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Was Tiere können (eBook)

Wie sie denken - Wie sie kommunizieren - Wie sie uns überraschen - Von der renommierten Verhaltensforscherin
eBook Download: EPUB
2019
Goldmann Verlag
978-3-641-23031-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Was Tiere können - Emmanuelle Pouydebat
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Die fabelhafte Welt der Anomalie

Spinnen, die mit Lassos jagen, Biber, die die längsten Dämme der Welt bauen, und Papageien, die mit 150 Worten ein Gespräch führen können. Die Intelligenz der Tiere ist erstaunlich und immer aufs Neue unergründlich. Tiere sind Ingenieure, Strategen, Entdecker – und oft erschreckend menschlich. Wie sie uns begeistern und was wir von ihnen lernen können, zeigt uns die bekannte Verhaltensforscherin Dr. Emmanuelle Pouydebat mit eindrucksvollen Geschichten aus ihrer Forschung. Wer bisher glaubte, der Mensch sei das einzig intelligente Wesen auf diesem Planeten, sollte bei der Lektüre auf seine Scheuklappen aufpassen.

Dr. Emmanuelle Pouydebat ist Verhaltensforscherin und beschäftigt sich seit über 15 Jahren mit den unglaublichen Phänomenen der Tierwelt. Sie veröffentlichte zahlreiche Artikel in Fachjournalen und ist dafür vielfach mit wissenschaftlichen Preisen ausgezeichnet worden. Momentan arbeitet sie am Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris und begeisterte mit ihrem Buch ganz Frankreich.

Kapitel 1

Die Intelligenz, eine rein menschliche Besonderheit?

Ein kleiner Hinweis unter Freunden

Will man den Ursprung des Menschen, der menschlichen Besonderheiten und der etwaigen Besonderheiten seiner Intelligenz verstehen, dann stolpert man gleich zu Beginn über ein größeres Problem, das auch heute noch für heftige Diskussionen sorgt: Wie definiert man einen Menschen?

Was ist der Mensch?

Der Mensch ist ein Tier. Genauer gesagt ist er ein Primat. Von der ökologischen Warte aus gesehen ist der Mensch ein tagaktiver, allesfressender Spitzenprädator, der in komplexen gesellschaftlichen Systemen lebt. Und nein, der Mensch stammt nicht vom Affen ab – schließlich zählt die Mehrheit der internationalen Gemeinschaft von Primatenforschern und Paläoanthropologen ihn zu genau dieser Gruppe! Tatsächlich haben wir viele Gemeinsamkeiten mit den anderen Affen. Dementsprechend werden Menschen innerhalb der Familie der Hominiden eingegliedert, die neben dem Menschen – der heutigen Art wie auch ausgestorbenen – Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans umfasst.1 Folglich ist der Mensch ein Menschenaffe oder gehört zumindest zur selben Familie. Aber das hindert ihn natürlich nicht daran, unzählige Unterschiede zu den anderen Mitgliedern seiner Familie aufzuweisen. Der Mensch von heute unterscheidet sich von den anderen Tieren durch seinen aufrechten Gang. Außerdem besitzt er Ohren, ein Gesicht, einen Unterkiefer und einen nicht sehr ausgeprägten Überaugenwulst. Darüber hinaus lässt sich eine (für gewöhnlich!) schwache Behaarung feststellen, mit Ausnahme von Kopf, Achseln, Schambein und dem Bartwuchs bei den männlichen Spezies. Trotzdem besteht an unserer Verwandtschaft zu den Schimpansen gar kein Zweifel. Manche Wissenschaftler schlagen – unter anderem basierend auf der genetischen Nähe – sogar vor, den Menschen (Homo sapiens) und die Schimpansen (Pan troglodytes) in einer einzigen Gruppe zu vereinen: Homo.2 Die Schimpansen könnten somit wissenschaftlich als Homo troglodytes bezeichnet werden, es sei denn, man wäre noch etwas kecker und würde sie Pan sapiens nennen, wie das bereits vorgeschlagen wurde!3 Unterdessen zählen Menschen allgemein zur Gattung Homo, und alle heutigen Menschen werden den Homo sapiens zugeordnet. In der Vergangenheit folgten viele menschliche Arten aufeinander oder existierten bisweilen zeitgleich, wie der Homo sapiens und der Homo neanderthalensis, die in dem Zeitraum von vor 250.000 bis 28.000 Jahren Zeitgenossen waren (man spricht hier sogar von Hybridisierung). Die etwas ältere Lucy (3,3 Millionen Jahre), scheint sich nicht beständig im aufrechten Gang fortbewegt zu haben, sondern noch in den Bäumen herumgeklettert zu sein. Aus diesem Grund wird sie nicht direkt der menschlichen Linie zugewiesen, sondern der Gattung der Australopithecus (Australopithecus afarensis). Den ersten Arten, die hingegen der Gattung Homo zugewiesen werden (Homo rudolfensis, Homo habilis), aufgetaucht vor etwa 2,4 Millionen Jahren in Afrika, werden menschliche Charakteristika zugesprochen, darunter ein größeres Gehirnvolumen (über 550 cm3), Hände, die zur Herstellung von Werkzeug aus Stein geeignet sind, sowie der beständige aufrechte Gang.

