Leitfaden • Rapid Manufacturing |
| ISBN-10 | 3-446-45822-0 / 3446458220 |
| ISBN-13 | 978-3-446-45822-2 / 9783446458222 |
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