Der Mensch, dieser Primat

Folglich ist der Mensch also ein Tier, genauer gesagt ein Primat. Aber wo genau ist sein Platz, und wer bestimmt ihn? In der Ordnung der Primaten (aus dem Lateinischen primas, was so viel bedeutet wie: »der den ersten Platz, innehat«) gehört er zu den Höheren Säugetieren. Man unterscheidet die Primaten von anderen Säugetieren anhand von charakteristischen Merkmalen, wie dem opponierbaren Daumen, dem Vorhandensein von Nägeln (bei den allermeisten), einem relativ flachen Gesicht, dem räumlichen Sehen oder auch der Eigenheit, dass bei den meisten die oberen Gliedmaßen (also Arm, Unterarm und Hand) größer sind als die unteren Gliedmaßen (Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß). Die über 250 Arten der Primaten heutzutage teilen sich in zwei große Gruppen auf: Feuchtnasenprimaten (Lemuren, Loris, Galagos) und Trockennasenprimaten (oder Affen), zu denen man die Menschenaffen zählt, Hominiden genannt, unter ihnen auch der Mensch. Genau genommen gruppieren sich unter den Affen etwa hundert so unterschiedliche Arten wie Marmosetten, Tamarine, gewöhnliche Totenkopfaffen, Makaken, Paviane, Stummelaffen, Schimpansen oder auch Gorillas. Alle haben ihre Eigenheiten, sowohl in morphologischer Hinsicht als auch was das Verhalten betrifft. Es gibt ebenso viele unterschiedliche Verhaltensformen, wie es Affen gibt, und das, was auf eine Art zutrifft, muss bei einer anderen nicht zwingend gelten. Eine Entdeckung bei einer Art (wie zum Beispiel bei den Pavianen) darf keineswegs verallgemeinernd auf alle Affen angewandt werden. Paviane stehen nicht stellvertretend für »den« Affen.

So ist der Mensch ein Primat mit der Nase eines Koboldmakis, seine Nasenlöcher zeigen nach unten wie bei den Stummelaffen oder den Pavianen, und er besitzt, ebenso wie die Gibbons, die Gorillas, die Schimpansen, die Bonobos oder die Orang-Utans, keinen Schwanz. Die gemeinsamen Punkte zeigen sich im Verhalten (Spielen, Pflege des Nachwuchses, Lernen, Bestimmen einer Rangordnung). Es reicht, die Menschenaffen zu beobachten, die Makaken, die Paviane, die Tamarine oder auch die Lemuren, um das zu verstehen. Beobachten Sie, wie Schimpansen miteinander spielen, wie die Muttertiere der Orang-Utans ihre Jungen beschützen; beobachten Sie, wie sich männliche Tamarine um ihren Nachwuchs kümmern oder auch wie Gorillas oder Paviane versuchen, den Chef der Gruppe zu stürzen.

Die Besonderheiten des Menschen

Die Definition des Menschen ist das Herzstück des größten wissenschaftlichen Rätsels: des menschlichen Ursprungs. Im Gegensatz zu dem, was man annehmen könnte, sind hier noch viele Fragen offen. Lassen Sie es uns vereinfachen und sagen, die Paläoanthropologen haben Fossilien zur Gattung Mensch gezählt, sobald sie über ein höheres Gehirnvolumen verfügten (über 550 cm3), Merkmale für einen beständigen aufrechten Gang aufwiesen, die Fähigkeit besaßen, Steinwerkzeug herzustellen, oder an einem Ort gefunden wurden, an dem auch Steinwerkzeug vorhanden war. Die Gesamtheit dieser Merkmale steht mehr oder weniger mit dem in Verbindung, was wir in diesem Buch als Intelligenz bezeichnen.

Betrachten wir zunächst einmal das Gehirnvolumen, also die 550 cm3 oder mehr, wenn man den Schätzungen für den Homo habilis Glauben schenkt, der als erste menschliche Art erachtet wird. Die Größenzunahme des Gehirns im Lauf der Entwicklung der Gattung Homo ist eine Tatsache. Es ist nachgewiesen, dass das Gehirn proportional zum körperlichen Wuchs größer wurde. Genauer gesagt scheint der obere und vordere Bereich des Gehirns (im Bereich der Stirn) größer geworden zu sein, faltete sich und schuf neue Windungen. Dieser Bereich, der Neocortex, ist der Sitz der übergeordneten geistigen Fähigkeiten, wie räumlichem Denken, Sprache oder auch Bewusstsein und Erinnerung. Zum Verständnis: Der Neocortex repräsentiert 20 Prozent vom Gewicht des Gehirns einer Spitzmaus, wohingegen es beim Menschen 80 Prozent sind. Dieser Neocortex scheint ein Privileg der Säugetiere zu sein und fehlt offenbar bei Fischen, Amphibien oder Vögeln. Dabei sind diese Tiere durchaus in der Lage, intelligentes Verhalten zu beweisen, wie wir etwas später noch sehen werden. Tatsächlich muss man hier mit schnellen Schlüssen vorsichtig sein, denn selbst Gattungen, die keine enge Verwandtschaft aufweisen, wie zum Beispiel der Mensch und der Vogel, und auch ganz unterschiedliche Morphologien haben, können aus denselben Zellen bestehen, die nur anders strukturiert und angeordnet sind.4 Das Gehirnvolumen demzufolge mit dem Verhalten oder gar der Intelligenz zu assoziieren, ist ein äußerst fragliches Unterfangen. Um das zu bewerkstelligen, müsste man eine Verbindung zwischen Intelligenz, der eigentlichen Struktur des Gehirns (Organisation, Anzahl der Synapsen …) und dem damit verbundenen Verhalten herstellen, was anhand des Studiums von Fossilien unmöglich ist. Wir können also eine Zunahme des Gehirnvolumens festhalten, sie allerdings mit der Entwicklung von besonderen kognitiven Fähigkeiten gleichzusetzen, scheint schwierig. Umso mehr, als neuere Studien zeigen, dass das menschliche Gehirn gar nicht so einzigartig ist und auch seine Größe nicht so stichhaltig dafür spricht, die Intelligenz damit zu koppeln. Studien über die Zellkomposition des Gehirns von Menschen, anderen Primaten, Nagetieren, Insektenfressern und Vögeln zeigen tatsächlich, dass man durch die Größe des Gehirns nicht länger auf die Anzahl der Neuronen schließen kann.5 Vögel haben zum Beispiel eine Vielzahl Neuronen im Pallium, einer Region des Gehirns, die für kognitive Funktionen wie dem Planen der Zukunft steht. Dementsprechend verfügen sie im Vergleich zu Primaten, trotz ihres bisweilen vermeintlich kleinen Gehirns, über eine ähnliche, um nicht zu sagen größere Neuronenanzahl im Vorderhirn.6 Dabei stellen die Neuronen das Fundament der kognitiven Fähigkeiten dar. Folglich scheint es also angemessener, die kognitiven Fähigkeiten – und somit die Intelligenz – in Bezug zur Neuronenzahl zu stellen...

Erscheint lt. Verlag 18.2.2019
Übersetzer Alexandra Baisch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel L'Intelligence animale
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Natur / Ökologie
Technik
Schlagworte Bestseller • eBooks • Einfühlungsvermögen • Entdecker • Fauna • König der Löwen • Mensch • Natur • Safari • Tiere • Welt
ISBN-10 3-641-23031-4 / 3641230314
ISBN-13 978-3-641-23031-9 / 9783641230319
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